Stagnation.

Dobre den,

Lange nichts mehr voneinander gehört. Das kann sowohl ein negatives als auch positives Zeichen sein, oder?. Entweder ich bin hier so beschäftigt, dass ich ganz vergesse euch an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen oder ich erlebe einfach keine neuen Dinge mehr, die sich lohnen würden mit euch zu teilen. Ich vermute die Antwort lautet, dass es eine Mischung aus beiden ist.

An dem Fakt, dass ich hier angekommen bin, zweifele ich nicht. Ich habe einen Alltag und eine Handvoll Leute, die diesen mit mir gestalten. Dennoch habe ich in den letzten Wochen eine innere Stagnation festgestellt, die ich mir schmerzhaft bewusst gemacht habe. Schmerzhaft, weil dieses halbe Jahr so schnell an mir vorbeifliegt und es kaum zu glauben ist, dass schon über die Hälfte meiner Zeit in Sofia vorbei ist. Am 22. Februar 2019 wird das Kapitel Sofia für mich zu Ende geschrieben sein. Das bedeutet aber auch, dass ich jetzt noch fleißig schreiben und gestalten kann und die Möglichkeit habe, diese Zeit zu einer ganz besonderen zu verwandeln. Dieses kribbelige Gefühl, die Euphorie, die ich Anfang September als ich hier ankam verspürte, ist verflogen. Ich habe mich an die Tatsache in Sofia zu leben gewöhnt und bin abgestumpft. Verrückt wie schnell man eine gewisse Normalität für die absurdesten Dinge entwickelt. Noch vor ein paar Monaten, als ich fleißig für mein Abitur büffelte, hätte ich alles gegeben um mein jetziges Leben mit dem damaligen einzutauschen. Das anfängliche Gefühl wieder aufleben zu lassen ist schwer und eigentlich war doch genau mein jetziger Zustand der Grund sich bei kulturweit zu bewerben. Arbeitserfahrungen im Ausland machen, länger in einer Stadt im Ausland verweilen, um sie intensiv kennen zu lernen (nicht so oberflächlich wie es bei einem zweiwöchigen Städtetrip der Fall wäre), eine neue Kultur kennenlernen. Eben seine Komfortzone verlassen. Über den Tellerrand schauen.                                     Nächstes Wochenende werde ich nach Thessaloniki zu Vivi fahren und danach wieder ein Neubeginn mit Sofia wagen. Denn eigentlich habe ich mich doch in die Stadt verliebt und nichts wäre schlimmer für mich als am Ende der sechs Monate festzustellen, dass ich die Zeit nicht sinnvoll für mich genutzt habe.

Ende November fand in Bankja (20 Minuten von Sofia entfernt) das Zwischenseminar statt. Dort trafen sich alle Freiwilligen aus Bulgarien und Rumänien, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Ich habe mich zwar gefreut, die anderen Freiwilligen wieder zu sehen, doch Inhaltlich habe ich von den Seminartagen nicht all zu viel mitgenommen. Für Freiwillige, die Unzufriedenheit bezüglich ihrer Einsatzstellen verspürten (das waren erstaunlicherweise über die Hälfte), waren das sicher aufschlussreiche Tage. Doch ich hatte keine bestimmten Themen, die mir am Herzen lagen und so verbrachte ich die Tage nur mit reflektieren. Immerhin wurde mir dadurch vor Augen geführt, was für einen Glücksgriff ich doch mit meiner Arbeitsstelle gemacht habe! Auch nicht schlecht…

