Busschnipsel

In Deutschland war ich nie ein Fan vom Busfahren. Als ich klein war hatte ich Angst vor den Busfahrern und inzwischen fahre ich viel lieber Fahrrad. In Bolivien fahre ich relativ viel Bus, vor allem, um zu reisen. Es ist aber nochmal was anderes, als in einen FlixBus zu steigen..
Pünktlich um 17:30 Uhr kommen wir am Bus-Terminal an und kaufen noch schnell Empanadas mit Käse, ich mit Puderzucker (mmmh..), meine Mitbewohnerin ohne. Wir checken noch einmal, ob alles da ist und dann geht’s zu den Bussen. Wir haben uns für die Strecke von Sucre-Santa Cruz für Intercaminata entschieden. Das hat den einfachen Grund, dass dies die billigste Busgesellschaft war. Als wir den grauen Bus mit der bunten Aufschrift Intercaminata von weitem sehen, freuen wir uns. Es ist ein Doppeldecker mit Panorama-Fenster oben. Uuuund jip! Wir habe die Plätze oben in der ersten Reihe! Beim näher kommen lässt die Freude etwas nach und wir fragen uns, ob wir nicht doch etwas mehr hätten investieren sollen. 2 Fenster auf der rechten Seite werden nur noch mit Gaffa zusammengehalten und vorne fehlt ein Teil der Verkleidung, sodass man sämtliche Kabel sehen kann. Viel Vertrauen erweckt das nicht, aber wir erinnern uns, dass mit Gaffa eigentlich nichts schief gehen kann und steigen in das Gefährt, in dem wir vorraussichtlich die nächsten 12 Stunden verbringen werden. Mit nur 20 Minuten Verspätung geht es los Richtung Norden. Schnell bereuen wir unsere Sitzwahl, da der Bus in jeder Kurve leicht mitschwankt und an anderen Autos so unglaublich nah vorbei fährt, dass wir nach meinem Empfinden schon mindestens 3 hätten erwischen müssen. Ach ja und mindestens 10 Strassenhunde. Es wird langsam dunkel und wir sehen die Lichter der Stadt bald nur noch in der Ferne. Schnell sind wir mitten in den Bergen und die Straße schlängelt sich in Serpentinen durch sie hindurch. Vereinzelt kommen wir durch kleine Häusergruppen aber ansonsten wird die Aussicht eher von Berg, Busch und Baum dominiert. Ich frage mich, ob wir wirklich in den versprochenen 12 h ankommen, da die Geschwindigkeitsbegrenzung oft bei nur 20 oder 30 km/h liegt. 

King of Kings. Ja ne is klar.


 
Halb 2 irgendwo in Bolivien. Meine Einschlafplaylist läuft inzwischen das fünfte Mal. Geschlafen habe ich noch nicht. Ich habe jegliche Positionen auf dem Sitz ausprobiert aber es kann an der unbefestigten Strasse und dem kaputten, roten Knopf, der für das Zurückstellen der Lehne verantwortlich ist liegen, dass ich nicht ins Traumland abdrifte. Ich bewundere die die anderen Reisenden. Als bei einem der Pinkelstops das Licht im Bus angeht, sehe ich sie alle um mich herum friedlich schlummern. Ich will auch.. 
Wir haben schon einiges erlebt bis jetzt. Zum Beispiel sind wir einmal falsch abgebogen, was aber erst bemerkt wurde als die Straße von einem Bagger versperrt wurde. Die Landschaft hat sich verändert und ist soweit man das im Lichtkegel der Busscheinwerfer erkennen kann, grüner und auch flacher. Außerdem viele ca. 3 m hohe Kakteen. Nice. Ich versuch jetzt nochmal zu schlafen.

Der Bus hat oben einen tollen Panorama-Ausblick.


