Flipflops? Check!
Regenschirm? (kurzer Blick aus dem Fenster.. ) oh, definitiv Check !
Bauchtasche mit Geld und Handy? Check!
Nach meinem Frühstück, was meistens aus Wassermelone oder hellem Brötchen mit Marmelade besteht, trete ich den Abstieg an, meiner Meinung nach ist dieser Begriff nicht mal übertrieben; 103 Treppenstufen kann man eindeutig einen Abstieg nennen.
Außerdem ist Nadja auch meiner Meinung.
Wir (Nadja und ich arbeiten auf einem Campus, gehen deshalb häufig zusammen zur Arbeit) treten aus dem Treppenhaus hinaus, umhüllt werden wir sofort von der schwülen Wärme, und der Geräuschkulisse. Diese besteht aus kreischenden Krähen, summenden Generatoren, Baustellengeräuschen und laut umherrufenden Straßenverkäufern.
Wir wenden uns nach links, in Richtung Arbeit, in Richtung Lärm, Leben und Gewimmel. In Richtung der Fahrradtaxis und in Richtung der Tea Kitchens. In Richtung der Mohinga kochenden Verkäufer und in Richtung der auf der Straße umherlümmelnden Straßenhunde. Uns kommen Frauen und Männer in Longyis (traditionelle knöchellange Wickelröcke) entgegen. Viele lächeln uns an, teilweise werden wir mit einem freundlichen „Good Morning“ begrüßt.
Unser Weg führt uns weiter, vorbei an hupenden Taxis, klingelnden Fahrradtaxis und Mönchen in dunkelroten Roben oder Nonnen in hell rosa Roben. Sie sind auf der Straße unterwegs, um Gaben einzusammeln, bis 12 Uhr mittags dürfen sie die Speisegaben essen. Sie gehen von Straßenstand zu Straßenstand und von Shop zu Shop. Dabei wird ihnen häufig Geld gegeben, aber auch Kleidungs- und Sachspenden nehmen sie an.
Nadja und ich überqueren im Schnellschritt die Bagaya Road, eine 6-spurige Straße, wo man am besten dran ist, wenn man sich an Burmesen hängt, die auch die Straße überqueren wollen.
Wir laufen in eine kleinere Straße rein, ein Auto hupt hinter uns, es ist zwar genügend Platz um an uns vorbei zu kommen, aber es macht lieber vorher auf sich aufmerksam, bevor es uns im Schritttempo überholt.
Wir kommen an einer weiteren Tea Kitchen vorbei, ein Stand mit Dach, in dem Frühstück, Mittag und Abendessen zu niedrigen Preisen und häufig guter Qualität gegessen werden können. Dort sitzen sie zusammen, die Hungrigen, auf niedlichen kleinen bunten Plastikstühlchen und essen Fried Rice, Mohinga oder Chan-Nudeln.
Uns begegnen auf dem Weg bis zur Arbeit 2 Schulen, 3 Autowerkstätten, 9 Tea Kitchens und unzählbare Straßenhunde, viele Taxis und noch mehr Fahrradtaxis.
Wir kommen an Gemüseständen mit Früchten und Gemüse vorbei, das wir weder jemals gesehen oder geschmeckt haben, und wo auch jegliche Googlenachfragen gescheitert sind; wo man riesige Wassermelonen für 3000 Kyat (ca. 2€) kaufen kann, und wo Bananenstauden verkauft werden. Auch Drachenfrucht gehört nun des Öfteren zu unserem Speiseplan.
Pomelo habe ich zum ersten Mal probiert (schmeckt mir nicht) und ich habe in meinem Leben noch nicht so viel Ananassaft und Wassermelone genossen.
Zuletzt überqueren wir die Pyay- Road, wieder eine 6- spurige Straße, bei der wir unseren ganzen Mut zusammen nehmen müssen, um an den rasenden Autos lebend vorbeizukommen. Zuletzt kommen wir durch das Tor, das die laute Straße vom ruhigen Campus des französischen Instituts abgrenzt und betreten unsere Büros, umhüllt von der angenehmen Kühle der Kühlungsanlage.
Ist schön hier.
Seit einem Monat bin ich jetzt schon hier, habe einen verlassenen Vergnügungspark gesehen, den Zoo besucht (mache ich nicht nochmal, das war ein sehr trauriger Zoo), habe Channudeln en masse gegessen, habe mit der LGBT- Szene getanzt, habe mein erstes Curry gekocht und bin inzwischen beim burmesischen Kampfsport Lethwei angemeldet.
Ist schön hier.
Hier bleibe ich.
2 Kommentare