Heimat am Meer oder im Müll?

Ich stehe am Hafen und blicke aufs Meer. Um mich herum kreischen die Möwen. Das Wasser schwappt leicht gegen die Mole und die Sonne neigt sich hinter dem Leuchtturm immer weiter in Richtung Meer… Seltsam, wie schnell sich doch ein Gefühl von Heimat einstellt. Bevor ich nach Bulgarien gekommen bin war mir nie bewusst, wie sehr ein Hafen für mich doch die Heimat symbolisiert. Versteht mich nicht falsch: Ich liebe die Berge und ich bin sehr glücklich darüber diese in Smoljan im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor meiner Haustür zu haben, doch das Meer ist doch irgendwie ein Heimathafen für mich.

Nach langem Warten schaffte ich es nun also endlich mit meiner Mitfreiwilligen Joyce das Meer zu besuchen. Auch wenn die griechische Küste per Luftlinie nur etwa 75km von Smoljan entfernt ist, können Serpentinenstraßen und Busfahrpläne scheinbar einfache Pläne ziemlich schnell durchkreuzen. So ging es für uns an einem verlängerten Wochenende nicht an die griechische, sondern an die bulgarische Küste. Genauer gesagt nach Burgas ans Schwarzen Meer! Dort hatten wir uns in einem kleinen Hostel einquartiert, wo wir uns auch nahezu ohne Probleme trafen. (Kleiner Tipp am Rande: Spätestens wenn dir als Treffpunkt der Zugbahnhof genannt wird, du aber weit und breit keine Bahnschienen siehst, solltest du dir Gedanken darüber machen, ob es in der Stadt vielleicht zwei Busbahnhöfe gibt…) Nach diesem kleinen Missgeschick zogen wir jedenfalls sofort los, um Bulgariens viertgrößte Stadt zu erkunden. Wir schlenderten durch die Fußgängerzone, stöberten hier und da in kleinen Läden und genossen einfach das wundervolle Flair der Hafenstadt. Nach dem Abendessen zog es uns dann förmlich an den Strand, wo wir zwar den Sonnenuntergang verpassten, aber trotzdem gemütlich dem Rauschen der Wellen lauschten.

Am nächsten Tag schlenderten wir durch den Meeresgarten (ein großer Park direkt hinter der Strandpromenade) und es verschlug uns automatisch wieder zum gestern entdeckten Hafen. Zumindest ich konnte mich an der Hafenatmosphäre wirklich nicht sattsehen. Diesbezüglich war ich in den vergangenen Monaten wohl auf Entzug. 😉 Frei nach unserer neugewonnenen bulgarischen Spontanität entschieden wir uns kurzfristig für eine Bootstour zur остров света Анастасия (Anastasia Island). Hierbei handelt es sich um die einzige bewohnte Insel Bulgariens und das, obwohl sie sich zu Fuß in etwa 5 Minuten umrunden lässt. Benannt ist die Insel nach dem Kloster света Анастасия, welches sie viele Jahre lang beherbergte. Zwischenzeitlich wurde die Insel auch als Gefängnis für kommunistische Gefangene genutzt, welche jedoch am Ende fliehen konnten. Heutzutage befinden sich auf der Insel ein kleines Restaurant, ein Leuchtturm, die alte Klosterkirche und ein Kai, an welchem regelmäßig kleine Touristenschiffe anlegen. Trotzdem schafft es die einheimische Familie zumindest in der Nebensaison die heimelige Atmosphäre zu bewahren. Nach einem entspannten Abend an der Seebrücke mit viel frischer Seeluft vielen wir abends müde ins Bett.

Die kleine Insel

Alles in Einem war unser Wochenendausflug nach Burgas wirklich grandios und ich habe die Atmosphäre sehr genossen, doch irgendwie hat unser Strandaufenthalt zumindest bei mir einen faden Nachgeschmack hinterlassen… Mir ist schon häufig aufgefallen, dass hier in Bulgarien außerhalb der Stadtzentren ziemlich viel Müll herumliegt. Doch am Strand in Burgas traute ich meinen Augen kaum, denn es bot sich uns folgender Anblick:

Es war ziemlich eindeutig, dass der meiste Müll nicht am Strand vergessen, sondern vom Meer angespült worden ist. Wie viel Plastikmüll schwimmt wohl noch im Meer herum? Traurig, wie die Menschheit mit unserer Erde umgeht… Umso erstaunter war ich, wie interessiert meine Achtklässler waren, als ich ihnen in der folgenden Stunde vom deutschen System der Mülltrennung erzählte. Doch auch im Nachhinein blieb in ihren Augen leider ein kleines, ungläubiges Fragezeichen zurück...