Neues Jahr: Rück-und Ausblick

Ich möchte mich heute auch nochmal nach viel zu langer Zeit zurück melden. Nach einer ganzen Woche Weihnachtsbesuch im heimischen Dresden habe ich nun wieder pünktlich mit meiner Arbeit am 2.1.2019 begonnen. Langsam beginnen Stress und Druck, den ich mir selbst mache und damit auch Motivation. Doch zunächst ein ein bisschen Dezember:

Nachdem ich am ersten Dezemberwochenede zurückkehrte vom Zwischenseminar, war mein Kopf voll und ich müde. Viele düstere Gedanken geisterten in mir und wohl auch in meinem Gesicht, denn allzu freundlich habe ich wohl nicht ausgesehen. Dank sei aber Juli und Anja, die mir trotz dessen eine sehr kurzweilige Zugfahrt bescherten. Alles in Allem also  nicht ein besonders gelungener Start in die Adventszeit also. Aber diese nachdenklichen Folgen der vielfältigen Gespräche auf dem Zwischenseminar wandelten sich bald in etwas geklärte Ordnung in meinem Kopf und trotz mangelndem Schnee in Weihnachtsvorfreude. Kein Wunder, denn schließlich war ich im Vorfeld mehr als ausreichend von Familie, meiner Liebsten und meiner guten Oma mit mehr versorgt worden, als das Herz in der Adventszeit nur begehrt. Ab dem ersten Dezember schmückten daher nicht nicht nur ganze zwei Adventskalender mein kleines Zimmer, sondern auch eine kleine Pyramide und ein echtes Raachermannl nebst Kerze meinen Schreibtisch und der feine Dresdner Christstollen wartete im Schrank auf seinen Anschnitt. Auch außerhalb der Wohnung merkte ich deutlich, dass es straff auf Weihnachten zu ging. Nicht nur an der bereits seit November angebrachten Weihnachtsdekoration in sämtlichen Einkaufszentren sah man das nur zu bekannte LED-geglitzer sondern mittlerweile auch auf den Straßen der Altstadt.

Für meinen Geschmack hatte man mit den weiß und blau beleuchteten großen Federn und Skulpturen überall in der Stadt einen deutlich ästhetischen Fehlgriff getan. Darin sind sich alle Freiwilligen einig. Auch das erdrückende Gewusel, dass ich von den den Dresdner Weihnachtsmärkten gewohnt war, hielt auch Einzug im Stadtzentrum. Dank des Weihnachtsmarktes auf dem Rynek Główny zog es nämlich allerlei Kurztripp-Touristen in die Stadt, denen man schlecht entrinnen konnte. Andereseits war ich drüber auch in bisschen froh, denn ein Weihnachtsmarkt ohne viele Menschen, fühlt sich ja auch ein bisschen seltsam an. Die Dichte der Weihnachtsmärkte war für mich jedoch etwas neues. War ich ich es doch aus Deutschland gewohnt, dass in meiner Stadt nahezu an jeder Ecke Bratwurst und gebrannte Mandeln verkauft werden, so fand ich hier gerade einmal…einen Weihnachtsmarkt. Eine Tradition, die in Deutschland wahrscheinlich mehr vertreten ist. Dennoch wartet Polen mit so vielen schönen Weihnachtstraditionen auf, dass es mich schon fast etwas wehmütig machte, dass ich die Feiertage bei meiner Familie in Dresden verbrachte.

In der Schule starteten mit der ersten Adventswoche nämlich ebenfalls die Weihnachtsvorbereitungen. So wurde hier zum Beispiel gleich in der ersten Woche „Mikołajki“ groß gefeiert. Denn auch in Polen kommt der „Świąty Mikołaj” , der heilige Nikolaus am sechsten Dezember, um die kleinsten zu erfreuen. Hier wählt er seinen Weg aber durch das Fenster der Kinder und lässt seine Gaben unter dem Kopfkissen zurück und nicht, wie in Deutschland in den Schuhen. Mit der vierten Klasse meiner Mentorin veranstalteten wir darum ein kleines Nikolauswichteln bei dem jedes Kind ein schön dekoriertes Glas und Süßigkeiten erhielt. Am 6. Dezember sah ich auch viele Schüler mit roten Zipfelmützen in der Schule. Das schützt nämlich an diesem Tag davor, in einer mündlichen Abfrage drangenommen zu werden.

