Diese Woche war der Gedenktag der Verschleppung der Ungarndeutschen und so luden die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen und meine Schule (Valeria-Koch-Bildungszentrum) dazu ein an einer gemeinsamen Veranstaltung zum Gedenken an die geschichtlichen Ereignisse der Verschleppung und Vertreibung teilzunehmen. Ziel dieses Gedenktages war die reale Darstellung der Geschichte der Ungarndeutschen im 20. Jahrhundert, die Gestaltung einer korrekten Erinnerungskultur und die weitere Stärkung des Gemeinschaftsbewusstseins. So traf man sich also am 22. April in der Schule und jeder von Nah oder Fern konnte an dieser Veranstaltung teilnehmen. So waren natürlich auch jede Menge wichtige Personen anwesend. Natürlich sämtliche Direktoren/innen des Schulzentrums, die stellvertretende Direktorin des Janus-Pannonius-Museums und der Dozent des Stiftungslehrstuhls für Deutsche Geschichte und Kultur im Südöstlichen Mitteleuropa der Philologischen Fakultät der Universität Pécs. Auch die deutsche Theatergruppe des Gymnasiums wurde vorgestellt. Zuerst kam es zur feierlichen Gedenkstunde in der Aula des Gymnasiums und zur Enthüllung der Gedenktafel zur Erinnerung an die in die Sowjetunion verschleppten Ungarndeutschen. Die Direktorin des Gymnasiums hielt dafür eine Festansprache und kurz darauf wurde die Ausstellung von einem Parlamentsabgeordneten eröffnet. Somit war also der Start des Rundgangs des Wanderbündels durch das Land gegeben. Der Wanderbündel wurde mithilfe von Zeitzeugen zusammengepackt, damit er seine Reise quer durchs Land antreten kann. Er beinhaltet also Erinnerungen, Geschehnisse etc. über die Ungarndeutschen. An insgesamt 20 Schulen der deutschen Nationalität wird er zu finden sein und diese werden im Rahmen eines Projekts jeweils die Wichtigkeit der Erinnerungskultur behandeln. Ebenfalls an diesem Projekttag haben sich die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums mit der Verschleppung der Ungarndeutschen zur Zwangsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg befasst. Außerdem wurde sich mit dem geschichtlichen Hintergrund des „Malenkij Robot“, dem Leben und der Arbeit in den Zwangslagern und mit den Auswirkungen der tragischen Ereignisse vertraut gemacht. Die Gymnasiasten hatten die Möglichkeit geschichtliche Quellen zu lesen, authentische Rückerinnerungen zu bearbeiten, Filme an zu sehen und sich mit Historikern zu unterhalten. Am selben Tag veranstaltete das Ungarndeutsche Kultur und Informationszentrum das Ungarndeutsche Jugendfilmfest „Abgedreht! 2016“, in Budapest. Da es dabei um deutschsprachige Filme über die Ungarndeutschen ging gab es ebenfalls eine Liveschaltung zu diesem Event. Des Weiteren gab es noch eine Buchvorstellung und zahlreiche Vortrage von schulischen und außerschulischen Referenten.
Ebenfalls am Freitag war dann auch noch „Tracht Tag“. Für diesen gab es extra eine landesweite Aktion unter dem Motto „Vergangenheit in Gegenwart – ein Tag in der Volkstracht“. Man war also darauf aus, dass sich so viele Leute wie möglich an diesem Tag mit einem Stück ihrer traditionellen Tracht zeigen. Man erhoffte sich davon, dass sich durch die Aktion das Leben der Ahnen wenigstens einen Tag lang mit dem Leben der Nachkommen verflechte. Durch den großen Erfolg im letzten Jahr gab es auch diesmal für alle Mitwirkenden die Möglichkeit sich zu fotografieren und die Fotos auf die offizielle Facebook-Seite hochzuladen. (https://www.facebook.com/events/1576880432602376/)
