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Sofia, du hast so viele Gesichter…

Sofia, eine Stadt wie keine andere… Nach diesem Satz sind die Erwartungen normalerweise hoch. Ich aber wusste von Sofia nichts und hatte eigentlich gar nicht geplant mein verlängertes Wochenende dort zu verbringen. Bis zu dem Punkt als meine Pläne für meine Fahrt nach Montenegro platzten, weil meine mitreisende leider nicht konnte. Alleine Reisen wollte ich nicht weshalb ich mich zurücklehnte und erst mal treiben ließ und überlegte was als Plan B infrage käme. Plan B meldete sich vollkommen selbstständig und ohne Vorwarnung in der Erscheinung von Olivera (Ich hatte sie bei meiner ersten Reise in Belgrad kennengelernt), sie erinnerte sich das ich in Nis wohnte und wollte gerne eine Nacht bei mir übernachten um am nächsten Morgen einen frühen Bus zu nehmen. Bei mir machte es „Bling“ und ich schrieb ihr dass ich mich ihrer Reise gerne anschließen möchte. Zwei Tage später saßen wir um 4 Uhr morgens im Bus in Richtung der Grenze Bulgariens. Nach 4 Stunden waren wir endlich da. Ich wusste das es Sonntag war, aber in dieser Großstadt herrschte eine Grabesstille. Die Straßen in Sofia sind riesig und emens Breit und weit und breit war kein Auto zu sehen, außer ein paar Taxis. Ebenfalls herrschte eine Stunde Zeitverschiebung, also war es schon 9:00 Uhr. Ich nahm erschöpft meine 5kg schwere Tasche (weil ich immer noch keinen Rucksack hatte) und folgte Olivera zu ihrem Hostel, welches sie meinte „ganz in der Nähe“ liegt.  Dieses ganz in der Nähe waren 1,5km und 30min. zu Fuß durch die Stadt. Als wir ankamen, heulte mein Rücken wie am Spieß, aber ich war selbst schuld. Dann kam auf uns ein weiteres Problem zu. Mein Hostel lag 2 weitere Kilometer von ihrem, da ihres schon vollkommen ausgebucht war, hatte ich in Eile ein weiteres mit eine guten Rezension gesucht und gefunden, leider etwas weiter weg… Ich entschied mich ein Taxi zu nehmen (was sehr kostengünstig ist) und kam endlich da an wo meine Sachen hingehörten. 

Wie ihr euch vorstellen könnt war gemeinsame Zeitverbringen und treffen mit Olivera etwas erschwert, da ich, sobald ich das Hostel verließ, kein Internet (und auch kein Roaming ihr Scherzkekse) hatte um irgendjemanden zu kontaktieren. Den ersten Tag gesellten wir uns zu einer FreeTour in Sofia an, die sehr informativ und spannend war. Unser Guide hieß Martin und sprach mit einem starken Bulgarischen Akzent (rollte das Rrrrrrrrr) und nach jedem zweiten Satz sagte er: „….Guys,…….so guys….“ Was ihn sehr sympathisch machte. Nach drei Stunden kostenloser Tour wusste ich eins, Sofia war eine Puzzle-Stadt. Auf einem großen Platz gab es nicht nur eine Synagoge, Moschee und Kirche, nein, auch Ausgrabungen aus dem alten römischen Reich auf dem die jetzige Stadt steht, Kommunistische Gebäude die eher an Moskau erinnern und viele Gebäude die eher  Wien in den Sinn kommen lassen. Ebenfalls musste ich feststellen dass die Bulgaren einen sehr interessanten ironischen Sinn für Humor haben. Zum Beispiel, stand auf dem Haupt Platz einer Griechischen Statue namens „Sofia“, Politiker ließen diese teure Statue in der Überzeugung aufstellen, dass diese Göttin der Stadt ihren Namen gegeben hatte. Historiker jaulten erschöpft auf und fassten sich schüttelnd an den Kopf über so ein Unwissen, da die Stadt nach einer Kirche benannt wurde. Es gab einen Skandal, die Skulptur aber blieb. Hinzu kommt das auf dem Wappen der Stadt, im rechten Kasten unten links, ein Mann zu sehen ist der Duscht oder ein Bad nimmt. Die Stadt steht nämlich auf einer heißen Quelle von Mineralwasser, doch in der ganzen Stadt gibt es keine einzige „Banja“. Martin rollte da nur mit den Augen als er uns das erzählte. Als Highlight nenne ich gerne die Kirche „Sweta Sofia“. Eines schönen Tages kam die Stadt zu dem Schluss, dass die alte Kirche aus dem 6. Jahrhundert dringend eine Glocke bräuchte, wie jede andere normale und anständige Kirche auch. Leider gab es keinen Platz für eine Glocke in der Kirche. Was macht man in solch einem Fall? Genau, man hängt die Glocke in einen Kastanienbaum der gegenüber von der Kirche steht auf! Ist das nicht eine Geniale Idee???

