Halbzeit

178 Tage – so lange bin jetzt schon in Bukarest. Die Zeit ist wie im Flug vergangen (auch seit dem letzten Blogpost…)

Seit dem 1. März liegen sechs Monate FSJ hinter mir, sechs weitere folgen. Viele andere Freiwillige, die ich über kulturweit kennengelernt habe, von denen einige zu Freunden wurden, sind schon wieder in Deutschland. Andere Freiwillige erleben gerade die letzten Stunden ihres Vorbereitungsseminars am Werbellinsee. Auch wir bekommen nächste Woche Verstärkung in Bukarest.

Seit dem letzten Post ist einiges passiert, ich versuche das wichtigste kurz zu berichten.
Die Weihnachtstage verbrachte ich gemeinsam mit ein paar anderen Freiwilligen in Iasi (sprich etwa: Iasch), wir hatten eine tolle Zeit mit viel leckerem Essen, viel Wein und improvisierter Feuerzangenbowle. Tatsächlich habe ich die Familie zuhause nicht vermisst, sowieso hatte ich bislang noch kein einziges Mal Heimweh. Klar, manchmal denkt man sich, „jetzt gerade wäre es nicht schlecht zuhause zu sein“, besonders wenn irgendetwas besonderes ist, wie eben zum Beispiel Weihnachten. Aber so ein richtiges Heimweh-Gefühl hatte ich noch nicht.

Als nächstes stand dann Silvester an. Gemeinsam mit 11 anderen Freiwilligen aus Rumänien und Serbien sowie z.T. Besuch aus Deutschland, hatten wir eine tolle Zeit. Zunächst haben wir leckeres Käsefondue gemacht, den Jahreswechsel am Parlamentspalast verbracht (und das Feuwerk verpasst – wir waren am falschen Ort, aber nicht die einzigen dort 😉 ) und schließlich in einem Club gefeiert.

Anfang Januar ging es dann mit einigen anderen Freiwilligen zusammen nach Cluj (sprich etwa: Klusch; deutsch: Klausenburg), zweitgrößte Stadt Rumäniens und Schmelztiegel dreier Völker: Rumänen, Ungarn und Siebenbürger Sachsen. Nach kurzem Aufenthalt in Bukarest ging es für mich dann nach Chisinau (sprich etwa: Kischinau), Hauptstadt der Republik Moldau. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen erkundeten wir die Stadt, machten eine Weinprobe in Cricova und wagten uns nach Tiraspol. Diese ist die Hauptstadt von Transnistrien, einem de facto unabhängigen Staat im Osten Moldawiens. International nicht anerkannt, hat Transnistrien eine Regierung und Verwaltung, eigene Polizei, Währung und Militär. Der Staatshaushalt wird zu einem Großteil von Russland getragen.
Der Ausflug war eine spannende Erfahrung, man fühlte sich in die ehemalige Sowjetunion versetzt, Symbole dieser sind überall präsent.

Im Januar standen dann die DSD-Prüfungen an, bei denen ich auch beteiligt war. Die weitaus meisten Schüler*innen haben bestanden, viele mit Niveau C1. Außerdem hatte ich wieder einige Vertretungen und mache jetzt zweimal wöchentlich eine AG „Lesen und kreatives Schreiben“ im 5. Jahrgang, die sehr gut ankommt.

Anfang Februar gab es hier dann nochmal wieder Ferien, ich war mit anderen Freiwilligen in Brasov (sprich: Braschov; deutsch: Kronstadt) und mit Caro in Varna, Bulgarien, am schwarzen Meer.

Letzte Woche brach dann doch noch der Winter aus, es wurde mit -15 Grad nochmal ordentlich kalt und es gab einiges an Schnee, die Schule fiel die ganze Woche aus. Doch mittlerweile ist es etwa 30 Grad wärmer und die Sonne scheint, der Frühling ist nah!

Politisch ist Rumänien aktuell sehr spannend. Besonders im Dezember und Januar gab es wieder viele Demonstrationen gegen die Regierung und ihre geplante Justiz- und Steuerreform sowie gegen die Korruption. Seit Januar gibt es eine neue Ministerpräsidentin, dritte*r Regierungschef*in seit Ende 2016.

So, jetzt wisst ihr über das wichtigste  Bescheid. Ich fühle mich nach wie vor pudelwohl und genieße jeden Tag. Ein halbes Jahr, das habe ich festgestellt, ist total kurz. Ich habe bislang so viel erlebt, so viele tolle und interessante Menschen kennengelernt und so viel gesehen. Ich bin einfach nur glücklich und dankbar!

Pe curand, pa!
Hauke