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Es geht Modisch weiter…

Nun, es ist wieder zwei Wochen her, aber ich hole das Versäumte nach. Denn ich wurde zur ersten Fashionshow des jungen serbischen Designers Stefan Đoković als Fotograf eingeladen, was mich Vorerst sehr erfreute. Zu Verdanken hatte ich das  einer ganzen Kette an Zufällen und Ereignissen die im April Anfingen. In einer Bar, nach dem Zwischenseminar treffen. Unsere Freiwilligengruppe traf sich mit ein paar anderen Hostelgästen, in einer Bar nicht weit von unserem Hostel. Es fing alles ganz schön an, eine einfache Konversation, über dies und das. Nicht weit von uns Bemerkte ich einen jungen Mann, äußerst gepflegt, allein, ziemlich Müde und einem schwarzen Chihuahua, er rauchte genüsslich seine E-Zigarette und saß einfach da. Unsere Stimmung kippte nach einer Zeit, da plötzlich zwischen zwei Personen in unserer Gruppe eine heiße Diskussion über ein politisches Thema entflammte. Alle waren Übermüdet und keiner wagte sich in der Konversation anzuschließen. Zwei Mädels aus Schweden standen auf und gingen zu dem jungen Mann mit dem Hund und fragten ihn ob sie ihn streicheln dürften, ich schloss mich Ihnen kurz darauf an. Nach einer Weile stellte sich heraus dass er Filip Karlo heißt und Backstagemanager von Fashionshows ist und so fing alles an. Nach einigen anderen Projekten und  5 Monate später lädt mich Filip ein, Backstage bildlich die Atmosphäre festzuhalten. Ich nehme aufgeregt und Dankend an. In Nis, probiere ich alle möglichen Kleidung Komplektationen aus und werde nach einer Stunde fündig. Ein Outfit ist extravagant und Auffällig, gleichzeitig Elegant, dass andere zurückhaltend und unauffällig. Kamera fertig und los geht’s. Im Hostel lasse ich mich von Dragan und Nikola nochmal beraten, die gleichzeitig belustigt aber auch ernsthaft meine Bemühung mit verfolgen und kommentieren. Wofür ich beiden sehr Dankbar bin. Ich Verabrede mich mit Filip um 14:00 Uhr um mich zu erkunden Wo, Was Wie. Erwarten tut mich das große Hotel „METROPOL“ in Belgrad, schon nach einigen Minuten wird mir klar dass es sich hier nicht um preiswerte Mode handelt. Das Hotel ist Offensichtlich nur für sehr Wohlhabende Persönlichkeiten Vorgesehen und protzt nur so von „heißen Schlitten“ auf dem Parkplatz. Drinnen ist ein heißes Durcheinander und wie erwartet beachtet mich keiner, nach einiger Zeit finde ich Filip, der vollkommen vertieft ist in seine Arbeit als Manager und alle irgendwo hin Dirigiert. Als er mich sieht breitet sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen aus, in einem Rasentempo legt er mir meine Aufgabe nochmal dar, die ziemlich simpel ist und mich ein wenig ins Stolpern bringt. „Fotografier alles was du als Sehenswert empfindest und halte die Atmosphäre fest, du bist überall“. Nach diesen Worten wurden wir wieder Unterbrochen und er ließ mich zurück. Ich wusste was mich erwartet und dass ich noch ganz am Anfang von allem stehe, doch Irgendwie ließ mich einfach das Gefühl nicht mehr los, dass ich keinen Schritt weitergekommen bin…Ich stand genau da, durchlebte die gleiche Situation wie ein Jahr zuvor, und zwei Jahre zuvor auch. Ob bei den Horrornächten, der Cinema for Peace Foundation, der Presseabteilung die mit der ARD Zusammenarbeitet oder jetzt beim Goethe Institut, die Aufgabe lautet immer; „Mach mal etwas, wir schauen mal was das wird, wie Qualitativ das ist!“ Ich Verstehe das. Ich kann das Nachvollziehen. Doch in dem Moment stand ich da, in dem Saal in dem Models, Friseure, Kostümere, Fotografen und Koordinatoren wild  durcheinander Arbeiteten, Sprachen, etwas Organisierten. Und ich beobachte Teilnahmslos das Geschehen und irgendwie wurde mir schwer ums Herz, das war Falsch. Es stimmte nicht. Das würde mich nicht weiterbringen. Ja, es würde mich um eine Erfahrung reicher machen, aber keine weiteren Auswirkungen haben. Ich bekam nochmal drei Stunden Pause, da es noch etwas dauern sollte, in dieser Zeit hatte ich genug Zeit mit meinen Gedanken allein zu sein, was das ganze Unbehagen nur vertiefte. Wenn ich meine Erfahrungen, meine Arbeiten an Filmprojekten und Fotoprojekten in den letzten zwei Jahren aufliste, kommt man auf ein Ordentliches Resultat, auf dass ich Stolz sein sollte, aber es nicht bin, es kann nie gut genug sein. Dass ist halt so in der Branche. Man bekommt ein „Dankeschön“, ein „sehr schön“, ein „Wow“ und dann ist die Sache gegessen. Ich mache es halt Freiwillig, Kostenlos…und es macht sich spürbar Bemerkbar, dass das einen Unterschied macht.