Leider ist es so dass man die „echte“ Sophienkirche ständig mit der Alexander-Newskii-Kathedrale verwechselt obwohl sie sich definitiv unterscheiden, von der Größe und vom Stil! Aber als normaler Tourist läuft man an der kleinen, alten Sophienkirche vorbei und geht zu der Pompösen und großen Orthodoxen Kirche die auch eines der Wahrzeichen von Sofia geworden ist, obwohl sie nach einem russischen heiligen benannt wurde. Was mir auch nicht ganz klar geworden ist, ist das Verhältnis von Bulgaren zu Russen. Da das Bulgarische dem Russischen nicht unähnlich ist, habe ich versucht mich eher mit dem russischen, statt dem englischen Verständlich zu machen. Es gab Leute die waren wohlauf begeistert nicht Englisch sprechen zu müssen, andere dagegen tief beleidigt und wieder weitere haben sich blöd gestellt (wobei ich zu meinem Erstaunen verstanden habe, was sie sagten, Schimpfwörter haben eben ihren gemeinsamen Ursprung). 

Was mir aber nach und nach immer deutlicher geworden ist, ich bin wieder in Europa. Ich hätte nicht gedacht das dieser Unterschied so stark spürbar sein wird, da Serbien und Bulgarien Nachbarländer sind. Und ich persönlich war mir nicht sicher ob ich darüber froh war oder nicht. Die Stadt war sauber, glänzte von allen Seiten, es war ruhig aber irgendwie gefühlslos… Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, Sofia ist eine Bildhübsche Stadt, aber mehr war da nicht. Nach dem nächtlichen Belgrad, den Menschen, Kaffees und Lautstärke, war Sofia im Vergleich dazu irgendwie zu ruhig. Nach 12:00 Uhr war Schluss! Nur die Hauptstraße war gefüllt mit Menschen, in den danebenliegenden Gassen, war Totenstille. Tagsüber dagegen entschloss ich mich mal auf die Suche nach günstiger Kleidung zu machen, die mir hier sehr empfohlen wurde. Ich geriet auf den „Frauenbasar“ wo es alles gab was das Herz so begehrt, vor allem aber Leckereien. Nach zwei Stunden war ich um 1kg Honig, 200g Lokum, 2 Packungen türkischen Schwarztee und 400g trocken Früchten reicher. Aus Kleidung wurde nichts.

Nach dem ersten Tag wurde Olivera in ihrem „Hostel Mostel“ ein Tagesausflug in ein Kloster angeboten. Sie fragte mich ob ich mitwolle, aber ich wollte nicht nochmal 4 Stunden im Bus verbringen, hinzu kam das wir nur noch einen Tag von 3 in Sofia zu verbringen hatten. Ich beruhigte sie, dass ich auch alleine zurechtkomme und sie fuhr beseligt weg. Ich dagegen saß am Morgen mit einer sehr depressiven Stimmung in meinem „Coffetto Moretto“ (ich hatte noch nicht mal Gefrühstückt und das ist heilig). Ich erarbeitete mir schon einen Kuriosen Plan als Plötzlich die Tür aufging und eine junge Frau mit einem riesen Rucksack das Hostel betrat. Nach 5 Minuten stellte sich heraus, dass sie Lea heißt, 28 ist und aus Karlsruhe kommt. Es war das erste Mal seit 3 Monaten, dass ich mich so sehr über eine Deutsche freute. Die nächsten 8 Stunden zeigte ich ihr die Stadt und unterhielt mich ohne Punkt und Komma. Kennt ihr das, wenn ihr plötzlich wisst, diese Person versteht euch und ihr könnt eine völlig offene Konversation führen und das auch noch in eurer Muttersprache. Erst dann ist mir aufgefallen, wie aussagekräftig doch die eigene Sprache sein kann. Nach drei Monaten Englisch und B1 Niveau Deutsch, war das was mir sehr gefehlt hat. Der Tag war so was von gerettet.

