Fernwehstiller Ukraine

Wie aus dem Land neben Russland ein Ort voller Erinnerung wird

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Monat zwei ist vorbei und somit auch schon das erste Drittel meiner Zeit in der Ukraine. Und wie es mir damit geht? Eigentlich ziemlich gut! Ich genieße die Zeit hier total, aber freue mich auch, wenn ich wieder in Deutschland bin. In der Schule habe ich mittlerweile meine festen Aufgaben und werde von den Lehrerinnen und auch SchülerInnen immer mehr miteinbezogen.

Insgesamt breitet sich in mir im Moment eine innere Zufriedenheit aus. In der Schule hat sich alles so eingespielt, dass ich zwar manchmal noch etwas aufgeregt vor den Stunden bin, aber das alles ist für mich zum Alltag geworden. Die letzte Woche hatte ich sehr viel zu tun, sowohl zu Hause als auch in der Schule, was nach den eher entspannten und etwas langweiligen Wochen mal wieder sehr schön war. Mein Alltag nach der Schule genieße ich total. Kochen, den Unterricht vorbereiten, trainieren und viel lesen. Weil ich meine viele freie Zeit wirklich gut nutze, wie ich finde, und sie nicht einfach so verstreichen lasse, wie das oft in Deutschland passiert ist, genieße ich die freie Zeit sehr.

Die Arbeit an der Schule hat mir in der letzten Woche ziemlich viel Spaß gemacht. Ich habe in den älteren Klassen Präsentationen gehalten, was nach all den Grammatikübungen bei den Jüngeren eine schöne Abwechslung war. Ich konnte bei den Präsentationen für die DSD-Prüfung etwas helfen und werde bald auch in den fünften Klassen ganze Unterrichtsstunden übernehmen. Mein kleines Projekt hat endlich begonnen, da bin ich sehr gespannt, wie es sich entwickelt, aber freue mich mit motivierten Schülern zusammen zu arbeiten. Insgesamt habe ich das Gefühl in der Schule wirklich angekommen zu sein, meine festen Aufgaben zu haben und immer mehr machen zu können. Mittlerweile wissen auch alle Deutschlehrerinnen, dass ich sie unterstützten kann, sodass meine Hilfe immer öfters angenommen wird und sie mir größere Aufgaben geben.

Manche SchülerInnen sprechen mich auf dem Flur an und fragen mich, ob ich nicht mal (freiwillig, in einer Freistunde) in ihren Unterricht kommen will. Und wenn ich dann da bin, freuen sie sich immer total und sind besonders motiviert.

Ein Fünftklässler ist letztens nach einer Unterrichtstunde, die ich vorbereitet habe, zu mir gekommen und hat gesagt „Sie gute Lehrerin“. So viele SchülerInnen sind mir mittlerweile schon so ans Herz gewachsen!

Jetzt bin ich fast schon etwas traurig, dass ich nächste Woche auf dem Zwischenseminar bin. Ich hoffe, dass ich danach wieder so viel machen kann, wie diese Woche, so kann es gerne weiter gehen:)

Im Mai noch war die Ukraine nicht mehr als ein Land in Osteuropa, das mit Russland einen Konflikt hat. Mehr oder weniger war da nicht. Jetzt, nach zwei Monaten, verbinde ich genau mit diesem Land so viele Erinnerungen. Ob ich am Ende diesen Ort als mein zweites Zuhause bezeichnen werde, weiß ich noch nicht, aber dass dieser Ort immer etwas besonders für mich sein wird, das weiß ich jetzt schon.

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