 

Ich versuchte mich abzulenken, fotografierte die Verschiedenen Etappen der Vorbereitungen. Es erstaunte mich, wie viele „Curvy-Models“ mit dabei waren und mit welcher Leichtigkeit und Liebenswürdigkeit alle miteinander umgingen.Es gab kein, wie üblich zu erwartende Neidheit´s oder Eitelkeit´s  Wettbewerb. Es herrscht eine behagliche Atmosphäre in der ich Versuche so unauffällig wie möglich, verschiedene Momente festzuhalten. Ich sollte Erwähnen das Stefan Đoković  Tenorsänger und Pianist ist. Inspiriert von Szene, Kostüm und Oper kreierte er seine erste High Fashion-Kollektion. Die 30 Kleider von ihm, sind alle aus hochwertigen Materialien angefertigt und tragen alle einen eigenen Charakter. Denn es handelt sich um Opernkleider, welche alle einem anderen Charakter aus bekannten Operetten zugeordnet sind (Die Königin der Nacht, Carmen etc.). Neben der Oper sind die Themen, die die Sammlung begleiten, die Macht und Autonomie der Frau sowie der ökologisch bewusste Umgang mit umweltfreundlichen Materialien. In der Kollektion wurden hochwertige Materialien wie feinste Seide, Brokat, handgestickte Muster und 1200 handgefertigte Perlen verwendet. Bei der Kreation der Kollektion wurden auch ungewöhnliche modische Materialien wie Metall und Glas mit besonderem Augenmerk auf Komfort und Tragbarkeit des Modells verwendet, was später besonders Bemerkbar wurde auf dem Catwalk.

Die Sitze um den Catwalk füllen sich langsam, unter den Gästen befinden sich bekannte serbische Persönlichkeiten wie aus der Modebranche, Boško Jakovljević und Nenad Radujević, Politiker, Predrag Marković und Milan Beko, Schriftsteller und Schauspieler, mit denen ich leider nicht allzu Vertraut bin und viele weitere. Ich stellte mich auf die andere Seite des Geschehens, die Fashionshow konnte beginnen. Alle Vorführungen wurden mit Opernmusik unterlegt, passend zu jedem Charakter. Die Models spielten alle eine Rolle, manchmal hatten sie Mühe mit der Langsamkeit der Musik mitzuhalten, was nachvollziehbar war, wenn man die übliche Geschwindigkeit mit klassischer Musik vergleicht. Dann kam die Krönung, ich würde es als das Kleid der „Schwanenkönigin“ bezeichnen, wenn ich mich nicht Irre und es war den Moment wirklich Wert, denn es verlieh dem Model eine gewisse Zierlichkeit aber auch Strenge Königlichkeit. Zuletzt kam der Designer raus, machte eine kurze Verbeugung und verließ schnell die Bühne. Ich ging wieder hinter die Bühne, und ich wusste schon vorher dass Stefan ziemlich aufgeregt war, er hatte mich zweimal gefragt wie mir seine Kleider gefielen  und mich dabei ziemlich Nervös angeschaut. Nun, war er in der festen Umarmung von seinen Familienangehörigen und Tränen der Erleichterung und Freude liefen ihm über das Gesicht. Es war ein voller Erfolg. Ich gratulierte nochmal leise und verabschiedete mich dankend bei Filip. Bei der Aftershowparty, oder besser Cocktailparty stibitzte ich mir nur noch ein Glas Prosecco. Bleiben konnte ich nicht, da war niemand an den ich mich binden konnte und so gut mein serbisch auch sein mag, es war nicht gut genug um sich gedankenlos in eine Konversation mitunter zu Mischen. Ich kannte niemanden, mich kannte niemand…so ist das halt. Ich Verließ die Fashionshow mit gemischten Gefühlen, einerseits mit einer Mentalen Genugtuung, dass ich es hinter mich gebracht habe und eine Erfahrung reicher bin, aber irgendwie auch mit einer Innerlichen Leere…

