Sternschnuppe Fischschuppe

Gegen meine ursprüngliche Entscheidung und den Wunsch meiner Familie habe ich mich dazu entschieden über Weihnachten nicht nach Hause zu fahren. Und wenn ich das so sagen darf, es hat sich wirklich gelohnt, denn ich wurde von Dorota, der Lehrerin der Berufsschule, dazu eingeladen Heiligabend mit ihrer Familie zu verbringen. ab dem 25. war ich dann mal wieder in Warschau und hatte eine, wie jedes mal, einzigartige Zeit mit Simone. Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe wenigstens ein bisschen in die polnische Kultur einzutauchen und ein mehr oder weniger traditionelles polnisches Weihnachten kennenzulernen. Als ich bei Dorota ankam war das Fest schon in vollem Gange und es waren viel mehr Leute, als ich erwartet hatte, ihre ganze Familie halt. Die Lesung aus dem Evangelium und die Tradition mit dem Oblatenteilen, welche wir in unserer Klasse hatten, gab es hier allerdings nicht, zwar standen die Oblaten auf dem Tisch, jedoch eher als Beilage zum üppigen Essen. Das traditionelle fleischlose Weihnachtsessen, bestehend aus 12 Speisen, beginnt mit diesmal selbstgemachtem Barszcz und einer Art Pieroggi, gefüllt mit Kraut und Pilzen. Danach folgt eine Menge Hering in verschiedensten Soßen: herzhaft sauer mit Zwiebeln, Pilzen, Gemüse, pikant oder auch süß mit Rosinen, Gemüsesalate, Brot, Sauerkraut mit Pilzen und ich glaube noch sehr viel mehr. Als Hauptgang gab es dann gebratenen Karpfen und selbstgemachte Pieroggi Ruski, ich glaube so gute habe ich noch nie gegessen. Das ganze Essen über gab es ein spezielles Weihnachts-Verdauungs-Kompott, eine Art Saft aus geräucherten Früchten. Dadurch bekommt das Getränk einen ganz besonderen und eigenen Geschmack nach rauch. Dann gab es noch viel Kuchen, Tee und Kaffee und einen ukrainischen Nachtisch: Getreide mit Mohn und Rosinen. Mit dem ganzen außergewöhnlich guten Essen war ich um ehrlich zu sein ziemlich überfordert, das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum viele tagsüber fasten und erst essen, wenn der erste stern am Himmel erscheint. Noch am Tisch sitzend wurden plötzlich polnische Weihnachtslieder gesungen, ganz frei und unbeschwert und es war so unglaublich schön. Irgendwann nachts sind wir dann nach Hause gefahren und von Dorotas Mutter wurde ich auch gleich für nächstes Jahr wieder eingeladen. Viele polnische Familien, gehen noch um Mitternacht zur Messe, das haben wir allerdings nicht gemacht. Ein süßer Brauch ist noch, dass alle eine Schuppe des Karpfens bekommen, die man in sein Portemonaie legen sollte um im nächsten Jahr mehr Geld zu bekommen.

In Warschau stand dann ein wenig Kultur an. Wir waren im Polin Museum, welches neben dem Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos und dem Willy Brandt Denkmal im ehemaligen jüdischen Viertel steht. Es zeigt mit viel Aufwand die Geschichte der polnischen Juden vom Mittelalter bis heute und lohnt sich auf jeden Fall. Wahrscheinlich müsste man eigentlich noch viel mehr Zeit dort verbringen als wir.

Jetzt geht es weiter nach Krakau, wo wir mit wunderbaren kulturweit Menschen aus Ungarn, Tschechien, Russland und Polen Silvester feiern wollen. In dem Sinne wesołych świąt i szczęśliwego Nowego Roku.