Angekommen im Abenteuer.

Ich putze meine Zähne neuerdings mit links. Kwame, mein persönlicher Fitnesstrainer hat mir dazu geraten, weil mein linker Arm offensichtlich schwächer ist als mein rechter. Ja, ihr habt richrig gelesen – ich habe einen personal trainer. Meine Freund*innen aus Deutschland und ich überbieten uns gerne gegenseitig mit den besten „First World Problem“-Sätzen, die unser Leben hier und die, in Relation zu Deutschland günstigen Preise im Servicesektor, mit sich bringen. Privilegien, die wir uns in Deutschland nie leisten können. Ich meine Sätze wie „Morgen muss ich meinen Wecker auf 7.30 stellen, um die Putzfrau reinzulassen!“ oder eben „Boah, ich hab so einen Muskelkater, mein personal trainer hat mich richtig rangenommen!“.

Aber Kwame ist nicht nur mein wirklich unheimlich professioneller Trainer, sondern auch ein Freund, dessen Art und Weisheit ich hier wirklich zu schätzen gelernt habe und die ich vermissen werde, wenn er im Juli nach Irland zieht, um seinen Phd in chemical engineering zu absolvieren. Ich habe ihn schon zu Weihnachten nach Deutschland eingeladen. Außerdem bringt Kwame mir Stoffe aus Ghana mit, wenn er nach Hause reist – da kommt er nämlich her und ich habe die wunderbare Idee, mir ein Dirndl aus afrikanischen Stoffen schneidern zu lassen von einer Bekannten, mit der ich Seite an Seite in einem Musikvideo getwerkt habe (Mama und Papa, das ist einfach nur ein anderes Wort für „getanzt“) – Ja, so kann man auch Bekanntschaften schließen.

Die Erfindung des Rades ist nicht nur zentral in der Geschichte der Menschheit, sondern auch in der Geschichte des Bauchmuskeltrainings.

Ich war bei einem Musikvideodreh dabei. Das ist Neuigkeit Nummer zwei. The Boss Cyrus, ein südafrikanischer Rapper kurz vor seinem Durchbruch, geht in mein Fitnessstudio und hat mich dort angesprochen und sich nett erkundigt, ob ich nicht Lust hätte in seinem Hip Hop Musikvideo dabei zu sein und das war ich. Nicht nur dabei, sondern mittendrin. Das Resultat am 11.06.2019 veröffentlicht werden.

 

 

Die Mädels und ich haben alles gegeben 🙂

 

 

Was ich bei dem Hip Hop Videodreh gelernt habe: Hip Hop Videos brauchen coole Autos, damit die coolen Typen an ihnen lehnen können. Frauen brauchen wiederum die coolen Typen um an ihnen zu lehnen. Ladies fist.

 

Gestern wurde ich interviewt. Von Anfang an: Da mir die große Lücke an kulturellen Aktivitäten im Township aufgefallen ist, und die Tatsache, dass Townshipbewohner*innen, wie meine Freunde Nkosi und Mbongkile einfach ökonomisch von vielen sozio-kulturellen Angeboten abgeschnitten sind, hab ich mir überlegt, wie man das ändern kann. In Kayamandi, dem Township nahe Stellenbosch, gibt es ein Restaurant, das als Kulturzentrum genutzt werden kann, da es an einem Hang gebaut ist, der ein Amphitheater bietet. Neben dem Theater gibt es eine Grundschule (Afrika Vision). Dabei handelt es sich um eine wirklich wunderbare Projektschule, die besonders viel Wert auf die Vermittlung von Englischkenntnissen und auch digitalen Fähigkeiten legt. Es gibt zwei Computerräume und nun sogar Tablets. Wie kommt das ganze zurück zum kulturellen Angebot? Die Schule hat mich überzeugt und deswegen arbeite ich nun dort, um mit den Kindern all das zu machen, was im Lehrplan fehlt und Platz zur Persoenlichkeitsentwicklung außerhalb des schulischen „Drills“ führt: Kunst, Musik und Theater. Aktuell studieren wir den Song „You’ve got a friend in me“, vielen bekannt aus Toy Story, ein und, auch wenn es bei den Klassengrößen und der offensichtlichen Notwendigkeit und dem Drang, endlich laut sein zu dürfen und alles rauszulassen, eine Herausforderung ist, verlasse ich die Schule nach drei Unterrichtsstunden jeden Freitag immer mit einem großen Lächeln J, schwinge mich stets als einzige Weiße in den Kleinbus und lausche den Diskussionen in Xhosa über Politik und den ANC. Genauso viel verstehe ich nämlich aktuell zwischen den ganzen Klicklauten: „ANC“(die Partei von Mandela), oder „Cyril Ramphosa“ (der aktuelle Präsident).  Interviewt wurde ich zu meinem Projekt für den Newsletter der Schule, den ich bei Interesse gerne weiterleite.