Darüber hinaus habe ich mich (obwohl ich doch eigentlich im hier und jetzt leben möchte) noch mit der Zeit nach Sofia beschäftigt, was zum Teil sicherlich auch meine Entfremdung mit Sofia befeuerte. Wenn mich jemand vor ein paar Monaten gefragt hätte, warum ich an eine Schule gehe, hätte ich ihm geantwortet: weil ich mir gut vorstellen kann Grundschullehramt zu studieren und mal schauen möchte, ob das was für mich ist. Ich hätte vermutet, dass wenn sich derjenige zum jetztigen Zeitpunkt bei mir melden würde, um sich zu erkundigen, ob ich mich schon entschieden habe, ich ihm ein klares Ja oder Nein zur Antwort geben könnte. Klar, wer mich gut kennt weiß, dass Entscheidungen zu treffen eher nicht zu den Sachen gehört, die ich furchtbar gut beherrsche. Doch ich hätte gedacht, dass ich in meinem jetzigen Stadium mit meiner Entscheidungsfindung deutlich fortgeschrittener bin. So viel wie die kleinen, süßen Racker einem auch zurückgeben, zerrt das Arbeiten mit ihnen doch ganz schön den Nerven.                                                                                                                                           Was die Zeit unmittelbar nach Sofia betrifft, werde ich (aber das wissen wahrscheinlich schon die meisten J ) mit Emma nach Südostasien reisen. Und für alle die jetzt fragen: NEIN!-, es ist noch nichts Näheres geplant außer das wir wissen, dass es Anfang März los gehen wird. Das ist aber eine Baustelle, die ich in den nächsten Wochen definitiv noch beseitigen werde.

Zurück zum hier und jetzt. Seit einiger Zeit weiß ich auch, dass direkt nach mir ein neuer Frewilliger kommt und das ist für meine Schule ziemlich unüblich. Sie/Er wird in mein Zimmer ziehen, mit den anderen Lehrern abhängen und einfach genau in das Leben reinhüpfen, was ich zur Zeit lebe. Irgendwie ein komisches Gefühl.

Während mir in Deutschland (fast) nie was passiert, ist es gang und gebe, dass ich wenn ich im Ausland bin mindestens einmal ein Krankenhaus von Innen gesehen haben muss. So war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das auch hier in Bulgarien passiert. Der Tag sollte der letzte Abend des Zwischenseminars sein. Genau wie vor zwei Jahren verdrehte ich mir mein Knie. Ich reiste am nächsten Tag frühzeitig ab und was die ganze Sache für mich nur noch dramatischer machen sollte war die Tatsache, dass Julius am Abend landen sollte. Im Krankenhaus war ich sehr verzweifelt, weil mich keiner verstanden hat und ich folglich von A nach B geschickt wurde. Als ich schließlich nach Stunden völlig verzweifelt Mama anrief und irgendwann wieder auflegte, kam eine Frau auf mich zu, die unser Telefonat belauscht hatte und mir anbot beim Übersetzen der Gespräche mit den Ärzten zu helfen. Mein persönliches Happy End. Ich bekam für sieben Tage Schmerztabletten verschrieben und ich möchte ehrlich gesagt nicht wissen, was ich da geschluckt habe, doch seit dem kann ich wieder normal gehen (während in Deutschland Krücken für ein paar Tage meine Begleiter waren). Julius und ich hatten uns ein Mietwagen geholt und sind dann über das Wochenende nach Plovdiv gefahren. Dort waren wir, wer hätte das gedacht, nicht sehr produktiv und haben lieber in unserer wirklich wunder-, wunderschönen Airbnb Wohnung gefaulenzt. Ansonsten haben wir noch den Glühwein auf dem deutschen Weihnachtsmarkt in Sofia einen Test unterzogen.

Ganz angesteckt von der weihnachtlichen Vorfreude der Kinder, genieße ich die Vorweihnachtszeit sonst aber in vollen Zügen und habe dank Mama sogar einen selbstgebastelten Weihnachtskalender in meinem Zimmer hängen. Mit den Kindern der ersten Klasse habe ich auch gemeinsam einen Weihnachtskalender gebastelt und bis zum 21.12. (letzter Schultag) ist jeder morgen ein kleines Highlight. Morgen habe ich mir vorgenommen schon ein paar Weihnachtsgeschenke zu kaufen und am Sonntag findet dann eines meiner absoluten Highlights im Dezember statt. Ich gehe zum Mando Diao Konzert und freue mich schon so sehr darauf! Alles nimmt also wieder fahrt auf.

