Von burmesischen Taxifahrern, italienischen Filmen und sogenannten Blasen

Die burmesische Art und Weise Taxi zu fahren besteht, simpel ausgedrückt, eigentlich nur daraus, das Gaspedal so lange durchzudrücken bis der Motor anfängt, seltsame Geräusche zu machen. Doch auch der Hupe sollte an dieser Stelle genügend Aufmerksamkeit gewidmet werden: Immerhin dient diese dem Autofahrer in jeglicher Hinsicht, um auf sich aufmerksam zu machen. Nicht nur um Fußgänger, Straßenhunde und Fahrradtaxis aus dem Weg zu räumen, nein, auch um Fußgänger, die sich auf den rar verbreiteten Fußgängerwegen befinden, zu fragen, ob sie denn womöglich ein Taxi bräuchten. Und wie sollte das schneller und unkomplizierter gehen, als durch ein kurzes, aber durchdringendes und lautes Hupen?

Ich weiß es auf jeden Fall nicht.

Nadja, meine Mitbewohnerin und Mitfreiwillige von Kulturweit, und ich sind inzwischen sogar schon mehr oder weniger in der Lage, mit Taxifahrern zu verhandeln. Und obwohl sich unsere Burmesischkenntnisse noch auf ein Minimum begrenzen, freuen wir uns auf jede gewonnene Diskussion mit den besagten Taxifahrern.

Letzte Woche Freitag fand die feierliche Eröffnung des 26. European Film Festivals Yangon 2017 statt. Das diesjährige Festival zeigt aktuelle und kritische Filme aus 11 europäischen Ländern, wobei der italienische Eröffnungsfilm (Human Capital) und der spanische Film (Truman) meine bisherigen Highlights sind. Die Themen in den Filmen reichen von menschlichem Versagen, Sozialkritik und Geschichte über die Finanzkrise bis hin zu künstlerischer Freiheit, Liebe und Tod.
Das Nay Pyi Taw Kino war am Freitag bis auf den letzten 486ten Platz ausverkauft und lockte viele Interessierte an.
Organisiert wurde das Filmfestival vom Goethe- Institut und von der EU.

Näheres zum Goethe-Institut: eingeteilt wird das Institut in mehrere Abteilungen. Dabei organisiert die Kulturabteilung zum Beispiel Veranstaltungen wie das Filmfestival oder Ausstellungen von Fotografen, die durch ganz Myanmar gereist sind.

Die Sprachabteilung, für die ich auch arbeite, ist für den Deutschunterricht, Ausbildung weiterer Lehrer und kleinerer Aktivitäten für die Kursteilnehmer verantwortlich. Dann gibt es selbstverständlich noch die Verwaltung und eigentlich auch immer eine Bibliothek, die es bei dem Institut hier in Yangon noch nicht gibt- Das liegt daran, dass das Institut hier in Yangon erst seit 2013 existiert und auch nicht in ihren eigenen, sondern in angemieteten Räumen des französischen Instituts arbeitet, wo kein Platz für eine Bibliothek ist.

Doch im Februar, darauf freut sich schon das gesamte Team, ziehen wir in die Goethe Villa um. Das Gebäude ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Villa. Ein beeindruckendes koloniales Gebäude mit vielen Klassenräumen, einem großen Lehrerzimmer und einer großen Bibliothek.

Um von der Afterparty des Filmfestivals zu erzählen, möchte ich zunächst erläutern, was man unter der sogenannten „Blase“ versteht:

Die „Blase“ wird der Gesellschaftsumkreis genannt, in den viele reinrutschen, die ins Ausland gehen, um dort zu arbeiten und zu leben. Häufig umgeben sie sich, teilweise absichtlich teilweise unabsichtlich, mit internationalen Weißen, was mit kulturellem Austausch und Kennenlernen der Kultur eher weniger zu tun hat. Schon auf dem Vorbereitungsseminar wurde diese Blase angesprochen und uns geraten, diese zu meiden.
Nun befand ich mich also auf der Afterparty des Filmfestivals, auf der fast ausschließlich Europäer anzutreffen waren. Ich sprach mit Engländern, Schweden, Franzosen und Deutschen aber nur mit einem Burmesen. Es gibt auch bestimmte Cafés und Fitnessstudios, die fast ausschließlich von Internationalen besucht werden.

Letzte Woche bestellten Nadja, Stacer (einer meiner Mitbewohner) und ich indisches Essen zu uns nach Hause. Nadja und ich waren wahnsinnig verzückt, als wir feststellten, dass das Essen über eine Leine, die von unserem Balkon im 7.Stock bis nach unten auf die Straße reicht, von uns nach oben gezogen werden konnte. Das wollen wir demnächst auf jeden Fall wiederholen.

Mein Leben hier geht weiter, folgt langsam einem Rhythmus und „groovt“ sich langsam ein.

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