Anderer Tag anderer Bus. Diesmal hab ich mein Leben der Busgesellschaft Trans Copacabana anvertraut. Ich habe einen Einzelplatz, der sich in eine bequeme Position verstellen lässt und der Bus ist sogar angenehm temperiert. Keine kaputten Fenster diesmal und auch von außen keine Kabel zu sehen. Bis auf die Zeit und Temperatur-Anzeige vorne im Bus, die falsch herum leuchtet, scheint dieses Gefährt durch und durch perfekt für meine 11-stündige Reise nach La Paz zu sein. Ich schlummere auch sofort weg, schrecke aber kurz danach hoch. Hinter mir schreit ein Baby, aber was mich schockiert sind die vielen Menschen vor mir, die den Hitlergruß zeigen. Bitte was? Ich brauche einen Moment, bis ich erkenne, dass auf den 3 Bildschirmen im Bus Der Junge im gestreiften Pyjama läuft. Komisch, ausgerechnet jetzt hier im Bus mitten in der Nacht, mit deutscher Geschichte konfrontiert zu werden. 
Ca. eine halbe Stunde bevor wir in La Paz ankommen, steigt ein Mann ein, stellt sich in die Mitte des Buses und räuspert sich. Dann hält er einen Vortrag über Gesundheit, erzählt, dass man sein Essen richtig kauen sollte, Magenreinigungen durchführen sollte und Kinder nicht so viele Bonbons essen sollen. Ich komm damit um halb 8 irgendwie noch nicht so klar. Das kleine Beutelchen mit Pulver, dass er anschließend allen anbietet lehne ich dankend ab. Als er das nächste Produkt herausholt, checke ich erst, dass das ein Vertreter ist! Das ist ne richtig gute Strategie.. im Bus haben die meisten Leute eh wenig anderes zu tun. Kaufen tue ich aber trotzdem nix.

Meine Erfahrungen mit Bussen beschränken sich inzwischen nicht mehr nur auf Bolivien. Ich bin auch in Peru, wo ich wegen des Zwischenseminars war, fleißig Bus gefahren. In Cusco haben wir die öffentlichen Busse genutzt, die sich nicht groß von denen in Sucre unterscheiden, außer, dass man die Fahrt nicht beim Einsteigen, sondern am Ende bezahlt. Während der Fahrt von Aguascalientes (auch Machu Picchu Pueblo genannt) nach Cusco zurück liefen erst laut 80er (nice!!) aber als die Playlist durch war, kam wieder der allgegenwärtige Reggaeton (nicht nice..). Natürlich schallt als erster Song auch gleich „DESPACITO“ (dt. ruhig/langsam) aus dem Autoradio. Daran hält sich der Busfahrer leider eher nicht so. Da wir auf Wolkenhöhe fahren ist es teilweise extrem neblig. Das hindert ihn nicht daran, einen LKW direkt vor einer Kurve zu überholen. Mutig, mutig. Bei solchen Manövern muss ich mir immer die Augen zuhalten und freue mich umso mehr, wenn ich am Ende irgendwo ankomme (was ja auch das wichtigste ist und bis jetzt immer geklappt hat :D ).

Dinos, Stiere und Tauben

Sooo, ich hab es viel zu lange nicht geschafft, mich mal an den Blog ranzusetzen und das hat viel damit zu tun, dass mein Leben hier immer voller wird. Das beginnt in der Schule, wo ich immer mehr Verantwortung und damit auch immer mehr Aufgaben übernehme und endet noch lange nicht bei Freizeitaktivitäten, wie dem Chor (in dem ich aus Sozialisationszwecken bin) und dem Zumbakurs (in dem ich aus akutem Bewegungsmangel bin). Aber wie bei allem muss man sich die Zeit halt nehmen! Ich habe also gerade meine Spanischstunde hinter mir (Condicional Simple.. jeyy) und warte jetzt im Treppenhaus des Zumba-Clubs. Ein paar Minuten hab ich noch bis zum Beginn der Stunde. Aaaalsoo..

Ich hab das Rätsel um den Dino vor meiner Schule gelöst. Und es war garnicht so schwer :) Mir sind irgendwann immer mehr Dinos in der Stadt aufgefallen und ich habe sogar eine Telefonzelle in Form eines Dinos gefunden. Die starke Präsenz der Riesenechsen liegt daran, dass es in der Gegend hier extrem viele Archäologische Ausgrabungsstätten gibt. Ein Wochenende waren wir zum Beispiel im Parque Crétacico de Sucre (dt. Kreidezeit-Park, oder auch einfach Dino-Park :D), um der Sache auf den Grund zu gehen. Dort kann man an einer riesigen Wand Fußspuren von Dinos sehen und ein bisschen das Jurrasic-Park-Feeling genießen, da überall Dino Statuen in Lebensgröße stehen. Das sah alles so realistisch aus, dass man danach das Gefühl hatte, hinter dem nächsten Berg müsste doch jetzt ein Triceratops oder ein T-Rex hervor kommen.

