Stürmisches Sliven (Tag 98-105)

Wow. Ich sitze im Zug nach Sliven. Die Sonne geht gerade unter. Bulgarische Sonnenuntergänge sind der hammer! Das Abendrot spiegelt sich vor den Bergen in den zahlreichen Fischteichen. Jetzt, wo man den Müll nicht mehr so gut sehen kann wirkt das fast idyllisch. Ich fahre durch Dörfer, über denen beeindruckende Höhlen und Festungen thronen. Und immer wieder Felder von Wedeln. Ich als Expertin kann sagen, dass Bulgarien offiziell das Land mit den meisten Wedelfeldern ist.

Während ich hier sitze, auf dem Sitz, der bei jeder Bewegung federt, und das Schreiben deshalb eine Herausforderung ist, habe ich Mal wieder einen „Wow-Moment“.

Ab und zu passiert das. Ich bin einfach irgendwo, wie jetzt zum Beispiel im Zug nach Sliven und denke mir: Krass, das hier ist mein Leben! Nach solchen Sonnenuntergängen habe ich mich gesehnt. Ich bin wirklich hier, realisiere ich dann. Ich mache ein FSJ im Ausland während einer Pandemie! Das ist doch der Wahnsinn. Wie kann ich das so oft vergessen?

Der Moment ist so friedlich, ich und meine Musik, ein anderes Mädchen und die Kontrolleurin, die sehr darauf achten, dass ich auch richtig umsteige. In Sindel-Raspreditel, was ein Name. Mich erinnert das an die böse Hexe von Rapunzel, aber vielleicht bin ich gerade auch sehr empfänglich dafür. Schließlich habe ich diese Woche mit meinen Schülern Hänsel und Gretel gelesen. Sie haben sogar richtig betont und für mich war es so schön zu sehen, welche Fortschritte sie machen, dass sie jetzt Märchen auf deutsch lesen können.

Wenn ich jetzt so aus dem Fenster schaue kann ich es wieder nicht glauben. Mein Traum ist wahr geworden: Digitalnomadin, im Zug arbeiten und immer unterwegs sein. Eine Vorstellung, die ich in der Vergangenheit sehr romantisiert habe, aber ab und zu ist es wirklich sehr schön ein neues Stück Bulgarien zu entdecken.

Diese Woche habe ich auch eine Ahnung davon bekommen, wie sich das Lebensgefühl im Frühling hier verändern wird. Bei Temperaturen von bis zu 14 Grad, füllen sich die Straßen. Nicht nur mit Menschen, anscheinend gibt es auch bei den Tauben ein comeback. Das ist super ungewohnt nach so langer Zeit des Abstand haltens, dass ich gar nicht klar gekommen bin damit. Auch beim Monument ein voller Parkplatz, Väter, die mit ihren Kleinkindern trainieren sind, Jugendliche mit Hunden, alte Leute und Pärchen. Ich laufe durch den Wald, immer wieder rieche ich Feuer. Es gibt zahlreiche Feuerstellen und ich kann offiziell bestätigen, dass die Grillsaison in Bulgarien anscheinend eröffnet wurde. Alle 100 Meter hört man Hardrock, Kindergeschrei oder Gelächter. Menschen sitzen und stehen um das Feuer und unterhalten sich. Ich fühle mich an meine Kindheit zurück erinnert. Ich laufe weiter, bis ich alle hinter mir gelassen habe. Die Wege sind verschlungen, märchenhaft, so wie die Bäume. Kurz habe ich Angst mich hier zu verlaufen. Aber es ist ja noch lange hell. Ich setze mich auf einen Felsvorsprung und lese mein Buch zu Ende. Es ist sehr windig. Die Äste der Bäume wehen im Wind und ich sitze noch ein wenig, bevor ich beschließe zurück zu gehen. Im Moment sieht alles noch tot aus. Ein paar Kiefern sind wunderschön grün, aber ansonsten ist alles braun. Ich freue mich kurz sehr darauf zu sehen, wie sich die Natur im Laufe des Jahres verändern wird. Zurück in meinem Wohnhaus sehe ich, dass meine Nachbarn gerade eine neue Ladung Holz stapeln. Ganz schön mühsam, denke ich, den ganzen Winter über immer wieder Nachschub zu beschaffen.

Meinen 100. Tag in Bulgarien habe ich mit Soner und Jasmin verbracht. Jasmin und ich sind einmal bis oben in Meinem Wohnblock gelaufen, weil ich doch tatsächlich noch immer nicht wusste, wie viele Etagen es gibt. Jetzt weiß ich es. Es sind 12. Wir haben Brownies gegessen, eine Backmischung, die die beiden mir in einem Glas zum Geburtstag geschenkt haben und die ich jetzt endlich gemacht habe. Außerdem haben wir Stadt, Land, Fluss gespielt. Allerdings mit anderen Kategorien. Es gab nicht Stadt, Land, Fluss, dafür aber ein Wort auf Deutsch, Bulgarisch, Englisch, Türkisch und Französisch. Ganz schön kompliziert. Dann haben wir noch heads up gespielt.

Es ist wirklich witzig mit dem Sitz mit zu wippen. Ich bin einmal durch den gesamten Zug gelaufen, habe aber leider kein eigenes Abteil ergattern können. Langsam bekomme ich Hunger. Ich bin gespannt auf Paulas Wohnung. Über das Badezimmer habe ich schon viele Geschichten gehört.

Jetzt arbeite ich noch ein wenig an meinen Projekten, die ich mir im Moment überlege. Oder, die sehr viel wahrscheinlichere Option: ich schaue einfach ein bisschen aus dem Zugfenster in die Schwärze, höre Musik begleitet vom Zugrattern und genieße es.

So, es erfolgt eine Ergänzung zwei Tage später. Kurz nachdem ich meinen Laptop im Zug ausgemacht habe, bin ich das erste Mal zu früh ausgestiegen. Dabei habe ich noch daran gedacht, wie viel Glück ich bisher hatte, dass ich immer richtig war. Da stand ich also an einem winzigen Bahnhof ein wenig orientierungslos in der Gegend herum. Dank meiner tollen Bulgarischskills konnte ich zumindest den Bahnmitarbeitern am Bahnhof verständlich machen, dass ich nach Sliven möchte und am falschen Bahnhof ausgestiegen bin. Also durfte ich mich zu ihnen in den Kontrollraum setzen, habe meine wenigen bulgarischen Sätze aufgesagt und per Funk wurde durchgegeben, dass der nächste Zug nach Sliven doch bitte an der Station halten soll. Ich war super erleichtert. Mein Rucksack wurde mir sogar noch bis in den Zug hinterhergetragen und alle Leute im Zug haben neugierig geschaut, weshalb der Zug den gestoppt hat.

Im richtigen Zug musste ich dann vor Erleichterung über mein kleines Abenteuer sehr lachen.

In Sliven angekommen, habe ich gleich Paula davon erzählt und wir hatten wie immer viel Spaß.

Im Dunkeln sieht Sliven sehr nach Shumen aus, aber nach einem geselligen Abend und einem absolut stürmischen nächsten Morgen kam am Mittag die Sonne raus und brachte die Berge von Sliven zur Geltung. So schön. Eine Schande, dass ich die ganze Zeit vor dem Computer sitzen muss und dabei die Berge sehen kann. Vor allem wenn man total durchnässt ist vom Regen, ist es wirklich nicht angenehm in einem kalten Klassenzimmer zu sitzen und dort aufmerksam zuzuhören.

Von Paula haben wir noch nachts eine free walking tour bekommen und staunend die „alte Ulme“ betrachtet.

Über Paulas Bad haben wir auch unsere Witze gerissen. Generell wurde bisher viel gelacht.

Heute ist Dienstag und der zweite Seminartag ist rum. Es ist sehr gut, mal wieder zum Reflektieren angeregt zu werden, aber auch anstrengend so lange Zeit vor dem Bildschirm zu sitzen. Jetzt können wir alle unsere Schüler besser verstehen. Zum Glück können wir uns analog auch noch austauschen und haben ein paar sehr gute Gespräche geführt. Trotzdem bin ich absolut fertig, zu wenig schlaf.

 

Human of Shumen

1300 Jahre Bulgarien

Hallo! Ich heiße Preslav. Ich bin 17 Jahre alt und ich lebe in Central Shumen. Von meinem Zimmer aus sehe ich direkt das große massive Denkmal „Schöpfer des bulgarischen Staates“. Dieses Denkmal ist seit seiner Errichtung ein Symbol der Stadt geworden. Jeder Shumen-Bewohner ist stolz auf das Denkmal. Dieses Denkmal, auch bekannt als „1300 Jahre Bulgarien“, ist zweifellos ein architektonischer Komplex, der sowohl für die Stadt als auch für das bulgarische Volk und den bulgarischen Staat von Bedeutung ist. Auch ist es eine der Hauptattraktionen der Stadt.

Die Menschen sind an dieses Denkmal gewöhnt. Sie sehen es jeden Tag, aber über die Geschichte des Denkmals ist wenig bekannt, wie alles begann. Die „Schöpfer des bulgarischen Staates“, auch bekannt als „1300 Jahre Bulgarien“, sind ein architektonischer Komplex, der dem 1300. Jahrestag der Gründung des bulgarischen Staates gewidmet ist. Das Denkmal befindet sich im höchsten Teil der Donauebene – dem Shumen-Plateau – 450 Meter über dem Meeresspiegel und erhebt sich über der Stadt Shumen. Es wurde im November 1981 eröffnet.

Das Denkmal aus dem Zentrum von Shumen

Mit Beschluss vom 23. März 1977 beschloss das Büro des Ministerrates, ein Denkmal zu errichten, das dem bevorstehenden 1300. Jahrestag der Bildung des ersten bulgarischen Staates gewidmet ist. Zu diesem Zweck wurden im Mai 1978 die konzeptionelle Aufgabe, die Auszeichnungen und die Zusammensetzung der Jury bekannt gegeben, die bestimmen sollten, welcher der Antrag stellenden Verbände das geplante Denkmal errichten sollte. Der Wettbewerb fand in zwei Phasen statt.

Das ausgezeichnete Projekt in der ersten und zweiten Runde des Wettbewerbs für das Denkmal “ 1300 Jahre Bulgarien“ in Schumen ist das Werk eines Autorenteams bestehend aus: arch. Blagoy Atanasov, die Bildhauer: Krum Damyanov, Ivan Slavov, ing. Vladimir Stamov.

Anschließend schloss in die Arbeit mit dem Team arch ein. Aneta Kamenova – Bulant, als Mitautorin der Annäherung an das Denkmal, arch. Georgi Gechev für die Entwicklung der Arbeitsgestaltung des Denkmals, die Künstler: Simeon Venov und Vladislav Paskalev, ing. Preslav Hadzhov und ing. Alexander Vassilev.

In den kalten Herbst-Winter-Tagen 1979-1980 wurden 1.000 Bohrlöcher gebohrt, um die Gesteinsmassen in die Luft zu jagen. In einem von ihnen wurde am 31. Januar 1979, wo heute Simeons Komposition steht, eine Kapsel mit einem Testament für zukünftige Generationen gebaut. Die Feier zu diesem Anlass begann mit einem Klingeln. Der Text des Testaments wurde von dem Schauspieler Bogomil Simeonov gelesen.

Das Denkmal wurde am 28. November 1981 eingeweiht. – einige Monate nach dem Tod des Ideologen für die Schaffung dieses Denkmals Lyudmila Zhivkova Kulturminister zu dieser Zeit.

Das Denkmal bildet wichtige Momente der bulgarischen Geschichte vom 7. bis zum 10. Jahrhundert nach. Es besteht aus 8 Betonkörpern, die zwei Halbsäle bilden.

Die Komposition enthält Figuren der bulgarischen Herrscher Asparuh, Tervel, Krum, Omurtag, Boris I und Simeon I. Die größte Skulptur ist dem Schöpfer des bulgarischen Staates gewidmet – Khan Asparuh , der sein Schwert in den Boden sticht und spricht die Worte aus: „Bulgarien wird hier sein! „Unter diesem Himmel, auf dieser Erde.“

Khan Asparuh

Auf einer Höhe von 18 Metern daneben befinden sich die Statuen von Tervel, Krum und Omurtag – die Herrscher, die den bulgarischen Staat als Macht etabliert haben. Um sie herum sind Auszüge aus alten byzantinischen Chroniken abgebildet. Khan Tervel (701 – 721) war der erste bulgarische Diplomat. In der Mitte der Komposition befindet sich die Figur von Khan Krum (803 – 814), der der erste bulgarische Stratege und Gesetzgeber war. Rechts die Skulptur von Khan Omurtag (814-831), bekannt als Baumeister und Philosoph. Es gelang ihm, dem bulgarischen Volk einen 30-jährigen Friedensvertrag mit Byzanz ab 815 zu sichern. Omurtags geschnitzte Worte in der Galerie „Auch wenn ein Mensch gut lebt, stirbt er und ein anderer wird geboren, lassen Sie den später Geborenen, der diese Schrift sieht, Denken Sie daran, für den, der sie gemacht hat. “sind weithin bekannt und werden bis heute zitiert.

Khan Tervel, Khan Krum, Khan Omurtag

Die nächste Statue ist von Prinz Boris I., der einen historischen Verdienst bei der Einführung des christlichen Glaubens in Bulgarien im Jahr 864 hat.

Prinz Boris der Erste

In der Halle „Goldenes Zeitalter“ nimmt die Skulptur des Zaren Simeon einen zentralen Platz ein, da er Bulgarien während seiner Regierungszeit von 893 bis 927 zu einem der größten europäischen Länder machte und es schaffte, das bulgarische Territorium auf drei Meere zu vergrößern: Schwarzes, Ägäis und Adria Meer. Bulgarien befand sich in einem beispiellosen wirtschaftlichen, kulturellen und spirituellen Wohlstand und diese Periode seiner Geschichte ist als „Goldenes Zeitalter“ für den bulgarischen Staat bekannt. Hat ein solides Fundament betreten und ein reiches Erbe angenommen.

In der Halle „Goldenes Zeitalter“ befinden sich neben der Figur von Simeon die von Clemens, Nahum und Angelarius, Bojaren und Kriegern. Die Komposition sollte die Idee der fortschreitenden Entwicklung des Staates darstellen.

Zar Simeon, Clemens, Nahum und Angelarius

Das erste Panel präsentiert die Runenschrift, die „Merkmale und Schnitte“ der Proto-Bulgaren, unter denen das Zeichen der Tangra hervorsticht. Das zweite Feld zeigt das glagolitische Alphabet und das dritte Feld zeigt das kyrillische Alphabet.

Die Gesichter der in der zweiten Tafel dargestellten Figuren haben einen unglücklichen Ausdruck. Dies zeigt, dass die Annahme des Christentums nicht ohne Widerstand verlief.

Die dritte Tafel zeigt die Brüder Cyril und Methodius, ihre Schüler Nahum, Clemens, Angelarius, Sava und Gorazd sowie die Schriftsteller und Erbauer von Simeons Goldenem Zeitalter.

Die Verbindung zwischen der Stadt Shumen und dem Denkmal besteht aus 1300 Stufen, die nachts von hohen Spiralkörpern beleuchtet werden. Dreizehn Standorte werden in unterschiedlichen Entfernungen gebildet. Die Gasse beginnt beim des Dramatheaters „Vasil Drumev“ mit vier Greifen.

Das Denkmal ist für Besucher jederzeit zugänglich.

 

Der bulgarische Wurstkalender (Tag 91-97)

добро утро! Guten Morgen!

