Cześć Polska!

Es ist kurz nach acht und ich bin schon in Polen 😉 die grauen Wolken sind erstmal verschwunden und es scheint die Sonne. Ich sitze in einem alten und knarrenden Abteilzug zusammen mit sehr netten und hilfsbereiten Menschen, vor mir noch rund neun Stunden gemütliche Zugfahrt.
Gottseidank hab ich den Zug nach Warschau noch geschafft, denn als meine Familie und ich heute morgen zwanzig vor fünf am Bahnhof standen, gab es den Zug plötzlich nicht mehr, welcher mich nach Berlin bringen sollte. Dieser fährt jetzt also überraschenderweise nicht mehr über Halle und wir sind völlig aufgeschmissen. Nach kurzer Schockstarre also schnell zurück ins Auto, erst versucht den Zug in Bitterfeld einzuholen und als uns klar wurde, dass das nichts wird, auf nach Berlin. So schnell war ich glaube ich noch nie mit dem Auto unterwegs. Statt bei Tee und Keksen im Zug zu sitzen und leicht dösend den Sonnenaufgang zu beobachten, wie ich mir es eigentlich vorgestellt hatte, rasten wir also putzmunter und vollgepumpt mit Adrenalin über die Autobahn Richtung Berlin. Zum Glück noch geschafft.

Durch den ganzen Stress ist das Abschiedsdrama irgendwie in den Hintergrund gerutscht und ich habe mal wieder viel zu spät realisiert, dass ich jetzt schon wieder weg bin. Meine Familie und Freunde, die wichtigsten Menschen für mich, welche bis jetzt eigentlich mein ganzes Leben mitgestaltet und geprägt haben, werden erstmal nicht mehr bei mir sein, bzw. ich werde nicht mehr bei ihnen sein. Jeder lebt jetzt sein Leben weiter, auf seine eigene Art und Weise, in einer ganz anderen Welt mit ganz anderen Einflüssen. Bei solchen Gedanken wird mir ein wenig mulmig, es kann sich so vieles aber auch nichts verändern und ich bin plötzlich auf mich alleine gestellt.

Inzwischen hat es sich wieder etwas zugezogen, ich habe einen netten Fensterplatz, sehe viele Felder und Wälder und ab und zu kleine Bahnhöfe und wenig Häuser. Der Ausblick ändert sich jedoch spätestens, als ich in Warschau umsteige. Viele schöne Gebäude und eine Menge verschiedenster Menschen. Auch der Zug ist jetzt viel belebter mit jungen Leuten, die versuchen in den kleinen Abteilen Platz zu finden und zum Teil leider einen lauten und eher schlechten Musikgeschmack haben. Bestehend aus 6 bis 8 Sitzen, einem großen Fenster, einer Schiebetür und blauen Vorhängen, sehen die Abteile ein wenig aus, wie bei Harry Potter. Was ganz lustig ist, zusätzlich gibt es über der Stuhlreihe noch jeweils einen schmalen Streifen Spiegel.

In Lublin angekommen, werde ich ganz herzlich von meiner Ansprechpartnerin Gosia empfangen, die sich auf dem Weg zum Studentenheim auch erstmal ein wenig verfährt, so dass ich noch eine kleine extra Runde durch die Stadt bekomme. Ich wohne zusammen mit einer anderen Freiwilligen in einer fünfer WG. Außer uns gibt es noch eine Italienerin, einen Italiener und einen aus Zypern. Alle sind auf jeden Fall super nett und sehr sympathisch und nebenbei gibt es morgen Abend anscheinend noch eine Homeparty bei uns. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die nächsten Tage.