Ich hab mich getraut!

1 sehr großer Dino.

 

Außerdem haben wir (5 kulturweit-Freiwillige und 1 weltwärts-Freiwillige aus Bolivien) einen Ausflug in den Nationalpark Toro Toro (Dt. Stier Stier) gemacht, der ca. 13 Busstunden von Sucre entfernt liegt. Von Cochabamba aus sind wir mit einem Trufi (ein Kleinbus) losgefahren und die Landschaft wurde immer, immer beeindruckender. Wir sind an einem ausgetrockneten Flusslauf entlang gefahren, an dessen Seiten die Berge in den Himmel ragten. 

Hin und wieder stehen ein paar Schafe oder Ziegen am Straßenrand.

Zum Programm im Nationalpark gehörten verschiedene Ausflüge (Berg, Höhle, nochmal Berg, Canyon, Wasserfall und hin und wieder nochmal ein Berg). Die vielen Berge gibts hier übrigens, weil wir uns in den Anden befinden (*tadaa*). Die vielen Dino-Spuren gibt es hier, da die Anden zur Zeit der Dinos noch nicht hier waren und sich dann aber durch das Zusammentreffen der Südamerikanischen und der Nazca-Platte aufgeblättert haben.  Dadurch kann man die Spuren teilweise auch an senkrecht stehenden Felswänden sehen. 



 Ich bin durch den Ausflug zu dem Schluss gekommen, dass Bolivien als Tourismusziel definitiv total underrated ist. Es gibt hier wirklich  tolle Landschaften, da kann ich verstehen, dass meine Schüler*innen nicht gerade ausgeflippt sind, als ich Ihnen neulich das Elbsandsteingebirge präsentiert habe.. 

Boliviens Grand Canyon :)

Oh, und einen sehr typischen Brauch habe ich in Toro Toro kennengelernt, als uns ein Ehepaar aus dem Dorf, Chicha, ein Getränk aus gegorenem Mais, angeboten hat. Bevor man selbst etwas trinkt muss man ein wenig für die Gottheit Pachamama auf den Boden schütten. Die Pachamama wird von den Quechua und den Aymara, als allmächtige Mutter Erde verehrt und mit ihr das Getränk zu teilen bringt Glück. Der erste Schluck Alkohol geht immer an die Pachamama. Wusste ich leider erst nicht und habe das garnicht mal so gut schmeckende Getränk hintergestürzt. Also kein Glück für mich. Ich bin halt noch dabei, die Kultur kennenzulernen.. Dafür hat mich 2 Tage später eine Taube in der Innenstadt von Sucre angeschissen. Ich hab mich sooo geärgert, aber eine bolivianische Freundin versicherte mir, dass auch das viel suerte, also Glück, bringt.

Natürlich hab ich mich noch nicht eingelebt

Dieser Blog-Eintrag soll eine Antwort auf die viel gestellte Frage „Hast du dich schon eingelebt?“ oder auch die Variation „Ich hoffe du hast dich gut eingelebt“ sein. Ich habe das bis jetzt immer mit „Na klar, mir geht’s super“ beantwortet. Aber was bedeutet eigentlich eingelebt?

Also für mich bedeutet das, seinen Rhythmus gefunden zu haben, den Ort an dem man ist mit jedem neuen Erlebnis und jeder neuen Erfahrung, Stück für Stück zu „seinem“ Ort machen. Das braucht beides sehr viel Zeit und kann nicht in 3 Wochen passieren. Es kommen halt wirklich jeden Tag so viele neue Dinge dazu, ich staune immer noch täglich über die eng aneinander gedrängten, weißen Häuser, die ganzen Berge und die Mentalität der Menschen – die ganze Stadt an sich. Die Namen der Lehrer*innen und Schüler*innen in der Schule zu kennen, Straßennamen zu kennen, zu wissen, wo man am besten feiern gehen kann und in welcher Bäckerei es die beste Huminta (Gebäck aus Mais und Käse, was aber irgendwie auch so leicht süßlich ist) gibt. Das alles gehört für mich zum einleben dazu. Ach ja und zu wissen wie die Waschmaschine funktioniert… Außerdem gehört auch dazu, das Jetlag überwunden zu haben und mit der Höhe klarzukommen, Spanisch zu lernen, sich einfach an die so anderen Lebensumstände zu gewöhnen. Ne ganze Menge!

