Die Shumenshow

Давай, der Frühling ist da!

Und er schmeckt nach Rhabarberlimonade.

Das Freiheitsmonument wird weiterhin bewacht, oder beschützt, wie man es nimmt.

Menschen liegen auf Trampolinen und genießen die Frühlingsluft. Sonnencreme wurde aus- und das Buff noch nicht ganz eingepackt. Der Wind ist warm, die Sonne ballert.

Seit ich im Februar angekommen bin kann man hier Erdbeeren kaufen. Ich weiß nicht warum es so viele Erdbeeren gibt. Jeder Rimi (Supermarktkette) hat riesige Plakate, nur mit Erdbeeren drauf. So langsam überlege ich mir auch welche zu kaufen. Aber bevor die nicht mindestens aus Polen kommen, im Moment sind sie aus Spanien, werde ich sie nicht anrühren.

Nachdem ich mich großteils von meinem kranksein erholt hatte, habe ich tatsächlich die letzten Tage auf dem Land das Blau vom Himmel gesehen. Ich bin mit Astra im Regen rumgerannt und habe eine kleine Birke, die abgesägt herumlag, in ihr Zimmer getragen. Jetzt will ich auch einen Baum in meinem Zimmer.

Kleine Ostereierbemalsession. Schön mal wieder zu malen

Ich habe ihr den Satz beigebracht: „Ich liebe Schokolade“, was sie die nächsten Tage immer wieder erwähnt hat. So lustig, wie sie es immer wieder geschafft hat heimlich an Schokolade zu kommen. Ilze hat mir als ich mich noch ein bisschen schwach gefühlt habe Kokla (oderso) gezeigt. Ein traditionell lettisches Instrument, sehr meditativ zu spielen.

An einem Abend hat Oskars ein Wildschwein geschossen. Davor hat er mir erzählt, dass er nachts schon von der Jagd träumt. EIn bisschen verrückt. Diese Woche war garantiert außerhalb meiner Öko-Veganer-bubble. Also wurde abends noch das Wildschwein draußen zerlegt, währenddessen ich für Astra Pfannkuchen gemacht habe. Plötzlich war das Gas alle. Feuer auch noch aus. Kurz Ausnahmesituation. Also sehr kleines Abendessen, Astra hat das Feuer wieder entfacht und dann haben wir als Beruhigung Avatar geschaut. Man stecke einem Kind während es vor dem Bildschirm sitzt eine Zahnbürste in den Mund und es wird so lange Zähneputzen, bis man sagt „jetzt ist es genug.“

Die nächsten Tage waren immer wieder Idylle mit Horrorbildern.

Die Idylle

Zum Enten füttern laufen und dann liegt dein ein Fuß oder der Kopf vom Wildschwein bei den Hunden. Bilder, die ich gerne nicht gesehen hätte. Aber Astra hat sich gut um mich gekümmert und mir immer gesagt: „Schau weg da ist Blut!“ So abgebrüht wie die ist kann sie Ärztin werden.

Fürs Osterwoche kam die ältere Tochter nachhause. Es wurde ganz viel Zola (Schafkopf) gespielt. Lettisches Kulturerbe. So viel lachen und Emotionen. Ganz anders als das stereotypische Bild von den introvertierten Letten. Weil ich zeitweise keine Stimme hatte, haben die anderen vielleicht noch mehr geredet.

Mit der älteren Tochter habe ich stundenlang geredet, ihren leckeren Kakao probiert und zusammen mit ihr ihren ersten Marmorkuchen gebacken. Wir haben einen Schmetterling aus der Scheine befreit und einen Hasen eingefangen, damit er nicht gegessen wird, weil er alles aus dem Garten frisst. Die Enten und die Kuh wurden in die Freiheit entlassen und das Gewächshaus wurde vom Gehege zum Beet. Ich habe Kohl und Radieschen gepflanzt, stand plötzlich im Pullover da, Unkraut gezupft, immer schön mit Kopfbedeckung um mich vor einem Sonnenstich zu schützen.

Mulch ist die Antwort auf alles

Erster warmer Tag und sofort kamen die Schnaken. Wir haben selbstgemachten Johannisbeersaft getrunken, draußen seltsame deutsche Musik gehört, Laub gerecht und das Beste waren natürlich die Kekspausen am Tisch oder bei Regen unter dem Tisch draußen vor dem Haus. Wir sind Fahrrad gefahren, ich habe einen wunderschönen Sonnenuntergang vom Klo aus gesehen, ich war bei der Osterkonzertgeneralprobe dabei und habe ein paar Tänze mitgemacht. Ich in der Mitte vom Kreis, stehe verwirrt da, frage was ich machen soll. Antwort: du bist die Sonne. Renn! Also bin ich gerannt und wurde vom Mond eingefangen. Danach sind wir alle wie Frösche herumgesprungen. Ich liebe es wie alle zu Kindern werden bei den Tänzen. Zu fünft auf der Rückbank nach Hause fahren. Als Bezahlung eine große Flasche frische Milch für den Fahrer. Danach noch in die Saune, sehr rauchig und schön. Bei Kerzenlicht im Dunkeln. Mit einem heißen Birkenstrauch über den Körper streichen. Weiß nicht genau was das für ein Ritual ist, aber fühlt sich gut an.

