Der Geist des Hoia Baciu

Da hat es erst Post aus Deutschland gebraucht, damit ich mal wieder einen Blogeintrag schreibe. Aber die liebe Lena möchte ich auf keinen Fall mit meinen schriftstellerischen Fähigkeiten enttäuschen. Deshalb folgt jetzt ein Bericht über meinen Rumänientrip zusammen mit Paula und Marina. Filmklappe ab:

Drei junge Mädchen begaben sich auf die weite Reise von Ungarn nach Rumänien mit der Intention Abenteuer zu erleben…Moment mal, liegt die rumänische Grenze nicht nur eine halbe Stunde von Nagykálló, meinem Einsatzort, entfernt? Ja, dann also nochmal:

Drei junge Mädchen begaben sich auf die nicht ganz so weite Reise von Ungarn nach Rumänien mit der Intention Abenteuer zu erleben, denn die war ganz sicher vorhanden. Zugegebenermaßen waren wir sogar drei Stunden im Zug, hatten die ganze Zeit über ein eigenes Abteil für uns und konnten Wizard spielen, beziehungsweise uns über dieses Spiel aufregen. Eigentlich habe nur ich mich aufgeregt, aber Marina hat wirklich sehr gemein mir gegenüber gespielt, das möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen.

Unsere Route bestand aus vier Städten: Oradea, Cluj-Napoca, Sighisoara und Brasov. Angefangen nahe der ungarisch-rumänischen Grenze endete unsere Reise am Fuße der südlichen Karpaten. Um eins vorwegzunehmen: alle vier Städte haben mir wirklich gut gefallen. Oradea überzeugte mit einer kleinen, aber feinen Innenstadt, einem wunderschönen zentralen Platz mit ausreichend Bänken (ein sehr zentrales Kriterium!!), wo man perfekt zum Eis essen Platz nehmen konnte und schönen Wegen entlang des Flusses, der durch Oradea fließt (an dieser Stelle versagen mal wieder meine Stadt Land Fluss Fähigkeiten, auf die ich später nochmal zu sprechen komme). Am nächsten Tag ging unsere Reise weiter nach Cluj, die zweitgrößte Stadt Rumäniens. Da wir alle drei Entspannung lieben und getrost auf Stress beim Bahnfahren verzichten können, trafen wir eine Dreiviertelstunde vor Abfahrt unseres Zuges am Bahnhof ein. Eine Dreiviertelstunde! Wir kamen also in die Bahnhofshalle und zu unserem Glück gab es einen internationalen Schalter. Allerdings einen internationalen Schalter mit langer Schlange. Zu unserem Unglück gab es auch einen Automaten mit englischer Einstellung neben dem internationalen Schalter. Englischflagge antippen. Abfahrt auswählen. Ankunft auswählen. Bezahlen. Bezahlbestätigung ausdrucken. Ticket 1 von 3 ausdrucken lassen. „easy-peasy!“ Moment mal, was ist mit Ticket 2 von 3 und 3 von 3?! Der Automat hat wohl just in diesem Moment entschieden seinen Winterschlaf einzulegen. Dabei waren es noch über 20 Grad Außentemperatur. Blöder Automat. Aber wir ließen uns davon natürlich nicht aus der Ruhe bringen und mit unserer extra einberechneten Zeit suchten wir mit aller Ruhe den Informationsschalter auf. Die Frau dort schickte uns zu Schalter vier und fünf. Schalter vier sah einfach gar nicht ein unser Problem anzuhören, geschweige denn uns zu helfen und von Schalter fünf bekamen wir immer nur „wait, wait“ zu hören. Da kann man sich nur herzlichst für die Hilfsbereitschaft bedanken. Nachdem die anderen Wartenden schon auf unser Dilemma aufmerksam wurden und etwas lauter gegenüber den Bahnangestellten wurden, hat sich die eine erbarmt, herauszukommen und den Automaten zu beäugen. Jegliche Versuche unsere fehlenden zwei Karten auszudrucken scheiterten jedoch. In der Zwischenzeit war unser Zug eingetroffen und um uns nicht ewig quengelnd im Bahnhof stehen zu haben, rief die eine nur „run, run“. Diesen Befehl setzten wir in die Tat um und rannten mit ihr zusammen zu unserem Zug. Sie erklärte der Schaffnerin, dass wir nur ein Ticket besitzen, aber für drei bezahlt haben, während wir überglücklich in den Zug eingestiegen sind, sogar noch drei freie Plätze gefunden haben und beteten auch von dieser Schaffnerin kontrolliert zu werden. Aber wie sollte es anders sein: Natürlich wurden wir von einem anderen Schaffner kontrolliert. Badumm tsch. Mit dem sind wir dann durch den halben Zug gelaufen auf der Suche nach der Schaffnerin, die über unsere Fahrkartensituation Bescheid wusste. Es stellte sich heraus, dass dieser Schaffner der coolste überhaupt ist. Er rief in Oradea an, um unsere reservierten Plätze ausfindig zu machen und am Ende des Tages sind wir wohlbehalten mit Sitzplätzen in Cluj-Napoca angekommen. To put it in a nutshell, kann ich aber sagen, war doch nicht so easy-peasy.