Bald bin ich schon 100 Tage in Bulgarien. Wie das gefeiert wird, muss ich mir noch überlegen.

Die letzte Woche war glaube ich die bisher kälteste, seit ich hier bin. Zumindest laut der Klimaanlage in meiner Wohnung, die mir morgens von Tag zu Tag immer ein Grad weniger anzeigt. Im Moment sind es stolze 6 Grad. Wintercampen in der eigenen Wohnung. Deshalb wird jetzt mein Heizstrahler zum essentiellsten Teil der Wohnung. In der letzten Woche habe ich außerdem noch ein paar neue Deutschklassen kennengelernt. Jedes Mal ein Blinddate, also sehr aufregend. Außerdem habe ich es tatsächlich geschafft mich beim Online-Unterricht zu verspäten. Schon ein bisschen peinlich. Trotzdem waren es wieder ein paar gute Stunden und ein paar mittelmäßige. Manchmal klappt es eben einfach nicht so, wie man sich das ganze vorstellt. Generell ist es wirklich kompliziert die deutsche Grammatik zu erklären, weil ich selbst keine Ahnung habe. Über Themen zu diskutieren macht da deutlich mehr Spaß.

Mit Soner und Jasmin habe ich wieder einen ausführlichen Winterspaziergang bei Windstärke Sabine gemacht (wer sich an letztes Jahr erinnert). Von den Beiden habe ich auch noch ein Geburtstagsgeschenk bekommen. Wir haben uns in meiner Wohnung mit Tee aufgewärmt und uns den Masterplan überlegt, wie Jasmin am Flughafen in Varna Yoga unterrichten kann.

Generell ist die Woche wieder super schnell vergangen. Mittlerweile komm ich ganz gut klar mit meinem Zeitmanagement. Zwischen zwei Unterrichtsstunden zu Billa hetzen und dann doch total die Zeit zu vergessen passiert mir aber immernoch manchmal. Pfannen und Auflaufformen sind aber auch wirklich faszinierend. Meine zwei neusten Trophäen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich darüber so freuen kann. Durch meine neuen Bulgarischkenntnisse ist das Einkaufen noch einfacher geworden. Es war jedoch nie wirklich schwer. Dank der Globalisierung ist meine Sprachbehinderung nie wirklich aufgefallen, außer an der Kasse.

Der Studentski Park ist offiziell zu meinem Lieblingspark geworden. Auch wenn es zur Zeit echt ungemütlich ist draußen zu lesen, bin ich doch ab und zu auf ner Parkbank anzutreffen. Ich freue mich so auf den Frühling wie noch nie zuvor!

Nachdem ich die ganze Woche mehr oder weniger in meiner Wohnung war, habe ich am Freitagabend spontan entschlossen ans Meer zu fahren. So ne Wohnung ist manchmal einfach zu klein zum Denken. Ich hab das Gefühl gehabt mehr Platz zu brauchen. Was gibt es da besseres als die Weite des Meeres?

Also habe ich mich am Samstagmorgen, während die ersten Schneeflocken friedlich gefallen sind, auf den Weg zum Bahnhof gemacht und war schon nach den ersten 100 Metern froh über meine Entscheidung. Gegen die Kälte ist so ne Maske übrigens echt praktisch. Eigentlich habe ich auch nur nach einem Ort gesucht an den ich mit dem Zug fahren kann, weil das Zugfahren irgendwie zu einer Sucht geworden ist. Leider gab es keine Abteile, aber der Zug als ein Ort, an dem man nicht friert (lifehack für den Winter) und superbequem noch dazu ist trotzdem genial. Markante Merkmale auf der Zugstrecke von Schumen nach Varna: der moderne Bahnhof in Mardara mit den 1000 Straßenlaternen, der Berg, der aussieht, als ob er ledrige Elefantenhaut ist, der Bahnhof in Sindel: riesengroß und kein einziges Haus in Sichtweise, 20 Minuten von Varna entfernt die ersten Kräne und Industriehäfen, ein riesiger Schrottplatz auf dem sich zerquetschte Autos türmen. Wirklich alles faszinierend.

Der wunderschöne Bahnhof in Varna

Mein erstes Ziel in Varna? Ein Second-Hand Laden, in dem ich mir endlich Handschuhe kaufen wollte. Allerdings ist das ein hoffnungsloses unterfangen. Es gibt von allem massenhaft Ware, sogar secondhand Wolle habe ich gefunden und gekauft, aber Handschuhe sind anscheinend sehr begehrt hier. Dafür habe ich mal wieder nicht widerstehen können und mir ein neues Kleid gekauft. Immer das Gleiche…wirklich schlimm. Und dann habe ich tatsächlich das erste Mal in Bulgarien eine andere Person aus Deutschland gesehen, oder besser gesagt gehört. Ich bin gerade aus der Umkleide herausgekommen, als ich hinter einer Stange voller Pelzmäntel eine laute Frauenstimme mit Berliner Dialekt vernommen habe, die gerade dabei war während eines Telefonats einen Mantel zu kaufen. Sehr spannend.

Tatsächlich habe ich dieses Mal meine Kamera dabei gehabt und selbst Fotos gemacht. Es lebe die Selbstständigkeit!

In Varna bin ich ein bisschen verzweifelt durch die Gegend gerannt, bis ich eine öffentliche Toilette gefunden habe. Danach bin ich wesentlich entspannter zum Hafen gelaufen und habe mich quer durch die Stadt treiben lassen. Insgesamt bin ich an dem Tag fast 17km gelaufen. Bei Städtetrips unterschätzt man irgendwie immer wie viel Distanz man zurücklegt. Während ich am Hafen entlanggelaufen bin, oder besser gesagt auf der Hafenmauer, dachte ich mir wieder einmal, wie ungern ich im Sommer mit den ganzen Touristen in Varna sein möchte.

Meine geliebten star wars-Giraffen

Die Graffitti-Hafenmauer macht der Berliner Mauer ganz schön Konkurrenz. Ich bin mir sicher im Sommer ist das ein place to be bei vielen Jugendlichen. Mein Ziel am Ende der Mauer, war ein kleiner Leuchtturm. Kunstvoll verziert.

Ich nenne dieses Kunstwerk „Beton-Nixen neben Müll“

Dann ging es den ganzen Weg zurück und entlang dem Strand zum Meergarten. Das Wellenrauschen in den Ohren, wie kann man da nicht glücklich sein?

Zwei Meerkatzen 🙂

Trotz der Kälte waren echt viele Menschen unterwegs. Die zahlreichen geschlossenen Cafés und Restaurants am Strand verderben zwar ein bisschen die Strandidylle, dafür habe ich aber ne sehr coole Rutsche gefunden. Super trostlos, genauso wie ich das mag. Natürlich konnte ich auch nicht der Versuchung der Schatzsuche widerstehen und musste einfach eine Muschel mitnehmen. Aber nur eine!

Während ich die Treppe zum Meergarten hochgestiegen bin habe ich mir schon gesagt, dass ich keine Hoffnungen haben sollte, dass die begehrteste Bank mit dem besten Ausblick frei ist. Ein Blick auf die freie Bank, ich konnte es kaum fassen und schwupps hat das Pärchen vor mir zugeschlagen. Tja, ich habe dafür einen coolen Baum gefunden auf dem ich mein Winterpicknick abgehalten habe.

DIverse Mischung aus Apfel, Käsebrot, Paprika und Müslibällchen

Danach war ich so durchgefroren, dass ich den nächsten Kaffeeautomat aufgesucht habe. Der Park war voll mit Menschen auf ihrem Samstagsspaziergang, Kindern auf Fahrrädern, Rollern und Skateboards und Hunden. Mit meiner neu erworbenen heißen Schoolade habe ich mich wieder an den Strand zurückgezogen und auf einer Stufe vor einem geschlossenen Cafe neben mir Abwasserrohre, dem Meeresrauschen gelauscht, bis ich meine Hände nicht mehr gespürt habe.

Die zwei Schiffe habe ich auch beobachtet und bin in meinen Tagträumen versunken. Sehr beruhigend

Also habe ich mich wieder stadteinwärts begeben und zwei kleinen Jungs zugehört, die Ukulele gespielt und dazu gesungen haben. Herzergreifend. Wie sich herausstellte zwei kleine durchgefrorene New Yorker, die sich mehr Taschengeld verdienen wollen.

Durchgefroren wie ich war konnte ich es kaum erwarten wieder im Zug zu sitzen.

Sogar Abteile!

Aber zu früh gefreut. Leider hatte ich das Abteil nicht für mich allein. Müde und geschafft wie ich war, hatte ich keine Energie mehr mich mit den zwei Frauen in meinem Abteil zu unterhalten, die fälschlicherweise verstanden hatten, dass ich Theaterunterricht gebe, anstatt Deutschunterricht.

Zufrieden damit, dass ich den ganzen Tag draußen verbracht habe und mit dem Bauch voller Grünkern mit Tomatenknoblauchsoße, bin ich eingeschlafen.

Ansonsten wollte ich noch von meiner Erfahrung mit der bulgarischen Fleisch/Wurst-Balkonaufhängung berichten. Das Phänomen trat erstmals anfang Dezember auf, weshalb ich zuerst dachte, es handle sich um die bulgarische Version des Adventskalenders. Mitte Dezember wurde ich dann aufgeklärt, dass diese Annahme meinerseits falsch ist und auf dem Balkon eben der Platz ist um das Fleisch, die Wurst (zu trocknen?) aufzuheben. Jetzt ist es Ende Januar und mein Ausblick ist noch immer der auf einen Balkon voller Würste. Es gibt nichts Schöneres für eine Vegetarierin.

Ab und zu gesellt sich noch die Wäsche dazu. Skurril, aber irgendwie auch ganz lustig und interessant. Jetzt wird es langsam wieder Zeit für mich meinen Unterricht vorzubereiten. Heutiges Thema: wie sind die Deutschen? Ich bin mal gespannt wie sie so sind.

приятен ден! (Prijaten den!) Einen schönen Tag noch!

 

 

Bulgarisch für Anfänger (Tag 84-90)

Zdravey!

Fünf Tage jeweils 5 Einheiten bulgarisch. Langsam bekomme ich ein Gespür für die Sprache. Wird ja auch mal Zeit nach drei Monaten!

Mittlerweile wird es ja schon fast zur Tradition, dass ich diversen Paketen hinterherjage. So also auch diese Woche. Jedoch habe ich festgestellt, dass Soner Recht hat. Packstationen sind wirklich viel unkomplizierter, als ewig auf Postämtern zu warten. Meine Jagd war also eher ein Spaziergang.

Bei frühlingshaften Temperaturen habe ich mich also am Dienstag auf den Weg zu Billa gemacht. Dort ist nämlich die Packstation in der mein Paket auf mich wartete. Ziemlich praktisch.

Unterwegs habe ich mich geärgert, dass ich kein Buch mitgenommen habe. Ich wollte unbedingt die Sonne im Studentski Park genießen. Also habe ich mir zumindest bei Billa, na was wohl?, Mandarinen gekauft und mich dann glücklich im Besitz eines Pakets in den Park gesetzt. Dort habe ich ein paar Jungs beim Scooter fahren zugeschaut. Doch lange konnte ich mich nicht zurückhalten und es ging schnell ans Eingepackte. Meine Vermutung, dass im Paket Grünkern oder Mandeln zu erwarten seien, erwies sich als korrekt. Weil alles so liebevoll eingepackt wurde und weil so wundervolle Sachen im Päckchen waren, GRÜNKERN!, saß ich nun also mit Freudentränen in den Augen im Park. Und zu meinem Glück war sogar ein Buch drin. So konnte ich sofort in der Sonne zu lesen beginnen. An dieser Stelle: Danke Sophia <3. In der Sonne sitzen wird wirklich viel zu sehr unterschätzt finde ich.

Der Verpackungsmüll lag neben mir auf der Bank und dann kam doch tatsächlich auch noch eine Frau, die in der Nähe den Mülleimer leerte und nahm mir meinen Müll auch noch direkt ab. Was für ein Service! Vor lauter Glückshormone und Inspiration habe ich anschließend zuhause Gedichte geschrieben.

Und ich hätte es nicht gedacht, aber ich bin sehr glücklich nach den Ferien jetzt wieder zu unterrichten. Ich glaube sogar, dass die Schüler sich auch gefreut haben. Zumindest wurde ich freudig begrüßt. Aber bei so viel Zeit vor dem Bildschirm, zuerst wurde ich ja in Bulgarisch unterrichtet und dann wurde der Spieß umgedreht und ich habe Deutsch unterrichtet, kann man echt verrückt werden. Mir zumindest ist meine Wohnung manchmal zu klein um klar zu denken. Aus diesem Grund bin ich mit Gulchin, Soner und Zara, Soners Hund, mal wieder zum Monument hochgelaufen. Immer wieder ziehe ich mich zu warm an. Aber dort oben war der Wind so stark, dass ich meine Mütze festhalten musste und es ziemlich schwer war voran zu kommen.

Bei dem eisigen Wind habe ich mich richtig lebendig gefühlt. Natürlich hatte unser Ausflug auch eine Mission: einer Freudin von Soners Mutter sollten wir eine Flasche Wein bringen. Nach einem Wettrennen, bei dem Soner gewonnen hat, trotz Wein im Rucksack, wurde dieser ordentlich abgeliefert und wir machten uns auf den Heimweg.

Die Woche verlief ziemlich routiniert. Sprachkurs, Unterricht, kochen, abspülen, Yoga, einkaufen. Ein paar ups and downs hatte ich auch. Von plötzlicher Orientierungslosigkeit, was soll ich machen?, bis Tatendrang und kreativem overflow, war alles dabei. Klar, gerade ist es für niemanden leicht zu planen und doch versuche ich mich an irgendetwas zu orientieren und ein paar planbare Variabeln in meinem Leben zu haben. So habe ich mich diese Woche ziemlich oft verabredet.

Gleich am Freitag haben Soner und ich einen Filmeabend veranstaltet. Der wurde zu einer richtigen Fressorgie.

Das Popcorn wäre im Kino wohl als Maxi-Eimer durchgegangen
Der Teller gegen das schlechte Gewissen

Da das Film aussuchen immer der anstrengendste Teil ist, haben wir den geschickt umgangen, indem wir Jasmin angerufen haben, damit sie uns einen Film empfiehlt. A midnight sky, war wirklich ein schöner Film. Wir haben super viel nebenher geredet. Meine Bulgarischskills habe ich auch anwenden können. Wir haben Rezensionen für einen bulgarischen Supermarkt in Deutschland auf bulgarisch gelesen. Mit Soners Hilfe und ein bisschen Fantasie, konnte ich diese auch ganz gut lesen. Generell bin ich übrigens der Überzeugung, dass jede/r Freiwillige einen Soner als Assistenten bekommen sollte. So ist das Leben so viel einfacher!

Mit etwas schlechter Laune, da ich dachte, dass es wieder regnet, bin ich am Samstag aufgestanden. Beim Lüften dann die positive Überraschung: Schnee! Perfekt, für meine Verabredung mit Rumy. Allerdings ist der Weg bis zu Rumy, mit schon schmilzenden Schnee, eine echte Herausforderung. Das Überqueren der Straße wurde eher zu einer Flussüberquerung. Außerdem wollte ich einen neuen Weg gehen, habe mich aber verlaufen und bin eine Weile umhergeirrt, bis ich auf eine bekannte Straße gestoßen bin. Viki ist auch zu Rumy gekommen und so saßen wir erst einmal bei Rumy mit Tee aus den Rhodopen, Baniza und haben über Konsum gesprochen. Rumy hat so viele interessante Freunde und sie liest so viel, dass sie immer etwas zu erzählen hat. Wirklich faszinierend. Irgendwann sind wir dann doch noch in den Wald losgezogen.