Ich freue mich schon so sehr auf Zuhause, meine Freunde und natürlich das Weihnachtskomplex. Vielleicht sieht man sich ja…

Greta

 

 

Ein Lebenszeichen

Hallo,

heute gibt es mal nicht so viel Text, sondern mehr Fotos. Ich war schon vor Ewigkeiten bei Nele in Kardzhali, letzte Woche waren Mama und Papa da und wir haben Plovdiv besucht. Die Tage waren so schön und ich war unendlich glücklich die beiden am Flughafen wieder in die Arme schließen zu können! Eigentlich wären die Ferien an meiner Schule heute schon vorbei, doch ich habe mir noch ein paar Tage Urlaub genommen und bin momentan gerade in Leipzig, um die Jungs WG zu besuchen. Die nächsten Wochenende plane ich wieder ein bisschen zu reisen. Fühlt euch umarmt und entschuldigt mich für meine aktuelle Schreib- Faulheit. 🙂

Eure Greta

Achsooo eine Neuigkeit gibt es da doch noch. Es dreht sich wieder mal um meinen bulgarisch Kurs, den ich nicht wie anfangs festgelegt fast das ganze FSJ machen werde. Ich habe beschlossen, nur die Pflichtstunden zu absolvieren, da ich den Kurs einfach so ungern besuche. Das liegt nicht daran, dass die Sprachschule schlecht ist sondern das ich einfach nicht sonderlich begabt bin, was das Sprachen lernen angeht. Ja, am Anfang hat sich das vielleicht auch ein bisschen wie Aufgeben angefühlt. Aber ich will in diesem einen Jahr nach meinem Abitur nur Dinge machen, die mich erfüllen und die mir Spaß bereiten und wie ich feststellen musste, gehört Bulgarisch lernen eben nicht dazu.

Kardzhali

Plovdiv

Über Pleven und das Couchsurfen

„Wenn man reist hat man komischerweise fast immer Sau -Glück mit allen Sachen die man tut und irgendwie klappt immer alles.“

Das waren die Worte von Leander, die er mir auf den Weg nach Pleven schrieb und die dafür sorgten, dass ich meine letzten Bedenken bei Seite schob. Eigentlich war ich recht unvoreingenommen gestartet doch die besorgten Nachrichten von Papu, der noch meine Cousine anbettelte mich zu überzeugen, die Reise nicht anzutreten, machten mich dann doch nachdenklich. Aber es hat sich gelohnt und Leanders Worte haben sich bewahrheitet! Schon alleine während der Hinfahrt habe ich die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt und mich gefreut, andere Ecken von Bulgarien zu sehen.

Ich hatte ein super schönes Wochenende in Pleven und mein Host war der freundlichste auf der ganzen Welt! Er ist 28 und kam gerade frisch von einer Backpackerreise aus Südamerika. Ursprünglich kommt er aus Köln, seine Eltern aus dem Irak und er lebt schon seit 5 Jahre in Pleven um dort Medizin zu studieren. Sein Mitbewohner ist Inder, so dass ich gleich nach meiner Ankunft mit indischem Essen versorgt wurde. (Das schreibe ich jetzt auch nur, um Emma und Leander neidisch zu machen… ;D ) Danach hat mich mein Host mit zu einer kleinen Mini- Veranstaltung namens „Every Friday“ mitgenommen und hat mich gleich seinem ganzen Freundeskreis vorgestellt. Das Prinzip der Veranstaltung funktioniert so, dass ein kleiner Freundeskreis eingeladen wird und jeder noch eine weitere Person mitbringt. Es wird gemeinsam gegessen danach wird ein Kurzfilm geschaut und anschließend findet ein Austausch über das Thema statt. Das Thema dieses Wochenendes war Tanz und am Ende haben wir alle miteinander Swing und Rock´n Roll getanzt. Danach ging es noch feiern, was ich vorher nicht wusste, und so stand ich mit meiner Latzhose zwischen ganz vielen leichtbekleideten osteuropäischen Frauen und habe mir einerseits das „Spektakel“ amüsiert angeschaut und mich auf der anderen Seite ein bisschen Fehl am Platz gefühlt. Das war auch, wenn ich ehrlich bin, der erste Kulturschock, den ich hier erlebt habe.

Als ich wieder nach Sofia zurückgekommen bin, habe ich mich richtig gefreut (auch wenn ich nur einen Tag weg war) und es hat sich ein bisschen wie Nachhause kommen angefühlt. Ich wusste, welche Metro ich nehmen muss und mein Herz hat einen kleinen Sprung gemacht als ich den Schlüssel in der Tür umgedreht habe.

