Die Shumenshow

Shumenska mit Zuckerschock (Tag 64-69)

Zdraveyte!

Diese Woche hatte ich mal wieder ein Päckchen-Problem. Dieses mal habe ich allerdings kein Paket erhalten, sondern wollte eins verschicken. Nachdem Soner, der auch ein Paket verschicken wollte, und ich auf dem Weg zu Speedy ganz schön unsere Armmuskeln trainiert haben, wurde mir leider gesagt, dass ich den Honig, den ich eingepackt hatte, nicht verschicken darf. Alles andere haben wir dann nochmal doppelt und dreifach verpackt und gesichert. So viel Verpackung!

Diese Woche habe ich seeeehr viel über Weihnachten in Deutschland geredet mit den Schülern. Meine Lieblingsstunde hatte ich am Dienstag Nachmittag. Da die Schüler hier zur Hälfte vormittags und zur Hälte nachmittags Unterricht haben, saß ich also um 17:30 Uhr vor meinem Laptop und habe mit der 12. Klasse über Weihnachten geredet. Die Atmosphäre war fast besinnlich, da ich im Dunkeln, nur bei Kerzenlicht saß und die Schüler wohl auch schon müde waren, weshalb die Unterrichtsbeteiligung nicht bombastisch war, aber es wurde eben ein sehr entspanntes Gespräch.

Abends habe ich dann noch ohne Waage Plätzchenteig gemacht. Bin schon ein bisschen stolz. Der Teig war zwar nicht ganz perfekt, aber nachdem Soner ihn am nächsten Morgen nocheinmal bearbeitet hat konnte man wunderbar Plätzchen ausstechen.

Meine kleine Küche wurde nämlich am Mittwochmorgen von Soner, Jasmin Deborah und mir belagert. Bevor es mit dem Backen losging wurde noch kurz Biounterricht gemacht und dann ging es ab in der Weihnachtsbäckerei!

Mein kleiner Ofen war ununterbrochen viele Stunden im Einsatz. Auch auf ihn bin ich stolz. (Stolze Woche). Als jede Fläche in der Küche belagert wurde von Menschen oder Plätzchen, mussten wir unseren Arbeitsplatz erweitern. Also wurden die Plätzchen in meinem Zimmer auf dem Sofatisch verziert. Mit Schokolade, Puderzucker, Zimt und von Soners Mutter selbstgemachter Quittenmarmelade. Dabei hatten wir eine Menge Spaß. Ob es um die Aussprache des Wortes „Croissant“, die kreativsten Wege Plätzchen auszustechen (mit Fingernägeln, meinem Minischneebesen oder Deckeln von Schraubgläsern), oder Deborahs Haare voller Honig ging. Alles war witzig. Vielleicht lag es auch an dem benebelnden Plätzchenduft.

Stolze Bäckerinnen
Natürlich wurden auch die Plätzchen ausführlich fotografiert

Ja, manche sind nicht ganz gelungen und ein bisschen krum geworden, aber sie sind superlecker. So höflich wie die beiden sind, haben Jasmin und Soner mir beim Aufräumen geholfen. Deborah musste schon früher gehen, weil sie ihren Opa nicht so lange warten lassen wollte. Gute Entschuldigung. Zuerst sah es so aus, als ob ich genug Plätzchen für die ganze Stadt in meiner Wohnung hätte. Die drei haben wirklich viel zu wenig mitgenommen. Aber nachdem ich diese Woche ein paar Geschenkspaziergänge zu Elena, Viki und Rumy gemacht habe und selbst auch ein paar viele Plätzchen gegessen habe, muss ich jetzt keine Angst mehr haben, dass die Plätzchen schlecht werden.

Diese Woche gab es auch immer wieder technische Probleme. Die Schattenseite des Online-Unterrichts. Manchmal lag es an Google, dann wieder hatte ein Lehrer Probleme, oder eben die klassischen Internetprobleme. Also wurde der Unterricht flexibel vorverlegt oder auf später verschoben.