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Hinter der Maske von Ihm…

Es scheint man kennt schon alle Gesichter einer Person und plötzlich formiert sich die Gestalt, der Charakter völlig neu. Ich möchte den Namen nicht nennen, ich weiß selbst nicht warum, vielleicht aus dem Grund das sich durch einen Namensgebung einer Person ein bestimmtes Bild im Kopf des Lesers erscheint. Ich kann nur für mich sagen das ich ihn sehr zu schätzen gelernt habe, das der Austausch auf Ehrlichkeit beruht. Ich habe hier viele Menschen kennengelernt die diese Herzlichkeit versprühen. Aber es gibt auch Personen die einem nur durch ihre Anwesenheit ein Gefühl der Geborgenheit und innere Ruhe geben können und im nächsten Moment ein Lächeln aufzaubern können. Man kann einen Menschen mit einer Zwiebel vergleichen, klingt stupide. Im ersten Moment gibt es die allgegenwertige Herzlichkeit, den Humor das Lächeln. Wenn man sich dann näher kennen lernt die Komplimente, Bemerkungen. Im nächsten Moment den Genuss der Stille, in der Stadie braucht man nichts mehr zu sagen um sich wohl  zu fühlen. Und erst danach beginnt ein inniges, ehrliches und wahres Gespräch. Ich war wie immer zu früh auf, keiner im Raum und wir setzten uns gemeinsam auf den Balkon. Man lauschte dem Gezwitscher der Meisen und Gurren der Tauben, beobachtete den Sonnenaufgang. Und dann begannen wir über Gott, den Krieg, seine Familie und Patriotismus zu sprechen. Ich werde den Moment nicht vergessen in dem wir so da saßen und mir plötzlich bewusst wurde, dass solch ein Gespräch mehr als Gold wert ist. Ich blicke in die Augen meines Gegenübers und sehe wie sich eine Tür öffnet, keine Masken mehr, nur Ehrlichkeit und gegenseitiges Verständnis.  Am Nachmittag hole ich meine Sachen ab, er ist wieder nicht da, aus irgendeinem Grund kommt es immer so dass er im Moment meines gehen`s nicht da ist. Das nächste mal lerne ich ihn wieder anders kennen. Das erste Mal Müde und älter. Aus dem Grund das die Gespräche immer mit jüngeren Leuten stattfinden erscheint auch der Gesprächsstoff anders, die Attitude. Und doch verstehen sich slavische Völker irgendwie anders untereinadner, die Verwurzelung ist tief. Als meine Mutter da ist, nimmt alles wieder eine ganz andere Gestalt an. Eine liebe zu dem eigenen Land, dem Volk, dem Wissen. Ein Stolz und Traurigkeit, plötzliche. Chormusik, die Orthodox christliche Kirchenmusik erinnert, wird gespielt. Und wir halten Inne, erinnern uns, Weinen, Fühlen, Verstehen, Lieben. Es ist ein altes Gefühl, ein Inneres Gefühl das sich aufbäumt, man kann es nicht erklären. Es ist in einem Verankert, alte Verbundenheit. Und dafür wird man Verurteilt für diese Liebe zu einer eigenen Kultur, dieser Verbundenheit. Er zieht an seiner Zigarette: „Ich bin Müde“

Die Fotos sind aus dem tollen Fotoshooting mit Bojan aus Trstenik entstanden und haben keinerlei Verbindung mit dem Beitrag!

 

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Ich und meine Haare

Es wird Zeit eine Zwischenbilanz von meinem Auslandsaufenthalt zu ziehen, ich bin nun schon fast seit 7 Monaten in Serbien und es gab große Veränderungen. Ich würde diese gerne anhand meiner Haare und Frisuren Erläutern, ich dachte mir, das macht es um einiges Spannender, wenn man die Veränderung und Entwicklung bildlich und etappenweise Verbildlicht. Begonnen hat alles mit einer Topffrisur, so werden mich auch die meisten Bekannten in Erinnerung haben, kurzer Haarschnitt, kastanienbraunes Haar, manchmal Wild in alle Richtungen abstehend, aber lang genug um kleine Zöpfchen machen zu können (wenn man etwas skurril wirken möchte). Zu dem Zeitpunkt würde ich mich noch als etwas Unsicher beschreiben. Es war ja auch nur der Anfang meiner Reise. Aber ich erinnere mich noch ganz genau, dass es mich viel Überwindung kostete nicht in Panik zu verfallen, als ich meine ersten Bustickets nach Belgrad am Schalter kaufen sollte. Ein Taxi rufen, überließ ich sehr gerne jemandem anderen. Ein Hostel war für mich undenkbar (ich hatte da sehr veraltete Vorstellungen) und auch alleine Reisen, was ist wenn was schief läuft, etwas nicht nach Plan geht? Nein, viel zu Risikoreich und was werden andere Menschen über mich denken? Was ist wenn ich mich Verlaufe??? Ja, ja ich weiss, sehr kleinlich… Aber Versteht mich doch, mein eingeschätztes Durchschnittsalter beträgt nach einigen Befragungen 23-25 Jahren. Dabei war ich gerade erst mal 18… Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass es mehr Vorteile in sich birgt etwas älter und reifer zu wirken als du in Wirklichkeit bist, aber zu Anfang gestaltete es sich als ein wenig schwierig „simple“ Fragen zu stellen. Weshalb ich Versuchte ein wissendes Gesicht zu machen, im richtigen Moment zu nicken und Informationen wie ein Schwamm aufzusaugen und im Nachhinein vorsichtig nach zu haken. In Gesprächen mit älteren Leuten oder Backpackern im Hostel hörte ich erst mal aufmerksam zu und erlernte den professionellen „SmallTalk“. Meine Englisch Komplexe Verschwanden mit der Zeit und trotz konstanter Fehler kann ich ohne Punkt und Komma eine Gesellschaftstratsch am Laufen halten, was mir vorher überhaupt nicht bewusst war. Wenn ich ein Thema Aufschnappte, welches mir bekannt vorkam kramte ich all mein angeeignetes Wissen raus und startete durch. Ich lernte die erste Zeit vollkommen selbstständig zu leben, mit Geld umzugehen, zu Planen (was nicht immer funktioniert), auch meinem äußerlichen alters Bild gerecht zu werden auf das ich geschätzt wurde.

