Wirbelnde Hochzeitskleider und flackernde Adventskerzen

Unter tosendem Applaus von Familienmitgliedern, Lehrern und Schülern (und mir) laufen die Abiturienten langsam in die Sporthalle ein. Sie alle haben die Schuluniform an, die ein wenig an ein Matrosenkostüm erinnert. Diese Uniform wird nur zu sehr festlichen Anlässen wie der Bandweihe getragen.

Nachdem sich alle fünf Klassen sammt Klassenlehrkraft aufgestellt haben, fangen die Reden an. Jüngere Schüler spielen Musik. Danach werden die Bänder angesteckt. Mehrere Abiturienten werden gleichzeitig zu ihrer Klassenlehrkraft gerufen, die ihren Schülern daraufhin das Band am Kragen befestigt, auf dem der Name der Schule und die Jahre, die sie in der Schule verbracht haben, stehen. Dieses Band werden sie bis zu ihren Prüfungen im Sommer tragen.

Nach einer zwanzigminütigen Pause, in der sich die Abiturienten umziehen, geht es dann mit den Tänzen weiter. Nicht alle Schüler tanzen gleichzeitig, denn dazu gibt es nicht genug Platz. Stattdessen werden vier Walzer und fünf Klassentänze vorgeführt.

Der erste Tanz ist ein Walzer. Die Jungen in ihren schwarzen Anzügen lassen die Mädchen in ihren weißen Hochzeitskleidern umherwirbeln. Nicht wenige waren vorher beim Friseur und haben sich die Haare hochstecken lassen. Jetzt machen sich die Tanzstunden bezahlt, die die Abiturienten seit mehreren Monaten zweimal die Woche noch vor dem Unterricht hatten. Denn es bleibt bei weitem nicht beim Grundschritt – oh nein, immer wieder werden neue Figuren getanzt, die Tanzpartner bewechselt oder die Aufstellung geändert.

Nach dem ersten Walzer folgen andere, moderne Tänze. Dazu kommen andere Abiturienten, die erst später ihren Walzer tanzen werden und jetzt in einem dritten Kostüm einen moderneren Tanz aufführen, auf die Tanzfläche. Jede Klasse führt einen Tanz auf, darunter sind ein Indie-Tanz der Klasse b (die in der Kampagnenwoche die Hippie-Klasse gewesen war) und ein Tanz, der im Retrostil Warten am Bahnhof darstellt beziehungsweise tänzerisch umsetzt.

Viele der Schüler sind nur aufgrund der Tänze gekommen, und ich muss zugeben, sie sahen wirklich gut aus. Oft findet nach der Bandweihe noch ein Ball statt, aber dieses Jahr ist er leider ausgefallen. In einem Club in Tata schloss dann schließlich eine Aftershowparty den Tag ab.


Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier…

Langsam, aber sicher weihnachtet es in Tata. An den Laternen der Hauptstraße wurden leuchtende Sternschnuppen angebracht, in der Schule sieht man überall Adventskränze, in Budapest ist der Weihnachtsmarkt aufgebaut und auch bei mir brennt bereits eine Adventskerze. Zugegeben, mein Adventskranz sieht ein wenig karg aus – er besteht aus vier Kerzen, die auf einer Weihnachtsserviette stehen, der fertige Adventskranz vom Spar war mir zu teuer -, aber immerhin, auch in meiner Wohnung gibt es ein Minimum an Weihnachten. Inzwischen ist es auch spätenstens um vier Uhr nachmittags dunkel und es sind unter 0 Grad. Bisher hatte ich hier noch keinen Schnee (obwohl es wenige Kilometer weiter in Budapest anscheinend schneit – Hä?), doch ich bin ziemlich sicher, dass das bald noch kommen wird.

Doch erst einmal geht es nächste Woche mit 55 Schülern nach Wien in zwei Museen und danach auf den Weihnachtsmarkt. Das wird merkwürdig – das erste Mal seit langem, dass andere Menschen um mich herum Deutsch sprechen. Nicht nur ein paar, sondern quasi alle…

Und kaum bin ich aus Wien zurück, kommt auch schon Markus inklusive Kollegen und Schülern aus Košice. Ihr erinnert euch vielleicht: sie sind am Migrationsprojekt beteiligt. Das Programm und die Aufgabenstellung sind schon ausgearbeitet, jetzt fehlen nur noch die Schüler.

Nächste Woche schreibe ich euch dann wahrscheinlich, wie es gelaufen ist 🙂 Bis dahin – viszontlátásra!

 

Nachtrag 21.12.2017

Mit der Schule in ein deutschsprachiges Land zu fahren war nicht wirklich besonders, denn es haben ja immernoch alle um mich herum Ungarisch gesprochen. Größer war der Unterschied, als zwei Freiwillige und ich am dritten Adventswochenende ebenfalls nach Wien gefahren sind. Natürlich haben wir erst einmal ausgenutzt, in einem Kino Fack ju Göhte gucken zu können – für pädagogische Assistenten natürlich ein Muss 😀 Tatsächlich musste ich mir öfter mal ein instinktives Szia anstelle von Hallo verkneifen. Aber sieht man davon einmal ab, ist der Unterschied eigentlich gar nicht mal so groß. Klar, man hat keinerlei Schwierigkeiten, dem Gegenüber sein Anliegen darzulegen. Aber diejenigen, mit denen ich in Ungarn wichtige Sachen bespreche, sind in der Regel Kollegen und sprechen Deutsch. Ich bin einfach viel zu sehr in der deutschen Blase drin, als dass Österreich verwirrend sein könnte.