Eure Greta

Pleven

Versteht ihr jetzt, warum ich hier permanent stolpere?!

 

MAMMA MIA

Hallo Leuts,

ich könnte in dem nun folgenden Post wieder mit dem Satz: „in den letzten Tagen ist sooo viel passiert“ einsteigen aber ich lasse es einfach. Stattdessen könnt ihr euch eine Blaskapelle vor dem Hilton Hotel Sofia vorstellen, welche die deutsche Nationlhymne spielt. Außerdem ganz viele, bestimmt sündhaft teure Autos, (ich habe von sowas ja keine Ahnung) aus denen Leute aussteigen, die bestimmt wichtig sind aber auch solche, die nur so tun als wären sie es. Zu der letzteren Kategorie gehörte ich am Tag der Deutschen Einheit. Denn wir als „Kulturmittler“ wurden von dem deutschen Botschafter zu eben dieser Feierlichkeit im Hilton eingeladen. Das einzige was ich euch darüber berichten kann ist, dass wir mit Abstand die jüngsten waren, es wirklich vorzügliches Essen gab und der Kellner, der den Wein ausschenkte am Ende des Abends auch nicht mehr fragen musste, ob wir roten oder weißen Wein trinken wollen. Wir hatten natürlich auch Spaß mit der Fotobox, die dort im Weg rum stand und ebenfalls ein paar nette Gespräche mit unseren Ansprechpartnern. Am Wochenende hatte ich full House und die Schlafkapazitäten in Marias Wohnung wurden voll ausgeschöpft. Am Freitag kam Nele zu mir und als riesiger ABBA und Mamma Mia Fan ist für mich die bulgarische Version des Musicals natürlich Pflicht gewesen. Ich hatte für uns noch super Karten ergattern können, so dass wir in der zweiten Reihe saßen und mitfiebern konnten. Das ich alle Texte auswendig konnte, kam mir sehr zu Gute, denn das gesamte Stück war, wer hätte es gedacht, auf bulgarisch. Am Samstag kamen dann Malte und Malik, die gerade eine Fahrradtour durch Osteuropa machen und mich in Saufia besucht haben. Tja, so sahen dann auch meine nächsten Tage aus… Am Montag setzten die Jungs dann ihre Fahrradtour fort und für mich startete eine neue Schulwoche. Mit meinem Bulgarischkurs ist es ein ständiges auf und ab. Habe ich das letzte mal noch geschrieben, dass es besser läuft, gehe ich jetzt wirklich sehr ungern  dort hin weil ich mit Abstand die bin, die am meisten hinter her hängt. Ich beschäftige mich aber auch zugegebenermaßen außerhalb des Sprachkurses wenig mit der bulgarischen Sprache, was auch einfach dem Umstand geschuldet ist, dass ich es im Gegenteil zu den anderen Freiwilligen auch nicht brauche, da ich an einer deutschen Schule bin. Gestern hatte ich allerdings einen wirklich sehr wundervollen Abend und habe hier in einer Örtlichkeit eine Bulgarin kennengelernt, die Deutsch konnte und sich total gefreut hat, die Sprache mal wieder zu sprechen. Wir haben Nummern ausgetauscht und ich möchte mich so schnell wie möglich mit ihr treffen. Auch in der Hoffnung, dass sie mir ein wenig bei meiner Bulgarischbaustelle helfen kann und mir ein paar schöne Ecken in Sofia zeigt. Wobei ich nach einem Monat jetzt auch schon ein paar Ecken hier kenne und mich von Tag zu Tag mehr in die Stadt verliebe. Nachdem ich in der letzten Zeit aber ständig unter Leuten war (was mir auch unglaublich gefällt, keine Frage), sehnte ich mich jetzt danach auch mal wieder alleine zu sein. So werde ich heute allein auf ein Konzert gehen (wieder von Papu empfohlen und wieder im Mixtape 5, wo ich genau vor einer Woche schon war) und Morgen nach Pleven fahren. Ich werde nach Schulschluss zum Busbahnhof fahren und mir den nächstbesten Bus nehmen. In Pleven werde ich dann das erste mal in meinem Leben Couchsurfen, worüber ich auch ein kleines bisschen aufgeregt bin. Ich werde berichten…