Irgendwann kommt dann immer die Frage: „Wie alt bist du eigentlich?“ Häufig kommt es zu Verknotungen im Gehirn meines Gegenübers, da ich schon von Arbeitserfahrungen erzähle aber noch nicht studiert habe.  In Indien gelebt habe, dort aber zur Schule gegangen bin und  derzeit in Serbien als freiwillige Wohne. Hinzu kommt dann immer noch der Gesamteindruck, die Körpergröße und der Kurzhaarschnitt. Auf meine Frage was die meisten Schätzen, gehöre ich zu der Altersgruppe zwischen 23-27 Jahren. Wenn ich dann mit der Auflösung der stolzen 18 Jahre rausrücke, sehe ich vielen die nächsten 10 Minuten den Schock und die Verwirrung an. Tatsächlich fülle ich mich irgendwie zu alt. Ihr werdet jetzt lächeln, aber tatsächlich kann ich mich mit bei den Abiturienten an meiner Schule kaum wiederfinden. Und die Situation dass ich als 18 Jährige als Lehrkraft vor 19 jährigen stehe ist manchmal ziemlich absurd.

Naja, nach ein paar weiteren Vorfällen und treffen waren wir bereit zur Abreise. Olivera und ich packten unsere Sachen und fuhren mit dem Taxi zum Busbahnhof. Es war der 1.Mai, ein Feiertag und wir hatten vorher extra angerufen, um uns zu vergewissern das die Busse fuhren. Wir kamen an und…. Die Busse fuhren nicht! Haha, was für eine Ironie. Olivera hatte die verrückte Idee mit dem einzigen Bus über Bosnien nach Belgrad zu fahren, was insgesamt 12-15 Stunden Fahrt geheißen hätte, wogegen ich ihr erklärt habe lieber einfach eine Nacht länger zu bleiben und am nächsten Tag in aller Ruhe zurück zu fahren. Ebenfalls gabelten wir noch Abraham aus Israel auf, der in der gleichen kläglichen Situation war wie wir. So suchten wir uns zu dritt ein Taxi. Natürlich wollten alle Taxifahrer das Dreifache am Preis, nach vier Krabbeleien, anfahren und fluchen war eine Taxifahrerin so nett uns für den Normalpreis zurück zu fahren zum „Hostel Mostel“.

Am nächsten Morgen saßen wir im Seifenoper Bus…

Ich gratuliere heute auch alle ganz herzlich zum Tag der Freiheit! 

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Ich bin ein Kunstwerk!

Nun übernehme ich mich definitiv, sagt ihr? Vielleicht, aber ich wollte überwiegend mit dieser Überschrift euer Interesse wecken, obwohl es auch etwas mit meiner eigenen Selbstwertung zu tun hat, die sich in den letzten Monaten in eine interessante Richtung zu entwickeln scheint. Aber eigentlich müsste die Rubrik „Allein in Belgrad“ heißen. 