Mit Soner und Jasmin habe ich diese Woche sehr viel Zeit verbracht. Am Donnerstagabend haben wir einen abendlichen Spaziergang gemacht und Lose gezogen für den nächsten Tag. Wir haben ein drei-Gänge-Menü veranstaltet und ich habe zum Glück die Nachspeise und nicht das Hauptgericht gezogen. Auf dem Spaziergang war Jasmin so begeistert von meinem Wärmekissen, das in meinem Adventskalender war. Also habe ich es ihr kurzerhand geschenkt. Wie sie meint, das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt. Na dann. Auch bei der beleuchteten Weihnachtsdekoration auf dem Miniweihnachtsmarkt haben wir Halt gemacht. Dort, wo die Eltern von ihren Kindern Fotos schießen, waren Jasmin und ich natürlich auch gleich am Posieren dabei und Soner hat sich gefühlt wie unser Vater.

Der chinesische Weihnachtsbaum

Ganz vertieft in mein Buch, hätte ich am Freitag fast vergessen für das Dessert einkaufen zu gehen. Aber nur fast! Pünktlich habe ich mich also auf den Weg zu Soner gemacht und noch Jasmin geschrieben, ob sie es wohl dieses mal vor mir, oder zumindest pünktlich schafft. Unser running gag, da sie immer zu spät kommt. Und auch dieses Mal sah es so aus, als ob sie ihr Ziel, einmal vor mir da zu sein wieder nicht geschafft hat. Ich laufe also bei Soner ins Wohnzimmer und werde von einer Jasmin, die sich neben der Tür versteckt hat erschreckt. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Bei Soner habe ich auch zum ersten Mal einen türkischen Backofen gesehen. SIeht ein bisschen so aus wie eine Waschmaschinentrommel. Der Auflauf daraus war sehr lecker. Später habe ich dann noch bei Soner meine letzte Unterrichtsstunde für dieses Jahr gehalten und die beiden haben mir die bulgarische Grammatik ein bisschen verständlicher gemacht.

Das Bild wurde nur wegen dem Wärmekissen gemacht…

In den nächsten Tag bin ich schon wieder stolz gestartet, weil ich den Weg zu Elenas Wohnung gefunden habe, ohne mich zu verlaufen. Dort habe ich mein Weihnachtsgeschenk abgeladen und bin einen neuen Weg zurück gegangen. Shumen bei Nebel ist wirklich wunderschön. Mittlerweile fühlt es sich auch völlig normal an von Leuten umgeben zu sein, deren Sprache man nicht wirklich beherrscht. Das Meiste ist trotzdem verständlich. Ich bin eben schon ne richtige Shumenska.

Da ich noch ein bisschen Zeit hatte, bevor es zu Viki zum Glühwein machen ging, habe ich mich auf eine der coolen Schaukeln hier gesessen und dabei entdeckt, dass es auch hier öffentliche Bücherregale gibt. Dabei dachte ich noch Tage zuvor, dass man soetwas hier machen könnte.

Die schönste Bibliothek, die ich je gesehen habe
War sogar etwas drin, was ich lesen konnte. Wie das wohl hier gelandet ist…?

Ich habe mich jedoch lieber für eine bulgarische Reisezeitschrift entschieden. Die Bilder haben mich mehr angesprochen…

Bei Viki zuhause habe ich ersteinmal ausgiebig die Weihnachtsdekoration betrachtet und wurde selbst mit den Worten beschenkt:,, Damit du dich für immer an die bulgarischen Wälder erinnern kannst“. Aus Tannenzapfen selbstgemachter Weihnachtsbaumschmuck. Viki ist wirklich eine Künstlerin.