Das soll auf keinen Fall heißen, dass ich mich hier nicht wohl fühle. Ich genieße alles mir Fremde und freue mich über jede Sache, die für mich langsam zum Alltag wird. Das ist alles ein Prozess, in dem ich mitten drin bin. Ich habe mich halt noch nicht eingelebt. Und das ist absolut nichts Schlimmes.

Plaza de la Recoleta. Nur 100m von meiner Haustür und jeden Morgen auf meinem Schulweg :)

 

Neben der Schulwoche (über die ich auch bald mehr berichte) sind Ausflüge immer eine tolle Abwechslung. Vor ein paar Tagen bin ich mit ein paar anderen Freiwilligen nach Cajamarca gefahren. Mit dem Micro (Bus) und einem Taxi ging es über unbefestigte Straßen (das klingt noch viel zu gut für diese Piste…) und durch dichten Wald in das 500m höher gelegene Centro Ecológico Juvenil. Das war wie ein kleiner Ausflug in die Alpen, da mich die Landschaft sehr daran erinnert hat. 

Wir haben jedoch nicht nur in die Gegend geschaut, sondern uns auch an dem dort stattfindenden Projekt beteiligt. Seit den 90ern werden hier Pinus (Kiefern) angepflanzt. Diese Bäume machen den Boden zwar sauer, halten jedoch auch Wasser darin. Das Resultat ist, dass aus dem ehemals steinigen Boden richtig fruchtbarer Waldboden mit Humus und so geworden ist! Wir sind also einfach mit unseren Bäumchen losgestapft und haben auf dem Gebiet passenden Stellen gesucht. Dabei ist es wichtig, dass die Bäume mindestens 3 Schritte auseinanderstehen und gerade sind, damit sie gut wachsen können. Kurz nachdem wir fertig waren hat es richtig überraschend und stark angefangen zu gewittern und zu regnen. Was für ein guter Start für die kleinen Bäume! Danach haben wir selbst in der urigen Küche gekocht (Milchreis mmmmh..) und ganz viel über Sprache geredet: Streichhölzchenschächtelchen ist wohl das Wort des Ausflugs :D

Mein erster kleiner frisch-gepflanzter Pinus. Im Hintergrund die Großen.

Falls es euch interessiert und ihr Lust habt, euch zu beteiligen und das Projekt zu unterstützen, könnt ihr hier weitere Infos dazu finden: 

http://www.cajamarca-bolivien.de/ 

Pujllay Festival und Día del Mar

Vorletzten Sonntag habe ich den ersten Ausflug hier in Bolivien gemacht und die Chance genutzt, das einmal im Jahr stattfindende Pujllay Festival in Tarabuco zu besuchen. Tarabuco ist eine kleine Stadt/Dorf ca. 60 km von Sucre entfernt. Da die Stadt/Dorf noch einmal 500 m höher liegt (3.300m) musste sich der Bus ganz schön hochkämpfen. Aber in diesem Fall habe ich mich absolut nicht über die 2h Fahrtzeit geärgert, weil die Landschaft einfach sooo schön ist. Lauter grüne Berge :) (von denen ich kein Bild habe, weil aus dem Bus raus fotografieren doof ist). Dafür aber von den vielen Festumzügen, die in der Stadt stattfanden.


„Pujllay“ kommt aus der indigenen Sprache Quechua und bedeutet so viel, wie „spielen“ oder auch „Karneval“ (s/o an wikipedia). Zum einen wird bei diesem Fest mit dem Ende der Regenzeit auch der Anfang der Erntezeit gefeiert. Also ein bisschen wie das Erntedank-Fest. Dafür wird eine ganz hohe Wand aufgestellt, an welcher Lebensmittel, wie Gemüse und Obst, aber auch diverse tierische Teile (halbe Kuh und so) und volle Orangenlimoflaschen zu finden sind. 

Zum anderen feiern die Bolivianer*innen an diesem Wochenende den Sieg über Spanien, welcher natürlich in der bolivianischen Geschichte eine super große Rolle spielt, da er den Weg zur Unabhängigkeit ebnete. Wir haben die unglaublich unbequem aussehenden Schuhe der Umzugsteilnehmer*innen bestaunt, die durch das Aufeinanderschlagen von Metallplatten ein lautes Klirren von sich geben. Dies soll das Klirren der Schwerter im Kampf nachahmen. Ziemlich originell.