Vor zwei Wochen hatte Tanja ein Fortbildungseminar für die Info über die A2 Kurse in Belgrad, wo ich mich schnell mit einschrieb. Da wir von Belgrad 3-4 Stunden entfernt sind durften wir einen Tag früher anreisen und im 4-Sterne Hotel auf Himmelbetten übernachten. Was ein unglaubliches Vergnügen war, aber auch seine Nachteile hat wenn man früher aufstehen muss. Am Morgen war ich 10 Minuten zu spät… Weil ich wie jede Frau das Problem hatte, dass ich nicht wusste was ich anziehen sollte. Ich hatte nämlich nicht, wie letztes mal, zu wenig von meiner bequemsten Kleidung, sondern zu viel von der „neusten“ und Sommerlichsten mitgebracht und stand jetzt vor der Qual der Wahl. Jaaaaa, dann ging ich nach oben und lernte das vollständige Deutschlehrer-Kollektiv aus Serbien und Montenegro  kennen und verstand, dass der neue Jumpsuit vollständig fehl am Platz war. Ihr könnt euch die Überraschung des Kollegiums vorstellen, als ich nach 20min. Pause wieder ganz anders gekleidet aufkreuzte und nach dem Auschecken wieder. Es ist nun halt so aus irgendeinem Grund war mir das in dem Moment wichtig. Nach acht Stunden Seminar über die bevorstehende A2 Prüfung verabschiedeten sich alle Dankend und mir stand das Wochenende allein in Belgrad bevor. Und ich hatte das erste mal keinen Plan.

Ich nahm meine 3Taschen und ging wieder ins mir bekannte „El Diablo“ und erfreute mich dem Wiedersehen mit Dragan und Nicola (den Hotelbesitzern). Ich war wieder einmal im Achter Zimmer was mich aber nicht weiter störte. Ich lernte schnell die derzeitigen Gäste kennen. Am interessantesten war dann doch der 60 Jährige Australier, der mit seiner Familie in Istanbul lebt, aber derzeit allein durch die Gegend reist. John, erlitt einen Gehörsturz, und kam aus dem tiefsten Australien, weshalb es sich als etwas schwierig heraus stellte zu verstehen was er sagte (er sprach als hätte er eine zu heiße Kartoffel im Mund).

Am ersten Abend lernt ich endlich Anton bei einem Bier kennen (auch ein freiwilliger aus Serbien), dieser zeigte mir in 6 Stunden die nächtliche Stadt und zur Abwechslung unterhielt ich mich über „Gott und die Welt“ und führte nicht nur Smalltalk. Und obwohl ich dieses Mal in Belgrad ohne wirklicher bekannter und Feiern war, genoss ich doch den Abendlichen Rhythmus der Stadt, sie schien zu leben. Die darauf folgenden Tage vergingen ziemlich entspannt, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. Erwähnen möchte ich insbesondere das Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad. Am jeden Morgen überkam mich immer die überwältigende Panik, was ich doch machen sollte und vor allem mit wem??? Komischerweise kommt mir der Zufall immer zur Hilfe. Johanna kommt aus Kolumbien und war auch untätig im Hostel unterwegs und plante eine willkürliche Tour auf die andere Seite der Stadt. Wir schlossen uns zusammen und durchkreuzten gemeinsam die Erhitzte Stadt. An dem Tag war auch noch Marathonlauf, aus dem Grund auch noch viele Touristen angereist waren(überwiegend Deutsch, wer hätte das gedacht) und die Stadt war halb gesperrt. Das Museum war fantastisch und nach dem Johanna mich fragte ob ich für ihren Kunstblog ein paar Fotos von ihr machen könnte von ihrem Tablet, dachte ich mir, warum mache ich das nicht auch einmal? Normalerweise bin ich es diejenige die alle Fotografiert, die Momente der derweiligen Person festhält, warum nicht auch mal umgekehrt? Gefragt, Getan…auch mal ein schönes Gefühl 😛 

