Das Erklimmen der Düne

Das Erklimmen der Düne

Liebe Leser*innen,

gerade sitze ich in der Schule bei einer Aufsicht in der 11. Klasse. Während die Schüler versuchen sich auf Mathe und ihre Aufgaben zu konzentrieren schaue ich zurück auf die letzten zwei Wochen seit meinem letzten Blogeinträge oder versuche zumindest mich an so viel wie möglich zurückzuerinnern, da diese zwei Wochen wie im Flug vergingen.

Nach meinem stressigen Wochenende ging der ganz normale Wahnsinn (so fühlt es sich zumindest schon an) wieder los: Schule, Vorbereitung auf den Unterricht im Goethe-Institut, Training, Afrikaanskurse, Einkaufen, Haushalt, Kochen, usw. Zwar kehrt so langsam so etwas wie ein Alltag ein, doch falle ich trotzdem jeden Abend erschöpft ins Bett, liegt wohl auch noch an der Hitze über den Tag.

Trotzdem fieberte ich die ganze Woche auf den Freitag hin, denn es war endlich Zeit für unser Housewarming, unsere Einweihungsfeier in der neuen Wohnung. Es wurde ein schöner Abend mit allen unserer Freunde und Kollegen hier in der (noch) uneingerichteten Wohnung, zumindest hielten sich die meisten Menschen ganz klassisch in der Küche oder auf dem Balkon auf. Unser Inventar in der Wohnung wurde vom Schäler bis zum Ananasbecher beträchtlich erweitert, sodass wir jetzt alles Nötige (Eisförmchen!) haben.

Housewarming: Ananasbecher am Start – 13.10.2017

Am Wochenende stand endlich abschalten und Erlebtes verarbeiten auf dem Programm. Am Sonntag machen meine Goethe-Mitpraktikanten und ich einen kleinen Abstecher nach Penduka, einem abgelegenen, kleinen Anwesen am Stausee in Katatura, wo viele Frauen Arbeit finden. In diesem Women’s Empowerment Programm stellen die Frauen verschiedenste handwerkliche Produkte von Kissen und Schürzen bis hin zu Schmuck her und verkaufen diese. Außerdem bewirtschaften sie ein kleines, sehr zu empfehlendes Restaurant und ein Seminarhotel. Die Ruhe am Stausee, die leckere Butternut-Suppe und die entspannte Atmosphäre waren Erholung pur. Penduka ist auch für Namibia-Touristen eine Empfehlung und man findet bestimmt ein Mitbringsel für zuhause und das für einen guten Zweck!

Idylle in Penduka – 15.10.2017

Im Laufe der vergangenen Woche durfte ich erstmals eine Gruppe der Khomastura Project School im Goethe-Institut begrüßen und herumführen. Die Schüler bekamen ebenso eine Einführung in die Goethe-Bibliothek und konnten sich dafür registrieren. Die Schüler, die vorher teilweise echt aufgeregt waren, waren wirklich interessiert und stellten viele Fragen zu mir, zum Goethe-Institut und zu Deutschland. Zum Abschluss schauten sie den Film „Der ganz große Traum“, der von den Anfängen des Fußballs in Deutschland handelt. Erkenntnis der Deutschlerner war, dass man nur als Team gemeinsam erfolgreich sein kann.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich kurz einige Sätze zum Goethe-Institut Windhoek erzählen. Grundsätzlich wurde das Goethe-Institut 1951 zur Ausbildung ausländischer Deutschlehrer gegründet, die zunächst ins beschauliche und idyllische Bayern nach Bad Reichenhall und Murnau zu den Fortbildungen kamen. Heute hat das Goethe-Institut seine Zentrale in München und 159 Standorte in 98 Ländern. Ziele des Instituts sind die Verbreitung der deutschen Sprache, die Vermittlung eines umfassenden und modernen Deutschlandbildes und der Beitrag zum weltweiten Kulturaustausch.