Tschüssi

Greta

Die Freude steht uns in das Gesicht geschrieben

Von Amateur Wanderungen

 

Hallo ihr Lieben,

(den Post habe ich schon vor einigen Tagen verfasst aber nie die Zeit gefunden, ihn zu veröffentlichen. Also wundert euch nicht über die komischen Zeitangaben. Mittlerweile habe ich wieder eine Bulgarischstunde besucht, in der es zum Glück deutlich besser funktioniert hat…!).

In meinen letzten Tagen hier ist super viel passiert, so dass ich überhaupt nicht dazu gekommen bin, euch auf dem Laufenden zu halten.

Vom 20. bis zum 25. Oktober hat mich Julius besucht und wir haben die Tage zusammen verbracht. In dieser Zeit bin ich das erste Mal bewusst los gezogen, um mir Sofia anzuschauen. Denn häufig bin ich unter der Woche so geplättet, dass ich mich nicht mehr motivieren kann, nochmal los zu ziehen. Jetzt, wo seit dem auch wieder einige Tage vergangen sind, kann ich sagen, dass ich Sofia sehr ins Herz geschlossen habe und froh bin, hier bis Ende Februar sein zu dürfen. Irgendwie hat die Stadt, wie vermutlich jede, ihren ganz eigenen Charme und ich habe eine Weile gebraucht, um das wertschätzen (oder wie ich auch so gerne sage appreciaten (grüße an Elodie gehen raus <3)) zu können. Ich war jetzt auch schon einige mal Abends draußen und auch am Freitag das erste mal feiern und genieße es total in einer Großstadt zu sein, in der ich mich gleichzeitig auch super sicher fühle (Naja ok: manchmal hoffe ich dann aber schon darauf, dass Paule und Finni mit mir Metro fahren ;D).

Aber nun wieder zurück zu den Tagen mit Julius. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das kaum mehr glauben aber noch vor ein paar Tagen haben wir die Free Walking Tour, eine kostenlose Stadtführung von Bulgaren, die ihre Stadt lieben und die besten Ecken zeigen wollen, bei strahlendem Sonnenschein gemacht. Nun ist schon der Herbst in Sofia eingebrochen und leider werden die Heizungen in den Schulwohnungen noch nicht eingestellt, so dass jetzt immer dicke Pullis angesagt sind. Außerdem haben wir noch mit drei jüngeren Lehrern von meiner Schule und Eileen einen zehnstündigen Ausflug in das Vitosha Gebirge unternommen. Auch, wenn Julius und ich als die einzigen in unserer kleinen Wandergruppe, wer hätte es gedacht, nur so semi- gut auf das bevorstehende Abenteuer vorbereitet waren (kein Essen, zu wenig Wasser und kein festes Schuhwerk), wurden wir mit einer grandiosen Aussicht über Sofia belohnt und sind auch am Ende des Tages zwar kaputt aber lebend wieder unten angekommen. Der Tag verging für mich vermutlich auch deshalb wie im Flug, weil ich die perfekten Gesprächsthemen mit Lutz hatte, da wir nämlich über den gleichen vorzüglichen Buch-,Film-, Musik sowie Kunstgeschmack verfügen und ich somit (ich glaube man kann sich das sehr gut vorstellen) meinen Redefluss kaum zu stoppen wusste. Übrigens gehen wir auch am Donnerstag gemeinsam auf ein Konzert von einer Band namens God is an Astronaut, die mir von Papu empfohlen wurde.

Mein Bulgarischkurs, den ich mit den anderen Freiwilligen mache, hat nun auch schon angefangen doch leider musste ich die zweite Stunde schon versäumen, da ich Julius vom Flughafen abgeholt habe, so dass ich in der gestrigen Stunde kaum durchgesehen habe. Alle konnten schon Dialoge verfassen und vorlesen und ich hatte keinen blassen Dunst. Ich habe mich ein wenig gefühlt als hätte mich jemand in den Chemie-Kurs, in dem ich noch vor einigen Monat saß, zurück katapultiert.

