Hola ihr Lieben!
Letztes Wochenende stand ich auf dem Cerro San Cristobal, einem knapp 900m hohen Berg mitten in Santiago, genoss die Aussicht und fragte mich, wie ich diese faszinierende Stadt, mein neues Zuhause, wohl am besten beschreiben könnte. Die vor mir bis zum Horizont reichenden Häuser und Straßen ließen mich feststellen, dass diese Stadt wohl noch viel riesiger ist als ich es mir vorgestellt hatte. Egal von welcher Seite des Berges ich hinunterschaute, überall verschwammen erst im Horizont die letzten Häuser der Stadt. Als ich mir jedoch klar machte, dass gut 40 Prozent der gesamten chilenischen Bevölkerung und damit etwa 7 Millionen Menschen hier leben, wurde mir bewusst, warum diese Stadt so unendlich riesig sein musste. Und ich dachte immer, dass Köln riesig ist. Haha..
Aber Santiago ist natürlich nicht nur riesig, sondern auch noch vieles mehr. Zum Beispiel ist die Stadt in die unterschiedlichsten Stadtviertel unterteilt. Das Stadtviertel, in dem ich wohne und arbeite, heißt beispielsweise Vitacura und ist eher ordentlich, ruhig und mit europäischen Stadtvierteln zu vergleichen. Hier leben überwiegend wohlhabende Leute und auch ziemlich viele Menschen mit deutschen Vorfahren. Letztens stand ich zum Beispiel im Badezimmer, hörte die Vögel zwitschern, die Nachbarskinder spielen, fand alles ganz normal, bis mir auffiel, dass die Kinder draußen deutsch sprachen. Interessant.. Dass ich in einer solchen Gegend wohne, ist zwar gut für das schnelle Einleben und Wohlfühlen, allerdings finde ich es etwas schade, erst mit dem Bus in Richtung Zentrum fahren zu müssen, um die richtig südamerikanische Atmosphäre zu spüren. Wenn ich dies tue, fahre ich zunächst durch den Stadtteil „Providencia“, welcher von vielen gläsernen Hochhäusern und Wolkenkratzern gekennzeichnet ist. Am imposantesten ist wohl der Wolkenkratzer mit dem Namen „Costanera Center“, der mit seinen 300m das höchste Gebäude Südamerikas ist. Zahlreiche internationale und nationale Unternehmen haben hier ihren Sitz, sodass hier zur Rush Hour besonders viel los ist. Sehr zum Leid von Tabea und mir, wenn wir um 17:30 Uhr mit dem Bus vom Spanischkurs nach Hause fahren mussten.. Weiter Richtung Zentrum hat dieses Viertel außerdem viele gute Bars, Clubs und Restaurants zu bieten, denen auch meine Freunde und ich bereits einige Besuche abgestattet haben. Im Zentrum angekommen, kann man die südamerikanische und chilenische Atmosphäre zu 100 Prozent hautnah erleben. Viele kleine Märkte, auf denen chilenisches Essen, Kunsthandwerk, Schmuck und vieles mehr verkauft wird, belebte Plätze und Parks, viele Museen und Kulturzentren sowie Bars und Restaurants. Die Gebäude und Straßen manchmal etwas abgeranzter, die Menschen entspannt, alltäglich, authentisch. Irgendwie schwer zu beschreiben..
Im Allgemeinen würde ich die Menschen hier als sehr herzlich, freundlich, entspannt und in gewisser Hinsicht abenteuerlich beschreiben. Schon bei der Begrüßung mit einem Kuss auf die Wange und einer Umarmung, die ungewohnt lang sein kann, wird die Herzlichkeit spürbar. Am Schritttempo der Menschen zeigt sich deren Entspanntheit. Gefühlt laufen viele Menschen auf der Straße in Zeitlupe und bleiben andauernd aus unerfindlichen Gründen stehen. Daran muss ich mich als schnell gehender Mensch noch gewöhnen oder versuchen mir diese Entspanntheit zu Eigen zu machen. Das wäre vielleicht auch nicht schlecht..