Bei der Arbeit. Wie es so schön im Lied heißt “Some folks might be a little bit smarter than I am, bigger and STRONGER too…maybe, but none of them will ever love you the way I do – IT’S ME AND YOU BOY!”

Zu der Geschichte und Gesellschaftsstrukturen von Townships,  sowie der Persistenz der räumlichen Trennung seit der Apartheit möchte ich gerne noch ein paar mehr Worte verlieren und euch einige Artikel teilen (wait for it).

Neben den besonderen Neuigkeiten noch etwas aus dem Alltag: Ich bin angekommen. Das erste Semester ist mit meiner letzten Prüfung am Dienstag den 04.06. schon vorbei und ich habe meine Routine hier gefunden, was nicht heißen soll, dass es nicht noch viel mehr hier zu erforschen gibt, weshalb ich stets mit bewusst offenen  Augen umherstreife, auf der Suche nach neuen Abenteuern und guten Geschichten.

Mein täglicher Blick auf den Campus

Jetzt gerade zum Beispiel sitze ich im botanischen Garten, der nur 5 Gehminuten von meiner Haustür entfernt ist und zu dem man als Studentin freien Eintritt genießt. Es ist wunderschön in der Nachmittagssonne hier umherzuwandern und einfach ohne Ziel der Sonne zu folgen, um so spannende Sukkulentenpflanzen und die große Bonsaiabteilung zu bewundern.

Das bin ich im botanischen Garten in Stellenbosch

Stellenbosch ist so malerisch, dass ich es manchmal nicht glauben kann, an einem Ort, der so touristisch ist, eben weil er zu perfekt ist (und weil es so guten Wein gibt), leben zu dürfen und die pitoreske Kleinstadt, mit dem Bergpanorama, die wie ein „warmes Holland“, aussieht, wo sich ein süßes Café nach dem anderen an die zahlreichen Weinbars und Kunstgallerien reiht, mein zuhause nennen zu dürfen.

Am 07.Juni fliege ich nach Limpopo, um im Forschungsprojekt der Uni Göttingen für das ich arbeite – ich habe sogar eigene Visitenkarten – Kleinbauern und vor allem –bäuerinnen zu interviewen und vieles mehr zu erleben. Außerdem reise ich mit meinem super tollen Kumpel Jérome nach Mozambique. Hoffentlich lerne ich bis dahin noch Portugiesisch (und natürlich weiterhin isiXhosa 😉 ).

 

Study Break in Kapstadt

Nach einigen Wine Tastings in der Region, bin ich qualifiziert genug um diesen Wein meinen aktuellen Lieblings(rot)wein des Monats zu nennen.

Beim wine tasting lerne ich nicht nur viel über Wein, sondern auch meine Freund*innen und die Region um Stellenbosch besser kennen und lieben.

Ein schöner Wochnenedausflug zum Post Card Café, nur 10 Minuten mit dem Auto von meinem neuen Zuhause 🙂