Aufgeweckte kulturweit-Follower (und auch andere Interessierte) haben bestimmt mitbekommen, dass letzte Woche am 22. März der internationale Weltwassertag war. Wasser ist in Bolivien nicht nur aufgrund der Trockenheit ein Thema. Zwei Tage später fand in Bolivien der Día del Mar statt. Nun ist Bolivien aber ein Binnenstaat, der akkurat 0,00 km Küste besitzt und ich habe mich gefragt.. wozu ein Fest für das Meer? Das hat historische Gründe. 

Das ist Bolivien. Die Karte ist von https://crucenabolivia.wordpress.com/bolivien/


Von 1879-1884 fand der Salpeterkrieg statt. Dieser fing damit an, dass Chile zwei am Pazifik liegenden bolivianische Provinzen (Tarapacá und Antofagasto) annektierte und endete mit dem Vertrag von Valparaíso, welcher besagt, dass die Provinzen rechtmäßig Chile gehören. Das ist natürlich nur die extreme Kurzform. Peru hat nämlich auch noch mitgemacht und es gab viel meer Verträge und viel meer Kampf. Fakt ist aber, dass die Bolivianer*innen den Verlust des Meerzuganges immer noch sehr ernst nehmen.  In der Schule haben wir morgens die bolivianische Nationalhymne und die Hymne der Schule (beide muss ich unbedingt noch lernen!!) gesungen. Ausserdem gab es eine kurze Ansprache. In der Stadt gibt es jedes Jahr an diesem Tag riesige Paraden und Umzüge. Alle Jungen und Mädchen ab 17 Jahren, die später zum Militär gehen, nehmen Teil, sowie viele örtliche Politiker*innen und natürlich Menschen, die sich ebenfalls dafür einsetzen, dass Bolivien wieder Zugang zum Pazifik bekommt. 

Dieses Bild braucht keine Erklärung. http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1228178


Ich habe mir die Umzüge angeschaut, die Plakate durchgelesen, den Reden zugehört und das Durchhaltevermögen dieser vielen Bolivianer*innen bewundert. Und weiß die Ostsee und die Nordsee jetzt sehr viel meer zu schätzen.

Vor meiner Schule steht ein Dino

¡Hola! Ich bin jetzt schon fast eine Woche in der wunderschönen Stadt Sucre und habe mir trotz Sonnencreme meinen ersten Sonnenbrand zugezogen. Ich steige jetzt auf Lichtschutzfaktor 50 um. Dabei gab es nach den ersten Tagen Sonne nun auch schon Regen und Gewitter. Aber was für eins. Alle paar Sekunden haben Blitze den Himmel erhellt. Mit einer anderen Freiwilligen, die auch noch mit im Haus wohnt (und super hübsch, mega intelligent, extrem witzig und einfach nur toll ist – ach ich wäre so gerne wie sie!*), haben wir uns auf die Terrasse gesetzt und so ca. 1h die heftige Techno-Party am Himmel beobachtet. 

Gefühlt der tausendste Versuch, einen Blitz zu fotografieren. Aber hat ja geklappt.


Inzwischen hatte ich auch meine ersten Arbeitstage. Den Weg zur Schule habe ich mir vorher genau erklären lassen und ihn mir auch in einer Straßenkarte eingezeichnet. Da ich mir aber trotzdem nicht ganz sicher war, habe ich ein paar Leute mit meinem wackligen Spanisch nach dem Weg zum Colegio Alemán gefragt. Wenn ich schon mal eins über die Menschen hier sagen kann, dann ist es, dass wirklich alle unglaublich hilfsbereit sind. Daran hat es nicht gelegen, dass ich am Ende doch fast eine Stunde zu spät kam (deutsche Pünktlichkeit woohoo :D). Und dann fragt man sich, woran hat es gelegen? Ja woran hat es gelegen? Ich drücke es mal so aus: Ich habe sehr viel von der Stadt gesehen, einen ausgedehnten Morgenspaziergang gemacht und ganz nebenbei alle drei deutschen Schulen, die es in Sucre gibt, kennengelernt… Ich war soo unglaublich glücklich, als ich endlich den Deutsch-Klassenraum vom Colegio Alemán Alexander von Humboldt betrat. Meine Ansprechpartnerin dort ist super-lieb und es war zum Glück kein Problem. 