Gegen Ende der Adventszeit ging es nun daran, deutsche Traditionen vorzustellen. Interessant ist, dass sich hier bei einem Vergleich von Weihnachten auf Deutsch und auf Polnisch die beiden Kulturen genauso erstaunlich ähneln, wie unterscheiden. Allgemein lässt sich aber sagen, dass in Polen Weihnachten sehr allgemein „mitteleuropäisch“ gefeiert wird. Das bedeutet, das auch hier bereits in der Adventszeit angefangen wird zu „lichteln“, Leckere Plätzchen und den in Polen üblichen „Makowiec“ ,einen leckeren Mohnkuchen zu backen und „Kolędy” also Weihnachtslieder zu singen. Den ikonischen Adventskranz kennt man hier jedoch eher nicht und auch Weihnachtsmärkte sind, wie bereits erwähnt, nicht so stark vertreten.

Am Weihnachtsabend, der auch hier am 24. Dezember stattfindet geht man auch in Polen zur Kirche, allerdings erst Mitternachts. Die Geschenke werden meistens abends, also davor ausgepackt und liegen, wie auch in Deutschland unter der geschmückten „Choinka“, dem Tannenbaum. Das traditionelle Essen unterscheidet sich hingegen stark zum deutschen. So ist es üblich, am heiligen Abend nur fleischlose Gerichte zu servieren. Laut strenger Tradition müssen dies genau 12 an der Zahl sein, was natürlich im Vorfeld sehr viel Stress und Arbeit für viele Mütter, Ehefrauen, Omas usw. bedeutet. Aus diesem Grund wird diese Tradition nicht ganz so streng eingehalten. Zu den Gerichten, die aber fast immer auf den Tisch kommen zählen auf jeden Fall Karpfen, die polnische Rote-Beete-Suppe „Barszcz“ (ja, die ist anders, als in Russland) und die allseits beliebten Pierogi. Bei Decken der Weihnachtstafel wird auch in den meisten Familien ein Platz für spontane Besucher extra gedeckt. Eine wesentliche Kerntradition, die allseits auch noch sehr hoch gehalten wird, ist das Oblatenteilen. Hierbei erhält jede Person an der Weihnachtstafel eine weiße Oblate. Davon können sich die anderen nun jeweils ein Stück abbrechen und sich mit guten Wünschen für den jeweils Anderen revanchieren.

Dieser schöne Austausch fand ebenfalls auf der Weihnachtsfeier der Lehrer statt, zu der ich mit eingeladen war. Die guten und lieben Wünsche und die Herzlichkeit, die hier ausgetauscht wurden waren eine unglaubliche Erfahrung für mich und verbanden mich auf eine ganz persönliche und angenehme Art und Weise mit dem gesamten restlichen Lehrerkollegium. Auch beim vorangegangenen Krippenspiel der Schüler und beim späteren Singen der polnischen Weihnachtslieder zu lieblichen Akkordeonklängen gab es den ein oder anderen Gänsehautmoment für mich. Ich war fast etwas traurig darüber, schon am nächsten Tag in Richtung Dresden abzureisen, wo ich doch gerade so viel von der herzlichen Weihnachtsstimmung erfahren hatte. Fast noch mehr schmerzte es mich aber, die Einladung meiner Schüler zu ihrer Weihnachtsfeier ausschlagen zu müssen, da sie mich mit einer herzallerliebsten selbstgebastelten Karte überraschten.