Rumy hat so recht, wenn sie sagt, dass sie es noch nie bereut hat rauszugehen. Der Anblick der Landschaft hat mich so glücklich gemacht. Und natürlich auch die inspirierenden Gespräche. Wie konnte ich nur vergessen, wie faszinierend alle Leute sind, denen ich bisher hier begegnet bin? Eine totale Bereicherung und definitiv ein Grund, der mich aus meinem down geholt hat.

Bierbrauerei im Schnee. Idyllisch

Nach unserem Spaziergang saßen wir noch eine Weile bei Rumy und dann ging es für mich ab nachhause. Mein Lieblingscousinchen hat mir mal wieder genau das richtige Zitat von Instagram geschickt und der Tag wurde so perfekt beendet.

Sonntags konnte ich mich dann wieder super beim Schach spielen blamieren. Aber zumindest haben Viki und ich Beide bemerkt, dass ich besser werde. Wir haben einen Film geschaut und sehr viel über Filme, Serien und Bücher gesprochen. Abends habe ich noch Berufsberatung bei meinem Bruder gemacht. Aufgaben einer großen Schwester. Und das war auch schon das Wochenende.

Stärkung für das anstrengende Denken beim Schach
Leider habe ich erst jetzt den Adventskranz für geizige entdeckt: 2 Grablichter vor dem Spiegel

Diese Woche wird sich nicht sehr von letzter unterschieden. Vielleicht gibt es wieder eine Paketjagd, zwei verspätete, sehr schöne Geburtstagskarten habe ich heute noch erhalten. Eigentlich ganz schön nicht alles auf einmal zu bekommen. So kann man sich viel länger freuen.

 

Riesige graue Betonbauten in der Abenddämmerung.

Wunderschöne Farben am Himmel.

Viele Leute, die ab und zu stehen bleiben und sich grüßen.

Ein Pferdegespann, viele Autos.

 

Im Hintergrund das Plateau.

Darauf thront das Monument.

Der ganze Stolz der Stadt.

Im Sonnenschein oder Nebel, zieht es wie ein Magnet die Menschen an.

 

Dort oben herrscht eine unheimliche Stille.

Man fühlt sich klein. Unbedeutend.

Aus der Stadt hört man Hundegebell und den Straßenlärm.

Doch alles scheint so weit entfernt.

 

Als ob man über die 1300 Stufen nicht nur auf das Plateau,

sondern in eine andere Welt,

durch ein Portal geschritten ist.

Und jetzt,

über die Dächer der Stadt schaut.

Gold und rot und grau und weiß.

 

Jeden morgen hört man die Möwen.

Aber kein einziges Mal sieht man eine.

 

In der Ferne die Festung.

Bewaldete Hügel.

Im winterlichen Nebel scheint es so,

als ob Schumen in einer Schneekugel ist.

Etwas anderes außerhalb existiert nicht.

 

Sobald man im Wald ist,

ist man ganz für sich.

Eine unglaubliche Ruhe liegt über den Baumkronen.

Unendlich viele Pfade führen durch den Wald.

Jeder zu einem anderen magischen Ort.

Über Moos, an Felsen vorbei.

 

Vor dem Wald die Shumenskobrauerei.

1000 Bierkästen lagern hier

und fügen sich schon fast in die Landschaft ein.

Rauch, der aus dem roten Kamin in den Himmel steigt.

 

Shumen.

 

Human of Shumen

 

Hallo!

Ich heiße Emir. Ich bin 17 Jahre alt und lebe 20 Kilometer nordwestlich von Shumen in Timarevo. Wenn ich in meinen Pflaumengarten außerhalb des Dorfes gehe, erinnert mich die Landschaft dort daran, dass ich an einem der besten Orte der Welt lebe, reich an Geschichte und Natur.
Viele Zivilisationen (Bulgaren, Türken, Römer, Griechen, Walachei usw.) haben ihr Blut für diese schönen Länder vergossen. Ich möchte die älteste Zivilisation vorstellen, die über diese himmlischen Länder geherrscht hat. Die Thraker. Dieser große Stamm hat viele monumentale Dinge für uns zurückgelassen.

In erstem Platz ist die Nekropole von Varna. Der goldene Schatz von Varna stammt aus der Zeit um circa 5000 Jahren v. Chr., lange bevor die Mesopotamier die Verarbeitung von Gold beherrschten. Das 23 Karat Gold wiegt 6 Kilogramm und stammt aus rund 300 Gräbern in der Nähe von Varna.

Danach kommt das „Sveshtari“ Thrakergrab, das circa 70 Kilometer in der Nähe von Shumen ist. Das Grab ist ein Unesco – Welterbe. Alles aus Edelmetallen wurde seit der Antike geplündert. Die im Grab eingeschlossenen Schätze werden durch die entdeckten Knochen von fünf Pferden belegt, die hier geschnitzt wurden, um ihren Meister ins Jenseits zu begleiten. In der Grabkammer wurden zwei Steinbetten, menschliche Knochen und Grabbeigaben gefunden. Neben einem der Betten befindet sich eine skulpturale Fassade eines kleinen Tempels. All dies zeigt die Vergöttlichung des Verstorbenen – eines Herrschers. Das ausgegrabene Grab in der Nähe von Sveshtari ist nicht isoliert. 26 Gräber unterschiedlicher Größe sind 2 km lang erhalten geblieben. Das gesamte Gebiet wurde zum archäologischen Reservat erklärt.

Der Prototyp des Siegels ist auch thrakisch. Das Tonsiegel wurde in der Nähe von Dorf Karanovo gefunden, wo es festgestellt ist, dass seit Jahrhunderten von mehr als 240 Generationen bewohnt wurde. Diese Entdeckung kann man in die meisten Archäologie Lehrbücher finden.

Die Thraker nehmen auch an griechischen Legenden und Mythen teil. Ein Beispiel ist Rhesos aus der homerischen Illias. Der König wird mit seinen schneeweißen Pferden, mit seinem silbernen Wagen und mit seiner goldenen Rüstung, geeignet für die Götter, gezeigt.

Ein weiteres Beispiel ist Orpheus, der thrakische Wurzeln hat. Der Legende nach könnte Orpheus durch seine Harfe alle wilden Tiere zähmen. Die berühmteste Geschichte, in der der Musiker teilnimmt ist “Der Tod von Eurydike“. Eurydike wurde von einem Satyr angegriffen. Bei ihren Bemühungen, der Satyr zu entkommen, fiel Eurydike in ein Vipernnest und erlitt einen tödlichen Biss. Ihr Körper wurde von Orpheus entdeckt, der vor Trauer so traurige Lieder spielte, dass alle Nymphen und Götter weinten. Auf ihren Rat reiste Orpheus in die Unterwelt. Seine Musik erweichte die Herzen von Hades und Persephone, die sich bereit erklärten, Eurydike unter einer Bedingung mit ihm auf die Erde zurückkehren zu lassen: Er sollte vor ihr gehen und nicht zurückblicken, bis beide die Oberwelt erreicht hatten. Orpheus machte sich mit Eurydike auf den Weg; Sobald er jedoch die Oberwelt erreicht hatte, drehte er sich sofort zu ihr um und vergaß in seinem Eifer, dass beide in der Oberwelt sein mussten, damit die Bedingung erfüllt war. Da Eurydike noch nicht in die Oberwelt eingetreten war, verschwand sie zum zweiten Mal, diesmal für immer.

Die Schwäche des Volks war, dass sie sich nicht vereinen konnten. Nur einmal wurden die thrakischen Stammen unter einem gemeinsamen Banner vereint. Der Staat der Odrysen entstand im Südosten Thrakiens und umfasste nach und nach ein weites Gebiet, das von Thrakern und griechischen Polen bewohnt wurde. Es erstreckte sich von den Gebieten zwischen Vardar und Struma im Westen bis zur Donau im Norden, dem Schwarzen Meer im Osten und dem Weißen Meer und dem Marmarameer im Süden.

Trotz ihrer Größe konnten sie den Römern nicht die Stirn bieten. Thrakia ist die vorletzte Provinz, das von Rom dauerhaft erobert wird. Ihr Wunsch nach Freiheit wird auch durch die Legende von Spartacus, der thrakische Rebell-Gladiator, bestätigt. Das Thrakische Reich fiel 46 n. Chr. in römische Hände. Die imperiale Assimilationspolitik romanisierte die Thraker für immer, um vom Erdboden verschwunden zu sein.

 

 

 

 

20 Jahre Karla in Bulgarien! (Tag 77-83)

Okay, ich muss zugeben der Titel dieses Beitrags könnte ein bisschen verwirrend sein. Ich bin nicht schon seit 20 Jahren in Bulgarien, auch wenn es sich schon so anfühlt. Aber ich bin in Bulgarien 20 Jahre alt geworden.

Um genauer zu sein, in Bansko, dem bekanntesten Skiort Bulgariens. Wie ich dort als Nicht-Skifahrerin hingekommen bin? Das ist eine sehr gute Frage.

Aber zuerst einmal zurück zum Anfang. Als erstes die Ankündigung, dass wir nicht wie geplant Paulas Schwester vom Flughafen abgeholt haben. Der zweite verpasste/abgesagte Flug. Um Paula zu trösten ist Pius natürlich gleich die zündende Idee gekommen was wir als Rettung brauchen: irgendetwas mit Pudding drin! Wie es der Zufall so will habe ich an exakt diesem Tag mittags eine Puddingschnecke gebraucht und noch nicht ganz aufgegessen. Also wurde in aller Eile der Tisch gedeckt, ein Rotwein zum Atmen geöffnet und klassische Musik sowie Kerzen angemacht. Das klassische Erste-Hilfe-Set sollte man einmal eine Paula trösten müssen.

Als sie gut versorgt war, ging es für uns andere ans Packen. Für manche von uns war das aufwendiger als für andere. Dann wurde ein Wecker gestellt und Tom und ich machten uns vollbepackt mit je zwei Rucksäcken auf zum Bahnhof. Die anderen konnten noch etwas länger schlafen, da sie den Bus bevorzugen, aber wir fahren doch nicht mit der türkischen Mafia! (Später dann vielleicht doch…) Jedenfalls waren wir uns einig, dass Zug fahren viel komfortabler ist. Im Zug gab es Baniza zum Frühstück und einen Bruschette-Snack. Ein paar Mitreisende haben Musik gemacht und wir haben in Ruhe unsere Bücher gelesen und wurden langsam immer aufgeregter. Gleich steigen wir um in die Rhodopenbahn! Die einzige Schmalspurbahn Bulgariens!

Leider gab es keine Abteile, sondern einen vollen Großraumwaggon. Und dann ging die Fahrt auch schon los. Bei strahlendem Sonnenschein immer weiter hinauf ins Gebirge. Durch viele Tunnel, einem Fluss entlang bis der Zug plötzlich ruckelte und unsanft anhielt. Zuerst einmal nichts verwunderliches, doch dann stiegen immer mehr Leute aus. Neugierig guckte ich also aus dem Fenster und erkannte das Problem: Holzstämme und Äste auf den Gleisen. Bahnmitarbeiter, der Kontrolleur und Mitreisende schafften gemeinsam die Hindernisse zur Seite und nach kurzer Zeit konnte es auch schon weitergehen. Unkompliziert. In Deutschland hätte man bestimmt gewartet, bis die zuständigen Leute auftauchen. Ein wahres Bulgarienabenteuer.

Da es ein wenig stickig im Waggon war, ging ich nach draußen und stand im freien auf dem Verbindungsstück zwischen zwei Waggons. Eine wacklige Angelegenheit und vorallem im Dunkeln des Tunnels ein wenig gruselig. Etwas durchgefroren setzte ich mich wieder auf meinen Platz und schlief zum gleichmäßigen rattern des Zuges, meinem neuen Herzschlag, ein. Jedoch nicht zu lange. Ich wollte auf gar keinen Fall den höchstgelegenen Bahnhof des Balkans, Avramovo auf 1267 Metern, verpassen. An sich ziemlich unspektakulär und auch ansonsten soll alles bei Schnee noch viel schöner sein, aber zumindest hatten wir ab diesem Stopp einen Waggon ganz für uns alleine, was wir ausnutzten und ganz laut Musik hörten. In der Ferne sah man nun die schneebedeckten Berge, wie mit Puderzucker bestäubt. Und so fuhren wir glücklich durch die weite Hochebene, zig Bergdörfer mit mehreren Moscheen (джамия Dschamija) und beobachteten alles, was sich vor dem Zugfenster abspielte. Dabei sahen wir auch unfassbar viel Müll und viele Pferde. Verrückt, diese Kontraste.

In der Dämmerung kamen wir schließlich in Bansko an und beschlossen ein Taksi zum AirBnB zu nehmen. 40 min Fußmarsch mit 15 Kilo Gepäck war uns dann doch zu viel. Die anderen waren nach einer sehr viel kürzeren Busfahrt schon da und somit stand auch bald das Essen auf dem Tisch. (Spoileralarm, diese Woche wird auch italienische Woche genannt). Nach der ersten Stärkung gab es schon ein Krisengespräch. Die Wohnung viel zu eng für so viele Personen. Auch weil das Raumkonzept nicht wirklich ausgenutzt wurde und nicht beide Sofas gleichzeitig ausziehbar waren.  Zur Entspannung ging es also erst einmal in den Spa-Bereich. Sauna, Dampfbad, Whirlpool, schwimmen und die Welt sieht schon wieder besser aus.

Die Nacht habe ich auf dem drahtigsten Sofa der Welt geschlafen, aber zumindest hatten wir eine Spülmaschine, meine Arbeitskraft war also überflüssig, auch wenn die Spülmaschine einem beim Öffnen entgegengefallen ist, haben wir es mehr oder weniger gemeistert. Wie immer, wenn wir in der Gruppe zusammen frühstücken, gab es alles Mögliche zum Essen. Im Anschluss dann die erste Gondelfahrt des Jahres. Leider sind die Preise in Bansko so gar nicht Bulgarisch, weshalb wir die in Sofia zurückgebliebenen noch mit einem Großeinkauf beauftragten. Auch die Fahrt mit der Gondola war eher im Deutschen Preisbereich. Zumindest war die Aussicht sehr schön.

Oben angekommen haben wir uns ein bisschen fehl am Platz gefühlt. Wir standen mitten auf der Piste. Die einzigen Menschen ohne Skier.

Ich dachte, dass man auch einen Wanderweg nutzen kann, aber nein. Also hat ein Teil der Gruppe, darunter ich, ein paar verlassene Ferienhütten ausgekundschaftet, während der andere Teil mehr oder weniger einen Schlitten „geliehen“ hat. Wir hatten alle unseren Spaß.

Zurück im hässlichen Hotel-, Skiausstattungs-, und Tourilädengepflasterten Bansko, entdeckten wir auf dem Weg zum Bahnhof doch tatsächlich auch ein paar schöne alte Häuser.

Ein Glück! Und auch der Blick ins Umland kann sich durchaus sehen lassen. Zusammen mit den Neuankömmlingen Josi und Amelie wollten wir Schlittschuhlaufen gehen. Aber doch nicht für 15 €!!! Ein bisschen geknickt haben wir uns je ein Shumensko gekauft und angeheitert die Stadt erkundet. Dann nocheinmal unsere Einkäufe durch den ganzen Ort getragen und wieder ab in den Spa-Bereich. Wie schon vorhin erwähnt, italienische WOche. Was gab es also zum Essen? Pizza!