Abenteuerlich wird es, wenn man mit einem der vielen Busse fährt. Der Fahrstil der Busfahrer lässt sich ganz einfach mit zwei Begriffen beschreiben: Vollgas oder Vollbremse. Wenn man dann in der Rush Hour auch noch dicht gedrängt im Bus stehen muss, kann das Ganze zu einer ziemlich abenteuerlichen Fahrt werden. Noch dazu kommt, dass während der Fahrt oftmals Dinge verkauft werden, Musik gemacht wird oder auch anderes mehr oder weniger unterhaltsames Programm geboten wird. Dasselbe findet häufig auch an der Ampel statt. Menschen laufen von Auto zu Auto, verkaufen Obst oder Gemüse, gleichzeitig stehen andere Menschen vor der Ampel und präsentieren irgendwelche Kunststücke. Dann ist die Fahrt nicht nur abenteuerlich, sondern darüber hinaus auch noch unterhaltsam. Zusätzlich sind nicht nur der Fahrstil und die Unterhaltung im Bus abenteuerlich, sondern auch der Zustand der Busse. Lose eingehängte Fenster, wackelige Türen und sonstiges vorhandenes Material ergeben während der Fahrt des Öfteren ein so lautes Klapperkonzert, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen kann. Da kann ich manchmal einfach nur schmunzeln und freue mich über diese mir bisher unbekannte, aber sympathische Lässigkeit und Sorglosigkeit.
Was mir ansonsten noch über Santiago eingefallen ist, während ich auf dem Cerro stand, war das Thema Smog. Kein Wunder, ich hatte ihn von dort oben ja auch genau im Blick. Leider ist die Luft in Santiago nicht wirklich sauber. Wenn ich mir die dichten schwarzen Wolken, die aus den vielen anfahrenden Bussen ausgestoßen werden anschaue, hält sich meine Verwunderung darüber jedoch in Grenzen. Vor allem auf dem Weg zur Schule, wenn ich an einer großen Straße entlang laufe, bekomme ich dieses Problem zu spüren. Angeblich soll dieses jedoch im Winter (also ca. von Mai bis August) noch viel größer sein. In dieser Hinsicht bin ich eigentlich froh, nur ein halbes Jahr lang in Chile zu sein und damit diesem Problem aus dem Weg gehen zu können.
Was das Thema Abend- bzw. Nachtprogramm angeht, habe ich wie bereits erwähnt, die Bars und Clubs bereits auf ihre Partytauglichkeit hin getestet. Dazu kann ich eigentlich nur sagen, dass der Test auf jeden Fall mehr als bestanden wurde. Die Musikrichtung, die hier überwiegend gespielt wird, ist Reggaeton, wozu man meiner Meinung nach ziemlich gut das Tanzbein schwingen kann. Die Chilenen geben während des Tanzens zweifelsohne ihr Bestes und zeigen wie viel lateinamerikanisches Feuer in ihnen steckt. (Auch Männer haben hier den ultimativen Hüftschwung!!) Außerdem neigen sie zu einem sehr körpernahen Tanzstil. Was in Deutschland eindeutig als Annäherungsversuch interpretiert werden würde, ist hier ganz normales Tanzen ohne irgendeinen Hintergedanken. Etwas gewöhnungsbedürftig, wie ich finde..
Wie man vielleicht heraus hört/liest, geht’s mir hier weiterhin super gut, ich fühle mich sehr wohl und bin immer wieder froh darüber hier sein zu dürfen.
!Muchos saludos y hasta pronto¡
Anna-Lena
Liebe Anna-Lena,
Du schreibst weiterhin sehr interessant und lebhaft. Es macht richtig Freude Deinen Blog zu lesen. Die Bilder sind beeindruckend. Schön, dass es Dir in Chile gut geht. Bleib ruhig noch ein wenig, denn hier ist es oft regnerisch und nebelig, aber es gibt ab und zu auch Sonne und schöne Herbstfarben. Und … kein Smog ?. Dir weiterhin einen guten Aufenthalt!
Liebe Grüße aus Havixbeck, bestimmt gedanklich auch von Hedwig. Sie ist für 3 Tage mit Mareike und Kristina in Danzig. Dein O. Gerhard
Hallo Anna-Lena, ich hab mir jetzt auch die Zeit genommen und mir deine Berichte durch gelese . Toll, danke für die vielen tollen Eindrücke und Fotos❤ und Wahnsinn, dass die Zeit so rennt, war gerade selbst etwas erschrocken. Ich wünsche Dir weiterhin eine tolle Zeit und viele schöne Eindrücke. Hach… wenn man die Berichte so liest… da würde ich dich da schon gerne mal besuchen. ☺❤? Pass gut auf Dich auf! Hab Dich lieb!!? Deine Cousine Anne