So fuhr ich also und verbrachte leider schneelose aber dennoch von vielen angenehmen Wiedersehen geprägte Weihnachten und Silvester. Irgendwie tat es auf zwei Weisen sowohl gut als auch nicht gut. Gut taten auf jeden Fall die zahlreichen Gespräche mit all den Freunden, denen ich so lang fern geblieben war. Noch schöner war, dass sie in vielen Fällen in Verabrdeungen zu Besuchen und gemeinsamen Aktionen mündeten. Im allgemeinen war die Zeit sehr angenehm, immerhin feierte ich Weihnachten und Silvester. Viel kann man da nicht falsch machen :). Nicht gut tat das herausreißen aus dem mir lieb gewinnen Land und eine Woche lang die Sprache nicht zu sprechen.

Ich gebe ja zu, das war doch ein bisschen viel Dezember. Aber so ist es nun mal. Jetzt sitze ich hier im neuen Jahr und vieles liegt vor mir. Drei Tage habe ich nun schon wieder gearbeitet und kann it gewisser Selbstsicherheit behaupten, dass ich mich in Sprache und Alltag wieder sehr angenehm und gut eingefügt habe. Und da ich hier so sitze, sehe ich ein neues Jahr vor mir und Frage mich natürlich: „Was fange ich jetzt damit an ?“. Okay, zugegeben es ist schon einiges geplant und in festen Bahnen. Zunächst einmal sind da natürlich die DSDI-Prüfungen im März auf die es nun langsam aber sicher mit großen Schritten zu geht und die in mir nun häufiger die Frage aufwerfen, wie ich meine Schüler sicher und konstruktiv auf ihre Prüfung vorbereiten kann. Das hängt ohnehin sehr mit der Frage zusammen, wie ich meinen Unterricht effizient und gleichzeitig unterhaltsam gestalten kann. Kann Fremdsprachenunterricht beides sein ? Hier geht es dann an „selbstgemachten“ Druck, den ich bereits am Anfang ansprach.

Eine andere Sache sind da natürlich auch persönliche Ziele, die ich mir selbst stecke. Mit der Sprache vorankommen, die Musik beibehalten, wieder richtig mit dem Sport anfangen, Polen kennenlernen, ein Studium beginnen. Alles Dinge, die in meinem Hinterkopf in der Schublade „2019“ zu finden sind. Angesichts dieser Dinge füllt sich mein Terminkalender momentan schon von selbst, schon allein mit einer Liste von Menschen, die mich besuchen und die ich besuchen will. 2019 wird also hoffentlich ein Jahr voller Begegnungen und netter Abende, spannender Wizard-Runden, cooler Jam-Sessions, Spracherfolge, und mehr Wissen über Polen.

Da ja bereits nächste Woche in Małopolska wieder die Winterferien beginnen habe ich diese Gelegenheit gleich genutzt und eine kleine Rundreise geplant. Davon dürft ihr dann beim nächsten Mal lesen.

Ich danke:

Meinen Eltern, Geschwistern, Großeltern, allen anderen Verwandten und natürlich meiner Freundin

für wunderbare Weihnachtsfeiertage und die großzügige Versorgung in der Adventszeit.

Meinen Freunden in Dresden, Polen und überall in der Welt

schonmal im Voraus für ein gelungenes Jahr 2019

Und meinen lieben Kolleginnen

für die regelmäßige Unterstützung, eine tolle Adventszeit und unsere Angenehme Zusammenarbeit

Euch allen ein schönes, fröhliches und zufriedenstellendes Jahr 2019 ! Bleibt gesund und lasst es euch gut gehen,

Euer Moritz

2 Gedanken zu „Neues Jahr: Rück-und Ausblick

  1. Es ist sehr spannend, Polen und die polnische Kultur mal aus solch einem Blickwinkel zu betrachten!
    Die Zeit in der du hier warst, war schön und ich warte schon sehr gespannt darauf, dass wir uns in einigen Monaten wiedersehen!!!

  2. Hej Moritz,

    und viele Grüße von uns nach „Nebenan“ :)
    Was ich Dich vergessen hab zu fragen: Wie wirst Du denn da drüben genannt?
    Eine ehemalige polnische Freiwilige versuchte sich an so unterhaltsamen Optionen wie Muretz…

    Hab eine wunderbare Zeit!
    Liebe Grüße

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