Die darauf folgenden Tage traf ich noch ein paar weitere neue Leute, überwiegend über das Hostel. Verfluchte mich, dass ich mich als Deutsche preisgab, wenn ich auf andere Deutsche traf, die manchmal doch so anstrengend sein können. Und spazierte viel durch die Stadt. Wichtig ist zu sagen das ich nochmal Olivera aus Montenegro traf, denn 2 Wochen später reisten wir gemeinsam nach Sofia (auch nochmal eine einzelne Geschichte mit vielen Erlebnissen).
Dragan kochte wieder für uns und am Abend traf man sich mit bekannten und unbekannten Leuten in einer Bar. Nicola überzeugte mich, erst am Montag abzureisen, weshalb ich eine Nacht länger blieb, mich aber genau diesen Abend eine erstaunliche Melancholie und innerliche leere überkam. Ich war Müde von Smalltalk, denn es verlief immer gleich und ich realisierte dass mir diese Gespräche nichts mehr geben konnten. Ich konnte die Momente die ich erlebte nicht wirklich mit jemandem teilen, der mich Verstand.  Ich unterhielt mich in dem Moment mit den Leuten ohne jeglicher Leidenschaft das Gespräch am laufenden zu halten. Hinzu kam, dass mir das Ausdrücken zu einem tieferen Thema in der englischen Sprache schwerer fällt. Da das Gefühl für die Sprache trotz allen ziemlichen taub ist, als in der Muttersprache. An dem Abend rettete mich Johanna mit einem nächtlichen Ausflug durch Belgrad. Nach drei Rakija und einem aufbauendem Gespräch, gingen wir aufgeheitert ins Zentrum. Ich gönnte mir einen „Palacinke“ (einen riesen Pfannkuchen mit Nutella und Kirschen) und wir liefen zu zwei großen Kirchen die Wunderschön bei Nacht beleuchtet wurden. So ein Spaziergang konnte manchmal alle Sorgen lösen. Ich erinnerte mich wie ich Stadt vorher erlebt hatte, unruhig, feiernd, chaotisch. Plötzlich machte der verworrene Straßenverlauf Sinn, die unterschiedliche Architektur ergänzte sich und Belgrad gab mir eher den Eindruck einer sehr behüteten und ausgefüllten Stadt. Und hier muss ich einsehen, dass auch ich mich Verändert hatte. Das tun wir ständig. Aber wer hätte vor 9 Monaten, nach meinem Abitur gedacht, dass ich nach meinen Praktiken plötzlich in Serbien lande, eine eigenen Wohnung habe, unglaublich viele Bekanntschaften mache und meine Foto-Film Projekte mithilfe des Goethe Instituts Finanzieren kann? Genau, Niemand! Und für diese Verworrenen Wege des Lebens, bin ich einfach nur Dankbar …..

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Belgrad, du bist so Wunderbar!

Huuuh, eine Woche Osterferien und man ist wieder völlig von den Socken gehauen. Ich sage nur dazu Feiern, Feiern, Feiern… Aber dazu später 😉 Ich Versuche mal ganz von vorn anzufangen. Bevor die Osterferien beginnen konnten hatte ich noch keinen einzigen Plan und war darauf gefasst die Ferien sehr entspannt und ruhig zu Verbringen. Es war schon vorher mit allen anderen Freiwilligen, die in Serbien stationiert, abgesprochen sich in Belgrad zu treffen, aber ruhig und gelassen. Bis kurz vor den Ferien bei mir die Nachricht von Juel eintraf: „Hey, könnte ich bei dir für einige Tag unterkommen?“
Juel (Julian) ist schon seit 6 Monaten in Belgrad und wollte sich mal unbedingt Nis ansehen. Ich dachte mir einfach, klasse dann kann man danach auch gemeinsam nach Belgrad fahren und sich gleichzeitig Gesellschaft leisten. Ja etwas hatte ich mich vertan. Ab Montag ging die Woche erst richtig los… Juel kam am Nachmittag mit dem Bus nach Nis, ich holte ihn ab und wir begaben uns in ein Kaffee und anschließend zu mir nachhause, wo wir die ganzen Sachen ließen. Danach planten wir einfach einen ruhigen Abend mit Unterhaltungen. Doch stattdessen rief Ljubica an (meine Schülerin aus der 12.Klasse) und fragte ob wir uns nicht in Bombay (einer Shischa-Bar) treffen wollten? Um 2 Uhr Morgens waren wir wieder zu Hause 🙂

Am nächsten Tag kam ein ganz einfacher Touristen-Ausflug durch Nis der sich letzte nendes 7-Stunden spazieren durch die Stadt hinzog. Gegen 19:00 Uhr waren wir ganz Platt wieder zu Hause. Aber wir gaben nicht auf. Denn wir waren wieder um 21:30 im Labyrinth mit einigen bekannten und Ljubica verabredet. In der Unterirdischen Bar trafen wir uns mit Selena (der Enkeltochter meiner Vermieterin, 25 Jahre) ihrem Freund, einem weiteren Freund. Zu fünft genossen wir die Lifemusik von zwei Gitarrenspielern, die alte Englische-Songs zum besten gaben. Ebenfalls würde 6-mal allen ein Honig-Rakija ausgegeben (schmeckt übrigens gut :P) Um 4-Uhr Morgens gingen wir schlafen.