An der Schule gefällt es mir richtig Klasse und ich habe mich schon gut eingelebt (an die Anrede Frau Greta muss ich mich allerdings noch gewöhnen). Auch, wenn die Schule hier schon seit drei Wochen begonnen hat, gibt es ein wildes hin und her mit den Stundenpläne, so dass ich noch keinen festen Plan erhalten habe. Trotzdem habe ich mich, wie in einem anderen Blogpost schon erwähnt, für zwei Klassen entschieden. Auch, wenn ich mein ganzes Leben in B- Klassen war und das erfahrungsgemäß auch die cooleren Klassen sind, kann ich bestätigen, dass das in Bulgarien nicht der Fall ist. Und so werde ich also am meisten Zeit in der eins und zwei a verbringen (es fühlt sich wie ein kleiner Verrat an). Es ist irgendwie seltsam auf einmal auf der anderen Seite zu stehen und im Lehrerzimmer zu chillen, wo ich doch selber gerade noch Schüler war… Aber ich habe mich erstaunlich schnell daran gewöhnt. Am Mittwoch hatte ich dann noch einen Begrüßung- sowie Kennenlerntermin mit anschließendem Workshop in der deutschen Botschaft zu dem ich es ja zum Glück nicht weit hatte.

Ich melde mich bald wieder.

Habt einen schönen Tag

Eure Greta

Besuch in der Deutschen Botschaft

Impressionen von unserem Wanderausflug

Sofia

Mein Wochenende

 

Von den ersten Tagen

Am Freitag ist endlich mein Rotschopf Elli hier angekommen (<3) und wir waren so motiviert zusammen Sofia zu entdecken, dass wir uns für Samstag den Wecker stellten, um uns um 10:30 an der Adlerbrücke zu treffen. Bis dato ist Google Maps noch mein stetiger Begleiter, da nur selten unter Straßenschildern auch der lateinische Name geschrieben steht und meine Bulgarisch-Lern Versuche noch nicht weiter fortgeschritten sind. Überhaupt fühle ich mich hier ein bisschen wie in einer „deutschen Blase“, da alle meine Kontaktpersonen hier Deutsch sprechen. Daher war der gestrige Abend eine tolle Abwechslung, da ich größtenteils auf Englisch kommunizieren musste (ihr wisst ja, native speaker und so ;)). Zuerst war ich mit ein paar jüngeren Lehrerinnen von meiner Schule bei einem Tango Anfänger Kurs, den eine andere Lehrerin von meiner Schule im Rahmen eines Festivals hier in der Stadt organisierte und leitete. Wir waren in einer ganz kleinen und dementsprechend auch engen Baar und die erste Übung war es alle Teilnehmer zu „embracen“, was mir im ersten Moment super unangenehm war, da ich den anderen fremden Personen nicht gleich so nah sein wollte. Doch am Ende war ich so begeistert, dass ich jetzt tatsächlich mit dem Gedanken spiele, mit einer anderen Kollegin den dreimonatigen Anfängerkurs zu belegen… Ich werde auf jeden Fall berichten 😀 ! Danach hat uns unser Tangolehrer dann noch in eine typisch Bulgarische Kneipe ausgeführt und ich war erstaunt, wie viele verschiedene vegetarische Gerichte es doch auf der Speisekarte gab! Allgemein war ich in den paar Tagen, die ich erst hier bin schon jeden Tag lecker essen und es ist teilweise sogar günstiger in ein Restaurant zu gehen, als selber zu kochen. Sofia an sich kann man aber eher als „schmuddelig“ bezeichnen (auf jeden Fall ist das mein erster Eindruck) aber auch als sehr grün! Es gibt hier so viele Parks, in denen man sich hinsetzten und sogar auch grillen kann. Einzig und allein die nicht existierende Mülltrennung stört mich bis jetzt!

Habt einen schönen Rest- Sonntag und fühlt euch umarmt.