Jetzt fragt sich der eine oder andere vielleicht wo ich an diesem Tag war, ob ich vielleicht sogar ein Teil bzw. ein kleines Accessoire einer Tracht getragen habe. Nun ja. In der Schule war ich nicht. In Pécs auch nicht. Aber in Ungarn definitiv. An diesem Tag konnte man mich in Solymár finden. Solymár ist eine Großgemeinde in den Budaer Bergen mit gut 10.000 Einwohnern, darunter ein hoher Anteil deutschstämmiger Einwohner (Donauschwaben). Dort fand an diesem Tag das Finale eines Deutschwettbewerbes statt, an dem auch 12 Schüler unseres Schulzentrums teilnahmen. Mit den Schülerinnen und Schülern der 7. und 8. Klasse und zwei Lehrerinnen ging es bereits 5.45Uhr von der Schule aus los. Ja, dass hieß früh aufstehen für alle und die Lehrerinnen waren schon ein wenig besorgt, ob denn alle Schüler pünktlich da sein würden. Letztendlich war diese Sorge jedoch vollkommen unbegründet, da alle Schüler pünktlich da waren. Doch pünktlich ging es trotzdem nicht los. Wieso? Nun ja etwas Entscheidendes fehlte. Der Bus samt Busfahrer. Kurz vor 6:00 Uhr war dann aber zum Glück auch der Bus da und so konnte es Richtung Solymár gehen. Hätten wir da aber schon gewusst, was auf uns mit dem Busfahrer noch zukommen würde wären wir vielleicht doch lieber in Pécs geblieben. Dass wir tatsächlich über 4h bis Solymár brauchen würden, damit hatte dann doch keiner gerechnet. Im Prinzip ging es ganz gut los und wir haben noch eine Schülerin „eingesammelt“, die etwas außerhalb wohnt. Und dann ging es mit 80 km/h über die Autobahn. Nicht, dass wir sowieso schon spät dran waren. Nein, dann lassen wir uns auf der Autobahn ruhig noch ein wenig Zeit. Gegen angepasste Geschwindigkeiten, um ein sicheres Fahren zu ermöglichen hab ich ja nichts aber das war dann doch ein wenig zu langsam. Das ging anscheinend nicht nur mir so, sondern auch eine der Lehrerinnen wies den Fahrer mehrmals darauf hin etwas schneller zu fahren. Ob er nicht wollte oder konnte schneller wurde es nicht. Die Begeisterung stand allen ins Gesicht geschrieben und letztendlich versuchte der Fahrer während der Fahrt dann noch mehrmals sein Navigationsgerät einzustellen. Das Navigationsgerät bzw. die fehlende Navigation brachte eine der Lehrerinnen dann in Budapest vollkommen zur Weißglut, als wir nun schon zum dritten Mal am Déli-Pályaudvar vorbeifuhren. Wir waren also eine halbe Stunde im Kreis gefahren ohne, dass der Fahrer dies bemerkte. Natürlich dauerte es nicht lange und die Lehrerin wies in darauf hin. Er jedoch schob die Schuld von sich und meinte das Navi wäre kaputt. Ja, bestimmt. Zum Glück befand sich jedoch in dem Kleinbus eine Karte und so dirigierte die Lehrerin nun den Busfahrer. Dass wir zu spät zum Wettbewerb kamen muss ich wohl keinem erzählen. Glücklicherweise waren die Veranstalter jedoch gezwungen auf uns zu warten, so dass wir den Weg nicht um sonst gefahren sind. Wieso sie auf uns warten mussten? 40 Schüler/innen nahmen an den Endrunde teil. Jedoch wurden die Schüler/innen noch einmal in zwei Gruppen aufgrund ihrer Sprachniveaus geteilt. Alle unsere 12 Schüler/innen wurden der höheren Sprachkategorie zugeteilt, so dass schlichtweg nur 8 Schüler in dieser Kategorie angetreten wären, ohne uns. So ging es also schnell ans registrieren und schon kamen die Eröffnungsfeierlichkeiten. Meines Geschmackes nahm das Ganze eine etwas zu patriotische Richtung an, als zunächst die Ungarische Nationalhymne, als danach auch die Ungarndeutsche Nationalhymne gesungen wurde. Für alle Interessierten hier die Ungarndeutsche Nationalhymne: https://www.youtube.com/watch?v=j7eTp2JORis Meine Sitznachberin empfand mich übrigens als äußerst unhöflich, da ich nicht inbrünstig wie der Rest der Anwesenden die Nationalhymne schmetterte. Nach der Eröffnung hieß es im Grunde nur noch warten. Da die Schüler nach einander aufgerufen wurden und 7 Minuten lang über ein Bild sprechen und sich einer fingierten Situation stellen mussten. Wer jetzt nicht allzu schlecht rechnen kann weiß also, dass das Ganze eine Menge Zeit in Anspruch nahm und nach jedem Schüler die Jury auch noch beraten musste. Mit der Zeit wurden die Schüler natürlich immer aufgeregter und wir haben versucht, wie bereits in der Schule, mögliche Situationen noch einmal durchzuspielen. Um mir die Wartezeit ein wenig zu vertreiben habe ich mich eine Weile in die Sonne gesetzt. Prompt kam ein Lehrer einer anderen Schule und fragte mich, ob er mich etwas fragen dürfte. Natürlich war ich gern dazu bereit und wie sich innerhalb des Gespräches herausstellte hatte er Angst, dass ich ebenfalls am Wettbewerb teilnehmen würde