Am nächsten Tag wollten wir nach Belgrad. Wir fuhren zu dritt, ich Ljubica und Juel. Um 16:00 Uhr fuhr unser Bus. Gegen 20:00 Uhr waren wir in Belgrad angekommen und fuhren zu Juel in die WG. Er lebt 25min vom Zentrum entfernt auf einem sehr steilen Berg. Die WG war eben eine Männer WG 🙂 Heißt ziemlich bescheiden von der Einrichtung, mit dem nötigsten. Lena und Elisa (zwei freiwillige) waren schon in Belgrad im Hostel. Am Abend wollten wir uns mit ihnen treffen. Wir fuhren mit dem Bus los. Wenn ihr in Belgrad seit, wundert euch nicht wenn ihr euch wie ein Kartoffelsack im Bus fühlt. Denn die so werdet ihr auch transportiert, einfach, schnell und unsentimental Bergauf und Bergab, inklusive mit Vollbremsung.

Im Zentrum angekommen gingen wir zur Bierbar, wo auf uns schon alle warteten, sowie Judith (auch freiwillige am Goethe Institut) und ihre Kollegen (Sören und Cedomir) schon waren wir wieder 8 Personen, um 1:00 ging es zu einer anderen Bar und um 3:00 Uhr Morgens wollte ich nur noch schlafen und obwohl wir noch Besuch von Juels homosexuellen Freund Steffen hatten, legte ich mich einfach hin. Am nächsten Morgen wurde uns die Stadt gezeigt und wir trafen uns wieder mit allen. Zwischendurch machten wir einen Abstecher in dem Hostel, durch einen zufälligen Regenguss (ich sah aus wie ein Nasser Pudel), wo alle untergekommen sind, ich war sehr begeistert von Dragan (dem Wirt) und den Volontären dort, dass ich einfach die Erfahrungen machen wollte mal in einem Hostel unterzukommen. Gegen Abend verkündete Steffen uns dass, sein Freund Geburtstag hätte und er gerne mit uns gemeinsam Feiern würde.  Wir gingen in den Club „Strafta“ und waren um 6 Uhr früh im Bett, dabei war das 15min. Bergauf gehen keine große Freude, wie ihr euch dass vielleicht vorstellen könnt 😛 Ebenfalls muss ich sagen dass 4 Tage in so einem Lebensmodus ihre Zeichen auf dem Gesicht hinterlassen. Die Augenringe wegzuretuschieren war fast eine Sache der Unmöglichkeit und da überall Geraucht wurde, nahm die Kleidung schnell den Geruch nach verbrannten Stoff an. Am nächsten Tag machte ich mich auf zum Hostel und wollte mit allen anderen freiwilligen auch ins 6-Zimmer, was aber völlig ausgebucht war. Ich kam ins 8-Zimmer wo wir dann doch nur 4 Waren und wo Gottseidank, die Schnarchenden Holländer am nächsten Tag ausreisten (ich habe so ein Schnarchen noch nie gehört). Das Hostel „El Diablo“ erinnerte eine süße, knuddelige WG, was durch Dragan und Nicola (den Wirten) sehr unterstützt wurde. Die Beiden waren einfach zu knuffig.  Am Morgen ging ich häufig mit einigen aus dem Hostel frühstücken und Unternahm viel mit Magali (eine Volontären aus Kanada, sie kommt bei mir auch in Nis mal vorbei). Am Abend ging ich mit ihr auch mal mit zum Salsa, nahm aber schnell reissaus nachdem sich ein etwas unangenehmer Typ neben mich stellte. Diese Nacht war ich ausnahmsweise um 2:00 Uhr schlafen, dass war so schön. Ich hatte dass noch in keiner Stadt, aber in Belgrad brauchte ich 4 tage um die Orientierung zu gewinnen, denn die Strassen sind so in einander Verschlungen, dass man irgendwo