In Cluj erwartete uns das schönste Appartement überhaupt, das „Dawn Appartement“ (liest das bitte so, als ob ihr einen Film bei der Oscarverleihung auszeichnen würdet). Das Dawn Appartement entstammt gefühlt aus dem angesagtesten Interiorkatalog. Also falls ihr jemals in Cluj sein solltet, lasst euch das „Dawn Appartement“ nicht entgehen. In Cluj begegneten wir auch dem Geist des Hoia Baciu, dem Titelhelden des heutigen Beitrages. Beim Hoia Baciu handelt es ich um einen Wald bei Cluj. Der Hoia Baciu ist aber nicht irgendein Wald, sondern „the most haunted forest“ (zitiert nach irgendeiner Broschüre im Dawn Appartement). Der Hoia Baciu forest soll in der Tat sehr gruselig sein. Leute berichten von Ufolandungen, Wunden ohne Angriff, geisterhaften Erscheinungen und veränderten Sinne. Diesem Mythos wollten wir drei Abenteuerlustigen natürlich auf den Grund gehen. Tatsächlich sahen die Bilder des Hoia Baciu, die wir bei der Suchmaschine unseres Vertrauens anguckten, aufgrund der verformten Bäume sehr sonderbar und sehenswert aus. Einziges Problem war, dass wir nicht die leiseste Ahnung hatten, wo sich eben diese Bäume befinden. In unserer naiven Vorstellung gingen wir in den Wald und erhofften die verformten Bäume, wie durch Zauberhand oder zumindest mithilfe eines Wegweisers sofort zu finden. Leider war dies nicht der Fall. Doch mal wieder hatten wir Glück. Wir mussten uns nämlich nicht allein auf die Suche machen, sondern trafen auf zwei junge Herren, die ebenfalls von diesen Bäumen gehört hatten und darauf brannten sie in der Realität zu sehen. Der eine von beiden war sogar Rumäne und somit zum Sprachmittler auserkoren. Dies hat uns sehr geholfen, als wir vom Kutscher in die eine Richtung, von der Schäferin in die andere Richtung und vom Wanderer wieder zurückgeschickt wurden. Am Ende stellte sich heraus, dass die Lichtung, die wir den ganzen lieben Tag suchten eine Pinnnadel auf Google Maps hat. Hätten wir uns doch nur mal vorher erkundigt. Ohne unsere Planlosigkeit hätten wir allerdings nicht den wirklich schönen, wenn auch nicht im geringsten gruseligen Wald so in unsere Herzen geschlossen.

Nächster Halt unserer Reise war Sighisoara, zu Deutsch Schäßburg und Geburtsstadt des Vlad Dracul. Im Zug nach Schäßburg hatten wir leider keinen Tisch, um ein Kartenspiel zu spielen, so dass wir auf Stadt Land Fluss kamen. Ich hatte vor Reisebeginn eine Klarsichtfolie mit unwichtigen Papieren und meiner „Dr.Walter Versicherungspolice“ Marina anvertraut. Da im Eifer des Gefechts einfach irgendwelche Zettel für das Spiel genommen wurden, hat natürlich keiner auf die Rückseite geachtet. Bei Spielende sagte ich dann nur: „Äh, du weißt schon, dass da auch meine Versicherungspolice drin war?“ Ne, wusste keiner uns so hat meine Versicherungspolice jetzt eine schöne Runde Stadt Land Fluss auf der Rückseite. Zum Glück nicht meine, denn das wäre nicht ganz so überzeugend. Sighisoara hat eine entzückende historische Altstadt, die durch die vielen kleinen bunten Häuser einen ganz besonderen Charme entwickelt.

Da die Stadt aber recht klein ist, haben wir nur eine Nacht dort verbracht und wollten uns am nächsten Tag pünktlich zu Mittagszeit zu unserer letzten Station aufmachen. Aus Mittag wurde Nachmittag, da der Zug dezent Verspätung hatte. Das machte uns aber gar nichts aus, denn wir waren ja vorbereitet wie eh und je und konnten uns mit Skipbo die Wartezeit vertreiben. In Brasov verbrachten wir zwei Tage. In diesen zwei Tagen unternahmen wir unter anderem eine kleine Wanderung, an dessen Ende wir einen tollen Blick über die Stadt hatten.

 

Von Brasov aus fuhren wir auch mit dem Flixbus zurück nach Ungarn. Ich kann euch sagen: Budapest ist um halb sechs Uhr morgens wie ausgestorben. Um sieben machen aber schon die ersten Cafés zum Frühstücken auf.

Nach Rumänien möchte ich auf jeden Fall nochmal. Vor allem die Karpaten reizen mich und ich hoffe, dass Paula und ich unseren Plan im Sommer nochmal eine Tour durch die Karpaten zu machen, in die Tat umsetzen können. Eine Sache, die mich in Rumänien sehr verwirrt hat, ist die Währung. Da bezahle ich doch lieber 700 Forint für eine heiße Schokolade, anstatt 15 lei?

Ich glaube ganz fest daran, dass bald ein weiterer Blogeintrag kommt, in dem ich Eindrücke aus meinem Alltag mit euch teile.

Bis dann,

Fenja

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