Meine Frisur wurde wieder Kürzer, aus dem Grund dass ich mich hinter meinem Pony nicht mehr verstecken konnte und nun an meinem Selbstbewusstsein arbeiten musste und wie macht man das am besten? Haare kurz! Zieht schon mal mehr Aufmerksamkeit auf sich, womit man lernen muss umzugehen und um nicht stupide zu wirken (wenn man sich am liebsten Verstecken möchte) Rücken gerade, Brust nach vorn und zum Ziel, kein rechts, kein links. Das ist die beste Schule. Leider funktioniert dass auch nicht immer, aber bei meiner Körpergröße muss das sein, Verstecken ist schwierig. Viele werden jetzt den Kopf schütteln und sich fragen, hat das Mädel nicht mehr alle Selbstverliebten Tassen im Schrank???  Nun, ich möchte euch sagen, was ich hier seit meiner Ankunft jeden Tag lerne ist Selbstliebe, es gelingt nicht immer, aber es ist sehr wichtig! Und dafür bin ich den Serben sowas von Dankbar, ich bekomme fast jeden Tag Komplimente, von meinen Schülern, von Freunden, von Kollegen, für mein Aussehen, für meinen Charakter und das lässt einen Aufblühen und glücklich sein, Ängste zu vergessen…Komplexe. Und ich kann jetzt euch die Frage beantworten was mir in Deutschland so gefehlt hat, das Lächeln, die Ehrlichkeit, Komplimente, Herzlichkeit, Einfachheit im Umgang mit anderen. Ich habe aus Deutschland so viele Berührungsängste mitgebracht, völlig einfache Umarmungen, Schulter klopfen, auf die Wange küssen, Körperkontakt brachte mich in Panik, weil ich nicht wusste wie ich richtig damit umzugehen hatte. Nachdem mir dass alles bewusst wurde, wollte ich eine große Veränderung die meinem inneren Leben gerecht wird. Haare färben! Davor war das für mich ein völliges Tabu, es ist schlecht für die Haare, wird das denn gut aussehen usw. ? Ich machte es genau an dem Tag als meine Mutter mich besuchen kam, ohne sie Vorzuwarnen. Ich liebte es, sie war schockiert und pisackte mich die nächsten Tage, aber alle gewöhnten sich sehr schnell daran, es passte zu mir. Bei mir begann eine experimentelle Etappe, änderte meinen Kleidungstil radikalisch, ich stellte eine ganze Sonnenbrillenkollektion zusammen und fing an große, verrückte Ohrringe zu tragen. Ich nahm wieder die Fotografie auf, nahm am Masterclass von Margarita Kareva aus Russland teil, lernte den serbischen National Geografic Fotografen Marko Stomatovic kennen, der alle Fotografieevents vorbereitete. Begann an den Filmarbeiten für den Deutschlehrertag, Theaterfilm und UNESCO-Film in der Schule. Wurde zuversichtlicher wegen meiner Zukunft und meiner Pläne. Machte regelmäßig Sport und lernte fleißig serbisch, wurde Stammgast in Belgrad und lernte sehr viele Menschen kennen, durchlebte verschiedenste Situationen, lustige, skurrile, traurige. Es handelte sich dabei von Partys, tanzen und Spaß, tiefgründigen politischen Diskussionen und einfachem Informationsaustausch, bis zu tiefgründigen Gesprächen, Polizeieinsetzen und Stillem Beisammensein und einfachem genießen von kleinen Dingen. Ich Wurde im Umgang mit anderen einfacher und entspannter. Fand ein zweites Zuhause, wo ich jederzeit willkommen bin.