reingeht und wieder ganz woanders rauskommt. Alt Belgrad ist wunderschön, die Architektur ist fantastisch und die Atmosphäre der Stadt ist ziemlich romantisch und leicht. Überall wird Musik gespielt und wenn die Sonne scheint, scheinen die Häuser eine Geborgene wärme an die Passanten weiterzugeben. Am Abend trafen fast alle ein. Lisa und Helena kamen auch dazu und unsere Gruppe wurde immer größer. Tagsüber versuchten wir zu einem Second Hand Shop zu kommen der 40min. zu Fuß weg lag. Letzte-nendes stellte sich heraus, dass er völlig Verschwunden war. Die restliche Zeit verbrachten wir in einem Caffee und begaben uns langsam zum Hostel. Ich lief an einem Schmuck-Stand vorbei und kaufte mir zwei Paar Ohrringe, die einfach zu niedlich und Witzig waren. Dragen machte extra für alle ein Osterabendessen, klassisch nach serbischer Art. Ich zog meine Löffel/Gabel Ohrringe an 😛 Es schmeckte Himmlisch, er meinte er liebte Kochen und machte alles nach Omas Rezepten. Ebenfalls muss man sagen, dass keine Sekunde verlief in der Dragan keine Ironische Bemerkung oder Witz machte. Wir sassen alle zusammen mit allen Hostelgästen, gesamt waren wir um die 10 Personen. Natürlich waren die „Deutschen“ in der überzahl und hatten alles Okkupiert 😀  Des weiteren hatten wir noch einen Italiener, eine Französin, Israeli, Spanier und einen Polen (Fabian) der mit starkem Britischen Akzent sprach da er 7 Jahre in U.K. gelebt hatte und einen „Baken“ auf seinem Bein tätowiert hatte. Am letzten Abend begab sich unsere stolze Gruppe Rchtung Bar „Casablanca“ wo alte Amerikanische Musik gespielt wurde. Auf dem Weg trafen wir auf ein paar Bekannte von Magali und überschwemmten die Bar mit 30 Leuten aus den Verschiedensten teilen der Welt. Gegen 12:30 entschied eine Gruppe in einen Club zu gehen, wo ich mich schnell dazu anschloss. Die Ironie wollte es so, dass es wieder das „Strafta“ wurde… Wieso Ironie, da traf ich ein zweites Mal den gleichen jungen Mann, leider trauten wir uns nicht gegenseitig anzutanzen, was ziemlich ärgerlich ist. Um 4:00 Uhr waren wir mit Magali wieder im Hostel, zogen uns um und setzten uns zu Fabian, der Nachtschicht hatte und unterhielten uns bis 5:00 Uhr Morgens. Danach gingen wir beseligt zu Bett. Am nächsten Morgen war abreise Tag. Bis 13:00 Uhr saßen wir alle da und scherzten mit Dragan. Danach ging es nochmal kurz in die Stadt und um 19:00 Uhr fuhren die Busse. Nein, so eine Woche hatte ich noch nie, einerseits  körperlich Stressig aber seeeeeehr positiv. Übrigens nach dem dritten Tag, verließ ich das Haus nicht mehr Ohne Sonnenbrille 🙂 Nein, die Woche war klasse und ich weiß ich werde nochmal nach Belgrad zurück kommen. Um 22:30 Uhr war ich endlich zuhause in Nis und schlief ohne Wenn und Aber ein. Und jetzt wo ich so Rückblicke, denke ich mir wie schnell doch ein Monat in Serbien vergeht… Und wie verklemmt doch Berlin und Deutschland im Vergleich dazu ist…

 Ich Entschuldige mich für alle Rechtschreibfehler, aber derzeit Versuche ich sehr viel dazu zu schreiben, solange die Erinnerungen noch Frisch sind, danke für euer Verständnis 😛