Ich habe die Gespräche und Witze sehr genossen. Die ganzen Spiele und die neue Inspiration für ein einfaches Leben und DInge selbst zu machen. Trotzdem bin ich einen Tag früher gefahren. Es war einfach mal wieder Zeit für ein bisschen Zeit alleine. Zuerst viel Besuch und dann eine Woche mit einer Großfamilie in einem Haus ohne Türen, da habe ich mich sehr gefreut nach dem morgendlichen Osterritual um 6 Uhr an der Quelle beim Wasserholen mein Gesicht zu waschen und einer Runde Porridge mit Eis die einstündige Wanderung zur Bushaltestelle anzutreten. Die Klienbusse: der einzige Ort an dem ich trashige Musik akzeptiere. Rausschauen und den Irrsinn von in die Erde gesteckte Plastikblumen sehen. Das verstehe ich nicht.

Aussicht vom Klo

So viele Seen, ein tolles Land zum Wildcampen. Und so super warm. Zurück in Riga war es, als ob es ein neuer Ort ist. Frisch erwacht. So viele Menschen draußen, so viel leben. Ganz viel neue Energie. Endlich mal wieder Yoga machen, Essen gehen, telefonieren und das Alleinsein genießen.

Keine Ahnung ob die Farbe der Züge absichtlich so gewählt ist, aber die SOlidarität mit der Ukraine ist enorm

Das erste kleine Picknick im Park. Ein Secondhandmöbelhaus und einen Flohmarkt besuchen. DIe Rentner beim Taubenfüttern beobachten. Scheint ne olympische Disziplin zu sein. Die nehmen das ganz schön ernst. Am Fluss in der Sonne liegen.

Der nächste Morgen: meinen ersten Kurs fürs Semester abschließen. Tolles Wetter, große Blockliebe.

Spontan an den Flughafen fahren und Siri überraschen. Durch so viele unbekannte Teile von Riga.

Siri ist mit dem Frühling angekommen. Wir sind durch die Stadt gelaufen, auf dem Markt gewesen, schön lecker fettige Krautgebäcke gekauft und an der Daugava in der Sonne gesessen bis wir uns richtig sonnengeküsst gefühlt haben. So viel geredet. Eis essen, Aussicht vom Radisson, einkaufen, kochen, so viel reden.

Am nächsten Morgen entspannt frühstücken und ein zweites Mal nach Kemeri fahren. Dieses Mal den richtigen Weg in den Nationalpark finden, Dank Josis Hinweis. Das tolle dumpfe Geräusch der Holzstege, der wunderschön rot-weiße Wald aus Kiefern und Birken. Die Farben des leblos erscheinenden Moors, Wind und so viele Vögel. Leckeren Rote Beete Hummus und Veschpergurken essen, die Natur genießen.

Mit einem Bus aus the middle of nowhere, besser gesagt neben einem Friedhof im Wald, Richtung Meer fahren. Barfuß durch den Sand, kaltes Wasser, lustige Möwen, die sehr nach Comic aussehen. Mit schwarzem Kopf und lustigen Geräuschen.

In Riga wieder den wunderbaren Fehler machen und Knoblauchbrot essen, wonach man eigentlich schon vor dem eigentlichen Essen satt ist. Nach dem Essen den Volkstänzen zuschauen und durch eine sommerlich angehauchte Nacht nach Hause laufen.

Am Donnerstag haben wir in Psychologie die Aufgabe gehabt Verschwörungstheorien zu entwickeln. Das war ein großer Spaß. Danach war ich mit Siri eher spontan in 3 verschiedenen Museen. Porzellanaustellung, dann wollten wir eigentlich ins Jugendstilmuseum und sind ausversehen in ein anderes Museum im gleichen Haus gegangen. Naja, sehr viel input, aber auch sehr viel von den Dingen abgehakt, die ich in Riga anschauen wollte, an einem Tag. Magnolia trinken in der Kartellbar und schick Essen gehen. Wieder ein bisschen zu große Portionen.

Treppenhaus im Jugendstilmuseum
Ein Traum

Wir hatten einen großen Riss in der Decke, der hervorragend repariert wurde. War schön danach meditativ die Küche zu putzen und nen podcast zu hören. Voll die schöne Zeit mit Siri. War sehr schön so viel zu reden und neue Gedanken zu haben.

Gestern dann habe ich ein paar Unisachen nachgeholt, ein neues tolles Café entdeckt in dem Bücher verkauft wurden und einfach in den Tag gelebt.

Und heute war ich wandern im Gauja Nationalpark. Neue Menschen, endlich mal wieder richtig viel Englisch geredet. Pflanzen gesammelt und sehr unprofessionell in meinem Tagebuch gepresst. Erste Herbariumversuche. Mal sehen… Alle haben mir fleißig geholfen beim Suchen. Angenehm so ne Ebene Wanderung. Höchste Erhebung in Lettland ist 300 m hoch.

Ein bisschen bin ich gerade noch gestresst, neue Kurse die noch überfordernd scheinen, noch nicht wissen, ob ich Geo bestanden habe, so viele Tagesausflüge die ich machen will. Freue mich wieder in eine Routine reinzukommen. Freue mich auf die Blätter an den Bäumen.

Foto Impressionen:

Höchster Turm in Riga

Kemeri Nationalpark mit Alex und Linus
Sulfurquellen

Markt in Daugavpils
Große Plastikblumenauswahl
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