Dann kam die Fahrt nach Berlin am 1.Juli. Ich ging nicht nochmal zum Friseur um meine Haare erneut zu Färben. Ich flog, stieg aus dem Flieger, setzte mich in die S-Bahn, fuhr kurz nach Hause, zog mich schnell um und fuhr gemeinsam mit meiner Mutter zum Abiball meiner Schwester. Sie wusste nicht das ich komme, als ich sie mich sah, schrie sie auf und rannte auf mich zu, sie war so hübsch in dem Kleid und wir weinten uns gemeinsam in der Umarmung die Augen aus. Der Abend war skurril, da waren meine Lehrer die mich vor einem Jahr verabschiedet hatten, meine Familie und es fühlte sich alles so surreal an zurück zu sein. Mich rettet nur der Gedanke dass ich zurückkehren würde, ich weiß nicht warum. Die ersten zwei Wochen versuchte ich Serbien und Deutschland irgendwie in meinem Kopf zu verbinden, dass diese beiden Welten parallel zueinander existieren und das die Zeit weitergegangen ist… Ich lebte mich wieder in den Alltag ein, verfiel aber wieder ziemlich schnell in meinen alten Deutschen Muster, was mich ziemlich wütend aber auch traurig machte, alles was ich aufarbeitet hatte, an mir selbst konnte man so einfach wegschnippen. Ich traf alte Bekannte und Freunde und Verstand, dass die Zeit auch hier weitergegangen war und ich Standhafter in meinen Überzeugungen geworden bin und das wir aneinander vorbei redeten und wie falsch doch einige sein können. Dadurch das in Serbien viele Menschen zu mir sehr ehrlich sind, sowohl positiv als auch negativ, stimmt die Körpersprache und die Intention miteinander überein, viel Gestik, viel Mimik, viel Stimmungschwankung. Ich Verstehe das. Und plötzlich ist etwas faul, mir wurde plötzlich die Brille von den Augen genommen und ich Verstand für mich selbst ob mein Gegenüber für mich interessant ist oder nicht, ob wir die gleiche Sprache sprechen oder nicht. Ich ging zu meiner alten Friseurin, die mir den Rest des Blonden Haares von den Seiten Schnitt und die langen Strähnchen da ließ, jetzt war ich halb, halb. Meinen Geburtstag wollte ich nicht in Berlin feiern, nach drei Wochen wollte ich wieder raus, mein Derzeitiges Leben befindet sich in Serbien und irgendwie kam ich nicht zur Ruhe. Ich und meine Schwester packten die Koffer und machten uns auf unsere erste gemeinsame, selbstständige Reise. Es ging Vorerst nach Budapest, dann nach Belgrad, Kotor, Kraljevo und wieder zurück nach Nis, wo wir kurz zur Ruhe kamen, nach drei Wochen. Es kam noch eine alte Schulfreundin dazu und es ging zurück nach Belgrad. Im Rückblick muss ich sagen, dass ich mir solche Reise vor einem Jahr, nie zugetraut hätte in der Organisation. Hinzu kam, dass wir sehr Spontan alles machten, wir buchten Zimmer 3 Tage vor unserer Ankunft, kauften Kurzfristige Touren und genossen die kleinen Momente. Als ich meine Schwester zum Flughafen brachte ergriff mich wieder die Traurigkeit, ich war wieder allein, ohne Familie in einem fremden Land das ich sehr liebe. Die nächsten Tage verbrachte ich mit meiner Schulfreundin, die bald darauf auch zurück flog. Ich wurde Krank und machte eine Woche zuhause Pause, ohne jeglicher Gesellschaft, was sehr erholsam war. Ich reiste wieder los, war in zwei Wochen, bei drei verschiedenen Familien zur Übernachtung, arbeitet für das Goethe Institut in Kragujevac an einem weiteren Film. Meine Serbisch Kenntnisse verdoppelten sich, dadurch dass mein Umkreis nur Serbisch sprach. Auch die Angst vor der Sprache wurde mir genommen und ich wurde unglaublich müde. Ich kam zurück nach Nis und freute mich auf meine eigene Wohnung und auf meinen Kater, Wanja. Ich zog mich etwas zurück, fing an von Zuhause am Computer zu arbeiten, mein Freundeskreis in Nis löste sich langsam auf, dadurch dass alle Abiturienten weggingen und ich lernte mich selbst zu bespaßen. Es machte mir auch nichts aus, allein mit sich selbst zu sein, muss man auch erst mal lernen. Allein im Kaffee zu sitzen, Shoppen zu gehen und Situationen zu reflektieren. Alleine Reisen, kam nun für mich auch in Frage, ich empfand es auch als sehr angenehm. Aber nach drei Wochen, verfiel ich der Routine, die mir nicht imponierte, es kam eine leichte Melancholie und ich wusste nicht was ich genau tun sollte. Dann starb mein Kater und mich rettete die Arbeit, der Deutschlehrertag der am nächsten Tag stattfand. In der Woche darauf flüchtete ich nach Belgrad, wo man mich Auffing und wieder unter Menschen brachte. Ich wurde abgelenkt, umarmt und ausgeführt, dass war was ich brauchte. Und seit langem fühlte ich mich wieder weiblich und begehrt, darf man das so sagen, ohne falsche Hintergedanken zu wecken? Der Grund dafür waren die jungen Herren, die ich nur kurz kennengelernt hatte, aber die mir genug Aufmerksamkeit schenkten um mir das Gefühl zu geben, dass ich auch als junge Frau Interessant sein kann. Ein leichter Flirt, nicht mehr, aber es war schön. Kokett, interessant, schön zu sein. Ich vereinbarte einen Friseur Termin für nächste Woche. Diesmal wollte ich weiss-blond, nicht gelblich. Ich kam silbrich, weiß-blond raus und es gefällt mir. Ich ging zur Kosmetikerin zur Gesichtsreinigung, besuche jetzt regelmäßig das Fitnessstudio und habe ein persönliches Training vereinbart. Am Sonntag kam ich zur Fashionshow nach Belgrad zu der ich als zusätzlicher Fotograf von einem Bekannten eingeladen wurde (dazu später). Ich fühlte mich wieder gut in meiner Haut. Was durch meine in Freunde in Belgrad sehr unterstützt wurde. Ich sollte kurz erwähnen, dass ich ziemlich verunsichert zurückkam, als ich bei der Anprobe der Models Fotos machte, da ich Verstand was für ein Weg bis nach oben, noch vor mir liegt. Und die Karrieretreppe hoch zu kommen scheint ziemlich schwierig zu sein. Im November beginnt meine Bewerbungsphase für die Studiengänge in Deutschland… Und ich weiß jetzt nicht ob die Erfahrungen, die ich die letzten anderthalb Jahren gemacht habe, für meine Bewerbungsmappe reichen. Plötzlich bin ich voller Zuversicht ohne Grund und nach einer Weile stehe ich wieder da und denke mir, die Arbeit die ich leiste kann nicht gut genug sein.

