хотдог und ein rein platonisches einjähriges (Tag 121-126)

хотдог – Das Schild, welches ich jeden Morgen auf meinem Weg zur Schule sehe. Lange habe ich gerätselt um was es sich bei dieser ominösen Aneinaderreihung kyrillischer Buchstaben handelt. Auch bei Billa. Bis mir letztendlich klar geworden ist, dass es einfach die wörtliche Übersetzung von „hotdog“ ist. Ich finds zum Schießen – chotdog!

Mit Soner habe ich Material für Martenitsa-Armbänder gekauft und heute trefen wir uns das erste Mal um diese herzustellen. Danach waren wir noch bei dm, Soner wollte eine neue Zahnpasta kaufen. SO intensiv und lange habe ich mich noch nie mit Zahnpasten beschäftigt. Nach unserem Einkauf wollten wir mit ein paar anderen Schülerinnen einen Kaffee/Tee to go bestellen, aber in dem Moment in dem wir unsere Bestellung aufgeben wollten, gingen plötzlich Licht und Musik aus – Stromausfall. Klassische Shumenaktion, wie die Schüler finden. „Shumen, get it together!“ Ich fand es trotzdem ne lustige Aktion und zurück in der Schule schien auch alles wieder wie gewohnt zu funktionieren.

In der Schule habe ich endlich einen eigenen Schlüssel fürs Deutschzimmer bekommen und fühle mich jetzt sehr cool. Meine täglichen „Sprechstunden“/Treffen sind auch ziemlich entspannt.In der Pause kommt Ebru, eine Achtklässlerin zu mir, wir sprechen ein bisschen mit der Hilfe von Google-Übersetzer und auch manchmal nach der Schule kommt sie in mein Klassenzimmer und wir erklären uns gegenseitig deutsche/bulgarische Grammatik.

Der plötzliche Kälteeinbruch, noch dazu mit starkem Wind ist nicht so erfreulich, aber es ist auszuhalten. Vorallem, als ich mit Josi telefoniert habe, die währenddessen im Park in Sofia stand und mit ihren Schuhen in den Schnee gemalt hat.

Am vergangenen Freitag (12.02.2021) hatte ich dann mein einjähriges mit Sophia. Kaum zu fassen, aber vor einem Jahr haben wir uns in Bonn beim Bewerbungsgespräch kennengelernt und seit dem Kontakt gehabt. Über die Zeit hinweg haben wir dann immer wieder den Witz über unser platonisches einjähriges gemacht und jetzt ist es tatsächlich so weit. Wie verrückt, dass wir uns vor einem Jahr kennengelernt haben, noch keinen Plan von der ganzen Pandemie hatten und wo wir in einem Jahr sein würden und dann doch tatsächlich zufällig in Nachbarländern gelandet sind, mit der Möglichkeit uns gegenseitig zu besuchen.

Am Wochenende stand mal wieder ein Ausflug ins nahegelegene Varna an. Leider war der Zug sehr voll mit Menschen mit der gleichen Idee. Das eisblaue Meer in der winterlichen Kälte ist aber auch wirklich traumhaft. Vorallem mit dem Schnee im Kontrast.

Ereignisreiches Wochenende voller neuer Eindrücke von Varna. Das Planetarium dort ist leider geschlossen, aber auch so war es schön im Meergarten auf einer, dank der Kälte, Premiumbank mit toller Aussicht im Sonnenlicht zu sitzen und aufs Meer zu schauen. Der Wind war eisig, sodass man sein Gesicht fast nicht mehr gespürt hat. Am Hafen hat ein Container gebrannt. Viele Menschen haben etwas irritiert zugeschaut. Klassischer Fall von „nobodies business“. Doch dan kam doch noch die Feuerwehr. Genügend Wasser gab es auf jeden Fall 🙂

Weil ich nun endlich mal am Samstag in Varna war, hatte auch das Museum der römischen Thermen geöffnet. Leider haben wir zu spät gemerkt, dass man sich auch durch den Hintereingang hätte reinschleichen können. Dieser Eingang wird wohl oft von Einheimischen benutzt, die von der Existenz der öffentlichen Toilette dort wissen. Die Tür geht nicht zu, das Licht geht nicht an und generell erinnert das ganze eher an einen Bunker, aber eine Toilette ist da. Das ist die Hauptsache. Beim Gang durch die Ruinen hat man sich in die Antike zurückversetzt gefühlt.