und seine Schüler so keine Chance hätten. Er war einfach nur begeistert von meinem „hohen Sprachniveau“. Als ich ihn jedoch darüber aufklärte, dass ich an diesem Wettbewerb außer Konkurrenz teilnahm und Deutsch meine Muttersprache ist war er sichtlich erleichtert. Nachdem ein Großteil unserer Schüler bereits dran war bin ich mit ihnen Essen gegangen. Danach hieß es wieder warten. Nach 4,5h war der Wettbewerb letztendlich zu Ende und die Schüler/innen erwarteten gespannt ihre Ergebnisse. Natürlich mahlte sich der eine oder andere doch hohe Chancen aus und das nicht ganz zu Unrecht wie sich herausstellte. Die Schüler wurden vom zwanzigsten Platz bis zum Ersten Aufgerufen. Die ersten Fünf bekamen eine einwöchige Reise nach Deutschland geschenkt und die ersten Drei wurden noch einmal zu einer offiziellen Preiszeremonie im Juni eingeladen. In unserer Sprachniveaukategorie gewannen wir tatsächlich die ersten fünf Plätze und somit fahren fünf Schülerinnen unseres Schulzentrums nach Deutschland. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass zwei der Schülerinnen, mit denen ich geübt habe den zweiten und den vierten Platz belegten. Aber im Grunde waren alle Teilnehmer/innen Gewinner an diesem Tag, da sie die besten 20 in jeder Kategorie aus 500 Teilnehmern waren. Was ich euch bis jetzt vorenthalten habe ist, dass ich natürlich während des Wettbewerbs auch ein Trachtenoberteil getragen habe und auch die Vier, die ich auf den Wettbewerb vorbereitet hatte konnte man in traditioneller Kleidung bestaunen. Auch Teilnehmer/innen aus anderen Schulen hatten sich in Schale geworfen. Schließlich war ja Tracht Tag. Als der Wettbewerb nun also endlich gegen 15:30 zu Ende war fehlte mal wieder nur einer: der Busfahrer. Wir versuchten ihn über eine halbe Stunde lang anzurufen, bis er letztendlich ran ging und seinen Weg zurück zur Schule fand. Alle wollten nur noch nach Hause und nur ein kleiner Zwischenstopp vor Pécs war eingeplant, da die Schule den Schülern ein Essen bei McDonalds spendierte. Wo genau dieser Stopp sein sollte war eigentlich auch schon klar, doch nur der Busfahrer meinte natürlich wieder er hätte eine bessere Idee. Als wir dann an seiner Idee ankamen und in das Einkaufszentrum liefen war da natürlich nichts zum Essen und zurück beim Bus war auch der Fahrer wieder weg. 15min später kam der dann auch mal wieder angetrottet. Der McDonalds-Besuch war in der Zwischenzeit einvernehmlich gestrichen worden und sollte nun in Pizzaessen in der Schule am Montag umgewandelt werden. Nun mussten wir nur noch einen Schüler in Budapest rauslassen, mit dessen Eltern dies vorher abgemacht worden war. Natürlich war das für den Busfahrer diesmal kein Grund durch Budapest zu fahren, sondern wir umfuhren die Stadt auf der Autobahn. Nun war also die Frage, wo wir den Schüler rauslassen sollten. Kurzerhand fuhr der Busfahrer im Kreisverkehr ab und der Junge sollte an einer Bushaltestelle in einem Vorort auf seine Eltern warten. Nach mehreren Telefonaten mit den Eltern wurde es dann auch so gemacht, da es ja keine andere Möglichkeit mehr gab. Nach diesem erneuten Zwischenfall ging es also endlich wieder zurück nach Pécs, wenn auch mit des Öfteren stattfindenden ruckartigen Bremsmanövern des Busfahrers (Abbremsen kannte der nämlich nicht). Mit reichlich Verspätung kamen wir dann kurz vor 20:00 Uhr und nach 14h „Schulausflug“ wieder in Pécs an. Den Busfahrer wird die Schule wohl so bald nicht mehr buchen.
Was es sonst noch so Neues gibt? Die Geschäfte haben jetzt auch wieder sonntags geöffnet. Nachdem letztes Jahr entschieden wurde, dass die Geschäfte nun sonntags geschlossen bleiben würden wurde nach zahlreichen Protesten nach einem Jahr nun entschieden, dass die Geschäfte nun wieder sonntags geöffnet werden. Außerdem sollte hier heute noch eine Art Stadtlauf stattfinden aber wir haben hier im Moment Windgeschwindigkeiten um die 40 km/h und außerdem regnet es ab und zu noch also wurde daraus heute nichts.
Wenn es mich zwischenzeitlich nicht wegweht dann bis zum nächsten Mal.