Was ich aber nun ganz genau sagen kann ist, dass ich endlich einen Weg fand mich selbst zu realisieren und  genau zu Verstehen was ich will, warum ich etwas tue, wofür ich das tue, mit welchen Menschen ich in Kontakt stehen möchte, wer meine Zeit klaut, was mir wichtig ist und was nicht…und das sind die ersten Schritte zur Selbstverwirklichung. Und das Wünsche ich jedem auf seinem Lebensweg!

 

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Er war mein Geheimnis, Wanja

Ich möchte schon im Voraus sagen das dass hier eine Geschichte ohne Happy End ist und eigentlich eine sehr persönliche, aber ich möchte sie gerne niederschreiben, solange die Gefühle und die Erinnerung frisch sind. Im Voraus, es werden voraussichtlich nur diejenigen Verstehen, die selbst Haustiere hatten oder haben. Alles hat im März 2018 Angefangen, gerade als ich angekommen bin, in der zweiten Woche. Meine Wohnung ist direkt an einem kleinen Fluss, in einem ruhigen Gebiet, ohne Autos und anderer Transportmittel. Die erste Regel die ich von meiner Vermieterin aufgetragen bekommen habe ist „die Katzen nicht füttern“ und „keine Katzen im Haus“. Der Grund sind die vielen Streuner in der Umgebung und die Vorherigen Mieter die alle gefüttert haben. Hinzu kommen Krankheiten, Parasiten vielleicht auch noch Tollwut. Ich akzeptierte diese Regel, zuhause habe ich selbst viele Haustiere, unter denen auch zwei Kater . Ich bin keine Person die hinter Tieren her rennt um sie zu streicheln oder zu domestizieren. Vor allem Katzen, das sind überwiegend selbstständige Tiere, Raubtiere die gut für sich selbst sorgen können und den Menschen im Grunde nicht benötigen. Doch in meiner zweiten Woche machte ich mich wieder auf den Weg zur Schule zum Fluss, dafür durchkreuze ich meinen Garten und gehe dann entlang am Fluss zur Straße.

Und da saß er. Ein schwarzer Kater, drahtig, langbeinig, mit fettigem Fell einer sehr langen Nase und durchdringenden Grünen Augen. Wenn ich ehrlich bin, ein klein wenig kläglich und nicht der schönste im Vergleich zu den anderen, aber irgendwas war anders, eine bestimmte Majestätische Ausstrahlung war da. Ich setzte mich, er kam Näher und setzte sich neben mich, einfach so. Er stank. Ich saß da, Er saß da und das war alles. Ich kraulte ihn kurz und ging weiter. Und von dem Moment an,  begann unsere Beziehung.  In den nächsten Monaten entwickelte sich eine Gewisse Vertrautheit und Routine. Sobald ich vor der Tür war, lief er zu mir, ich setzte mich und der gute Sprang mir auf die Knie, rollte sich zusammen und schlief ein. Ich taufte ihn Wanja. Warum Wanja? Ich weiß es nicht, ich schaute ihn an und Verstand, dass ist es, „ Wanja“, eine verkleinlichung des Namens Ivan. Dieser Name ist einerseits ziemlich einfach, gleichzeitig auch ziemlich tiefgründig und er hat eine lange Geschichte. Man muss sagen das Wanja, ein Tier war mit unglaublicher Intelligenz. Genau um 9 Uhr morgens stand er vor meiner Tür, punktuell. Abends genau um 10 Uhr und versuchte sich jedes Mal  durch meine Beine in die Wohnung zu schleichen. Ich ließ ihn nicht rein, es war strikt verboten und ich wollte ihn nicht an mich binden, weshalb ich ihn nicht fütterte. Doch nachdem meine Mutter für drei Tage da war, wurde immer mehr klar, Wanja ist mein. Er lief hinter mir her, wenn ich den Tisch auf der Terasse verließ. Saß auf meinem Schoß wenn ich Skizzen machte und gab erste Laute von sich. Davor muss ich sagen, dass der Kater stumm war, komplett. Meine Mutter gab ihm was zu essen und schaute mich an: „ Julia, er hat dich lieb.“ Zu dem Zeitpunkt machte ich noch keine Pläne, denn im Juli würde ich für einen Monat wegfahren und er würde mich vergessen, ich hoffte es, es würde alle nur noch erschweren. Im Juli fuhr ich weg, ich reiste mit meiner Schwester von Berlin, Budapest, Belgrad nach Kotor und von dort aus zurück nach Serbien. Anfang August waren wir zurück in Nis. Wanja war nicht da. Er hatte mich Vergessen…