Ungeduldig haben Josi, Ami und ich Skispringen geschaut, wobei unser Bauchgrummeln lauter war als alles andere. Das Warten hat sich gelohnt. Super leckere Pizza. Dann wurde die Tanzfläche eröffnet und wir haben getanzt und in meinen Geburtstag reingefeiert. Um 0 Uhr durfte ich meine coolen Geschenke auspacken, und auch wenn die anderen meinen, dass ich mich nicht richtig gefreut habe, das stimmt nicht! Ich habe mich wirklich sehr gefreut! Zur Feier des Tages durfte ich im Bett schlafen, juhu!

Silvesterporridge und ein regnerischer Waldspaziergang über eine Wiese voller Kuhfladen, über den Bach rein in den Wald und dann bergauf, bergab durch den Matsch. Erwachsen wie wir sind wurden dann Bewegungsspiele gespielt. Natürlich um sie mit den Kindern in der Schule zu spielen…

In der Stadt gab es dann Auberginen-, halt Stopp! Natürlich Zuchinibällchen Duner. Auf dem Rückweg sind wir dann Paula und ihrer Schwester über den Weg gelaufen, die nun auch den Weg nach Bansko geschafft hatten. Täglich grüßt das Murmeltier, wieder Spa-Bereich und italienische Woche, also zur Feier des Tages Nudeln mit Pesto. Danach wurde ordentlich gefeiert und gelacht, sodass wir fasst 0 Uhr verpasst hätten. Wir haben es aber noch pünktlich raus geschafft und ganz laut geschrien und uns gefreut. 2021!

In dieser Nacht wurde mir das upgrade Bett wieder weggenommen, aber ich habe eigentlich auch ganz gut auf meiner Isomatte geschlafen. Am Morgen haben wir dann beschlossen einen Tag früher abzureisen, poweraufräumen und Restefrühstück, alle Sachen zusammensuchen und dann vollbepackt noch ein letztes Mal durch die Stadt zum Busbahnhof. Zugfahrt nach Shumen hätte ca 14 Stunden gebraucht, also lieber doch mit dem Bus zurück nach Sofia. Jedoch ist es im Bus deutlich enger, aber auch schneller. Und es wird einem auch schneller schlecht. In dieser Nacht noch eine weitere Stufe niediriger auf der Bequemlichkeitsskala: schlafen in der Küche auf dem Boden. Die schrecklichste Nacht. Morgens wurde dann nur alles schnell zusammengepackt und wir sind zum Bahnhof gehetzt. Unter enormen Zeitdruck von der Metro zum Ticketschalter und dann zum Bahnsteig gerannt, während meine persönlichen Heldinnen des Jahres 2021 Josi und Ami hinter uns hergerannt sind mit Baniza in der Hand. Danke! Ich dachte, ich müsste hungern! Ich glaube das war das beste Baniza, einfach weil ich mich so gefreut habe. Die Fahrt von Sofia Richtung Shumen ist auch wirklich spektakulär. Durch Schluchten und an steilen Felswänden entlang.

Wir haben uns in unserem Abteil ausgebreitet und in Zeiten von Corona ist das nicht Asozial und unhöflich, sondern eine Vorsichtsmaßnahme um gesund zu bleiben. Deshalb haben wir auch wieder laut Musik gehört und uns schlafend gestellt. Masterplan.

Ach wie sehr ich mich gefreut habe auf mein schönes Shumen und meine eigene Wohnung, ohne 9 andere Leute darin. Dennoch war es super seltsam so plötzlich wieder ganz alleine zu sein.

Jetzt muss ich erst einmal wieder in meinen Alltag hineinfinden. Die Schüler haben mir schon geschrieben und es gibt viel zu organisieren. Heute hatten wir endlich unsere ersten Bulgarischstunden. Die ganze Zeit wollte ich auf Französisch reden. Chaos.

Mein heißgeliebtes Yoga kann ich nun auch wieder machen und wenn alles gut läuft ist ab Februar wieder Präsenzunterricht. Bis dahin brauche ich also noch ein paar Ideen für den Online-Unterricht, der heute wieder begonnen hat. Auf meinem Spaziergang heute, habe ich erstaunt festgestellt, dass der Weihnachtsmarkt noch immer geöffnet hat. Vielleicht kaufe ich mir also auch selbst noch einen himmlischen Honig. Dann bin ich für den nächsten Besuch von Paula gut vorbereitet.

 

 

Human of Shumen

Kaffeeparadies

Hallo, ich bin Denislava Dimova von der elften DSD-Klasse. Ich bin vor einem Jahr Tante geworden, aber meine Nichte ist in England weit von mir entfernt. Als sie geboren wurde, ging ich nach England und beobachtete sie ständig, damit ihre Eltern arbeiten konnten. Zu Beginn des Schuljahres kehrte ich nach Bulgarien zurück, aber ich beschloss, während der Schule zu arbeiten, um selbst Geld zu verdienen und Geld für ein Ticket nach England zu sammeln, damit ich bei ihr sein konnte, weil ich will, dass die kleine Prinzessin nicht ohne mich aufwächst und mich nicht kennt. Immerhin habe ich sie als Baby beobachtet, aber im Moment ist sie ein sehr energisches Kind, sie geht alleine und spielt viel, und ich kann nicht mit ihr zusammen sein. Also fand ich einen Job in einem Café in Novi Pazar, obwohl meine Eltern nicht viel zustimmten, weil sie nicht wollten, dass ich in der Schule zurückfalle. Aber ich habe mit beiden gestritten, denn wenn ich nicht damit umgehen konnte und schlechtere Noten hatte, müsste ich aufhören zu arbeiten. Das Café heißt Paradise. Die Stadt ist klein und es gibt nicht viele Cafés und genau aus diesem Grund kommen Leute in meinem Alter, die ich kenne, denn hier kennt jeder jeden. Ich liebe meinen Job, weil ich mit allen befreundet bin und mit niemandem Probleme hatte. Jeden Tag konnte ich es kaum erwarten, die Schule zu beenden und zu gehen. Und Arbeit. Dort ruhte ich mich aus und es war abwechslungsreich.

Aber wie jeder Kellner habe ich einige schlechte Erfahrungen mit dem Servierbrett, mit dem ich die Getränke zu den Kunden trage. Eines Tages musste ich vier Schokoladenshakes mit einem Saft servieren, der sich in einer Glasflasche befindet und im Allgemeinen nicht auf das Servierbrett gelegt werden sollte. Aber es gab so viel Arbeit, und um nicht zu verweilen und unnötige Spaziergänge zur Bar und zurück zu machen, nahm ich alles und ging. Und als ich an den Tisch kam, an dem ich alle auf dem Tablett bedienen musste, fiel ich hin und ein kleiner Junge bekam einen Schokoladenshake. Von Kopf bis Fuß. Ich bin glücklich, dass die Kunden freundlich waren und verstanden haben, dass solche Dinge jedem passieren und es keine Probleme gab.

Insgesamt hat es immer viel Spaß gemacht und ich bin auf wundervolle Kollegen gestoßen. Ich war das einzige Mädchen und alle haben mich befolgt. Ich kann es kaum erwarten, dass die Restaurants wieder öffnen und wieder zu arbeiten und im Sommer mit der Kleinen in England zusammen zu sein. Ich hoffe nur, dass diese Situation mit Covid verschwindet und alles so ist, wie es vorher war.

 

 

Von allem ein Kilo (Tag 70-76)

Weihnachtsvorbereitungen, WG-leben und Sightseeing. Das fasst diese Woche ganz gut zusammen. Nach sechsstündiger Fahrt einmal quer durch das Land nach Sofia mit zwei vollbepackten Rucksäcken, wurde ich herzlich von Josi und Nele in Josis Wohnung empfangen. Wir habe sehr lange darüber gesprochen, wie seltsam es ist, dass wir uns erst das zweite Mal sehen und es sich so anfühlt, als ob wir uns schon viel länger kennen. Zum Abendessen sind dann auch noch Pius und Elias dazugestoßen, also waren wir schon ne relativ große Runde. Am nächsten Morgen sind Elias und ich losgezogen um Zutaten für einen Karottenkuchen zu kaufen. Ohne Reibe und Rührgerät wurde der leider nicht so kuchenmäßig, wurde letzten Endes dann aber noch von einem Frosting gerettet.

Hat besser geschmeckt als es aussieht…

Eigentlich wollten wir auch noch ne Graffiti tour durch Sofia machen, wegen technischen Komplikationen haben wir dann einfach so den Tag draußen verbracht mit Tee, Weihnachtsmarktbesuch und Schaufensterbummel. Für den Abend hat sich dann spontan Paula angemeldet, von der wir dachten, dass sie erst in den Tagen darauf ankommen würde. Natürlich haben wir uns trotz der Überraschung auf sie gefreut. Vor allem, da ich immer sehr gute Träume habe wenn ich neben Paula schlafe.

Am 23.12. wurde es dann langsam ernst und mit einem riesigen Einkaufszettel und zwei großen Rucksäcken sind Pius, Josi und ich auf den Frauenmarkt losgezogen um für Weihnachten einzukaufen.

Pergamentrolleneinkauf

Während Pius sich auf eine Bank gesetzt hat um auf uns zu warten, sind Josi und ich an den zahlreichen Ständen entlang gegangen und haben von allem ein Kilo gekauft, weil wir leider immer noch nicht wissen, was die Hälfte heißt, oder eben 500. Dadurch wurde unser Einkauf schnell schwer. Erstaunlich trotzdem, wie schnell so ein Kilo Mandarinen, Äpfel, Orangen, Trauben und Birnen von 8 Personen gegessen wird. Und auch, wie billig dieser Einkauf auf dem Markt war. 13 € für die Menge, unvorstellbar in Deutschland. Wir haben Stühle zusammengesucht und Schaumstoffhocker aus den Klassenzimmern geholt, auf denen wir es uns an Weihnachten gemütlich machen wollten. Daraus haben wir, oder besser gesagt ich, später noch ein Lager gebaut und zusammen mit Paula und Josi darin gelesen. Abends wurde dann unsere Weihnachtsrunde mit dem Eintreffen von Tom und Connor vervollständigt, Nach 0 Uhr wurden die ersten Weihnachtslieder gesungen bei brennenden Kerzen des Adventskranzes.

In den Weihnachtsmorgen bin ich mit einer Runde abspülen gestartet. Danach gab es einen mehr oder weniger chaotischen Weihnachtsbrunch, Natürlich mit Sekt. Der Weihnachtsbaumschmuck wurde fertig gebastelt, die Wohnung aufgeräumt und alles vorbereitet. Alle haben sich schick gemacht, es gab die ersten weihnachtlichen Cocktails, Fotos und dann war es an der Zeit für den Weihnachtsspaziergang.

Durch den dunklen Park, mit Weihnachtsliedern und guten Gesprächen auf den Lippen, ging es zur nächsten Kirche, vor der wir unsere Kerze anzündeten und gemeinsam sangen. Etwas vorsichtiger ging es dann zurück, das Licht geschützt, bis es dann doch in meiner Obhut ausging und erneut entzündet werden musste. Zurück in der Wohnung gab es dann weihnachtliche Nudeln mit Tomatensoße und ich hatte als Chirstkind einen ganz schön stressigen Job alle Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen. Wirklich viele Geschenke!

Die wurden dann schön nacheinander ausgepackt und ich glaube, alle waren sehr zufrieden mit den Geschenken, die sie bekommen und auch selbst gemacht haben. Mein Highlight: die unglaublich hässlichste Plastiktüte, die ich je gesehen habe. Danke Josi! Nach der Bescherung gab es Paulas und Elias leckeres Beeren-Tiramisu auf dem Sofa. Sehr gemütlich. So haben wir den Abend schön besinnlich ausklingen lassen.

Der nächste Morgen begann mit einer Städteerkundungstour. Karla und Tom aka Tam fahren Tram. Zuerst gab es noch Pizza zum Frühstück und dann sind wir in die nächste Tram gestiegen und erst zur einen und dann zur anderen Endstation gefahren. Durch Tunnelwände voller Graffiti bis irgendwo im nirgendwo die Fahrt am Rande von einem Industriegebiet endete. Dort haben wir uns dann die verlassenen Gebäude angeschaut, sind mehr Hunden als Menschen begegnet und haben Hühner gefüttert.

Wir haben eingekauft und uns mit den anderen in der Innenstadt für die Graffiti tour getroffen. Am Abend haben wir dann Rotkohl mit Salzkartoffeln, Pilzrahmsoße und die ersten Brezenknödel meines Lebens gegessen. So viel Geschirr zu spülen! Aber es war lecker.

Auf dem Vitosha, den Hausberg von Sofia sind wir auch noch gewandert.

Das Beste am Wandern? Vesper!

Zuerst gab es am Morgen aber kurz eine Krise, da alle furchtbaren Hunger hatten, aber das Zeitfenster für die Ü65 Leute noch nicht vorüber war. So sind wir hungrig durch die Stadt gefahren und haben dann mal wieder vor Billa gefrühstückt. War auch dringend nötig, der Weg auf den Berg war anstrengend, aber auch sehr cool. Ich habe meinen ersten bulgarischen Wasserfall gesehen und oben auf dem Berg lag sogar ein bisschen Schnee. Der Abstieg war sehr entspannt, doch waren wir alle so müde, dass wir erst einmal einen Mittagsschlaf gemacht haben. Danach haben wir sehr viele Honigbrote gegessen und uns über deren Geschmack unterhalten. Irgendwie sind wir dauernd am Essen. Als Dessert gab es Schokofondue ohne Früchte, dafür mit Milch. Also quasi Kaba. Josi hat uns Lieder auf der Gitarre vorgespielt und Paula und ich haben den Moment genossen.

Auch das Highlight des nächsten Tages bestand aus Essen. Um 11 Uhr haben wir uns zum Pfannkuchen machen verabredet, mit Pius neuer Pfanne. Um 14:30 Uhr gab es die dann auch. Der ganze Prozess wurde eben sehr zelebriert. Wir haben aufgeräumt und geputzt, denn am Abend haben wir Josis Schwester vom Flughafen abgeholt. Es war so schön die Freude der Beiden zu sehen. In der Dunkelheit wurde dann die erste kurze Tour durch Sofia gemacht. Dann gab es NATÜRLICH wieder Essen.

Heute Abend kommt dann Paulas Schwester an, und die WG erweitert sich wieder um eine Person. Allerdings nur für kurze Zeit, denn morgen geht es auch schon los nach Bansko, dem beliebtesten Skiort Bulgariens, um dort Silvester zu feiern. Es passiert also immer noch sehr viel in sehr kurzer Zeit, sodass man kaum Zeit hat, alles zu verarbeiten. Darum war es vielleicht auch so schön den heutigen Tag alleine zu verbringen. Mit einem langen Spaziergang bei gutem Wetter durch Sofia, wirklich ein Stück Erholung. Nun ist es wieder an der Zeit meine 7(0) Sachen zu packen damit wir morgen weiterziehen können.

Dowisch dane!

 

Shumenska mit Zuckerschock (Tag 64-69)

Zdraveyte!

Diese Woche hatte ich mal wieder ein Päckchen-Problem. Dieses mal habe ich allerdings kein Paket erhalten, sondern wollte eins verschicken. Nachdem Soner, der auch ein Paket verschicken wollte, und ich auf dem Weg zu Speedy ganz schön unsere Armmuskeln trainiert haben, wurde mir leider gesagt, dass ich den Honig, den ich eingepackt hatte, nicht verschicken darf. Alles andere haben wir dann nochmal doppelt und dreifach verpackt und gesichert. So viel Verpackung!