Greta

Eine glückliche Elli

Eine der Unis in Sofia

Mamas und Papas Weihnachtsgeschenk

 

Über das Ankommen

14. September 2018

Jetzt sitze ich also hier in Sofia, habe den ersten Tag fast hinter mir und aus meinem Fenster den Schulhof ganz genau im Blick. Zum Glück habe ich mir noch intuitiv eine Lichterkette gekauft, dachte ich gestern Abend kurz nach dem ich mein kahles Zimmer bezogen hatte. Diese baumelt jetzt mit Bildern von meinen Lieben über meinem Bett und ist aber auch das einzige, was meine leeren Wände ziert. Kurz bevor wir zum Flughafen gefahren sind, habe ich noch alle meine NEON Zeitschriften zusammengekramt, um mir im Auto noch schicke Fotos rauszureißen. Als hätte ich gewusst, dass mein Zimmer komplett leer sein wird (naja immerhin habe ich zwei Tische (zwar ohne Stuhl) , ein kleines Regal und ein Bett.). Doch nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, ist alles gar nicht mehr so ernüchternd wie noch gestern Abend und ich habe Lust auf ein halbes Jahr Minimalismus! Schließlich habe ich das Zuhause auch immer wieder versucht und war doch kläglich gescheitert. Genauso leer wie mein Zimmer fühlte ich mich bei der Ankunft in Sofia. Der Abschied von Murmel und Papu war zum Glück schneller von der Bühne gegangen als erwartet, weil wir doch auf den letzten Drücker ankamen (wer hätte es anders erwartet :D). Doch umso schmerzfreier war es. Im Flugzeug konnte ich meine Tränen aber dann doch nicht mehr zurück halten, was mir den ersten Kontakt mit einer einheimischen Bulgarin bescherte, die mich komplett überfordert damit zu beruhigen versuchte, dass „die Bulgaren doch gar nicht so schlimm seien“. Den Brief von Emma, den sie mir in mein Gepäck schmuggelte und den ich im Flugzeug öffnen sollte, traute ich mich dann erst recht nicht mehr zu öffnen vor lauter Angst, wieder in Tränen auszubrechen. Der restliche Flug verlief zum Glück super entspannt, was meiner Flugangst sehr zu Gute kam! Als ich dann 21:20 landete, wurde ich von meiner Mentorin abgeholt, die wie sich das vorher auch schon andeutete, sich als super nett und hilfsbereit entpuppte. Generell sind hier alle sehr offen und freundlich. Von den Lehrern an der Schule bis zur DM Verkäuferin bei mir um die Ecke, die mir meinen geräucherten Tofu schenkte, weil ich nicht genug Leva dabei hatte. Nun zu der wichtigsten Frage: ja, ich wohne tatsächlich auf dem Gelände der deutschen Botschaft und ich wollte es auch bis zu dem Moment nicht wirklich glauben, bis ich hier ankam. Man fühlt sich zwar sicherer, weil hier und da ein paar Wachmänner sitzen aber es ist bei weitem nicht so spektakulär, wie erwartet! 😀 Ich wohne hier bei einer Grundschullehrerin, welche Griechin ist und über das Wochenende immer zu ihrer Familie nach Griechenland fährt. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich für ein halbes Jahr bei sich wohnen lässt und wir jetzt so etwas wie eine WG sind… In dem Haus von meiner Wohnung befinden sich auch schon einige Klassenräume. Ich bin also permanent von der Schule „umgeben“, was seine Vor und Nachteile hat. Doch der Vorteil des Ausschlafens überwiegt dennoch klar. Dadurch, dass jede Klasse als Klassenraum ihre eigene Wohnung hat (das sind ehemalige Wohnungen von Botschaftsangestellten) hat die Schule einen ganz besonderen und muckeligen Flair. Da die Schule an der ich bin eine DAS Schule ist, das bedeutet, dass jedes Fach außer Bulgarisch komplett auf Deutsch unterrichtet wird, sind die Ferien auch anders als an den „typisch Bulgarischen“ Schulen, an denen die anderen kulturweit Freiwilligen sind. So hörten auch die Sommerferien eine Woche früher auf und wider Erwarten musste ich heute schon in die Schule und meinen ersten Tag antreten. Also wurde ich heute um 7:00 von den seichten Tönen meines Weckers aus dem Schlaf gerissen und super erschöpft quälte ich mich ins Badezimmer. Die 3a und ein paar Kopfrechenaufgaben (eine Kurvendiskussion wäre mir deutlich lieber gewesen haha) wirkten dann aber besser als jeder Kaffee. Meine kommende Schulwoche sieht so aus, dass ich in jede Grundschulklasse mal rein schauen werde und mich am Freitag dann für zwei Klassen „entscheide“ mit denen ich enger zusammenarbeiten möchte. Außerdem kommt Donnerstag auch schon der erste Besuch aus Deutschland.

