Archiv für den Monat: Oktober 2018

Fenja allein zu Haus

Hallo!

So da bin ich wieder. Nachdem ich nach dem ersten Blogeintrag am liebsten sofort drei weitere Texte schreiben und hochladen wollte, hat sich das jetzt doch etwas länger als erwartet, hinausgezögert.  Die eine oder andere Aufgabe, Pflicht und Unternehmung habe ich dann doch. Das schon mal als positives Zeichen!

Zwei volle Wochen war ich nun schon in der Schule. Und diese zwei Wochen lassen sich auf Folgende zwei Dinge zusammenfassen: sehr nette, interessierte Menschen und Deutschkabinett. Das mysteriöse, unbeheizte, neben dem Deutschraum liegende Deutschkabinett kenne ich inzwischen wie meine Westentasche. Fast jede Stunde gehe ich dort mit ein bis zwei Schülern hin, um über vorgegebene Themen zu reden. Wenn ich mit zwei 9.Klässlerinnen über Freundschaft reden soll, reden wir über Essen. Ist ja klar. Das soll aber nicht assoziieren, dass ich meinen Pflichten und Aufgaben nicht nachkäme. Ich, als sehr pflichtbewusste Person muss ja so langsam über das Land, in dem ich ein Jahr lang leben werde, informiert werden. Jetzt weiß ich, dass alle ungarischen Schüler McDonalds Maci(/Macci/Mci) nennen, was wirklich unglaublich süß klingt. Das Deutschkabinett ist schon ne tolle Sache, vor allem wenn man Sätze wie „Es tut so gut mit dir Deutsch zu reden“ oder „Du bist so nett“ hört. Und um das nicht als selbstverliebtes Geplänkel dastehen zu lassen: die Schüler sind wirklich super nett, interessiert und offen. So war ich schon beim Tanztraining, auf einem Festival mit ungarischem Tanz und Essen, im berüchtigten Teehaus, von dem auch ich nun genauso begeistert erzähle, wie alle Schüler*innen und natürlich bei Macci(/Maci/Mci). Mit zwei Schülern habe ich mich schon für nächste Woche zum Muffin-Backen verabredet, nachdem meine Shoppingausbeute aus Rührschüssel, Kuchenform und Silikon-Muffinformen bestand.

Was wäre eine Schule aber ohne Lehrer? Die Lehrer unternehmen mit mir Fahrradtouren, schenken mir Theaterkarten und geben mir tütenweise Äpfel (#heimatgefühl). Es ist also zu konstatieren, dass die Menschen in Nagykálló ein Grund zum Wohlfühlen sind.