Diese Woche habe ich seeeehr viel über Weihnachten in Deutschland geredet mit den Schülern. Meine Lieblingsstunde hatte ich am Dienstag Nachmittag. Da die Schüler hier zur Hälfte vormittags und zur Hälte nachmittags Unterricht haben, saß ich also um 17:30 Uhr vor meinem Laptop und habe mit der 12. Klasse über Weihnachten geredet. Die Atmosphäre war fast besinnlich, da ich im Dunkeln, nur bei Kerzenlicht saß und die Schüler wohl auch schon müde waren, weshalb die Unterrichtsbeteiligung nicht bombastisch war, aber es wurde eben ein sehr entspanntes Gespräch.

Abends habe ich dann noch ohne Waage Plätzchenteig gemacht. Bin schon ein bisschen stolz. Der Teig war zwar nicht ganz perfekt, aber nachdem Soner ihn am nächsten Morgen nocheinmal bearbeitet hat konnte man wunderbar Plätzchen ausstechen.

Meine kleine Küche wurde nämlich am Mittwochmorgen von Soner, Jasmin Deborah und mir belagert. Bevor es mit dem Backen losging wurde noch kurz Biounterricht gemacht und dann ging es ab in der Weihnachtsbäckerei!

Mein kleiner Ofen war ununterbrochen viele Stunden im Einsatz. Auch auf ihn bin ich stolz. (Stolze Woche). Als jede Fläche in der Küche belagert wurde von Menschen oder Plätzchen, mussten wir unseren Arbeitsplatz erweitern. Also wurden die Plätzchen in meinem Zimmer auf dem Sofatisch verziert. Mit Schokolade, Puderzucker, Zimt und von Soners Mutter selbstgemachter Quittenmarmelade. Dabei hatten wir eine Menge Spaß. Ob es um die Aussprache des Wortes „Croissant“, die kreativsten Wege Plätzchen auszustechen (mit Fingernägeln, meinem Minischneebesen oder Deckeln von Schraubgläsern), oder Deborahs Haare voller Honig ging. Alles war witzig. Vielleicht lag es auch an dem benebelnden Plätzchenduft.

Stolze Bäckerinnen
Natürlich wurden auch die Plätzchen ausführlich fotografiert

Ja, manche sind nicht ganz gelungen und ein bisschen krum geworden, aber sie sind superlecker. So höflich wie die beiden sind, haben Jasmin und Soner mir beim Aufräumen geholfen. Deborah musste schon früher gehen, weil sie ihren Opa nicht so lange warten lassen wollte. Gute Entschuldigung. Zuerst sah es so aus, als ob ich genug Plätzchen für die ganze Stadt in meiner Wohnung hätte. Die drei haben wirklich viel zu wenig mitgenommen. Aber nachdem ich diese Woche ein paar Geschenkspaziergänge zu Elena, Viki und Rumy gemacht habe und selbst auch ein paar viele Plätzchen gegessen habe, muss ich jetzt keine Angst mehr haben, dass die Plätzchen schlecht werden.

Diese Woche gab es auch immer wieder technische Probleme. Die Schattenseite des Online-Unterrichts. Manchmal lag es an Google, dann wieder hatte ein Lehrer Probleme, oder eben die klassischen Internetprobleme. Also wurde der Unterricht flexibel vorverlegt oder auf später verschoben.

Mit Soner und Jasmin habe ich diese Woche sehr viel Zeit verbracht. Am Donnerstagabend haben wir einen abendlichen Spaziergang gemacht und Lose gezogen für den nächsten Tag. Wir haben ein drei-Gänge-Menü veranstaltet und ich habe zum Glück die Nachspeise und nicht das Hauptgericht gezogen. Auf dem Spaziergang war Jasmin so begeistert von meinem Wärmekissen, das in meinem Adventskalender war. Also habe ich es ihr kurzerhand geschenkt. Wie sie meint, das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt. Na dann. Auch bei der beleuchteten Weihnachtsdekoration auf dem Miniweihnachtsmarkt haben wir Halt gemacht. Dort, wo die Eltern von ihren Kindern Fotos schießen, waren Jasmin und ich natürlich auch gleich am Posieren dabei und Soner hat sich gefühlt wie unser Vater.

Der chinesische Weihnachtsbaum

Ganz vertieft in mein Buch, hätte ich am Freitag fast vergessen für das Dessert einkaufen zu gehen. Aber nur fast! Pünktlich habe ich mich also auf den Weg zu Soner gemacht und noch Jasmin geschrieben, ob sie es wohl dieses mal vor mir, oder zumindest pünktlich schafft. Unser running gag, da sie immer zu spät kommt. Und auch dieses Mal sah es so aus, als ob sie ihr Ziel, einmal vor mir da zu sein wieder nicht geschafft hat. Ich laufe also bei Soner ins Wohnzimmer und werde von einer Jasmin, die sich neben der Tür versteckt hat erschreckt. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Bei Soner habe ich auch zum ersten Mal einen türkischen Backofen gesehen. SIeht ein bisschen so aus wie eine Waschmaschinentrommel. Der Auflauf daraus war sehr lecker. Später habe ich dann noch bei Soner meine letzte Unterrichtsstunde für dieses Jahr gehalten und die beiden haben mir die bulgarische Grammatik ein bisschen verständlicher gemacht.

Das Bild wurde nur wegen dem Wärmekissen gemacht…

In den nächsten Tag bin ich schon wieder stolz gestartet, weil ich den Weg zu Elenas Wohnung gefunden habe, ohne mich zu verlaufen. Dort habe ich mein Weihnachtsgeschenk abgeladen und bin einen neuen Weg zurück gegangen. Shumen bei Nebel ist wirklich wunderschön. Mittlerweile fühlt es sich auch völlig normal an von Leuten umgeben zu sein, deren Sprache man nicht wirklich beherrscht. Das Meiste ist trotzdem verständlich. Ich bin eben schon ne richtige Shumenska.

Da ich noch ein bisschen Zeit hatte, bevor es zu Viki zum Glühwein machen ging, habe ich mich auf eine der coolen Schaukeln hier gesessen und dabei entdeckt, dass es auch hier öffentliche Bücherregale gibt. Dabei dachte ich noch Tage zuvor, dass man soetwas hier machen könnte.

Die schönste Bibliothek, die ich je gesehen habe
War sogar etwas drin, was ich lesen konnte. Wie das wohl hier gelandet ist…?

Ich habe mich jedoch lieber für eine bulgarische Reisezeitschrift entschieden. Die Bilder haben mich mehr angesprochen…

Bei Viki zuhause habe ich ersteinmal ausgiebig die Weihnachtsdekoration betrachtet und wurde selbst mit den Worten beschenkt:,, Damit du dich für immer an die bulgarischen Wälder erinnern kannst“. Aus Tannenzapfen selbstgemachter Weihnachtsbaumschmuck. Viki ist wirklich eine Künstlerin.

Ihre Mutter auch

Der Tag lief sowieso super für mich. Viki hat mir erzählt, dass Ignajden (Игнажден), ist. Ein Feiertag, an dem der erste Gast, der an diesem Tag das Haus betritt, das nächste Jahr bestimmen darf was Sache ist. Ich bin Bestimmer! Und außerdem gibt es einen Brauch, dass junge Frauen ohne Kinder ab diesem Tag bis Weihnachten nicht mehr arbeiten müssen. Gefällt mir sehr gut. Und ich habe auch vor diesen Brauch zu respektieren und zu befolgen.

Viki hat mir verschiedene Makrame-Techniken gezeigt und wir haben mit unserem selbstgemachten Glühwein, aus vor dem ungarischen Sperrmüll geretteten Tassen, zusammen die erste Folge der Netflix Serie the Queens Gambit geschaut. In der Serie geht es um Schach, weshalb Viki im Anschluss ihr Schachbrett herausgekramt hat und ich die erste Partie Schach meines Lebens gespielt habe.

Ich fühle mich so schlau! Wir haben überlegt, ob es schwieriger ist Bulgarisch oder Schach zu lernen. Vielleicht lerne ich ja Schach auf Bulgarisch. Schach matt auf Bulgarisch heißt übrigens Schach matt. Wieder ein bisschen mehr Bulgarisch gelernt.

Den heutigen Tag habe ich ganz für mich alleine. Sehr schön. Ein letzter Geschenkspaziergang zu Rumy, durch das wie leergefegte Shumen, ein bisschen lesen und Reste-kochen. Jetzt muss nur noch mein Rucksack gepackt werden und dann kann es auch schon losgehen.

Weihnachten in Sofia, ich komme!

Весела Коледа!

(Frohe Weihnachten!)

 

 

Human of Shumen:

Ich heiße Gültschin und bin 17 Jahre alt. Ich bin Schülerin an dem Fremdsprachengymnasium in Shumen. Ich lerne die Sprache mit großem Verlangen und bin in der Leistungsgruppe. Mein Interesse an der deutschen Sprache begann, weil alle meine Verwandten, einschließlich meines Vaters, der dort arbeitet, in Deutschland leben. Im Sommer besuche ich sie in der Stadt Köln. Ich mag diese Stadt ebenso wie die Menschen dort. Ich habe vor, an einer der Universitäten in Köln zu studieren, deshalb habe ich mir viel Mühe gegeben und möchte erfolgreich sein. In meiner Freizeit male ich gerne, das ist mein Hobby seit dem Kindergarten. Ich habe viele Zeichnungen. Mama sagt, ich wurde als Künstlerin geboren, aber ich habe mich für einen Fremdsprachenkurs entschieden, weil mein Ziel darin besteht, in Deutschland zu studieren. Und ich mache weiter und male gerne als Hobby.

                       

Ich bin glücklich, ich wurde in Bulgarien geboren und ich liebe mein Land. Seine Schönheit besticht in allen vier Jahreszeiten durch die majestätischen Berge, Täler, Flüsse und Städte. Jede Jahreszeit hat ihre Schönheiten. Am beeindruckendsten für jeden Touristen sind wahrscheinlich die sieben Rila-Seen, eine der schönsten Aussichten.

Nicht nur diese faszinierenden Seen, sondern auch das Rosental hinterlassen bei jedem Touristen bleibende Spuren.

Unsere Kurorte sind auch sehr berühmt und werden von vielen Menschen besucht. Besonders im Sommer kommen viele Ausländer an unsere Schwarzmeerküste. Die Menschen in Bulgarien sind sehr fleißig und gastfreundlich, was Ausländer bewundern. Trotz der Arbeitslosigkeit, die viele junge Menschen zwingt, ihr Land zu verlassen, verlässt keiner von ihnen sein Heimatland und kehrt so schnell wie möglich zurück. So sehr andere Länder die Entwicklung in Bulgarien zulassen, ist es ruhiger, sagen meine Verwandten. Und ich liebe mein Land mit all seinen Schönheiten.

 

Kürbis, Kohl und Karla (Tag 58-63)

Heute gibt es mal einen ganz bedachten Blogeintrag, voller Eindrücke aus dem schönen Shumen, gestresste, regnerische Shoppingerlebnisse und eine neue Paketjagd.

Thema der Woche war REGEN! Sehr schwer sich da zu motivieren raus zu gehen und ein bisschen frische Luft zu schnappen. Doch irgendwie habe ich es dann doch jeden Tag geschafft einen kleinen Spaziergang zu machen. Sei es auch nur um den Müll rauszubringen.

Außerdem war das Wetter perfekt, um zu lesen und um Unterricht vorzubereiten. Besonders der Unterricht mit der 8. Klasse hat mich auch immer wieder zum Lachen gebracht. Ein bulgarischer Achtklässler, der griechischer Wein hört? Na klar! So langsam verstehe ich auch, mehr durch Logik als Sprachkenntnisse, einige Sätze, die die Schüler auf Bulgarisch sagen und fragen. Es macht wirklich Spaß, sich mit den Schülern über Weihnachten, Silvester und schöne Orte in Bulgarien zu unterhalten. Trotz der Tatsache, dass die Schüler A1 Deutschkenntnisse und ich nicht mal A1 Bulgarischkenntnisse habe. Zur Not kann man ja immernoch auf Englisch ausweichen. Ich bekomme wirklich immer sehr gute Liedtipps und freue mich jeden Tag darauf zu sehen, was die Schüler aus meinem vorbereiteten Material machen.

Apropos Bulgarisch, Soner hat mir ein paar Lektionen geschickt und ich bin fleißig am Vokabeln lernen und dabei die Grammatik zu verstehen. Fühlt sich fast ein bisschen an wie Schule. Bisher macht es aber noch großen Spaß.

Wenn ich mich also aufgerafft habe, trotz Regen meine Wohnung zu verlassen, dann meistens, um meine Geschenkeinkäufe für Weihnachten zu tätigen. Leider läuft das so wie alles, was schnell in meinem Kopf entstanden ist, recht chaotisch ab. So konnte man in der letzten Woche eine Karla sehen, die kreuz und quer durch Shumen gelaufen ist, in den verschiedensten Läden eingekauft hat und vollbepackt nachhause gelaufen ist. In meiner Wohnung musste ich mir dann wirklich erst einmal einen Plan machen und herausfinden wem ich was schenken möchte und was ich noch alles kaufen muss. Stand jetzt ist das meiste verpackt, aber ich habe immer noch neue Ideen. Ich freue mich darauf die ganzen Geschenke loszuwerden, damit ich wieder mehr Platz hier habe. Mit Wäscheständer, ausgerollter Yogamatte und einem Haufen Geschenke macht nicht mal mehr das Spiel „the floor is lava“ Sinn, da es eigentlich unmöglich ist, den Boden zu berühren.

Yoga ist übrigens auch ganz cool bei Kerzenlicht. Sehr besinnlich. Meine Art von Weihnachtsstimmung. Zusammen mit meinem Adventsporridge –> Porridge mit Mandarinen, ich weiß sehr außergewöhnlich.

Aber nochmal zurück zum Regenwetter. Über Shumen hing die letzten Tage eine richtige Nebeldecke. Das Monument sah sehr mystisch aus und die Stadt war menschenleer. Eine besondere Atmosphäre. Ein paar mal habe ich versucht auf dem Weihnachtsmarkt ein paar Geschenke zu kaufen, aber da das Wetter immer so schlecht war, musste man echt Glück haben einmal vorbeizulaufen, wenn ein Stand auf war. Dieses Glück hatte ich am Freitag. Morgens bin ich mit Soner zu einer Post, von der ich bisher noch nichts wusste, (bald kann ich ein Buch über verschiedene Postämter schreiben), gegangen und hatte dort zuerst keinen Erfolg bei der Päckchenabholung, Päckchen verschollen…Wir haben uns also enttäuscht auf den Rückweg gemacht und sind keine 100 Meter weit gekommen, da wurde Soner von der Frau am Schalter angerufen sie habe das Päckchen doch gefunden. Was ein Glück! Doch nicht umsonst so früh aufgestanden! Und dann eben besagtes anderes Glück: ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt hatte doch offen! Ich werde nicht schreiben was ich gekauft habe. Soll ja ne Überraschung sein.

In dem Päckchen, dass ich bekommen habe waren selbstgemachte Marmelade, Plätzchen und Schokolade von denen alles, ein paar und nichts mehr übrig ist. Meine kostbare, wunderschöne Marmelade hüte ich noch eine Weile. Spätestens beim Plätzchen backen übermorgen wird sie dann aber wohl benutzt werden. Die Plätzchen waren sehr lecker. Danke Papa!