Eure Greta

P.S. Da ich in meinem Zimmer leider kein WLAN habe und es für mich nur im Lehrerzimmer zugängliches WLAN gibt, gestaltet sich die Sache mit dem Internet aber leider etwas schwieriger.

Von Abschieden und wie die Zeit verfliegt

14 Tage noch. Dann heißt es vorerst Abschied nehmen. Darin werde ich immer besser denn die letzten Monate waren geprägt von diversen Verabschiedungen. Manche taten mehr weh (die letzten Monate waren auch durch zahlreiche Tränen geprägt) und andere fielen mir leichter. Wie zum Beispiel die Verabschiedung der Schule. Ich hatte während meiner Abiturphase Angst, nach den Prüfungen in ein Loch zu fallen und überhaupt nicht zu wissen, was ich mit mir anfangen soll. Vermutlich habe ich mir deshalb die Zeit danach auch so voll gestopft. Statt Langeweile arteten die letzten Monate dann aber in puren Freizeitstress aus und ich hatte kaum Zeit, die vielen verschiedenen Eindrücke zu verarbeiten. Ein Luxusproblem, ich weiß. Aber wenn es gut lief, hatte ich gerade mal zwei Nächte Zuhause, bis ich wieder aufbrach. Am Ende bleiben jedoch viele gemeinsame Momente, an die ich mich gerne zurückerinnern werde und die ich mit Leuten erleben durfte, die ich für eine Weile nicht mehr sehen werde. Ich war in Lissabon, auf dem Simsalaboom, in Amsterdam, Tallin, Helsinki, Berlin,  Stockholm, St. Petersburg und zwischendurch immer mal wieder in Schwerin um noch zu arbeiten. Und nun also bald Sofia. Für ein halbes Jahr. Als ich die Zusage von Kulturweit bekam, war ich anfangs zugegebenermaßen etwas enttäuscht. Nach dem Abi steht mir die Welt offen, ich kann überall hinreisen, mein Fernweh ist riesig und dann bleibe ich doch in Europa, dachte ich. „Aber einen Kulturschock können Sie auch hier bekommen“, „beruhigte“ mich meine Betreuerin in Bulgarien am Telefon und nun bin ich sogar froh, dass es mich für das Erste „nur“ 1.482,79 km entfernt  verschlägt und ich  Weihnachten Zuhause mit meinen Lieben verbringen kann (damit hätte ich letztes Weihnachten wirklich nicht gerechnet).

Es fühlt sich wie ein kleines Abenteuer an, in welches ich bald starte und mein ganzer Körper ist voller Vorfreude auf die vielen Menschen und Geschichten, die mir auf meinem neuen Weg begegnen werden. Viele davon werde ich schon morgen  kennenlernen, denn da breche ich nach Berlin zum zehntägigen Vorbereitungsseminar auf. Ich freue mich aber auch auf Sofia. Eine neue Kultur. Ein neuer Alltag. Die Manege für meinen Gedankenzirkus wird dieser Blog sein. Hier werde ich meine Eindrücke mit euch teilen und versuchen, dass ein oder andere Gemüt von besorgten Familienmitgliedern zu beruhigen. Bis es aber losgeht, versuche ich mir noch weiter das kyrillische Alphabet beizubringen und genieße die letzten Momente Zuhause.

Eure Greta

L I S S A B O N vom 22. Juli bis 30. Juli

Simsalaboom vom 3. bis zum 5. August

Ankunft in A M S T E R D A M am 7. August

Eremitage in S T . P E T E R S B U R G

Das absolute Highlight: ABBA Museum in S T O C K H O L M

B E R L I N vom 23. bis 26. August

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