(B)anansofi „feiert“ Abschied

Gelungene Vertretungsstunden, ein spontaner Kinoabend, die große halbjährige Urkundenverleihung der Hausaufgabenprofis & Spielzeughelfer und ein wunderbares kleines Konzert Nino Katamadzes an deiner Sprachkursschule überdecken den herben Beigeschmack, den das schon wieder nahende zweite Februarwochenende vorausschickt. Doch ehe du es dir versiehst, wirst du erneut daran erinnert. Tick, Trick und Track suchen ihre bedeutendsten WG-Hits in einer Playlist zusammen und erstellen ein siebenstündiges Musikprogramm. Neben den Partyeinkäufen werden Abschiedsgeschenke und Wiedersehensmitbringsel besorgt – eine seltsame Mischung. Allerliebste Türschilder und noch viel süßere Andenken an die gemeinsamen Abenteuer lassen das Herz noch so viel schwerer werden, als es ohnehin schon ist. Du schlitterst hinein ins letzte gemeinsame Frühstück.

„Wie geht es dir?“ Darauf fällt dir schon längst keine wahre Antwort mehr ein. Keine Antwort, die tatsächlich beschreiben könnte, wie du dich mitternächtlich schlaflos und gedankenversunken in deinem Bett von der einen Seite auf die andere wälzt. So leid es dir tut, die Zeit für spontane Treffen ist verstrichen, die Kapazitäten der noch verbleibenden Tage erschöpft. Du starrst an eine weiße Wand. Die Lichterkette hängt nicht mehr. Die längste Zeit hast du in ihrem warmen Licht gesessen, dich über den immer noch bellenden Nachbarshund aufgeregt und deinem Nachbarn unfreiwillig dabei zugesehen, wie er sich jeden Morgen seine Glatze rasiert.

Bei all dem „Ich muss noch…“, „Ich darf nicht vergessen…“ und „Habe ich schon…?“ erlebst du den ersten emotionalen Abschied und einen 19. Geburtstag, der schöner nicht hätte sein können. Noch nie wurde mir so viel Liebe auf Papier gemalt, geschrieben und gebastelt.

Bin ich schon bereit zu gehen? Ich weiß es nicht, denn die schlimmsten Verabschiedungen stehen noch bevor.  Jedoch schallen fast gleichzeitig die blechernen Stimmen durch den Laptop hindurch und ich weiß, wie sehnsüchtig sie bereits auf mich warten.

Anne SOphie

1000 kleine Gedankenfetzen

…wirbeln dir gleichzeitig durch den Kopf. Du sitzt in der Küche, trägst all das auf einem Blatt Papier zusammen, was du in den nächsten 3 Wochen noch machen willst, machen musst, machen sollst. Und mit erschrockener Miene stellst du fest, dass du schon morgen damit anfangen musst, willst du alles rechtzeitig in die Tat umsetzen.
Der Plan für das Finale ist längst gemacht – eine elend lange TO-DO-Liste, die mir hilft, nichts zu vergessen und dabei die alltäglichen Verpflichtungen nicht aus den Augen verliert.

Nach einer Dreiviertelstunde finden wir doch noch den richtigen Hinterhof, in dem sich die Eishalle verbirgt. Man stellt sich ein letztes Mal auf die Kufen. Die Tage darauf bringt man weitere Aushangsplakate zur Perfektion, ärgert sich mit Farbdruckerpatronen herum und bekommt traurigerweise am eigenen Leib zu spüren, welch langen Rattenschwanz dumme respektlose Pauschalisierungen haben.
Ereignisse wie diese sind es, die dich über alle Kommentare, welche das Vergessen plump befürworten, heftiger denn je den Kopf schütteln lassen. Es ist und bleibt ein Mahnmal. Und du wirst mit seiner Präsenz in den Köpfen konfrontiert werden, sobald du über deinen heimischen Tellerrand hinausschaust.

Während ein kleines Sonderlob im Georgischtanzkurs und ein Lieblingskeks noch versuchen, die dunklen Wolken am Gedankenhimmel davonzupusten, erlebst du die minutiös geplante Lesenacht als spontanen Kraftakt, bei dem schließlich mit einer Stunde Verspätung 24 der insgesamt 60 Kinderhände innerhalb von 20 Minuten 12 Pizzen belegen. Einer weiteren Heirat erfolgreich verwehrt, wird aus einer geplatzten Theatervorführung ein spontaner Spieleabend zu Hause, der sogar länger andauert, als irgendein ominöser Barbesuch.

Und am Folgetag sitzt du schon wieder in der Marschrutka, um den lang ersehnten Ausflug nach Bakuriani zu realisieren. Neben unzähligen Pferdeäpfeln und Hohlköpfen auf Motorschlitten sieht man dort vor allem mit Matsch bespritzte, querfeldeinkraxelnde Touristen und ihre Schneemänner mit Bananennasen.

Die spontane Sushi-Bestellung am Abend ist nicht nur der Versuch, drei hungrige Mäuler schnellstmöglich zufrieden zu stellen, sondern gleichzeitig die Generalprobe für den nahenden Abschied.

Anne SOphie