Auf meinen Schatzsuchen habe ich versucht auch immer neue Wege zu gehen. Langsam wird das ganz schön schwer. Zumindest im Zentrum bin ich schon sehr viele Wege gelaufen. Jedoch habe ich tatsächlich, nachdem mir Lina die Freiwillige, die vor mir hier war, einen Tag zuvor geschrieben hatte, dass es einen Unverpackt Laden gibt, den Laden zufällig entdeckt! Von außen sah er schonmal vielversprechend aus. Von innen muss ich ihn auch noch auschecken.

Etwas, dass noch sehr schön und positiv am grauen, tristen Wetter ist: die Farben der Häuser, Garagen und Kleider der Menschen leuchten viel stärker und farbenfroher. Ich habe wirklich viel Spaß dabei Menschen zu beobachten.

Am Samstag war ich mit Nilyay verabredet zum Kochen. Ein Grund mal wieder meine Wohnung aufzuräumen. Wir waren gemeinsam auf dem Markt einkaufen. Sehr praktisch, denn vor Lidl und Billa sind jetzt manchmal Schlangen, weil nicht so viele Menschen in den Laden dürfen. Bis 10:30 Uhr dürfen auch nur Leute über 65 einkaufen. Das habe ich herausgefunden, als ich ganz selbstverständlich in den Billa hereinspaziert bin und den Altersdurchschnitt daurch rapide herabgesetzt habe. Leider wurde ich ganz schnell wieder rausgeschmissen, dabie hatte ich doch so hunger! Es musste also meine letzte Mandarine herhalten.

Zurück zu meiner Kochsession mit Nilyay. Da sie es genauso sehr mag Leute zu stalken wie ich, hat sie sich ausführlich in meiner Wohnung umgeschaut, während ich den Gemüsereis versalzen habe. Gutes Teamwork. Da sie darauf bestanden hat nicht mit leeren Händen bei mir aufzukreuzen und mir Apfelsaft und Orangen mitgebracht hat, konnten wir das versalzene Essen gut mit Saft herunterspülen. Obwohl wir die ganze Zeit auf Englisch gesprochen haben, habe ich ausversehen irgendwann angefangen auf Deutsch zu sprechen. Ich glaube wir waren beide verwirrt von dem Sprachgewisch. Wir haben uns nämlich abwechselnd deutsche, bulgarische, aber auch rumänische und englische Musik gezeigt. Wirklich interessant so das andere Land kennenzulernen. Ich habe viel gelacht, da sie mir keine qualitativ hochwertige Musik zeigen konnte und die Musikvideos manchmal wirklich verstörend waren, aber wir haben versucht uns das meiste zu übersetzen. Für Nilyay hört sich „weißt du?“ auf Deutsch schön an. Das haben wir herausgefunden nachdem sie mir ein deutsch-bulgarisches Lied gezeigt hat. Um die Verwirrung noch perfekt zu machen haben wir ein Video von einem Bulgaren, der seinem nicht bulgarischen Freund bulgarische Musik gezeigt hat angeschaut. Da saß also eine Bulgarin, die einer Deutschen, ein Video von einem Bulgaren, der einem Vietnamesen bulgarische Musik zeigt, gezeigt hat. Eine absurde Situation. Die Zeit verging so schnell. Zum Abschied habe ich ihr noch ein Geburtstagsgeschenk überreicht, dass sie aber erst an ihrem Geburtstag öffnen soll. Da bin ich nicht in Shumen, deshalb hat sie es jetzt schon bekommen. Sie war zu Tränen gerührt. Sehr süß.

Leider habe ich diese Woche gar keine Bilder gemacht. Ihr müsst euch also Shumen bei Nebel und Regen selbst vorstellen.

Gestern Abend hatte ich dann noch das längste Telefonat meines Lebens. 5 Stunden!!! Es hat sich aber nicht so angefühlt, sondern wie ein wirklich schöner gemeinsam verbrachter Abend. Auch wenn Sophia in Deutschland ist und wir schon gescherzt haben, dass ich in der Zeit nach Deutschland und wieder zurück nach Bulgarien hätte fliegen können. Bei unserem Gespräch sind wir auch auf die wunderschöne Alliteration im Titel dieses Blogs gekommen. Die drei Dinge, die man jeden Tag bei Billa finden kann. Aus dem Grund, dass ich einkaufen gehe um Bananen zu kaufen und dann ohne Bananen wieder komme. Ich bin also jeden Tag bei Billa, meinem zweiten Zuhause.

Ich muss sagen, diese Woche allein hat wirklich sehr gut getan. Wieder ein bisschen Routine zu haben, in Gedanken zu schwelgen, mit alltäglichem beschäftigt zu sein und mich auf die Schüler, das korrigieren von Hausaugaben und das Einpacken von Geschenken zu konzentrieren.

Jetzt freue ich mich aber auch schon sehr auf die Gesellschaft von Jasmin und Soner. Das Backen wird ein Abenteuer mit meinem Ofen! Natürlich werde ich ausführlich berichten und vielleicht schaffe ich es sogar Bilder zu machen…

Dowisch dane!

 

Human of Shumen

Ich heiße Alexander und bin 17 Jahre alt. Ich lerne am Fremdsprachengymnasium in Schumen. In der Schule kann ich viele Erfogle aufweisen, auf die ich echt stolz bin. Hier lerne ich Deutsch seit der achten Klasse. Mein Interesse an dieser Sprache ist aufgrund meines Aufenhalts in Deutschland geweckt, wo ich meine in Deutschland geborene Cousine kennengelernt habe. Da hatte ich auch die Gelegenheit, noch verschiedene Leute kennenzulernen und interessante Orte zu besichtigen.

Mein Traum ist es, die größten Stadien Europas zu besichtigen. Vor 2 Jahren habe ich sogar das drittgrößte und zwar ,, Signal Iduna Park“ in Dortmund gesehen.

Ich empfinde Liebe zu dem Sport und vor allem zu Fußball. Ich habe Fußball eine gewisse Zeit in meinem Heimatort Schumen gespielt, als noch nicht festgestellt wurde, dass ich an Asthma leide.

Jetzt steht mir bevor, einen Führerschein zu machen und mein Interesse an den deutschen Autos hat sich verstärkt. Während meines Aufenthalts in Deutschland habe ich das Werk von Volkswagen besichtigt-VW Autostadt. Es ist wirklich eine Stadt. Ich war begeistert von den Maßstäben dieser Fabrik.

Mein Vorliebe für ein PKW ist BMW.

Mein Traumberuf ist Rechtsanwalt und dafür ist Deutsch auch sehr erforderlich.

Meine Heimat-Bulgarien hat eine lange Geschichte und vielfältige Natur. Falls man Bulgarien kennelernt, ist es unmöglich, sich nicht in Bulgarien zu verlieben.

Einer Sage nach, als Gott die Erde verteilt hat, hat sich jedes Volk einen Teil erworben. Dennoch hat sich der Bulgare verspätet, weil er bei der Arbeit war.

Später hat der Bulgare Gott um ein Stück der Erde gebeten. Gott war damit einverstanden, obwohl schon alles verteilt wurde. Dann hat Gott sich erinnert, dass seine eigene Erde noch zur Verfügung steht und diese haben die Bulgaren bekommen.

Aus diesem Grund behaupten manche Bulgaren, dass die bulgarische Erde heilig ist.

 

Ich spanne ein Netz von Shumen nach Gabrovo nach Sliven nach Haskovo (Tag 50-57)

Wem gehört das Netz? Wer es weiß, kann mir gerne schreiben, ich bin noch nicht dahinter gekommen…

Nachdem ich am Dienstag nach einem Friseurbesuch und dem Unterricht erfolgreich meinen ersten abendlichen Spaziergang im weihnachtlich beleuchteten Shumen unternommen und ein nicht so weihnachtliches Feuerwerk beobachtet habe, ging es zurück in meine Wohnung zum „Aufwärmen“.

Am Mittwoch habe ich am Seminar für Online-Unterricht während Corona teilgenommen und mich mit den anderen Freiwilligen ausgetauscht und neue Inspirationen bekommen. Donnerstags wurden noch ein paar Besorgungen gemacht und abends ging es dann wieder ans Rucksack packen. Ganz schön hart so ein Leben als Globetrotter.

Freitag morgens um 9:12 Uhr mache ich mich also auf den Weg durch das nebelige Shumen, begleitet von dem Geschrei der Möwen. Ein wahnsinns Kontrast zur winterlichen Atmosphäre.

Die Zugfahrt wurde genutzt um ein paar wenige bulgarische Vokabeln zu lernen und mit Sophia, aus Brasov, zu telefonieren. Nach dem Telefonat, wollte ich unbedingt meinen Eindruck übers Zugfahren durch die Jahreszeiten: wenig Schnee in Shumen, sehr viel Schnee, gar kein Schnee, wieder viel Schnee und immer so weiter, aufschreiben. Die winterliche Landschaft ist wirklich beeindruckend. G(k)ras(s)grüne Wiesen, Puderzucker-Schneedecken und braune tote Blätter an den Bäumen. Wirklich als ob man durch verschiedene Länder fährt, dabei ändert sich die Landschaft minütlich. An sich ist Zugfahren wirklich perfekt für faule Museumsgänger, da die Aussicht wie Gemälde im Museum so viel verrät und doch muss man sich nicht die Mühe machen zu laufen, sondern die Kunst zieht an einem vorbei.

Nach meinem zweiten Umstieg in einen wahrhaft erstklassigen Zug dauerte es nur noch eine halbe Stunde und ich war pünktlich im sonnigen Gabrovo.

Lieblingsreisebegleiter

Connor und Tom haben mich abgeholt und eine Stunde später kam noch Pius dazu. Es gab einen kurzen Nachmittagssnack: Fladenbrot mit Ajvar und Sirene, Oliven und natürlich Mandarinen! Danach habe ich meinen ersten Ouzo getrunken, kein Wiederholungsbedarf, und wir haben einen kleinen Spaziergang zur Uni von Gabrovo gemacht von wo aus man einen guten Blick auf die Stadt und die Berge hat. Der Weg zurück wurde Dank mehrer Unterbrechungen länger als gedacht, weshalb ich zu spät zu meiner Online-Unterrichtsstunde kam.

Abends haben wir dann noch Paula vom Bahnhof abgeholt und die Runde war komplett. Nach dem Abendessen gab es noch eine sehr hitzige Runde 11 nimmt und das ein oder andere Bier, weswegen wir es dann auch als eine gute Idee empfanden eine Nachtwanderung auf einen Berg zu machen. Jedoch dauert der Weg sehr lange, wenn man Musik hört und immer wieder neue interessante Dinge entdeckt bei denen man unbedingt stehen bleiben muss.  Umwege wurden noch dazu auch gemacht. Ein weiteres Problem war die Dunkelheit, bei der natürlich alles ganz anders aussieht als am Tag. Das war der einzige Grunde weshalb der Weg nicht wiedergefunden wurde… Nachdem wir alle ein paar Mal auf dem matschigen Pfad ausgerutscht sind und meine Schuhe immernoch dementsprechend aussehen, haben wir auf die Stimme der Vernunft gehört und sind auf halber Strecke umgekehrt. Projekt verschoben auf Sonntag bei Tageslicht. Trotzdem war es eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt, mit ihren zahlreichen Lichtern, bei Nacht.

Nach einer sehr kurzen Nacht ging es am nächsten morgen übernächtigt los nach Veliko Tarnovo. Zum Glück ist es sehr einfach während der Zugfahrt entspannt zum Geräusch des Zuges einzuschlafen. In Tarnovo haben wir dann erst einmal Falafel Döner gefrühstückt und etwas planlos die Stadt erkundet. Es hat sich eher nach einem Tag im Frühling angefühlt und nicht nach Dezember.

Das Zentrum war voll mit Souvenir-Läden, weshalb ich tatsächlich einmal Postkarten gefunden habe und von der Aussicht auf die Stadt und den Fluss kann man wirklich sagen, dass es mal wieder anders ist, als alles andere, was ich bisher in Bulgarien gesehen habe. Jede Woche sehe ich Bulgarien in einer neuen Facette.

„Ob es hier wohl was Süßes gibt?“

Obwohl wir nur zu fünft waren, haben wir es geschafft uns mehrmals zu verlieren, was aber nicht wirklich schlimm war. Wir haben uns immer wieder gefunden.

Der Schnee der letzen Tage ist im Licht der Sonne langsam dahingeschmolzen und in den Rinnen von den Dächern geflossen, weshalb wir eine dauernde plätschernde Geräuschkulisse hatten, während wir durch die schmalen Gassen der Stadt bergauf, bergab liefen.

Als mal wieder jemand aus der Gruppe, Paula und Pius, verschwunden sind, haben wir uns auf eine privaten Terrasse mit Ausblick auf den Fluss und die Stadt gesetzt und uns mit der Frau des Hauses, in wirklich sehr coolem Spot, unterhalten, bevor es einen Pfad bergab, an den Felsen auf denen die Stadt erbaut wurde und über einen Eisenbahntunnel auf eine Halbinsel mit Denkmal ging.

Sehr schöne alte Häuser, hier das Haus mit Terrasse

Was für ein grandioser Ort für ein Haus

Wiedervereint ging es los auf weitere Essenssuche durch die Handwerksstraße der Stadt. Sehr hungrig haben wir uns für Pizza to go entschieden, die wir im Keller des Restaurants in einer Art Abstellflur auf einer Reihe von Stühlen gegessen haben, da wir nicht im Stehen draußen essen wollten.

Die Katzen der Stadt zu beobachten scheint auch sehr interessant zu sein

Nachdem wir unser Lieblingsspiel, den hässlichsten Gegenstand im Schaufenster zu finden, nach einer Runde herzhaftem Lachen beendet hatten, haben wir noch eine Kirche angeschaut und die Aussicht auf die Stadt im Abendlicht genossen.

 

Aufgrund sehr großer Müdigkeit und Kälte, haben wir uns dann für den Rückweg entschieden. Unterwegs haben wir allerdings noch einen wahren Schatz gefunden. Sperrmüllstühle. Es war liebe auf den ersten Blick. Nach ausführlichem Sitztest hat sich Paula den schönsten Stuhl geschnappt und es ging weiter zum Bahnhof.

Zurück in der Wohnung wurde dann kurzerhand die Box mit der eingefrorenen Kürbissuppe zerschlagen um schneller an Nahrung zu kommen und so saßen wir glücklich beseelt und still vor den besten Kürbisnudeln der Welt von unserem hauseigenen Koch Tom.

In den Sonntag starteten wir nicht mit der für Gabrovo üblichen Tradition: Frühstück bei Billa, sondern mit Joghurt, Haferflocken, Birnen und Honig. Gestärkt haben wir uns dann doch vor Billa versammelt und Proviant für unsere Bergbesteigung gekauft. In der Hitze des bulgarischen Winters ging es dann bergauf. Auf weniger matschigen Pfaden durch den Wald mit Ausblick auf die Stadt. Oben angekommen haben wir erst einmal die Aussicht genossen und dann unser Vesper aufgegessen. Auf anderem Weg ging es wieder zurück. Zwei Kirchen haben wir noch besichtigt und einen überaus sympathischen Mann in der ersten Kirche getroffen. Dann wurde noch Tikmenitsa? gekauft. Ich habe den Namen vergessen. War aufjedenfall ziemlich lecker. Walnuss-Kürbis-Teig Mischung mit Puderzucker.

