„Ich verstehe deinen Punkt, aber…“

Dass das Land Bulgarien in diesem Jahr zum ersten Mal am internationalen Wettbewerb „Jugend debattiert International“ teilnimmt, steht schon seit einigen Jahren fest. Dass ich als Jurymitglied dabei bin, war jedoch eher eine kurzfristige Entscheidung! Vorweg: Es war (zumindest aus meiner Sicht) eine sehr gute Entscheidung dabei zu sein!

Aber von Anfang an… Für alle, die (wie ich zuvor) noch nichts von diesem Wettbewerb gehört haben, folgt hier eine kleine Erklärung:

Der Wettbewerb „Jugend debattiert International“ richtet sich an Deutschlernende aus den osteuropäischen Ländern und funktioniert ähnlich wie das Deutsche Pendant „Jugend debattiert“. Das Ziel des Projekts ist es die Schüler*innen zum kritischen Denken und Argumentieren zu bewegen. Dabei vertreten die Debattant*innen nicht immer ihre eigene Meinung, sondern es werden durch Losen in jeder Vierergruppe zwei Pro- und zwei Kontra-Redner*innen bestimmt. Auf diese Weise setzen sich die Besten im Schul-, Verbunds-, Halb- und Landesfinale durch, bis sie schließlich die Möglichkeit haben an der internationalen Finalwoche, inklusive Debattentraining, teilzunehmen.

Um bei der Veranstaltung als Jury-Mitglieder teilnehmen zu dürfen, absolvierten ein paar andere deutsche Freiwillige und ich zuvor eine Fortbildung am Goethe-Institut in Sofia. Diese Möglichkeit nutzten wir nicht nur, um uns näher mit dem Wettbewerb auseinanderzusetzen, sondern auch um andere Bulgarien-Freiwillige aus der Herbst-Ausreise 2017 kennenzulernen und natürlich, um einen ersten Eindruck von Sofia zu erhalten.

Vom wichtigsten Wahrzeichen der Hauptstadt Bulgariens, der Alexander-Nevski-Kirche, mögen einige vielleicht schon gehört haben, aber nur die Wenigsten haben Sofia selbst schon besucht… Dabei hat die Stadt am großen Vitosha-Gebirge einiges zu bieten. Wusstet ihr beispielsweise, dass Sofia eine der ältesten Städte Europas ist? Für mich persönlich, hat ein Tag in Sofia jedenfalls nicht ausgereicht, um die Stadt voll und ganz zu erkunden. Daher steht sie auf alle Fälle weiterhin auf meiner Reiseziel-To-do-Liste. Trotzdem möchte ich euch ein paar erste Eindrücke nicht vorenthalten:

Die berühmte Alexander-Nevski-Kathedrale

Das „Sofia History Museum

Streetart soweit das Auge reicht…

Nicht nur in den Diskussionsrunden von „Jugend debattiert International“ sondern auch hier ist es wichtig, dass wir beim Thema bleiben! Ein paar Tage später machte ich mich also schon früh morgens auf den Weg zum Verbundsfinale „Zentralbulgarien“ in Stara Zagora. In diesem Jahr fand die Veranstaltung ausnahmsweise im Rathaus stattfand, sodass die Teilnehmer genau dort Platz nehmen konnten, wo normalerweise die wichtigsten Entscheidungen der Stadt gefällt werden. In dieser ganz besonderen Atmosphäre durfte ich nun spannenden Diskussionen zu der Frage „Sollten Jungen und Mädchen in bestimmten Fächern getrennt unterrichtet werden?“ lauschen und anschließend vier Finalist*innen auswählen, was sich als gar nicht so einfach herausstellte…

Nach einem gemeinsamen Mittagessen gingen die Finalist*innen dann der Frage nach, ob Menschen, die bewusst falsche Nachrichten („Fake-News“) verbreiten, bestraft werden sollen. Vielleicht seid ihr jetzt genauso verblüfft wie ich, als ich von diesem schwierigen Diskussionsthema gehört habe. Schließlich wird es nicht nur im Rahmen dieses deutschsprachigen Diskussionswettbewerbs diskutiert, sondern auch in der aktuellen Politik. Trotzdem gingen die Jungen und Mädchen des zehnten Jahrgangs das Problem sehr selbstbewusst an und brachten tolle Argumente auf den Tisch. So eine hochwertige Diskussion hätte ich vorher nicht für möglich gehalten, vor allem wenn man im Hinterkopf behält, dass hier nicht auf der Muttersprache diskutiert wird! Das machte es uns als Jury natürlich schwer zwei Kandidaten für die Halbfinalrunde auszuwählen. Letztendlich kann der Verbund „Zentralbulgarien“ aber zwei strahlende Sieger*innen nach Sofia entsenden.

Den beiden Teilnehmer*innen wünsche ich nun viel Glück für den weiteren Wettbewerb und hoffe, dass sie in den nächsten Runden zu ebenso spannenden Diskussionen beitragen werden!

Für mich persönlich war es eine durchaus gelungene Veranstaltung, bei der ich es sehr genossen habe, sie aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können. Trotzdem bin ich froh, bei den höheren Auswahlrunden nicht in der Jury zu sitzen. Denn bei höherem Niveau wird garantiert auch die Auswahl nicht einfacher…