Wie der Titel schon verrät, steht vor dem Eingang der Schule ein Dino. Das hat mich voll gefreut, als ich sie ENDLICH gefunden hatte.


Der Träger meines FSJs ist der Pädagogische Austauschdienst (PAD), welcher mit der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) zusammenarbeitet. Diese beiden Organisationen haben es sich auf die Kappe geschrieben, den interkulturellen Dialog und die Völkerverständigung zu verbessern. Deshalb sitze ich hier in Bolivien und helfe so gut ich kann den Deutschlehrern, Deutsch zu lehren, aber vor allem, den Kindern,  zu lernen. Dabei ist es nicht vorgesehen, dass ich allein unterrichte, sondern im Unterricht assistiere (was ich schon fleißig mache). Außerdem kann ich Projekte starten und AG’s anbieten. Mal sehen, was noch so kommt! 
* Für den Haussegen und gute Nachbarschaft habe ich ihre Verbesserungsvorschläge an meinem Text mal angenommen :D (Sie ist aber wirklich ganz in Ordnung :p <3 )

Deadpool, kaubare Zahnbürsten und Mate-Tee

Heyho! Ich bin nach ca. 28h Reisezeit endlich in Sucre angekommen, sitze auf der Terrasse und genieße die Sonne, die hier oben auf 2.700m Höhe eine ganz schöne Kraft hat. Da kann man sich ja auch mal um Social Media kümmern :D 

Der Blick von der Terrasse – sogar mit Palmen!!! :)


Also hier ein erstes kleines Update:

Ich hatte bei meiner Reise wirklich Riesenglück, die Zeit zwischen den Streiks des Bodenpersonals in Berlin abgepasst zu haben. Also lief mit dem Flug alles locker-flockig und entspannt. Was den Entspanntheitsgrad ebenfalls erhöhte ist die Tatsache, dass ich nicht allein, sondern mit V., einem anderen kulturweit-Freiwilligen (der fließend Spanisch spricht -yassss!) zusammen geflogen bin.  Da kam mir die Wartezeit in Madrid nicht mehr so lange vor und auf dem transatlantischen Flug, der leider kein Entertainment-Programm hatte (außer Deadpool ganz vorne in der Mitte des Flugzeugs auf einem Mini-Bildschirm auf Spanisch), war es dann auch nicht soo langweilig. Aufgeregt bin ich nicht wirklich, aber ich habe so so doll Lust, Neues zu erleben und einfach so viel wie möglich zu sehen, auszuprobieren und zu machen! Da musste ich mir am Flughafen Tegel erstmal eine kaubare Zahnbürste kaufen (nur 1€ und ich will schließlich JEDE Erfahrung mitnehmen).  Die kam dann ca. 23h später am Flughafen Santa Cruz in Bolivien zum Einsatz.  Da ich sämtliche meiner Erfahrungen gerne mit euch teile kommt hier meine super-professionelle Bewertung: Fühlt sich witzig an und schmeckt lecker (ist Dextrose drin), hat mich aber trotzdem nicht überzeugt :(. Von dem versprochenen Frischegefühl war wenig zu merken und ich musste danach nochmal richtig Zähneputzen. 

So sieht eine kaubare Zahnbürste aus.

Aber die kaubare Zahnbürste war ja seit der Abreise nicht meine einzige neue Erfahrung. Ich hab mich mit komplizierten Einreise-Formularen herumgequält, das erste Mal bei Subway auf Spanisch bestellt und meine sehr, sehr liebe Vermieterin und meine zukünftige Spanisch-Lehrerin kennengelernt. Außerdem habe ich einen originalen, frischen Mate-Tee aus getrockneten Cocablättern getrunken. Dieser wird in Bolivien als Mittel gegen die Höhenkrankheit und zur Leistungssteigerung genutzt. Er fördert den Sauerstofftransport im Blut, macht also wacher und hilft auch bei Magenbeschwerden. Folglich bin ich trotz der langen Reise und der Zeitverschiebung relativ fit und wach. Coole Sache! Aber jetzt muss ich erstmal los und Sonnencreme kaufen.

Besitos de Sucre!