Nach dem abendlichen (W)Einkauf haben wir eine Runde Wer bin ich? gespielt und nach dem Essen noch einen Nachtsspaziergang gemacht, die Weihnachtsdekoration der Stadt begutachtet und eine Runde Ninja gespielt. Die seltsamen Deutschen…

Am Wochenende gab es mehrere ganz unwirklich wirkende Momente. Die Stadt sah so friedlich aus bei Nacht und die ganze Landschaft an sich, als ob die Welt still steht.

Eigentlich wollte ich Sonntagnachmittag zurück fahren, habe mich dann aber doch fürs Bleiben entschieden. Hat sich wirklich sehr gelohnt für den Milchreis unserer Sterneköchin Paula am nächsten Morgen. Nachdem wir Tom und Connor, die Eigentümer unserer kurzzeitigen WG verabschiedet hatten, da sie die nächsten zwei Wochen auf Geschäftsreise in Cherni Osam sind, haben wir versucht uns aufzuraffen und noch etwas aus dem Tag zu machen. Während Pius leider vielbeschäftigt arbeiten musste, er hat es wirklich nicht einfach, haben Paula und ich uns nochmal auf den Weg zur Uni gemacht und neue Wege erforscht. Dann wurde Pius eingesammelt und wir sind losgezogen um eine weitere Kirche zu besichtigen. Zum Glück hat uns Tom davor noch eine sehr exakte Wegbeschreibung aufgezeichnet, sodass wir die Kirche ohne Probleme gefunden haben. Auf dem Rückweg ging es dann ans brainstormen was denn nun gekocht werden soll. Connor und Tom haben so viel im Kühlschrank, wie ich in meiner ganzen Zeit in Bulgarien insgesamt gegessen habe. Deshalb haben wir ein Vier-Gänge Menü angedacht: Kohlsuppe (mein erster Kohl in Bulgarien), Ofengemüse, gedünsteter Blumenkohl, Brokkoli und Sellerie und Salat. Jedoch waren wir schon nach dem zweiten Gang pappsatt. Während Pius und Paula noch einen Spaziergang zur Mülltonne gemacht haben, bin ich daran gescheitert, meinen Blogeintrag zu beenden, weshalb dieser nun mit einem Tag Verspätung veröffentlicht wird. Ich entschuldige mich bei allen, die es kaum erwarten konnten. Es tut mir leid!

Einen Film und ein Gespräch später waren wir schlafbereit und nach einer erholsamen Nacht ging es dann noch einmal ans Putzen und Lebensmittel verteilen. Seltsam, wenn man sich daran gewöhnt mit anderen zusammen zu wohnen wieder allein nach Hause zu fahren. Aber ich habe mich auch ein bisschen sehr gefreut. Leider hatte mein Zug jetzt wirklich Verspätung weshalb ich eine Stunde in der Kälte warten musste, aber die Züge hier sind sehr Rücksichtsvoll, weshalb ich meinen Anschlusszug nicht verpasst habe. Wirklich sehr toll. Nur meine Online-Stunde wurde dann ein bisschen stressig. Ansonsten freue ich mich jetzt auf ein paar Tage zuhause, bevor es wieder losgeht. Geschenke müssen gekauft und eingepackt werden. Langsam beginnt die Dezember-Melancholie, wieder ein Jahr rum…

Jetzt esse ich erst einmal meinen Schokonikolaus, den ich nachträglich aus meinem Adventskalender ausgepackt habe und genieße meinen Abend bei Kerzenlicht und mit sehr vielen Ideen im Kopf.

 

Human of Shumen:

Hallo! Ich heiße Borislava und ich bin 17 Jahre alt. Ich lebe in Madara – ein Dorf, das sich etwa 17 Kilometer von Shumen befindet. Ähnlich wie Karla liebe ich es auch zu lesen. Deshalb will ich euch ein bisschen über einige bulgarische Autoren und Autorinnen erzählen.

Einige von den bekanntesten bulgarischen Autoren und Autorinnen sind Iwan Wasow, Christo Botew, Elin Pelin, Aleko Konstantinow, Nikola Wapzarow, Petko Slawejkow, Dimitar Talew, Leda Milewa, Emilijan Stanew, Elisaweta Bagrjana, Dora Gabe und Atanas Daltschew. Ich erzähle nicht über alle diese Autoren und Autorinnen, weil es zu viel zu schreiben (und vielleicht zu lesen) ist.

Iwan Wasow (1850-1921) ist ein Schriftsteller, der in Sopot geboren ist. Er hat 5 Brüder. In seiner Familie sind die Religion und das Patriarchat sehr wichtig. Sein erstes veröffentlichtes Gedicht heißt „Kampf“. Er war aktiv in der Zeit 1870-1921. Normalerweise sind seine Werke traurig und patriotisch. Er schrieb oft über fiktionale Figuren.

Christo Botew (1847/1848-1876) ist ein bulgarischer Held, Revolutionär und Dichter. Er ist in Kalofer geboren. Er ist der Sohn von Botio Petkow – Lehrer, der beide Christo Botew und Iwan Wasow gelehrt hat. Botew hat 8 Geschwister. Drei von ihnen starben sehr jung. Er publizierte sein erstes Gedicht „Zu meine Mutter“ im Jahr 1867. Er kämpfte für die Freiheit von Bulgarien. Er ist gestorben im Jahr 1876. Auch wie Wasow schrieb er traurige und patriotische Werke. Aber seine Texte sind öfter angelehnt an seine eigenen Erfahrungen.

Aleko Konstantinow (1863-1897) ist in Swischtow geboren. Seine ersten Gedichte sindSpiegelundWarum?“ genannt. In seinen Büchern zeigt er, dass Bulgaren nicht immer gut sind. In seinem Buch „Bay Ganyo geht in Europa“ erzählt er über Bay Ganyo – ein grober, egoistischer und lauter Mann. Konstantinow fährt über Bay Ganyo zu erzählen in Folge von politische Erzählungen fort. In dem Buch „Bay Ganyo geht in Europa“ ist Bay Ganyo komisch für die Leser. Aber danach wird er vernarbt. Seine Dummheit wird gefährlich. Heutzutage bleiben diese Erzählungen aktuell.

Elisaweta Bagrjana (1893-1991) ist eine bulgarische Dichterin, Autorin von Bücher für Kinder und Übersetzerin. Als sie Kind war fing sie Gedichte zu schreiben an. Ihre ersten gedruckten Gedichte heißen „Abend Lied“ und „Warum“. Einige von ihren Bücher (Sammlungen von Gedichten) heißen „Menschliches Herz“, „Sterne“ und „Von Küste zu Küste“.

Dora Gabe (1886-1983) ist bulgarische Dichterin und Autorin. Sie ist europäischstämmig. Ihr erstes Gedicht – „Frühling“ wurde in Schumen erstmals gedruckt. Ihre Gedichte wurden in Magazinen gedruckt. Sie schuf auch ihre Sammlung von Gedichten„Veilchen“. Sie schrieb auch Kinderbücher, Romane und kurze Geschichten. Ihre Texte von verschiedenen Gattungen werden in verschiedenen Magazinen und Zeitungen publiziert.

 

 

 

Die Woche der toten Katzen und der erste Schnee (Tag 43-49)

Gleich das Update am Anfang: kein Wasser mehr auf dem Balkon!

Eine Erleichterung. Das Wasser vom Balkon zu entfernen war ne ganz schön anstrengende Aufgabe morgens. Doch ich habe dadurch so viel Energie bekommen, dass ich gleich noch am Dienstag auf den Markt losgezogen bin. Dort habe ich einen Mandarinengroßeinkauf gestartet. Das deutsche pendant zum Kohl. Und die dicksten Socken wurden auch gleich noch besorgt. Jetzt weiß ich, wie sich warme Füße anfühlen! Eine ganz neue Erfahrung. Den Rest vom Tag war ich mit Online-Unterricht beschäftigt. So ging es auch am Mittwoch weiter. Am Abend bin ich mit Jasmin und Soner spazieren gegangen und wir haben eine sehr leckere Pizza gegessen und unglaublich lange geredet und Einkaufspläne für Freitag gemacht. Ab Samstag gibt es in ganz Bulgarien einen Lockdown und die Malls haben geschlossen. Deshalb haben wir am Freitag ein Taxi genommen, weil ich ein Paket irgendwo im Industriegebiet abholen musste. Das war größer als gedacht. Beim Warten auf das Taxi habe ich die erste tote Katze meines Lebens gesehen. Kein schöner Anblick.

Stolze und neugierige Paketbesitzerin

Danach ging es weiter zur Post und dann ab ins Schulmuseum. Echt eine gute Idee so ein eigenes Museum in der Schule. Danach waren Soner und ich noch sein Handy abholen, im Schreibwarenladen und bei Billa. Zuhause habe ich dann mit Freuden festgestellt, dass ich einen Adventskalender geschenkt bekommen habe! Ich habe mich riesig gefreut. Der trägt sehr zu meiner Weihnachtsstimmung bei. Dann habe ich Paula, die mit dem Zug aus Sliven angereist ist, abgeholt.  Von der ersten Sekunden an haben wir bis circa drei Uhr nachts geredet und gelacht. Mit leckerem Gemüsereis, Wein und Eis geht die Zeit auch ganz schnell um. Natürlich hatten wir die glorreiche Idee nach nur 4 Stunden schlaf aufzustehen um auf den Flohmarkt zu gehen. Leider habe ich absolut keinen Plan mehr gehabt wo der sein sollte und als wir ihn endlich gefunden hatten gab es nichts außer einem Stand mit was wohl?

Natürlich Kohl! Das war also ein absoluter Reinfall. Um den Morgen zu retten haben wir uns dann also aufgemacht das Monument im Morgenlicht zu erkunden. Trotz strahlendem Sonnenschein war die Atmosphäre dort wie immer sehr düster. Nach einem Fotoshooting, haben wir die Sonne genossen.

Dann ging es zurück und unter die dringend notwendige Dusche und danach nochmal ins Bett. Am Nachmittag haben wir uns dann auf den Weg zur Tombul Moschee gemacht.

Vom Kontrast der Äste gegenüber dem Himmel fasziniert

Auf dem Rückweg haben wir uns noch wunderschönen Kuchen in einer Konditorei gekauft. Dann wurde wieder gekocht. Jeden Abend rote Beete, weil Paula circa ein Kilo davon mitgebracht hat und ich zuerst ganz schockiert dachte, sie hat blutigen Schinken dabei. Aber rote Beete Salat kann ich sehr empfehlen.

Haferflocken pimpen übrigens alles auf

Bulgarisch haben wir auch ein bisschen gelernt und dann haben wir noch einen Film geschaut und darüber geredet, was für gute Gespräche wir die beiden Tage hatten und wie schnell man die ganzen Erkenntnisse wieder vergisst, wenn man es sich nicht aufschreibt.

Am nächsten Morgen gab es Porridge als Stärkung für unseren Ausflug nach Madara. Nach einer für uns viel zu kurzen Zugfahrt auf der wir die Hälfte der Zeit mit dem Kontrolleur auf Deutsch geredet hatten kamen wir in Madara an. Im wunderschönen Winterlicht kam uns die ganze Szenerie und der Weg zum Nationalpark total unwirklich vor.

Eine glückliche Paula
Kirche auf dem Weg

Am Touri-Parkplatz angekommen hatte ich das erste Mal wirklich auch das Gefühl ein Tourist zu sein. Es waren erstaunlich viele Leute unterwegs. Wie beim Schumen Plateau gab es auch hier wieder temple run Treppen. Allerdings mit sehr viel weniger Stufen.

Gekommen sind wir um das Unesco Weltkulturerbe, den Reiter von Madara zu bestaunen, nachdem wir den allerdings fast übersehen hätten, waren wir von der Landschaft an sich sehr viel mehr beeindruckt. Die haben wir so ausführlich betrachtet, wie andere Gemälde im Museum.

Nachdem wir total ausgekühlt noch mit wunderschön herbstlicher Aussicht eine Orange gegessen hatten ging es wieder runter vom Plateau und zu im Zwielicht sehr gruseligen Höhlen, die definitiv noch einmal bei Sonnenschein betrachtet werden müssen.

Leider waren wir schneller am Bahnhof als gedacht und waren so am frieren, dass es unmöglich erschien noch eineinhalb Stunden auf den nächsten Zug zu warten. Also liefen wir durch das ausgestorbene Madara und stießen vor einem Minimarkt auf eine Gruppe von Bulgaren. Mit Hilfe von Google-Übersetzer hat Paula es geschafft ihnen zu vermitteln, ob sie uns ein Taxi rufen können, was sie auch sofort getan haben. Da standen wir also in einem kleinen Dorf, aßen unsere letzen belegten Brötchen im Dunkeln und dazu noch Schokolade, während neben uns in der Runde das Feierabendbier getrunken wurde und haben uns so ins wirkliche leben der Bulgaren versetzt gefühlt.

Dabei war eine unserer Erkenntnisse des Tages, dass man auf die oft gestellte Frage: „Und, wie isses in Bulgarien so?“ Nicht mit einem Satz antworten kann. Mittlerweile habe ich schon so viele verschieden Eindrücke gehabt von der Landschaft, dem Wetter und den Leuten, dass es einfach unmöglich ist zu beschreiben wie es ist. Außerdem sind wir 8 Freiwillige in Bulgarien, die 8 unterschiedliche, wenn vielleicht auch ähnliche Eindrücke über Bulgarien gewinnen und doch erlebt jeder ein ganz anderes Bulgarien. Einfach phänomenal!

Das Taxi war so warm und wir so glücklich. Auch wenn wir osemdeset i shest (86) verwechselt haben mit einer selbstausgedachten 86 sind wir sicher am Ziel angekommen und waren froh über meine Wohnung, die so in etwa ein Grad kälter als draußen ist und deshalb erst einmal geheizt werden musste. An diesem Adventssonntag gab es neben meinem traurigen Grablicht als Adventskranz, den ersten Lebkuchen und abends, nachdem ich ein Päckchen aus dem Adventskalender ausgepackt hatte sogar noch mehr Kerzen.

Es weihnachtet sehr.

Weitere gute Gespräche später ging es dann erschöpft ins Bett. Der nächste Morgen, also heute, stellte sich als stressig heraus, da wir viel zu lange im Bett liegen blieben, dann ganz aufgeregt waren, weil wir bemerkt hatten, dass es schneit und im Anschluss ganz schnell zum Bahnhof gelaufen sind und wie die Deutschen die wir sind brav über den Bahnübergang gerannt sind, während alle anderen die Abkürzung über die Gleise nahmen. Nachdem Paulas Zug abgefahren ist und somit unser verlängertes WG-Wochenende zu Ende ging, wollte ich auch wie die anderen über die Gleise gehen, was sich sofort rächte, da ich nun die zweite tote Katze der Woche sah. Wirklich schrecklich. Im Schneeregen und eisiger Kälte ging es für mich zurück in die Wohnung und wer sich jetzt wundert, dass ich den Abschied von Paula so kurz  nur erwähnt habe, das liegt daran, dass ich nach etwa zwei Stunden einen Anruf von ihr bekam, ob sie wohl noch eine Nacht bei mir schlafen kann, da sie ihren Ausstieg verpasst hat und in Varna ist. Also geht das WG-Leben heute Abend nochmal in die Verlängerung.

