Hat da gerade jemand ein Ei geworfen?

Vor dem Zugfenster ziehen kleinere ungarische Dörfer, blätterlose Bäume und längst abgeerntete Felder vorbei. Ein weiteres Mal habe ich die Gelegenheit, während der einstündigen Fahrt von Budapest nach Tata die letzten Tage Revue passieren zu lassen.

Sonntagnachmittag vor einer Woche:

Nach einem gemütlichen Frühstück und einem Sprint zum Zug erreichten Sophia und ich irgendwann das Lukacs-Bad, eins der vielen Thermalbäder in Budapest, und vegetierten im warmen, entspannenden Wasser vor uns hin.

Montag:

Tags drauf begann das Zwischenseminar, ebenfalls in Budapest. Schwer zu sagen, was wir alles gemacht haben, die vielen Eindrücke schwirren noch ein wenig ungeordnet in meinem Kopf herum. Highlights waren auf jeden Fall, die anderen (wieder-) zu sehen, vegane Burger zu essen und Cocktails zu trinken, die politischen und gesellschaftlichen Themen zu besprechen, sich über die Arbeit auszutauschen… und natürlich der Fahrradfahrer, der auf unserer alternativen Stadtführung ein Ei gegen die Horthy-Statue geworfen hat, und der Mann, der ein Protestplakat an die Gedenkstatue von Orbán gehängt hat.

Dieses Denkmal soll an die Opfer der Nazi-Zeit erinnern, da Ungarn allerdings als unschuldiger Engel und Deutschland als böser Adler dargestellt werden, wird das Denkmal von vielen Ungarn als unmöglich empfunden. Rechts seht ihr das Pappplakat, das aufgehängt wurde. Eine Gegenbewegung hat vor dem Denkmal ein eine eigene Erinnerungsstätte errichtet, viele Briefe und Fotos zeigen dort Opfer dieser Zeit.

Außerdem hatten wir noch Besuch vom Goethe-Institut, der ZfA und der Botschaft in unserem politisch sehr links ausgerichtetem Seminarzentrum Aurora. Dort haben wir übrigens auch unseren späteren Stadtführer kennengelernt, der uns viel über Budapest, Ungarns Geschichte, Gesellschaft und Politik und die Flüchtlingskrise in Ungarn erzählt hat.

Samstagvormittag:

Der Schlag verdrängte den nächtlichen, freundschaftlichen Kampf um die Decke, die wir uns zu dritt im Doppelbett geteilt hatten, und nach dieser ersten Nacht in Rumänien haben Helena, Karen, Sophia und ich uns in Timișoara erst mal auf die Suche nach Kaffee gemacht.

Die Idee, dorthin zu fahren, war ziemlich spontan, deshalb hatte keine von uns wirklich eine Ahnung, was man in Timișoara so machen könnte. Also sind wir erst mal ein bisschen herumgelaufen. Dabei stießen wir auf einige größere Plätze, eine Oper und eine orthodoxe Kirche, und als wir diese gerade besichtigt hatten, lief uns direkt davor Kim aus Rumänien über den Weg – deren Seminar war nämlich gannz in der Nähe von Timișoara gewesen. Sie erzählte uns von einem Fluss, an dem man gut entlangspazieren könne, und nachdem wir ihrem Rat gefolgt waren, trafen wir nachmittags noch drei weitere Freiwillige in einem Café.

Die letzte Station war dann das Einkaufszentrum, das wirklich wunderbar weihnachtlich geschmückt war – ich liebe Weihnachten – denn schließlich brauchten wir ja noch Verpflegung für die Reise am nächsten Tag und mussten die letzten rumänischen Lei loswerden.

Und schon ist wieder Sonntag, der letzte scheint eine halbe Ewigkeit her zu sein. Durch das Zugfenster kann ich den Sonnenuntergang bewundern. Dadurch, dass das Seminar vorbei ist, wird mir bewusst, wie wenig Zeit mir noch bleibt und wie sehr mir mein Aufenthalt hier gefällt. Die erste Hälfte ist schon vorbei, jetzt kommt es darauf an, die verbleibende Zeit bestmöglich zu nutzen. Im Dezember geht´s nach Wien, und auf meiner Liste stehen außerdem noch Zagreb, Belgrad und Prag. Auch in die Ukraine würde ich gerne noch reisen.

Aber erst einmal kommt morgen der Alltag zurück, was ganz gut so ist, denn nicht nur die Reisen, sondern auch meine Arbeit trägt sehr dazu bei, dass es mir hier so gut gefällt. Beides zusammen ist eine gute Mischung und macht meine Zeit hier aus.