Ich schloss die Tür ab vom Haus und sagte etwas zu meiner Schwester. Und plötzlich ein lautes Maunzen und unglaubliches Rascheln. Aus dem Gebüsch rannte auf mich mein schwarzes Teufelchen zu, mit unglaublichen Klagelauten, ich fing ihn auf. Ich war mir selbst überrascht wie sehr ich diesen Vertrauten Körper auf meinen Armen vermisst hatte. Meine Schwester sah mich nur an und schmunzelte. An diesem Abend ließ ich ihn das erste mal in meine Wohnung, heimlich. Wir machten den Boiler an, und wuschen den Kater. Er ließ es klagend aber ruhig über sich ergehen, der Gestank war unerträglich. Danach wickelte ich ihn ein großes Badehandtuch ein und übergab ihn meiner Schwester, die sich mit ihm auf den Boden setzte, solange ich etwas Hähnchenbrust aufschnitt. Um 11 Uhr, nachdem er getrocknet war, stellten wir ihn vor die Tür. Er saß da noch die nächsten 30 Minuten….es war schwer, aber besser so. An dem Abend wurde klar, ich würde Wanja Versuchen mitzunehmen und die Dokumente für ihn Vorbereiten, ebenfalls zum Veterinär gehen und ihn behandeln lassen. Soviel er auch fraß, er nahm nicht zu. Ab diesen Tagen begann ich ihn regelmäßig zu füttern und begann eine einfache Wurmkur. Flöhe wurden auch mit einem Spray bekämpft. Zwischendurch fuhr ich für zwei Wochen weg, sobald ich aber zurück kam erwartete mich mein Kater, es wurde selbstverständlich. Dessa, meine Vermieterin regte sich immer über mich auf und sagte mir ich solle doch nicht den Kater füttern, er wäre Krank und Dreckig. Erwischen tat sich mich aber nie, weshalb sie nicht wirklich Stellung nehmen konnte.  Es kam vor das ich auf meiner Terrasse saß und Wanja auf meinem Schoss war, ich hörte sie kommen und warf ihn unbeholfen in die Büsche. Er schaute mich danach immer nur Fragend an. Jeden Abend gab er mir zu Verstehen dass er ins Haus möchte, ein zu Hause und es kostete mich viel Überwindung es nicht zu tun. Am 1. September ließ ich ihn das erste mal am Abend in meiner Wohnung übernachten. Ich wusch ihn wieder in der Dusche mit Shampoo, in gewisser Weise genoss er sogar das warme Wasser. Danach trug ich ihn eingerollt wie ein Kind in de Handtuch durch die Wohnung, ich hörte ein leises Schnurren und die nächsten Abende etablierten sich wie folgt. Ab 10 Uhr rein in meine Wohnung, Fütterung, manchmal Waschen, danach gemeinsam vor dem Computer sitzen und einen Film schauen. Er schlief auf meinen Knien und ich genoss meinen Tee und Wanjas Gesellschaft. Was mich aber am meisten glücklich machte war einen kleine Geste von ihm. Sobald ich mich hinsetzte, war es seine Initiative sich auf meinem Schoss bequem zu machen, meistens verpackte ich ihn in meine Jacke und sobald ich ihn kraulte Grub er seine lange Nase tiefer in meine Beine, so dass ich letzten Endes nur seine Ohren sah und gab leise schnurr-schnarch Laute von sich. Ich hatte ihn sehr lieb gewonnen. Sobald ich schlafen ging, setzte ich ihn auf einen Stuhl im Eingangsbereich und schloss die Tür zum Schlafzimmer. Ich kaufte Katzenfutter, eine Katzentoilette für die Nacht und einen Napf. Ich fing an mit Wanja Fahrrad zu fahren, setzte ihn vorne in den Fahrradkorp, leinte ihn zur Sicherung an und machte mit ihm nächtliche, kurze Touren. Am Morgen stellte ich ihn vor die Tür und ging zur Arbeit. Und so verliefen die nächsten 2 Wochen. Ich begann meinen kleinen Anfrage bei Tanja (der Tochter der Vermieterin) und Selena (Enkeltochter), es wurde zwischen Ausziehen und Kompromiss diskutiert. Ich konnte mit einigen Argumenten beide davon überzeugen ihn nur nachts zu mir zu nehmen und um die Sauberkeit in der Wohnung würde ich mich kümmern. Am Montagabend fischte ich Wanja neben dem Haus auf der Straße auf und irgendwas stimmte nicht, Futter wollte er nicht und auf meinem Schoß saß er ziemlich kraftlos, ich hielt ihn fest, unterbewusst hatte ich eine traurige Vorahnung.  Dann kam der Dienstagabend und Wanja kam nicht nach Hause…

 

