Vom Zwischenseminar und Plätzchen backen

Liebe Blogleser!

Es geht schon wieder los. So, wie ich es erwartet habe. Ich hatte mir vorgenommen, regelmäßig Blogeinträge zu schreiben, aber es fällt mir jetzt schon schwer dieses Vorhaben durchzuziehen. Ich bin jedes Wochenende bis spät abends unterwegs und schätze es mehr mit anderen Menschen etwas zu erleben als meine Zeit am Laptop oder Smartphone zu verbringen. Mittlerweile bin ich schon seit ungefähr 2,5 Monaten in Chile, es kommt mir aber vor als wären es erst 2 Wochen. Ein erstes Fazit: Ich bereue nichts. Ich erlebe täglich neue Dinge und ein gewisser „Alltag“ wie ich ihn aus Deutschland kenne hat sich (Gott sei Dank) noch immer nicht eingestellt.

Vor zwei Wochen hatten wir schon unser Zwischenseminar in Punta de Tralca (zwei Stunden von Santiago entfernt), in welchem ein paar Themen vom Vorbereitungsseminar in Berlin noch einmal aufgegriffen und vertieft worden sind. Zum größten Teil jedoch diente das Seminar dem gegenseitigen Austausch unter uns Freiwilligen, wobei wir über unsere bereits gewonnenen Erfahrungen, aber auch über zukünftige Projekte und andere Ideen gesprochen haben. Unsere Unterkunft war direkt am Strand gelegen, sodass wir jeden Abend den Sonnenuntergang beobachten konnten. Es war trotz der Sonne nicht so warm wie wir anfangs erwartet hatten, dennoch konnten wir uns in den Mittagsstunden am Strand bräunen oder uns mit den Füßen in das eiskalte Meer stellen und uns erfrischen. Am Mittwoch machten wir einen Tagesausflug nach Santiago, wo wir zunächst in Londres 38 waren, ein Ort in dem politisch Gefangene gefoltert und getötet worden sind. Danach besuchten wir CHIGOL, eine Organisation die mit Kindern die sozial benachteiligt sind arbeitet, mit ihnen Straßenfußball spielt und/ oder ihnen bei Hausaufgaben hilft. Viele Kinder aus der unteren Schicht brechen schon sehr jung die Schule ab, haben dementsprechend keinen Abschluss und somit auch keine Perspektive für ihre Zukunft. CHIGOL versucht diese Kinder aufzufangen und ihnen zu helfen.

Das Seminar hat uns allen sehr gut getan, ich konnte endlich der Großstadt entkommen, raus aus dem Smog, weg von den vielen Menschen und dem lauten Straßenverkehr. Rein in die bunte Landschaft der Halbinsel, saubere Luft schnuppern und die pure Natur genießen. Und an die zukünftigen Freiwilligen: das Essen in der Unterkunft ist gar nicht so schlecht wie immer gesagt wird! 😀

Mit den anderen Freiwilligen

Monsterspinne will mich fressen

 

 

 

 

 

 

 

Letztes Wochenende hatte ich erneut die Chance in Richtung Punta de Tralca zu fahren, genauer gesagt nach Isla Negra. Spontan wurde ich von meiner Mitfreiwilligen Charlotte (Lotte) am Freitagabend gefragt, ob ich am nächsten Morgen mit ihr und zwei ihrer Klassen vom Instituto Nacional einen Ausflug ans Meer machen und als Betreuerin mitfahren möchte. Dazu habe ich natürlich nicht Nein gesagt! Also haben wir uns Samstagmorgen um acht nach zwei Stunden Schlaf (wir haben Freitagabend in den Geburtstag von einer weiteren Freiwilligen reingefeiert) zum Instituto aufgemacht um mit den Schülern zusammen nach Isla zu fahren. Dort wurden wir erst einmal mit einem Frühstück begrüßt. Anschließend machten wir eine dreistündige Wanderung durch das Naturschutzgebiet von Isla Negra, welches ich wirklich jedem wärmstens ans Herz legen kann. Dieser Rundgang ist wirklich beeindruckend, man sieht von Lianen über Eukalyptusbäume, Kiefern, bunten Blumen und kleinen Bächen und Teichen wirklich alles. Anschließend gingen wir zum Strand und ließen dort das Meer auf uns wirken, bevor wir zum Mittagessen wieder zurück zur Unterkunft gingen. Später gingen wir nochmals zum Meer, wo die Schüler Volleyball und Fußball spielten und Lotte und ich die Gelegenheit hatten, unsere Füße im Meer in Eisklumpen zu verwandeln (das Wasser ist wirklich so kalt!).

Ein Teich mitten in der Pampa

Die 2. Klasse beim Plätzchen ausstechen

 

Und wie läuft es in der Schule? Soweit so gut. Mit den Kindern der ersten bis zur sechsten Klasse backen und dekorieren wir derzeit Plätzchen nach einem Rezept von mir zu Hause. Der Geruch lässt Erinnerungen an das Plätzchen backen mit meiner Familie hochkommen, allerdings löst auch das kein Heimweh bei mir aus. Wider Erwarten war das bisher noch kein Thema für mich. Ich dachte, dass es gerade in der Vorweihnachtszeit schlimm für mich wird, doch während in Deutschland alle den ersten Advent vorbereiten und das erste Kaminholz angezündet wird, überlege ich wie ich am schnellsten noch an einen neuen Bikini komme. Von Weihnachtsstimmung kann da keine Rede sein. Mit Vokabelfußball kann man den Schülern ziemlich schnell Vokabeln beibringen, habe ich festgestellt. Da sie zu Hause sozusagen gar nicht lernen, habe ich lange nach einer Möglichkeit gesucht sie ihnen spielerisch in der Schule beizubringen, damit wir auch im Unterricht besser vorankommen. Für Fußball sind die Kinder ja immer zu haben, und wenn man das mit den Vokabeln verbindet feuern sie sich gegenseitig an und prägen sich alles schneller ein. Die neuesten Vokabeln: Nudelholz, Backblech, Mehl und Ausstechförmchen. Die Sommerferien rücken immer näher, die Zertifikatsprüfungen sind geschafft und der Schüleraustausch nach Deutschland im nächsten Jahr ist fertig vorbereitet. Ab jetzt heißt es: Endspurt. Wird aber auch Zeit.

Bis bald,

Florine