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Wie sich mein FSJ zu einem Alptraum entwickelte

Als ich im März 2021 eine Zusage von kulturweit erhielt, ein Jahr in einer Pasch Schule in Pula zu arbeiten, konnte ich mein Glück kaum fassen. Ich lief durch die Straßen, auf meinem Gesicht ein Lächeln. Ein Jahr außerhalb der Heimat zu verbringen, war schon während meiner Schulzeit ein großer Traum. Der Gedanke, sich durch eine neue Umgebung und durch die neuen Leute / Kultur weiterzuentwickeln und die neuen Eindrücke, die man erhaschen würde, beflügelten mich. Ich ging also mit viel positiver Energie nach Pula an die Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel – eine Schule, die vom Goethe Institut Kroatien unterstützt wird. Meine Ansprechpartner waren zwei Lehrerinnen, die für den Deutschunterricht förmlich gelebt haben. Zu Beginn hat mich ihr Engagement für ihre Arbeit sehr beeindruckt. Mit den Schülern habe ich mich auch sehr gut verstanden. Pula ist eine wunderschöne Stadt direkt am Meer. Das habe ich mir vor allem in der Anfangszeit zu Nutzen gemacht und war viel baden. Außerdem habe ich neue Dinge ausprobiert wie zB. boxen. Ich war stolz, dass ich mich so schnell in einer fremden Stadt zurecht finden und mich einleben konnte. Vor allem bei Sonnenschein ist Pula eine Attraktion, wie man in diesen Bildern unschwer erkennen kann.

Leider wurde die Arbeitsatmosphäre an der Schule zu einem regelrechten Alptraum. Die Situation spitzte sich sogar so zu, dass ich mit einem Anruf vom Goethe Institut eines Morgens, als ich in der Schule war, fristlos gekündigt wurde. Ich hätte nie gedacht, dass mein Einsatz bei kulturweit so schnell beendet werden würde. Zumal kulturweit bei Problemen mit der Einsatzstelle verspricht, sich um eine neue Einsatzstelle zu kümmern. Das hat die Organisation auch versucht, leider mit der ernüchternden Nachricht, dass mein Einsatz vorzeitig beendet werden muss.

Wie konnte es aber dazu kommen? Diese Frage beschäftigte mich sehr lange. Ich schreibe diesen Blog vor allem mit der Intuition, dass sich die Nachfreiwilligen ein realistisches Bild davon machen können, wie die Arbeit an der Schule wirklich aussieht. In den Vorbereitungsseminaren  kulturweits wurde immer wieder betont, dass unsere Aufgabe als Freiwillige nicht darin besteht, alleine Unterricht zu übernehmen. Viel mehr gehe es darum, mit den Schülern in den Austausch zu kommen und ein differenziertes Bild vom Leben in Deutschland zu vermitteln. Mir ist bedauerlicherweise aufgefallen, dass die Funktion als Freiwillige von meinen Ansprechpartnern sehr verzehrt wahrgenommen wurde. So haben die Lehrer erwartet, dass ich selbstständig und engagiert, den Deutschunterricht übernehme. Da ich mich in dieser Rolle nicht wohl fühlte, kam es schnell zu Konflikten mit der Einsatzstelle. Zwar habe ich versucht, mich anderweitig nützlich zu machen und die Schüler beim Deutschlernen zu unterstützen, allerdings ohne Erfolg aus Sicht der Lehrer. Meistens saß ich im Unterricht und stand den Schülern bei Wortschatz- und Grammatikfragen zur Verfügung oder habe Quizze zum Leseverstehen erstellt. Außerdem konnte ich neue Seiten an mir entdecken, als mir auffiel, dass die Einzelarbeit mit Inklusionsschülern mir viel Freude bereitete.

Jegliche Bemühungen meinerseits wurden leider dennoch kaum beachtet. Viel mehr wurde ich von der einen Ansprechpartnerin sogar ignoriert. Nicht mal ein „Guten Morgen“ kam mehr zu Stande. Eine Konfrontation mit der Lehrerin schaffte auch keine Abhilfe des Problems. Viel mehr musste ich mich bemühen, nicht in Tränen auszubrechen, als sie mich barsch anfuhr. Ich wurde aus einem Workshop ausgeschlossen, ohne den Grund zu erfahren. Als ich der Lehrerin zeigen wollte, dass ich gerne an diesem Projekt teilnehmen wollen würde, meinte sie, dass ich “ wie ein kleines Kind sei, dass bei ihrer Mutter nach Süßigkeiten bettle“. Das ist nicht die Arbeitsatmosphäre, die ich mir erhofft habe.

Tatsächlich konnte ich mich mit meinem Vorfreiwilligen austauschen, der ähnliche Erfahrungen gemacht und auch mit anderen Erwartungen nach Pula kam.Es tat gut, diesen Austausch zu haben. Außerdem habe ich mich an meine Ansprechpartnerin am Goethe Institut in Zagreb gewandt und ihr mein Problem geschildert. Mir gegenüber wirkte sie sehr kooperativ und meinte, dass man sich um eine neue Einsatzstelle kümmern müsse. Allerdings hat mich die gleiche Person eine Woche später mit einem zweiminütigen Telefongespräch ohne Vorankündigung seitens der Lehrer…gefeuert. Ich finde nicht, dass Freiwillige so behandelt werden sollten. Zumal arbeiten wir, wie das Wort schon ahnen lässt, FREIWILLIG. Ein kollegiales Verhältnis basiert auf Respekt und ein Stück Vertrauen. Das fehlte mir über den gesamten Zeitraum, den ich in der Schule arbeitete. Kulturweit als Organisation trägt dafür  meiner Meinung nach keine Schuld. Letztlich sind sie auch nur Vermittler zwischen Partnerorganisation und Freiwilligen. Das ist auch das, was sie versuchten.

Jeder, der  auf Lehramt studieren möchten oder fasziniert ist von der deutschen Kultur und Sprache (so wie die Lehrer an der Schule) und die Weitervermittlung ist dieses FSJ empfehlenswert. Ich fühlte mich z.T wie ein Missionar der deutschen Sprache, was sich v. a aufgrund der Geschichte sehr falsch anfühlte. So hatte ich kaum Spaß an meiner Arbeit. Ich wünschte, ich könnte einen Blog über ein erfolgreich absolviertes und wunderschönes Jahr schreiben. Trotzdem bringen einen auch negative Erfahrungen voran und vielleicht hilft es ja dem einen oder anderem Leser, sich zu orientieren und zu sehen, dass nicht immer alles perfekt im Ausland läuft.