Im Moment bin ich von heute auf morgen irgendwie so sehr wie noch nie in Weihnachtsstimmung. VIelleicht liegt es daran, dass ich etwas vertrautes suche, jedenfalls machen mich der Anblick der weißen Dächer und der warmen Lichter in den Häusern, den Höhlen des 21. Jahrhunderts, ganz wohlig und glücklich. Ich höre freiwillig Weihnachtslieder, trinke Tee und esse Lebkuchen und freue mich ungemein auf morgen, wenn die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt angeht und der kleine Weihnachtsmarkt beginntt. Zum Glück ist das schon morgen!

 

Human of Shumen

Hallo ihr Lieben,

Ich bin Andreya oder Ani 16 Jahre altes Mädchen aus Novi Pazar. Meine Stadt ist in der Nähe von Shumenungefähr 20km. In der Nähe von Novi Pazar sind Madara und Pliska. Sie sind wichtige Sehenswürdigkeiten für die lange bulgarische Geschichte. Pliska ist die erste Hauptstadt von Bulgarien. Madara ist mit den Thrakern und ihrer Kultur verbunden. Rund um Shumen gibt es viele schöne Landschaften, die sie sehen können.

In meiner Freizeit tanze ich bulgarische Volkstänze. Auf dem Foto bin ich in bulgarischer Volkskleidung nosiya gekleidet. Die bulgarischen Tänze sind ein Symbol für die bulgarischen Traditionen und Kultur. Ein einfacher Tanz, der an allen Feiertagen getanzt wird, heißt pravo horo“.

Mein größter Traum ist es, eine gesunde und glückliche Familie zu haben. Als Beruf möchte ich Zahnarzt oder PRund Werbeagent eines großen Unternehmens werden. Ich liebe die Sprachen, aber die Biologie und die Chemie finde ich auch interessant. Ich überdenke die Variante, in Deutschland zu studieren. Dort kann ich eine bessere Ausbildung bekommen.

Letzte Woche war ich zu Hause und habe online gelernt – nichts Interessantes. Über das Wochenende war ich mit Freunde und meiner Familie zusammen. Am Samstag haben wir die Schönheit des vergangenen Herbstes gefangen. Auf den Fotos bin ich mit meiner besten Freundin Martina und mit meinem Freund Radoslav.

Am Sonntag war ich mit meiner Cousine in Sofia für eine Fotoshooting. Es war für Weihnachten. Hier ist ein Foto.

In dieser für alle schwierigen Situation ist es das Wichtigste, gesund zu sein und mit unseren Familien zusammen zu sein. Liebe deine Familie und Freunde!

 

 

 

 

 

Meer mehr, More more (Tag 36-42)

Dober wetscher!

Schon wieder ist eine Woche rum. Tage voller Prüfungsvorbereitungen, Online Unterricht und noch mehr neuen Menschen, die ich kennenlernen durfte.

Da das alles nicht so wirklich spannend ist erzähle ich diese Woche ganz ausführlich von meinem Wochenende am Meer.

Nachdem ich am Freitag nach der Prüfungsvorbereitung noch schnell Mandarinen, was sich als überlebensnotwendiger Kauf herausstellte, eingekauft hatte, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Natürlich wollte ich einen neuen Weg ausprobieren und hätte deshalb fast den Zug verpasst, weil ich mich eventuell ganz minimal verlaufen habe. Das mit den Zügen ist sowieso schon nie so ganz klar für alle die kein bulgarisch können. Wo fährt welcher Zug ab, wo muss man aussteigen usw. Allerdings hatte ich bisher immer Glück und jemand konnte mir weiterhelfen.

Sicher im Zug war ich sehr glücklich endlich mal in nem Abteil zu sitzen. Das hat ein viel größeres Abenteuerfeeling. Zuerst saß ich in einem Abteil mit einem Mädchen, dass mir erklärt hatte wo der Zug abfährt, später saß ein Rocker in meinem Abteil. Die 7 Stunden fahrt, ja ich weiß ziemlich lang, aber das Zug fahren an sich ist ja schon cool und die Strecke hätte ich auch in 2 Stunden Busfahrt bewältigen können, habe ich sinnvoll genutzt. Mit lesen, Tagebuch schreiben, Musik hören, aus dem Fenster schauen, essen, reden und nachdenken.

Nostalgie-Gefühl

Außerdem war ich nur circa die hälfte der Fahrt allein. Nach 3 Stunden sind Connor und Tom zugestiegen. Die gemeinsame Fahrt ging dann also auch sehr schnell rum. In Dabovo, mein ab jetzt offizieller Lieblingsbahnhof, von dem ich leider kein Foto gemacht habe, weil ich faul bin, sind wir umgestiegen. Wunderschönes Abendlicht und ein Bahnhof mitten in der Pampa.

In Burgas angekommen ging es erst einmal zum AirBnB. Ohne unser Gepäck waren wir dann einkaufen und haben uns auf den Weg zum Strand gemacht.

Stolzer Winzer des Jahres 2020 und glückliche B(i)e(r)hüterin

Wir schreiben den 20. November 2020, ein besonderer Tag. Drei Deutsche sind völlig überdreht und aufgekratzt am Strand in Burgas gesichtet wurden. Nachdem sie sich im Licht der Sterne auf ihren Strandtüchern ausgebreitet hatten, rannten sie ohne groß nachzudenken in die Fluten des nun wirklich schwarzen Meeres. Schon nach kurzer Zeit spürten sie ihre Körper nicht mehr. Nach einer halben Minute ist das Ereignis auch schon vorbei. Seltsamerweise war es gar nicht so schlimm wie gedacht. Die 3 sind gesund und munter. Und dazu noch voller Euphorie und Stolz.

Eine heiße Dusche, eine Flasche Wein und einen Topf Nudeln später ging es wieder zum Strand. Ein sehr cooles Erlebnis, wenn man ganz allein am Meer ist. Wer will schon in einer Novembernacht auf nem Steg sitzen außer uns? Ich habe Formen im Meeresschaum gesucht und nen ganzen Zoo gefunden.

Zurück im AirBnB ging es dann nach guten Gesprächen ins noch gutere Bett.

In den Samstag sind Tom und ich mit ganz viel Tee und einer Leserunde gestartet, während Connor noch einmal eingeschlafen ist. Da wir am Vorabend schon all meine Mandarinen aufgegessen hatten, mussten nun unbedingt neue besorgt werden.

Kohl scheint auch nie knapp zu werden…

Per Zufall haben wir einen türkischen Bäcker gefunden und genauso willkürlich alles mögliche bestellt. Dann ging es zum Busbahnhof um Tickets nach Sozopol zu kaufen. Gar nicht so leicht, wie sich herausstellte. Nachdem ich tatsächlich richtig verstanden habe, dass man die Bustickets beim Busfahrer kauft, hatten wir nur das Problem, dass die Busse doch nicht so oft kommen wie gedacht. Also haben wir erst einmal in einem Boot auf dem trockenen gefrühstückt, was sich als Burgasritual herausstellen sollte. Da wir nach unserem Frühstück noch immer sehr viel Zeit hatten ging es auf Hafenerkundung.

Wieder ganz viele Giraffen. Oder auch Druiden aus Star Wars.

Einen winterlichen Strandspaziergang haben wir dann auch noch hinten dran gehängt. Es gibt nichts cooleres als Muscheln zu sammeln und sich zu fühlen, als ob man den heiligen Gral findet.

Der Steg bei Tag

Rauhe Mischung aus Müll, Wind, totem Gestrüpp und trotzdem seltsam schön
R.I.P.

Im Meergarten, einem Park am Strand, haben die Jungs dann noch neue Freunde gefunden.

Connor durch Bestechung mit einem Blutmuffin…
…und Tom durch ein Spiel das Katzen wohl mehr mögen als Menschen. Endlich jemand der Wedel mag!!!

Dann ging es endlich in den Bus nach Sozopol.

Bekannt für schöne alte Häuser

Ein absoluter Touri-Ort, der im Moment wie ausgestorben da liegt. In einer Kirche haben wir uns am warmen Ofen gewärmt und danach die Küste erkundet.

JETZT NEU! „Barbie am Strand“-Edition, Puppe, die lebensecht friert

Bei diesem Ausblick hat sich das Frieren sowas von gelohnt. Ich habe mich richtig lebendig gefühlt. Gewaltige Wellen, meergrünes Wasser, schwarze Felsen, eisiger Wind.

Jesus von Sozopol
Das ist die perfekte Welle
„Der Wanderer überm Nebelmeer“ (ausnahmsweise von vorne)

Der Kletter-Tom
Lebenstränen <3

Wir hatten super viel Spaß auf den Felsen herumzukraxeln und dieses mal kann sich auch niemand beschweren, dass ich zu wenig Fotos gemacht habe. Die Aussicht war aber auch zu grandios. So ein Lebensgefühl!

Durchgefroren wie wir waren, sind wir dann mit dem Taxi zurück nach Burgas gefahren. Wir waren ziemlich fertig und haben uns mit ner Portion Gemüsereis gestärkt und mit Musik gepusht, bevor es wieder losging Richtung Strand. Tragischerweise hat das Meer jetzt mehr Alkoholgehalt, da wir beim Kühlen eine Flasche Wein an den Ozean verloren haben. Vielleicht freut sich ja jemand über diese ganz besondere Flaschenpost…

Nach noch weniger Schlaf haben wir am Sonntagmorgen unsere 7(0) Sachen gepackt und sind, Gewohnheitstiere die wir sind nachdem wir schon den zweiten Abend wieder auf dem Turm auf dem Steg verbracht haben, natürlich auch wieder zum Frühstück holen in den türkischen Bäcker gegangen und haben wie es eben üblich ist wieder in einem Boot an Land gefrühstückt. Diesmal bei spätsommerlichen Temperaturen in strahlendem Sonnenschein mit Meeressound im Hintergrund.

Göttliches Fladenbrot und andere himmlische Speisen für circa 6 Euro

Vor und nach dem Frühstück waren wir noch in einem Antiquitäten/SecondHand Laden in dem wir Feldflaschen, bulgarische Karl May Bücher und diverse andere Dinge erworben haben.

Wer genau hinschaut erkennt den bulgarischen Stammtisch oder zumindest denke ich, dass es so etwas in der Art ist…

Nach diesem warmen Vormittag ging es auch schon wieder zum Bahnhof und in den Zug heimwärts.

Ganz vertieft in die 3 Fragezeichen

Es wird übrigens nie langweilig aus dem Fenster zu schauen. Ich weiß nicht wie genau ich die Landschaft beschreiben soll. Rote, grüne, blaue Berge. Unendlich weite Ebenen. Immer wieder Hügel. Gras so grün wie in Irland und dann wieder tote Bäume und trockene Felder. Schafherden umgeben von Müll, Pferdegespanne, riesige Industriefabriken und wieder nichts als Natur.

Lifehack wenn der Zug mal wieder ne Sauna ist: Kopf herausstrecken für Gehirnforst. Tolle Aussicht und wacher werden inklusive

Jetzt widme ich mich wieder meinem Alltag. Das heißt:

Unterricht vorbereiten und
Balkonüberschwemmung beseitigen

Probleme, die hoffentlich morgen gelöst werden. Wenn nicht, muss ich schon nicht mehr 7 Stunden ans Meer fahren um schwimmen zu gehen…

Ich bin gespannt auf die Woche. Sehr voll, doch am Wochenende steht schon die nächste Erkundungstour bevor!

Dowisch dane!

 

HUMAN of Shumen

Hallo wunderbare Leute,

die mich in den nächsten Zeilen kennenlernen werden. Ich bin Jasmine, Jacqueline, Josephine, Jassie oder was Ihnen gefällt, hahaha. Auf die kürzeste Art und Weise die ich mich selbst beschreiben kann, werde ich nur sagen, dass ich neugierig, verrückt nach der Welt in mir und der Welt außerhalb bin. Ich mag die Bewegung, Sport zu treiben, zu lernen, zu spielen, zu malen, obwohl ich das nicht kann hahaha, aber im Allgemeinen alles. In Geschichte und Mathematik, um die Wahrheit zu sagen, bin ich kein kluges Mädchen 😀, also werde ich Ihnen nichts über die Geschichte Bulgariens erzählen, aber ich werde Ihnen über die Welt in mir und die Mentalität der Bulgaren erzählen. 😊

Setzen Sie ein Lächeln auf und fangen wir an 😊

Diese Woche war ich mit meinem lieben Freund in Varna, mit dem, seit wir uns kennengelernt haben, unsere ganze Beziehung zur Coronaedition wurde, hahah. Varna ist eine wunderschöne Stadt mit vielen sehenswerten Sehenswürdigkeiten! Aber auf wundersame Weise war die Stadt nie mein Traumortziel, bis mein Freund dort landete, hahaha. Ich lege ein paar Fotos bei, um Sie mit einem Lächeln anzustecken.

Bulgaren sind interessante Menschen, ich kann sagen, dass sie mit ihrer inneren Welt sehr aufrichtig sind, was manchmal nicht schlecht ist. Mir ist oft passiert, dass viele Ausländer sagen, Bulgaren seien unhöflich. Nun, das ist nicht wirklich so, es gibt nur negative Leute, die diesen Eindruck hinterlassen. In Wirklichkeit können die Wärme der einheimischen Bulgaren und die Schönheit der bulgarischen Natur Sie nur mit Liebe erfüllen, und wie mein bester Yogalehrer sagt ‘’Der Mensch ist ein überfließender Liebesbrunnen.’’

Meine Yogalehrerin Petya

Yoga ist eine wundervolle Zeit für dich, die ich zu Beginn des Jahres wiederentdeckt habe. Yogalehrerin zu sein, ist einer von meinen vielen Träumen für die Zukunft .

Ich teile mit Ihnen einige Mantras / Lieder, die Sie mit Liebe, Frieden und Reinheit umgeben werden.

https://www.youtube.com/watch?v=6HdIEfWC0xA

https://www.youtube.com/watch?v=0HvsIYwoObY

Ich bin ein großer Fan von gesundem Leben und gesunder Ernährung, deshalb werde ich mit Ihnen ein paar Cafés in Varna teilen, die extrem süß und gesund sind.😊

42.12 Cafe ; Edno kafe ; HashtagSTUDIO – The Culture Club. und So Fresh Sevastopol

Fügen Sie sie bei Ihrem nächsten Besuch Ihrer Liste hinzu. 😊

In diesem Fall ein schnelles Rezept für Liebhaber von Erdnussbutter, nämlich rohe Bällchen:

Sie brauchen :

  • 120 Gramm Haferflocken ( ungekocht)
  • 2 Esslöffel Honig
  • 60 g cremige oder klobige Erdnussbutter
  • 1 reife Bananenpüree
  • 1 Teelöffel gemahlener Zimt

Sie können auch Kokosnussspäne, Kokosmehl, andere Butterarten, Rosinen, Chia, Schokolade, Walnüsse und alles hinzufügen, was Ihre Seele wünscht.

Vorbereitung :

Hafer und Zimt in eine große Schüssel geben; rühren, um gut zu mischen. Fügen Sie die zerdrückte Banane, Erdnussbutter und Honig hinzu. Rühren, bis die Zutaten gut vermischt sind. Zu kleinen Kugeln formen. Bedeckt im Kühlschrank kalt stellen. Reste abgedeckt im Kühlschrank aufbewahren.

Да ви е сладко ( Da vi e sladko) ! – Bulgarischer Ausdruck für guten Appetit!

Ich kann es kaum erwarten, nach Deutschland zu gehen und viele positive Leute kennenzulernen, die Sehenswürdigkeiten des Staats zu besichtigen und das traditionelle deutsche Essen zu geniessen, haha. Ich werde mich freuen, auch über Sie mehr zu erfahren – Dazu mein Instagram: jasmin.savova 😊

Bis bald, wunderbare Menschen!