Auf dem Bild wirkt es gar nicht so eisig kalt wie es in Wirklichkeit war…

Ach, wie sehr habe ich mir da gewünscht, dass die Bäder noch erhalten wären. So ein schönes warmes Bad hat doch echt was. Am Strand hat es davor nicht nur vom Feuer geraucht, sondern auch Wasserdampf war zu sehen. Nicht vom Meer, aber von einem Pool am Strand. Und ich hatte meinen Bikini nicht dabei…

Wegen der Kälte ging es dann ab ins Archäologische Museum. Schönes Gebäude, schöne Decken, Böden und in den Gängen Pflanzen, was sehr an einen botanischen Garten erinnert und das Beste: es war warm!

Auf die Ausstellung konnten wir uns leider nicht sehr lange konzentrieren. Unser Hunger war zu groß. Trotzdem ein paar facts. Laut dem Museum war Varna früher Mittelpunkt des Geschehens und hieß Odessos. Rumänien hieß Dacia und in Nordafrika gibt es eine Stadt, die hieß wie der bulgarische Käse „Sirene“. Ja, an den Landkarten haben wir sehr viel gefallen gefunden.

Also wegen unseres unstillbaren Hungers wieder ab in die Kälte. In einer Bäckerei wurden uns versichter, dass die von uns gewählte Pizza vegetarisch sei. Ein Bissen später ud die Lüge flog auf. Pizza mit Schinken, Ketchup und Gurke? Nein Danke, nicht mein Geschmack! Mit jedem Bissen wurde es ekliger. Dazu wurde man auch von immer mehr sehr zutraulichen Spatzen und Möwen ins Visier genommen. Ein entspanntes Mittagsmahl sieht anders aus. Also doch lieber Falafel und Ayran, wodurch die Situation halbwegs gerettet wurde.

Dann ging es mit dem Bus durch die halbe Stadt. Ein paar Mal falsch ausgestiegen, einen Kaba in dem dünnsten, wabbeligsten Plastikbecher der Welt, einer 2-minütigen Trampfahrt und einem 12-minütigen Lauf später, waren wir an unserem Ziel, dem Leuchtturm von Galata angekommen. Ein echter Geheimtipp und bei Sonnenuntergang ein wahrhaft grandioser lost place. Im Sommer wahrscheinlich noch 100 mal angenehmer. (Minus Minusgrade). Direkt über dem Meer zu sehen und auf Varna im Abendlicht zu schauen, wirklich eine friedliche Atmosphäre. Dazu noch die coolste Treppe der Welt und wir waren zufrieden mit unserem Tagesausflug.

Wir haben uns wirklich sehr für die Treppe begeistert

Überall Löcher in Bulgarien…

 

Anders als bei meinem Trip nach Sozopol, an das mich das ganze sehr erinnert hat, ging dann doch auch tatsächlich noch ein Bus zurück nach Varna. Was für ein Glück! Mehr als zufrieden mit dem Tag, wurde der Ausflug noch mit einer Runde GUTER!!! Pizza beendet.

Wer sich hier wohl verbirgt?

Da die Schüler natürlich auch am Wochenende noch Fragen haben zum Thema DSD, wurde am Abend noch eine kurze Telefonsession eingelegt um alle zu beruhigen. Vor aluter Müdigkeit, wir konnten unsere Augen kaum offen halten, habe ich Shutter Island genau bis zu der Stelle geschaut, an der ich das letzte Mal auch schon abgebrochen habe. Aber irgendwann werde ich den Film beenden!

Wenn man im Moment draußen läuft, muss man dem ein oder anderen Fluggeschoss ausweichen. Die Tauben fliegen verdammt tief. Vorallem, wenn man noch müde ist, wird man dadurch aber definitiv wach.

Also, ich werde weiterhin den Tauben ausweichen und hoffe, dass es bald wieder wärmer wird und somit weniger seltsame Kopfeinzieher meinerseits nötig sein werden.

Gerade habe ich noch erfahren, dass Boza einen Alkoholgehalt von 0,5 % hat. War ja irgendwie klar. Alkohol traditionell zum Frühstück. Aber ich glaube bei dem minimalen Alkoholgehalt kann man schonmal ein Auge zudrücken, da hier auch Schwangere und Kinder Boza trinken.

Und ganz zum Schluss noch bessere Nachrichten: Josi und Pius bleiben beide länger in Bulgarien! Natürlich habe ich sie ganz objektiv bei ihrer Entscheidung unterstützt und freue mich riesig mit den Beiden noch länger Bulgarien unsicher zu machen.

Also verabschiede ich mich hiermit mit Josis und Pius Lieblingsgrußwort:

хайде чао!