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Das erste große Projekt

„Du siehst die Tage, siehst die Stunden,
Sie an dir vorüber zieh’n.
Und irgendwann schließt du die Augen,
Scheint dich nicht mehr zu berühren.
Alles, was dir soviel wert war,
Liegt am Boden, ist zerstört.
Du willst jetzt einfach nur noch raus hier,
Es gibt nichts mehr, was dich hält.“
(Juli – Kurz vor der Sonne)

Geschafft! Endlich ist auch der letzte Zettel, der irgendwas mit dem „Edit-a-thon“ zu tun hatte von meinem Schreibtisch verschwunden. Wo sich in den letzten Wochen noch Abrechnungen, Formulare, Verträge, Post-its mit Telefonnummern und Merchandise-Produkte gestapelt haben herrscht gähnende Leere. „Mein“ erstes großes Projekt am Goethe-Institut ist nach fast zwei Monaten Arbeit plötzlich abgeschlossen.

Alle Teilnehmenden kamen pünktlich in Sofia an, es gab genug Betten im Hotel und beim gemeinsamen Abendessen wurden keine Tomaten nach mir geworfen. Trotz aller Befürchtungen habe ich sogar die finanziellen und verwaltungstechnischen Geschichten wie „Reisekostenrückerstattung“ und „Tagegeldpauschalenrechnung“ ganz gut überstanden. Die einzige Sache die mir auch im Nachhinein noch Bauchschmerzen bereitet hat, waren die zahlreichen Süßigkeiten, die die Teilnehmenden als Geschenke mitgebracht hatten. Und vielleicht die Erkenntnis, dass meine Theorie „Schmeckt nach Medizin, hilft also gegen Erkältung“ sich in Bezug auf Rakia nicht bestätigen ließ.

Denn Erkältung sei Dank konnte ich nicht selbst beim Schreibmarthon mitmachen. Geplättet von der Registrierung von 40 Teilnehmenden hing ich den Nachmittag über mehr oder weniger wach in meinem Bürostuhl und versuchte jegliche geistige oder körperliche Anstrengung zu vermeiden. Trotzdem erhielt ich bei der abschließenden Präsentation der 57 neuen oder bearbeiteten Wikipediaartikel eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme. Die werde ich mir zwar nicht an die Wand hängen, aber doch als Andenken an das Projekt behalten. Immerhin bescheinigt sie mir den Weg von der „neuen kulturweit-Freiwilligen“ hin zur „Koordinatorin des Edit-a-thons“.

Die letzte Woche verlief im Vergleich zu den Vorherigen also sehr ruhig. Montag und Dienstag lag ich krank im Bett, der Mittwoch fällt durch den Sprachkurs eh immer kurz aus und der Donnerstag und der Freitag sind auch kaum der Rede wert. Gestern gab es dann nochmal ein bisschen Arbeit für uns kulturweit-Freiwilligen. Im Rahmen des „Digitalen Novembers“ hatte unser Institutsleiter vor einigen Wochen die grandiose Idee gehabt, dass wir uns zusätzliche Projekte ausdenken könnten. Sie sollten irgendeinen Bezug zum Digitalen haben und dabei Nähe zur Zivilgesellschaft schaffen. Wir trafen uns daher um 14 Uhr zum „PokémonGo-Walk“ am Goethe-Institut. Die Idee war es, mit Teilnehmenden durch die Innenstadt zu spazieren, dabei zu spielen und ein bisschen Deutsch zu sprechen. Nächste Woche wollen wir so etwas Ähnliches nochmal mit Instagram machen: Gemeinsam auf den deutschen Weihnachtsmarkt gehen, Fotos machen, Hashtags ausdenken und dann bei einer Tasse Tee im Institut aufwärmen.

Bis dahin steht jedoch erstmal das Zwischenseminar auf dem Programm. Morgen geht es in einen Vorort von Sofia, nach Bankya. Die Lust darauf hält sich noch in Grenzen. Ich bin gespannt, ob ich mich „kulturweit“ danach wieder näher fühle, oder ob sich die Zweifel, die ich in den letzten Wochen plötzlich bekommen habe, bestätigen werden.

Süßigkeiten aus 7 verschiedenen Ländern.

Entspanntes Schreiben in der Bibliothek.

Wikipedia für Anfänger – meine Chefin und kulturweit-Freiwillige Lina versuchen sich an der Übersetzung eines Artikels.

Ich mit dem Sicherheitsmann vom Goethe-Institut.

 

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