Fernwehstiller Ukraine

Vorweihnachtsstimmung und die slawische Gastfreundlichkeit

sdr

Die Weihnachtszeit ist mittlerweile im vollen Gange. Die Kinder haben jeden Tag gute Laune, der Nikolaus kommt ja bald. Es werden Weihnachtmänner gebastelt und in der Stadt laufen Weihnachtslieder.

Was die (Vor)Weihnachtszeit angeht, erinnert mich das etwas an die amerikanische Weihnachtszeit. Die Supermärkte und kleinere Läden sind voller mehr oder weniger kitschigen Weihnachtsschmuck. Adventskalender habe ich noch in keinem Laden gesehen, auch Adventskränze gibt es nicht. Kekse werden zumindest in meiner Gastfamilie nicht gebacken. Der Weihnachtsmarkt in Lviv steht teilweise schon, aber geöffnet wird er erst in ein paar Tagen. Da Weihnachten später stattfindet als in Deutschland, verschiebt sich die Weihnachtszeit etwas.

Der deutsche Nikolaus wird in der Ukraine nicht gefeiert. Aber an meiner Schule, an denen fast alle deutsche Traditionen gefeiert werden, natürlich schon. Ich konnte aber leider nicht dabei sein. Ziemlich spontan musste ich erneut nach Lviv für mein Visum. Dafür habe ich einen schönen Tag mit meinen Gastvater in Lviv verbracht, hatte nochmal Gelegenheit ein paar Weihnachtsgeschenke zu kaufen und die entspannte Stimmung aufzunehmen, was eine schöne Abwechslung zum Schulalltag war. Was das Visum angeht, habe ich echt Glück gehabt, da meine Gastmutter als Juristen alles übernommen hat und ich nur ab und zu Dokumente heraussuchen musste und eben ein paar Mal nach Lviv muss. Aber auch da werde ich von meinen Gasteltern und meiner Betreuerin unterstützt. Ich bin sehr dankbar, dass meine Gasteltern sich darum so gewissenhaft kümmern.

Trotzdem wird die Zeit so langsam etwas knapp. Eigentlich hätte ich diese Woche mein verlängertes Visum abholen können. Daraus wurde leider nichts, weil irgendetwas schief gelaufen ist. Also wurden am Donnerstag nochmal neue Fotos gemacht und, soweit mir das gesagt werde konnte, soll wohl nächste Woche, spätestens übernächste, endlich alles fertig sein. Das sollte es auch, wenn nicht, wird es kompliziert, da ich in weniger als zwei Wochen zurück nach Deutschland fliege und dafür auf jeden Fall mein Visum brauche. Aber das ist eben auch eine Sache, die hier anders läuft, alles etwas spontaner und unorganisierter.

Der Ausflug war für mich aber aus verschiedenen Gründen auch anstrengend. Nachdem das Wetter nach zwei Wochen Minustemperaturen endlich wieder wärmer wurde, war es am Nikolaustag wieder ziemlich kalt, worauf ich nicht vorbereitet war.

Mein Gastvater redet gerne und viel, auch mit schlechtem Englisch, sodass ich teilweise nichts verstanden habe und einfach immer ganz verständnisvoll genickt habe.

An die Fahrten nach Lviv im Hellen habe ich mich mittlerweile gewöhnt, im Dunklen aber noch nicht. Auf der Rückfahrt war es dunkel, mein Gastvater erzählt mir ganz stolz, dass er die Strecke, wie seine fünf Finger kennt und ich mir gar keine Sorgen machen muss. Die Kurve, die dann kam, kannte er dann wohl doch nicht so gut. Kurven kamen dann doch plötzlicher als erwartet, Schlaglöcher wurden nicht gesehen oder viel zu spät. Langsamer fahren kam aber nicht in Frage. Am Ende sind wir heil Zuhause angekommen, aber mit meinen Nerven war ich vollkommen am Ende.

Und zurück zu den ukrainischen Traditionen: Der ukrainische Nikolaus wird am 19. Dezember gefeiert. Dabei bekommen die Kinder viel mehr Geschenke als beim deutschen Nikolaus. Dafür bekommen sie an Weihnachten kaum noch Geschenke, so wurde mir es zumindest erzählt. Also werden dann vor der Schule die ganzen Geschenke ausgepackt. Da bin ich wirklich gespannt, wie dieses Fest abläuft.

Heiligabend wird hier auch nicht gefeiert. Die meisten Ukrainer sind griechisch-orthodox, das heißt ihr Weihnachtsfest wird am 6. Januar gefeiert. An Heiligabend und den Weihnachtstagen haben die SchülerInnen hier aber auch frei. Seit diesem Jahr ist aber auch der 25. Dezember ein offizieller Feiertag, da es doch einige Katholiken gibt, die Weihnachten am Heiligabend feiern. Dafür ist aber am 22. Dezember (ein Samstag) noch Schule.

Am Abend des 5. Januar findet dann ein langer Gottesdienst statt. Geschenke gab es schon an Nikolaus, sodass die Kinder an Weihnachten selbst wohl kaum etwas bekommen.

Silvester feiert man in der Ukrainer auch ganz normal am 31. Dezember. Aber am 14. Januar wird dann noch das sogenannte Altneujahr gefeiert.

Auch die slawische Gastfreundschaft habe ich noch einmal erleben dürfen. Mit einer Lehrerin, die kaum Deutsch und eigentlich auch kaum Englisch kann, „unterhalte“ ich mich ab und zu im Lehrerzimmer. Diese Woche hat sie mich dann kurzerhand eingeladen, an Weihnachten zu ihr und ihrer Familie zu kommen und mit ihnen zu feiern. Ein, wie ich finde, sehr schönes Beispiel für die ukrainische Gastfreundlichkeit, die man hier so oft erlebt und einem immer wieder das Gefühl gibt, willkommen zu sein.

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