In Windhoek existiert das Goethe-Institut als sogenannter „Goethe-Center“ seit 2000. „Goethe-Institut“ darf es sich aber erst seit dem 01.01.2016 nennen. Das Institut ist aufgeteilt in vier Abteilungen:

  • Die Sprachabteilung, die die Sprachkurse für Deutsch, Afrikaans und Oshivambo organisiert.
  • Die Schulabteilung, die die Schulpartnerschaften und das Netzwerk „pasch“ koordiniert.
  • Die Bibliothek, die Zugang zu deutscher und namibischer Literatur und anderen Medien bietet und Angebote für Kinder und Jugendliche aber auch Bildungsmöglichkeiten für Erwachsenen schafft.
  • Die Kulturabteilung, die Konzerte, Ausstellungen, Lesungen usw. organisiert und dabei versucht, sowohl deutsche, als auch namibische Autoren, Künstler und Persönlichkeiten miteinzubeziehen, um den kulturellen Dialog und Austausch herzustellen.

Der Leiter des Instituts in Windhoek heißt Daniel Stoevesand, der ca. 20 Mitarbeite und weitere Sprachlehrer und Freie Mitarbeiter unter sich hat, darunter inklusive mir drei Praktikanten bzw. kulturweit-Freiwillige. Die Stimmung zwischen den Kollegen ist wirklich sehr gut und locker, weswegen es viel Spaß macht im Institut zu arbeiten.

Sonnenuntergang bei Sossusvlei – 21.10.2017

Am letzten Wochenende stand der erste größere „Ausflug“ auf dem Programm. Das erste Mal wirklich heraus aus Windhoek: Wir fuhren zu fünft mit einem Mietauto, ausgestattet mit voller Campingausrüstung und zwei Dachzelten nach Süden in die Namib-Wüste nach Sossusvlei. Nach ca. fünf Stunden Autofahrt zu 80% über Schotterpisten, aber mit wunderschönen Landschaften und Ausblicken und einer abenteuerlichen Abfahrt auf dem Spreetshoogtepass kamen wir am Samstag auf der Little Sossus Lodge an und genossen zunächst den Pool, bevor wir Nudeln mit Pesto auf dem Campingkocher zubereiteten und an einem kleinen Lagerfeuer den Abend ausklingen ließen. Nach einer kurzen Nacht in den Dachzelten standen wir um 4:30 Uhr auf um Punkt 6 Uhr am Tor nach Sossusvlei zu sein. Nach weiteren ca. 70km vom Tor bis hin zum Ziel kamen wir an den großen Dünen „Sossusvlei“ und „Big Daddy“, sowie am ausgetrockneten Salzsee „Deadvlei“ an und bestaunten die unglaubliche Landschaft. Schließlich erklomm ich „Big Daddy“, was sich als sehr anstrengen herausstellte, da ich meinen eigenen Weg ging und daher meine eigenen Spuren im tiefen Sand hinterlassen musste. Das Beste war natürlich der Abstieg, bei dem man die steile Wand der Düne einfach ohne Probleme herunterlaufen konnte. Hier fehlten eigentlich nur noch meine Skier. Da es gegen 11 Uhr in der Wüste schon ziemlich heiß war und wir am frühen Abend bereits wieder in Windhoek sein mussten, verließen wir voller Sand in den Haaren und Klamotten Sossusvlei und machten uns auf den fünfstündigen Heimweg. Am Abend fielen alle dann erschöpft ins Bett. Alles in allem war es ein sehr schönes, ereignisreiches, aber auch anstrengendes Wochenende, von dem ich heute morgen immer noch zehre, doch es hat sich gelohnt! Bilder findet ihr in einem Album auf diesem Blog hier.

Unsere Gruppe am Deadvlei – 22.10.2017

Momentan gähne ich ständig und freue mich auf das nächste ruhige Wochenende, doch am Samstag steht erstmal das Oktoberfest Windhoek auf dem Programm. Immerhin ist das Schuljahr bald geschafft, denn die Schüler haben am dem 13.11.2017 Prüfungen und dann muss ich nicht mehr kommen… Um das Bild der Düne wiederaufzugreifen: Das Besteigen der Düne für dieses Jahr ist fast geschafft. Ab dem November folgt dann der angenehmere und stressfreiere Abstieg vom Gipfel mit dem Ziel Weihnachten! In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Zeit!

Viele Grüße aus dem sommerlichen Namibia und bis bald!

Euer Jonathan

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