Archiv für den Monat: Dezember 2017

Von Russland nach Polen und der kulturweit-Blase

So viel zum Thema Regelmäßigkeit. Nur zu oft lese ich in anderen kulturweit-Blogs Einträge, die mit Sätzen wie z.B. „Mein letzter Eintrag ist jetzt schon 1 Monat her…“ anfangen und auch ich geselle mich mal jetzt fröhlich dazu. Der letzte „größere“ Eintrag ist allerdings schon 2 Monate her und die letzte Änderung im Allgemeinen fand auch schon Anfang November statt. Regelmäßige Unregelmäßigkeit eben.

Der Eintrag wird übrigens ein bisschen länger. Weiter unten gibt es aber Bilder, die ihr euch angucken könnt.

Es ist auch tatsächlich wieder einiges passiert, vor allem so um den Zeitraum vom 26.11-30.11. Dort trafen sich die Russland- und Polen-kulturweit-Freiwillig*innen in der Nähe von Breslau, genauer gesagt in der (doch recht schönen) Villa Greta, für das Zwischenseminar des Freiwilligendienstes. Im Informationsblatt zur Kostenrückerstattung der Reise dorthin stand tatsächlich geschrieben, dass die Möglichkeit besteht die Hin- bzw. Rückreise mit dem Urlaub zu verbinden. Zudem wurde uns nahe gelegt eine nachhaltige Reiseroute auszusuchen, also möglichst nicht mit dem Flugzeug zu fliegen. So machten Anna (eine kulturweit-Freiwillige) und ich uns daran (zumindest für die Hinfahrt) solch eine nachhaltige Route zu finden. Der Plan war sie zunächst in St. Petersburg zu besuchen und von dort aus gemeinsam den Weg zu bestreiten.

Nun, eine der offensichtlichsten Routen ist der Zug über Moskau durch Weißrussland nach Berlin (wir mussten nämlich dort unser Visum verlängern), allerdings ist für Weißrussland ein Transitvisum notwendig und dieser Zug auch nicht der günstigste, sodass diese Option entfiel. Hinzu kam noch, dass die Zugverbindungen durch das Baltikum relativ ungünstig für uns lagen und wir nicht die ganze Zeit im Bus sitzen wollten, sodass wir erst nach einigem Recherchieren die wohl aufwendigste (aber unserer Meinung nach auch interessanteste) Lösung gefunden hatten:

St. Petersburg – Riga mit dem Zug, ~16 Stunden (+ 6 Stunden Aufenthalt in Riga, um sich die Stadt anzusehen)
Riga – Klaipeda (Litauen) mit dem Bus, ~4 Stunden
Klaipeda – Kiel mit der Fähre, ~20 Stunden
Kiel – Berlin mit dem Zug, ~3 1/2 Stunden
-> Gesamte Reisezeit: ~50 Stunden

Ich (bzw. wir) fand(en) die Reiseroute doch sehr lohnenswert, vielleicht nimmt man dann die Entfernungen auch etwas anders war, als wenn man einfach zweieinhalb Stunden nach Berlin fliegt. Die geographisch Kundigen unter euch mögen sich jetzt vielleicht denken: Moment mal, da gibt es aber doch theoretisch eine einfachere Alternative. Von St. Petersburg mit dem Bus/Zug aus nach Helsinki und von dort weiter mit der Fähre nach Travemünde. Dies hatten wir zunächst auch in Betracht gezogen, allerdings war diese Fähre viermal so teuer wie die aus Klaipeda und obwohl kulturweit generell die gesamten Kosten übernimmt, wollten wir unseren Rahmen möglichst klein halten (jaja, so brav sind wir).

Um nun aber möglichst schnell auf Polen zu kommen und den Eintrag nicht unnötig zu verlängern: In Berlin beantragten wir unser neues Visum, das wir dann (theoretisch) nach dem Zwischenseminar abholen konnten. Meine Familie besuchte mich in Berlin und wir verbrachten ein paar (bzw. Paar) schöne Tage, bevor ich mich mit den anderen Freiwillig*innen auf den Weg Richtung Breslau machte. Wir fuhren mitten in der Nacht los und da es bis nach Breslau mit dem Bus auch nur 4 Stunden dauert, kamen wir um kurz vor 5 Uhr morgens am Busbahnhof dort an und warteten (doch sehr müde) auf den Tag. Unser Shuttlebus sollte erst gegen Mittag fahren und so hatten wir noch ein bisschen Zeit die schon schöne Stadt anzuschauen. Um ehrlich zu sein verbrachten wir aber die meiste Zeit in einem Café oder Einkaufszentrum und versuchten die Zeit totzuschlagen.

Schlussendlich fuhren wir dann zur Villa Greta, wo das Zwischenseminar offiziell nach dem Mittagessen anfing. Zu unseren beiden Trainer*innen Kalle und Fanny wurde gleich von Anfang an schon eine gute Verbindung aufgebaut, zumindest war das mein Gefühl. Geholfen hat vor allem, dass sie immer mit uns beim Essen saßen, sodass viel mehr persönliche Informationen ausgetauscht wurden. Allgemein fand ich das Zwischenseminar auch sehr gut gelungen, die Atmosphäre war ziemlich entspannt und es war echt interessant die verschiedenen Erfahrungen zu hören und zu diskutieren.
Natürlich wurden auch (wie beim Vorbereitungsseminar) oft Themen wie Machtstrukturen, die Rolle der Medien, Rassismus, Gender, uvm. angesprochen, meiner Meinung nach auch gelungener, da es nicht so einen „Input-Overload“ gab wie beim ersten Seminar. Nichtsdestotrotz wünschte ich mir oft am Ende des Seminars auf die Frage „Über was wollt ihr heute denn sprechen?“ einfach mit „Mathematik“ zu antworten. Die Begeisterung der anderen hätte sich dabei aber vermutlich in Grenzen gehalten.

Nach diesen gemütlichen Tagen zusammen mussten wir uns aber wieder auf den Weg zur Einsatzstelle, bzw. nach Berlin um das Visum abzuholen, machen und verabschiedeten uns voneinander. Die gleiche Truppe, die mit dem Bus nach Breslau gekommen ist, machte sich dann abends (mit Verstärkung) auf den Weg zurück nach Berlin, wobei wir wieder (da es diesmal regnete) die Zeit im Einkaufzentrum überbrückten. Dort meinte Pauline: „Jetzt ist man doch irgendwie in der kulturweit-Blase“ (oder so ähnlich). Ich (wir) war(en) mit dem Begriff doch recht überfordert und sie erklärte mir (uns), dass man jetzt doch irgendwie in Gedanken aus der Einsatzstelle raus ist und sie (so wie der gesamte Freiwilligendienst) so weit weg erscheint, vor allem dadurch verstärkt, dass man umgeben von anderen Freiwillig*innen ist und somit in einer „vertrauten“ Umgebung. So habe ich das zumindest verstanden und dem würde ich vollkommen zustimmen.

Hier noch ein paar Bilder von diesen 2-3 Wochen.