  1. September 2018 :

Heute wollte ich zum Tierarzt, ich hatte mit Danica (Schüler der Oberstufe) gesprochen, sie wollte mir helfen mit den Papieren für Wanja. Diese Nacht kam der Kater nicht nach Hause, ich wartete rief, aber er kam nicht. Ich dachte mir nicht viel dabei, das passierte manchmal. Morgen würde er wieder da sein. Ich stand um 9:45 auf. Wartete bis Dessa wieder ins Haus geht um dann Raus zu gehen und auf Wanja zu warten. Er war nicht da, eigenartig. Ich lief zu meiner Gartenterasse wo ich üblicherweise sitze. Goss die Blumen und schaute mich um. Und da lag er, unter dem Busch, tot, seid einigen Stunden. Die ersten Minuten überkam mich eine betäubende ruhe, da war nichts. Sobald ich aber die Wohnung betrat, realisierte ich was passiert war. Wanja war nicht mehr. Ich versuchte meine vertränten Augen etwas zu beruhigen. Dessa war gegangen. Ich nahm eine große weiße Tüte und verscheuchte alle Fliegen vom Körper. Der Körper des Katers war starr und eiskalt, als würde ich eine Ausgestopfte Puppe in den Händen halten, ich packte ihn ein, damit Dessa ihn nicht sieht. Dann ging es darum eine Schaufel zu finden, ich ging zum Schuppen, nichts. Ich hatte zwei Optionen, zu einem der Nachbarn zu gehen oder mich aufs Fahrrad zu setzten und eine zu Kaufen. Ich entschied mein Glück bei den Nachbarn zu Versuchen, relativ schnell bekam ich eine altertümliche Schaufel, zum Umgraben, in die Hände gedrückt. Ich suchte eine Stelle hinter dem Garten unter einem jungen Baum. Ich muss ehrlich sagen, die Erde hier ist so hart und Spröde das ich nur mit Mühe und etwas Wasser ein Loch in den Boden bekam. Ihr hättet mich sehen müssen, ich fluchte und regte mich bei dem toten Kater über die harte Erde auf, dabei liefen mir verbitterte Tränen über das Gesicht. Danach nahm ich die Tüte und versuchte behutsam ohne den Körper zu berühren, Wanja in das Loch zu platzieren, dann die Erde wieder drüber. Es war vollendet.

Er war mein Geheimnis, Ich Vermisse ihn, ich habe es selbst nicht mitbekommen wie stark ich mich an Wanja gebunden hatte. Aber er war irgendwie doch mein Anker, derjenige für den ich hier Verantwortung zu tragen hatte, er gab mir Routine und das Gefühl das ich gebraucht werde. Kann man so über ein Tier sprechen? Viele werden das nicht verstehen. Aber plötzlich ist das weg und dann sitzt man da und versteht, da ist keiner mehr der bei dir auf dem Schoß sitzen wird, egal wie es dir  geht, da ist keiner mehr der auf dich warten wird und mit dir Fahrrad fahren wird. Du bist wieder alleine. Ja, Wanja war „NUR“ ein Kater, aber er war mein Kater und ich hab ihn sehr liebgewonnen. 

Ich weiß nicht wie ich an diesem Tag Unterricht geführt hatte, zwei Stunden. Nach einer Woche ging es wieder. Am schlimmsten ist es an den Abenden, immer noch. 7 Monate hatte ich Wanja um mich, mit ihm hatte ich meine Geschichte in Serbien angefangen. Diese nächsten zwei Wochen waren eine Mischung aus Routine, Horror und  Melancholie aus der ich versuchte auszureißen, was mir kurzfristig immer wieder gelang, aber immer wieder Rückschläge erlitt. Meine Arbeit hatte sich überwiegend auf zuhause verlegt, am Computer, was alles nur schlimmer machte. Ich machte mir Zeitpläne mit einfachen Aufgaben, Einkaufen, kurz zur Schule fahren, Pedeküre und Sport. Es hielt mich am Ball, aber es kostet jeden Tag Überwindung. Der Tod von Wanja gab dem ganzen ein letztes „i“-Tüpfelchen. Nachts kam es manchmal zu Wachzuständen von 2-3 Stunden und kleinen unbegründeten Panikattacken. Glücklicherweise hatten wir an dem Freitag den „Deutschlehretag“ den wir mit Tanja seit 3 Monaten vorbereitet hatten  und der meine vollkommene Aufmerksamkeit  beanspruchte. Sobald dieser vorbei war, stand ich wieder vor der Frage: „Und was nun?“  Als ich vor mir wieder das Wochenende vor mir hatte und keine Ahnung hatte was jetzt, kam ich zu dem Entschluss ich musste raus. In der folgenden Woche, hatten wir einen Tag in Belgrad an dem ich mit meinen Schülern kommen sollte. Ich verlängerte meinen Aufenthalt dort auf 5 Tage, was sich als eine wunderbare Zeit entpuppte. Und für mich stellte sich immer mehr heraus, dass sich mein eigentliches Zuhause und die Menschen die ich liebte in Belgrad befinden…