Zwei volle Wochen habe ich nun auch schon allein gelebt. „Fenja allein zu Haus“ sah bis jetzt ungefähr folgend aus. Fenja ist zu kalt. Fenja wird die Heizung angemacht und ein Paket mit drei Paar Wollsocken, Wärmflasche und drei Sorten Tee geschickt, weil ich ja nicht schon einen Teevorrat für das nächste Jahr von meiner Vorfreiwilligen hatte. An dieser Stelle: Danke Karen! Aber gut, Tee kann man nie genug haben. Weiter im Film: Fenja ist hungrig, aber unfähig zu kochen. Fenja schmiert sich eine Scheibe Brot. Das Kochen ist wirklich die größte Schwierigkeit für mich. Immerhin habe ich es bis jetzt schon geschafft meine Spezialität „Mirácoli Klassik“ zu zaubern. An dieser Stelle: Danke Finnja! Von meiner Mutter bekomme ich jeden Tag Sätze wie „Koch dir was Vernünftiges, das ist doch nicht gesund!“ zu hören, also habe ich letzte Woche Nudeln mit Tomatensoße und Zucchini gemacht, was ganz klar ein Update ist. Nächste Szene: Waschen. Ich sag mal so; die vom Pastor gespendete Waschmaschine tut ihre Dienste, aber dicke Freunde sind wir noch nicht. Und last but not least: das Paket, die vorerst letzte Szene in „Fenja allein zu Haus“. Das im Vorhinein geplante Paket kam letzte Woche an. War es so, dass ich eigentlich nur meine Winterschuhe, eine Wärmflasche, ein Paar Kuschelsocken und etwa drei Bücher von meinen Eltern geschickt bekommen wollte? Ja. Und wurden aus ein Paar drei Paar Kuschelsocken, aus drei neun Bücher? Ja. Mein Bücherregal ist gefüllt. Nichtsdestotrotz habe ich mich unglaublich über das 12 Kilo schwere Paket gefreut (Es war schon leicht peinlich als es mir zuerst in das Lehrerzimmer und später auch in meine Wohnung getragen wurde). Aber ich muss sagen, dass sich das Auspacken wie Weihnachten angefühlt hat. Nicht nur weil mein Vater mich sehr gut kennt und Contessa reingepackt hat, sondern auch weil da noch die ein oder andere Überraschung mit drin war. Neben meinem Bücherregal ist nun auch mein Süßigkeitenschrank mit einer großen Auswahl an Katjes gefüllt. Außerdem kann ich mich wieder meinem geliebten Mathebuch widmen. Ja, ihr habt euch nicht verlesen. Ich habe einfach festgestellt, dass ich eventuell die ein oder andere Matheaufgabe machen sollte, wenn ich wirklich nächstes Jahr Mathe studieren sollte. Nun sind mein Taschenrechner und ich wieder vereint. (Ich bin kein Freak, nur besorgt nach einem Jahr gar kein mathematisches Wissen mehr zu haben!) Also an dieser Stelle: Danke an meine Eltern für dieses tolle Paket und auch hier nochmal die Info, dass sich Jannis´ Französischmappe nicht darin befand. (Jannis ist mein Bruder, 11 Jahre alt und vermisst seine Französichmappe. Mmmhh, das ist ungünstig.)

Zwischen diesen zwei vollen Wochen, die ich nun hier bin, lag ein ganzes Wochenende. Dieses habe ich mit der lieben Marina Pilisvörösvár verbracht. Pilisvörösvár liegt in der Nähe von Budapest und ist wirklich sehr westeuropäisch. Der Zug dorthin sieht moderner aus, als die Regionalbahn von Buxtehude nach Hamburg (shoutout an den metronom!) und die Gärten gepflegter als in Jork. Pilisvörösvár ist sogar so deutsch, dass es einen Bayern München Fanclub gibt. Marina und ich sind auf der Suche nach Essen kurzerhand in einer Kneipe gelandet, die als Treffpunkt eben dieses Clubs dient. Kleine Info am Rande: Ich bin weder an Fußball interessiert, noch habe ich Kenntnis über die Spieltage der Bundesliga. Aber ein Erlebnis war es. Nachdem wir am Freitag und Samstag die Gegend um Pilisvörösvár erkundeten, alte Zeiten mit „Plötzlich Prinzessin“ und „Das doppelte Lottchen“ aufblühen lassen haben, sind wir am Sonntag mit dem ultra modernen Zug nach Budapest gefahren. An dieser Stelle muss ich meine Begeisterung für Marinas Gedächtnis aussprechen. Einmal den Weg vor einem halben Jahr gegangen, kann Marina durch die kleinsten Seitenstraßen zum Ziel finden und dabei noch Hintergrundwissen zu Stadt, Geschichte und Politik weitergeben. An einem Tag kann man natürlich nicht alles von einer Stadt wie Budapest sehen, doch was ich dank der lieben Marina gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen, so dass ich mich auf weitere Wochenenden in Pilisvörösvár und Budapest freue. Durch Marina habe ich außerdem gelernt Bahnkarten im Internet zu kaufen, was so viel einfacher ist, als sich mit den Leuten am Schalter zu verständigen, die einem am Ende eh die falsche und viel zu teure Karte verkaufen.

Ich hoffe euch hat dieser kleine Einblick von meiner ersten Zeit in Ungarn gefallen. Jetzt ist auch schon wieder ein weiteres Wochenende vorübergegangen, doch das kommt dann im nächsten Blogeintrag. So ganz bekomme ich das noch nicht auf die Reihe, die Texte rechtzeitig zu schreiben und hochzuladen, aber ich werde mich stets bemühen.

Bis dann,

Fenja