Едно, две, три…

Едно, две, три, четири, пет, шест, седем, осем, девет, десет, единайсет, дванайсет… Juhuuuu!

Spätestens jetzt bin ich mir ganz sicher, dass ich auf Bulgarisch von 1 bis 12 zählen kann, denn diesem Schlachtruf der Abiturient*innen kann man in letzter Zeit nicht mehr entkommen. Schon in der letzten Woche hatten die Zwölftklässler*innen ihren offiziell letzten Schultag, der hier in Bulgarien in etwa im Rahmen unserer Abientlassungsfeier gefeiert wird. Es wurden zwar noch keine Zeugnisse überreicht (die Klausuren waren auch noch gar nicht geschrieben), aber trotzdem gab es ein buntes Programm inklusive traditioneller Dudelsackmusik, Nationalhymne, gehissten Flaggen und eben dem berühmten Zählen der vergangenen 12 Schuljahre. In festlicher Kleidung zogen die Schüler*innen in die Sporthalle ein und jede*r erhielt traditionell ein Stückchen Brot mit Honig, welcher das zukünftige Leben versüßen soll.

Nachdem die Abschlussklausuren endlich geschrieben waren, fand am 24. Mai, im Rahmen des Tages der kyrillischen Schrift, der große Abiball statt. Hierzu war glücklicherweise auch ich eingeladen und konnte mir daher ein Bild von den bulgarischen Abifeierlichkeiten machen. In diesem Jahr konnten sich die Schüler*innen leider nicht auf ein Hotel einigen und daher gab es am Ende zwei Abibälle. Wir Lehrkräfte wechselten also nach der Hälfte des Abends die Location und tanzten somit im wahrsten Sinne des Wortes auf zwei Hochzeiten/ Bällen gleichzeitig. Außer der unterschiedlichen Musik und den traditionell bulgarischen Tänzen hat ein bulgarischer Abiball meiner Meinung nach viele Ähnlichkeiten mit seinem deutschen Zwilling. Interessant ist jedoch, dass bei den bulgarischen Abibällen nur die Schüler und Lehrer eingeladen sind und die Familien lediglich als Chauffeure dabei sind, denn eine Art Sektempfang gibt es hier in Smoljan nicht im Hotel, sondern stattdessen auf dem großen Platz vor der Kirche. In einem langen, bunt geschmückten Autokorso fahren anschließend alle Schüler*innen und Lehrkräfte zu dem Hotel, in welchem der restliche Abend und meist auch der nächste Tag verbracht wird. Und drei Mal dürft ihr raten: Es werden natürlich wird natürlich wieder pausenlos  von 1 bis 12 gezählt.

Beim Abiball

Der Autokorso in Smoljan

Der Autokorso in einem kleinen Nachbarort

Doch auch außerhalb der Abifeierlichkeiten war in den letzten Wochen in der Schule viel los! Das Unterrichten ist meistens sehr interessant und der interkulturelle Austausch trägt auf beiden Seiten zur allgemeinen Belustigung bei. So werden aus Kerstin und Marion ganz schnell zwei junge Herren, nur weil der Name nicht auf –a endet. Und während auf der einen Seite Brautkleid Brautkleid bleibt und zehn Ziegen den berühmten Zucker zum Zoo zogen, durfte ich mich im Unterricht an folgendem Zungenbrecher versuchen:

Шейсет и шест шишета се сушат на шейсет и шест шосета.

Na, klappt’s bei euch?

Außerdem habe ich während der letzten Wochen ab und zu die Proben unserer deutschen Theater-AG unterstützt. Nun kam es endlich zur Premiere des Stückes „Lord of the net“, welches sich aufgrund einer Wettbewerbsausschreibung rund um das Thema „Generation Z“ dreht. Die Schüler*innen haben sich als großartige Schauspieler erwiesen und das gesamte Publikum auf der Fremdsprache überzeugt. Falls ihr Lust habt euch einen kleinen Ausschnitt des Theaterstücks anzuschauen, könnt ihr gerne diesem Link folgen.

Rund ums Theaterspielen ging es auch bei meiner nächsten (und vorerst letzten) Jury-Tätigkeit. Einmal im Jahr findet am Fremdsprachengymnasium Ivan Vasov der sogenannte Tag der Fremdsprachen statt. Hierbei handelt es sich um einen schulinternen Wettbewerb im großen Theater von Smoljan, für welchen sich jede Klasse ein etwa viertelstündiges Programm ausdenkt. Am Ende gibt es Preise für die beste Klasse, die besten Sprachkenntnisse, die besten Kostüme, die beste Musik… Auch hier waren die meisten Klassen wieder mit vollem Elan dabei und haben ihr Bestes gegeben, um am Ende einen der beliebten Preise abzuräumen. Eine tolle Idee, welche die Schüler*innen zum Lernen von Fremdsprachen motiviert!

Ein weiteres wichtiges Event, welches die gesamte Stadt in Aufruhr versetzt hat, war die große Einweihung unserer „Schüler-Militär-Gruppe“ mit der feierlichen Übergabe der eigenen Fahne. Seit ungefähr einer Woche stellt das Fremdsprachengymnasium Ivan Vasov die dritte „Schüler-Militär-Gruppe“ in ganz Bulgarien, welche sich hauptsächlich mit dem Marschieren beschäftigt. Für die kleine Stadt Smoljan war dies natürlich eine große Aufregung, da sowohl Regierungsvertreter, als auch das bulgarische Fernsehen anwesend waren, um diese Veranstaltung zu begleiten. Einen Fernsehbeitrag findet ihr hier und vielleicht findet ihr ja auch heraus, was meine Schüler*innen mir mit dem Satz „Der Mann mit Bart spritzt Wasser“ erklären wollten. Ich muss zugeben, dass es im Nachhinein ziemlich eindeutig ist, aber während dieses Gesprächs stand ich dann doch ziemlich auf dem Schlauch…

Die neu gegründete Gruppe

Zum Abschluss möchte ich noch eine besonders lustige bulgarische Tradition erwähnen. Einmal im Jahr findet ein Tag statt, an dem Schüler*innen und Lehrer*innen ihre Rollen tauschen. So unterrichtet plötzlich der beste Deutschschüler seine eigene Klasse, während sich die anderen als Sekretär*in oder Buchhalter*in versuchen. Von der Putzkraft bis zur Schulleiterin wurde somit jede Person von den Schüler*innen ersetzt, während die Lehrer*innen ihren Spaß dabei hatten im Unterricht das Handy klingeln zu lassen oder anderweitig möglichst überzeugend die Schüler-Rolle einzunehmen.

Wie ihr seht war in den letzten Wochen viel los und mir wird garantiert nicht langweilig!