Kapitel 3: Mein Alltag Teil Zwei. Antworten auf viele Fragen

Eigentlich wollte ich heute von meiner Arbeit erzählen, aber nachdem ich zu meinem letzten Beitrag über meinen Alltag noch ein paar Nachfragen bekommen habe, versuche ich erstmal diese Fragen zu beantworten:

Gefällt es dir immer noch in deiner neuen Unterkunft?

Ich wohne nun schon seit zirka einem Monat in meiner neuen WG und bin auch immer noch zufrieden. Allerdings hatten wir in letzter Zeit häufiger Probleme mit Wasser- und Stromausfällen. Das passiert in Kampala zwar immer mal wieder, aber in unserer Nachbarschaft war es, scheinbar aufgrund von Bauarbeiten, besonders häufig. Zuletzt ist das Wasser fast eine Woche lang ausgefallen. Ich war zu der Zeit nicht Zuhause, aber meine MitbewohnerInnen haben mich in unserer Whatsapp-Gruppe auf dem Laufenden gehalten und waren echt genervt.

In diesen Momenten wurde mir erst so richtig klar, wie abhängig wir von Wasser sind. Das mag sich jetzt vielleicht etwas dumm anhören, denn natürlich ist Wasser wichtig. Das wusste ich auch vorher schon. Aber wenn das Wasser plötzlich weg ist und man nicht weiß, für wie lange, dann lernt man es nochmal auf eine ganz andere Art zu schätzen. Auf jeden Fall habe ich seitdem einen kleinen Wasservorrat bei mir im Zimmer angelegt, aber wirklich lange reicht der natürlich auch nicht. Denn so ein Ausfall betrifft ja nicht nur das Trinkwasser. Unser kompletter Alltag ist davon betroffen: Auf die Toilette gehen, Kochen, Duschen, Wäsche waschen…

Wie ist das Wetter bei euch so?

Offiziell sollte bei meiner Ankunft in Kampala bereits Regenzeit sein, doch in den ersten Wochen hat es fast gar nicht geregnet. Und wenn doch, war der Boden nach kurzer Zeit wieder komplett trocken und es war schnell wieder so warm wie vorher.  Meine ugandische Freundin Dorcas hat mir erzählt, dass sich die Regenzeit, die eigentlich von März bis Mai und von September bis November verläuft, aufgrund des Klimawandels sehr verschoben beziehungsweise verkürzt hat. Das ist vor allem für die Menschen in den ländlichen Regionen ein Problem, die auf ihre Ernte angewiesen sind.

Erst seit den letzten Wochen gibt es mehr Regen, vor allem nachts oder morgens. Ich kann mich an eine Nacht erinnern, in der es so laut Gewittert hat, dass ich über eine Stunde lang nicht mehr einschlafen konnte.

Uganda liegt übrigens in Teilen direkt unter dem Äquator, hat aber in vielen Regionen aufgrund der Höhenlage relativ milde Temperaturen. Bei uns in Kampala hat es tagsüber durchschnittlich angenehme 24 bis 27 Grad. Wenn wir abends noch weggehen reichen ein T-Shirt und eine dünne Jacke.

Hast du manchmal Heimweh?

Ich würde diese Frage mit einem klaren jein beantworten. Erst vor ein paar Tagen haben meine Mitbewohnerin, und auch kulturweit-Freiwillige, Rebekka und ich mal wieder festgestellt, wie schnell die Zeit in den letzten Wochen vergangen ist. Bei uns ist inzwischen schon fast Halbzeit und in gut drei Monaten geht es wieder zurück nach Deutschland. Einerseits finde ich es schade, Kampala schon so bald wieder verlassen zu müssen, weil ich das Gefühl habe, erst jetzt so richtig angekommen zu sein und weil ich gerne noch viel mehr von Uganda sehen würde. Andererseits freue ich mich auch schon wieder auf meinen Freund, meine Freunde und meine Familie. Richtig Heimweh habe ich bisher nicht gehabt, eher Momente, in denen ich bestimmte Personen oder Dinge vermisst habe.

Welche Sprache spricht man in Uganda?

Das ist nicht so leicht zu beantworten, denn in Uganda werden sehr viele verschiedene Sprachen gesprochen, über 40 soweit ich weiß. Die offizielle Amtssprache ist Englisch, da Uganda bis in die 1960er Jahre eine britische Kolonie war. In Kampala wird neben Englisch hauptsächlich Luganda gesprochen. Rebekka und ich gehen deshalb zweimal die Woche zu einem Luganda-Sprachkurs, über den ich vielleicht in einem späteren Beitrag ausführlicher berichten werde. Teilweise wird auch Swahili gesprochen, allerdings eher von Polizisten und dem Militär, wie ich gehört habe.

Was isst du in Kampala so?

Erstaunlich viele Fragen gab es zum Thema Essen. Wer erwartet, dass ich in Kampala jeden Tag Insekten, Affen oder sonst etwas vermeintlich “exotisches” esse, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Eigentlich esse ich das gleiche wie in Deutschland auch, also hauptsächlich Reis, Nudeln und Kartoffeln. Ein Geheimtipp für Kampala, vielleicht sogar für ganz Uganda ist Rolex. Das ist ein Chapati, also eine Art Fladenbrot, das mit Ei, Zwiebel und Tomate gefüllt wird.  Eigentlich ist das aber kein Geheimtipp, da es so ziemlich an jeder Straßenecke verkauft wird. Direkt neben unserem Haus gibt es auch einen Stand, der jedes mal unsere Rettung ist, wenn wir keine Zeit hatten, einkaufen zu gehen oder zu faul sind zu kochen. Brian, unser ugandischer Fahrer bei der Arbeit, will mit mir unbedingt mal Matoke essen, das ist ein Brei aus Kochbananen. Er sagt, wenn ich das nicht gegessen habe, war ich nicht richtig in Kampala. Bisher haben wir es aber leider noch nicht geschafft.