Ihre Mutter auch

Der Tag lief sowieso super für mich. Viki hat mir erzählt, dass Ignajden (Игнажден), ist. Ein Feiertag, an dem der erste Gast, der an diesem Tag das Haus betritt, das nächste Jahr bestimmen darf was Sache ist. Ich bin Bestimmer! Und außerdem gibt es einen Brauch, dass junge Frauen ohne Kinder ab diesem Tag bis Weihnachten nicht mehr arbeiten müssen. Gefällt mir sehr gut. Und ich habe auch vor diesen Brauch zu respektieren und zu befolgen.

Viki hat mir verschiedene Makrame-Techniken gezeigt und wir haben mit unserem selbstgemachten Glühwein, aus vor dem ungarischen Sperrmüll geretteten Tassen, zusammen die erste Folge der Netflix Serie the Queens Gambit geschaut. In der Serie geht es um Schach, weshalb Viki im Anschluss ihr Schachbrett herausgekramt hat und ich die erste Partie Schach meines Lebens gespielt habe.

Ich fühle mich so schlau! Wir haben überlegt, ob es schwieriger ist Bulgarisch oder Schach zu lernen. Vielleicht lerne ich ja Schach auf Bulgarisch. Schach matt auf Bulgarisch heißt übrigens Schach matt. Wieder ein bisschen mehr Bulgarisch gelernt.

Den heutigen Tag habe ich ganz für mich alleine. Sehr schön. Ein letzter Geschenkspaziergang zu Rumy, durch das wie leergefegte Shumen, ein bisschen lesen und Reste-kochen. Jetzt muss nur noch mein Rucksack gepackt werden und dann kann es auch schon losgehen.

Weihnachten in Sofia, ich komme!

Весела Коледа!

(Frohe Weihnachten!)

 

 

Human of Shumen:

Ich heiße Gültschin und bin 17 Jahre alt. Ich bin Schülerin an dem Fremdsprachengymnasium in Shumen. Ich lerne die Sprache mit großem Verlangen und bin in der Leistungsgruppe. Mein Interesse an der deutschen Sprache begann, weil alle meine Verwandten, einschließlich meines Vaters, der dort arbeitet, in Deutschland leben. Im Sommer besuche ich sie in der Stadt Köln. Ich mag diese Stadt ebenso wie die Menschen dort. Ich habe vor, an einer der Universitäten in Köln zu studieren, deshalb habe ich mir viel Mühe gegeben und möchte erfolgreich sein. In meiner Freizeit male ich gerne, das ist mein Hobby seit dem Kindergarten. Ich habe viele Zeichnungen. Mama sagt, ich wurde als Künstlerin geboren, aber ich habe mich für einen Fremdsprachenkurs entschieden, weil mein Ziel darin besteht, in Deutschland zu studieren. Und ich mache weiter und male gerne als Hobby.

                       

Ich bin glücklich, ich wurde in Bulgarien geboren und ich liebe mein Land. Seine Schönheit besticht in allen vier Jahreszeiten durch die majestätischen Berge, Täler, Flüsse und Städte. Jede Jahreszeit hat ihre Schönheiten. Am beeindruckendsten für jeden Touristen sind wahrscheinlich die sieben Rila-Seen, eine der schönsten Aussichten.

Nicht nur diese faszinierenden Seen, sondern auch das Rosental hinterlassen bei jedem Touristen bleibende Spuren.

Unsere Kurorte sind auch sehr berühmt und werden von vielen Menschen besucht. Besonders im Sommer kommen viele Ausländer an unsere Schwarzmeerküste. Die Menschen in Bulgarien sind sehr fleißig und gastfreundlich, was Ausländer bewundern. Trotz der Arbeitslosigkeit, die viele junge Menschen zwingt, ihr Land zu verlassen, verlässt keiner von ihnen sein Heimatland und kehrt so schnell wie möglich zurück. So sehr andere Länder die Entwicklung in Bulgarien zulassen, ist es ruhiger, sagen meine Verwandten. Und ich liebe mein Land mit all seinen Schönheiten.

 

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