Was hast du schon für Ausflüge gemacht?

Bisher war ich in Jinja und in Mbale. Beide Städte sind mehr oder weniger in der Nähe von Kampala. Vielleicht kann ich dazu ja mal einen separaten Beitrag mit Bildern schreiben. Wenn dieser Beitrag erscheint bin ich gerade in Nairobi, Kenia, weil wir dort unser Zwischenseminar von kulturweit haben. Das heißt, ich hoffe, dass ich es wirklich nach Kenia schaffe, denn momentan gibt es bei mir noch Probleme mit meinem Visum, aber ich versuche jetzt einfach mal optimistisch zu sein und bin auch schon sehr gespannt, was die anderen Freiwilligen so zu berichten haben.

Kapitel 2: Mein Alltag in Kampala

Nach meinem holprigen Start in Kampala habe ich mich mittlerweile sehr gut eingelebt. Obwohl ich erst seit ein paar Wochen hier bin, fühlt es sich für mich an, als wären es schon Monate. Das liegt vermutlich an meinem festen Arbeitsalltag. Morgens stehe ich gegen 7.30 Uhr auf, mache mich fertig und fahre dann zum Büro der Deutschen Welle Akademie (was genau ich dort mache, erzähle ich in meinem nächsten Beitrag). Die Fahrt dauert zirka fünf bis zehn Minuten, je nach Verkehr.

In Kampala gibt es übrigens keinen öffentlichen Nahverkehr. Das günstigste Transportmittel (abgesehen von Fahrrädern, von denen ich bisher aber noch nicht viele gesehen habe) ist das Sammeltaxi. In jedes passen zirka zehn Personen. Ähnlich wie ein Bus fahren sie eine bestimmte Route – sowohl in- als auch außerhalb der Stadt. Als Passagier kann man jederzeit ein- und aussteigen. In der Innenstadt gibt es einen Busbahnhof, von dem aus die Sammeltaxis starten und der eine beliebte Attraktion bei Touristen ist.

Taxi-Park in Kampala

Beliebt sind auch Motorradtaxis, die sogenannten „Boda“. Man sieht sie eigentlich an jeder Ecke. Sie sind besonders praktisch, wenn viel Stau ist, weil sie sich dann einfach zwischen den stehenden Autos vorbeischlängeln können. Aus Sicherheitsgründen benutze ich immer die SafeBoda-App. Über sie kann ich ganz einfach einen Boda-Fahrer zu meinem Standort anfordern, mein Ziel eingeben und mir schon vor Fahrtbeginn einen festen Preis anzeigen lassen. Die Fahrer bekommen ein spezielles Fahrsicherheitstraining und haben immer einen zweiten Helm für Mitfahrer dabei.

Boda-Fahrer in Kampala

Auch wenn ich mich tagsüber in Kampala sehr sicher fühle, bin ich nach Anbruch der Dunkelheit etwas vorsichtiger. Dann fahre ich meist mit dem Auto. Entweder über eine App wie Uber oder mit einem privaten Fahrer. Das ist zwar deutlich teurer als mit dem Motorradtaxi, aber ich bin dafür mit einem guten Gefühl unterwegs.

Nach der Arbeit bin ich meistens ziemlich erschöpft. Wenn ich sehr motiviert bin, gehe ich danach noch zum Yoga oder Zumba. Ich versuche, ein bis zwei Mal die Woche zum Sport zu gehen – mal schauen, ob ich das durchhalte. Und auch sonst gibt es in Kampala viele Freizeitmöglichkeiten – wie wahrscheinlich in den meisten Großstädten. Sowohl unter der Woche als auch am Wochenende. Von einem gemütlichen Kinoabend über intellektuelle Vorträge bis hin zu langen Nächten in Bars und Clubs, teilweise mit Live-Musik, ist alles dabei.

Obwohl ich mich mit der Zeit doch noch mit meiner ersten Unterkunft anfreunden konnte, bin ich inzwischen nochmal umgezogen. Jetzt wohne ich zusammen mit den anderen kulturweit-Freiwilligen und sechs weiteren Mitbewohnern – alle in unserem Alter – in einer großen WG, in der spontan noch ein Platz für mich freigeworden war. Jeder hat ein eigenes Zimmer mit Bett, Schrank und Schreibtisch. Bad, Küche und Wohnzimmer werden gemeinschaftlich geteilt.

Da Uganda ein Hochrisikogebiet für Malaria ist, schlafen wir alle mit Moskitonetzen über dem Bett, die bis zum Boden gehen und wie ein Zelt aussehen. In Kampala direkt gibt es zum Glück nur wenig Mücken, trotzdem sprühen wir uns bei Einbruch der Dämmerung mit Anti-Mückenspray ein und tragen möglichst langärmlige Kleidung. Fenster und Türen sind ebenfalls mit Mückengittern geschützt.

Ich bin sehr froh über den Umzug, weil es so viel einfacher ist, zusammen etwas zu unternehmen. Vor allem abends fühle ich mich sicherer, wenn ich nicht allein nach Hause fahren muss. Außerdem ist das Gemeinschaftsgefühl in dem neuen Haus viel besser, so dass wir abends auch mal zusammen essen, uns unterhalten oder einen Film ansehen. Hier fühle ich mich definitiv nicht mehr einsam.