Adventszeit

Mittlerweile ist seit meinem letzten Beitrag schon wieder ein guter Monat vorbei und morgen fängt bereits das Jahr 2018 an. Echt unglaublich, wie schnell das jetzt ging. Bevor ich hier aber ein melancholisches Resümee des letzten Jahres ziehe, was ich definitiv nicht vorhabe, erst einmal die guten Neuigkeiten: Ich habe meine Aufenthaltsgenehmigung und ein neues Visum! Nach langem Hin und Her und vielen Anrufen im Migrationsamt war es am 09.12.2017, einen Tag vor Ablauf meines Visums so weit, ich hielt endlich die langersehnte und hart umkämpfte Aufenthaltsgenehmigung in den Händen. Zwangsausreise erfolgreich abgewehrt. Und am 21.12.2107 gab es für uns auch ein neues Visum, womit wir endlich frei waren zu reisen. Während das für Amelie hieß, dass sie ihre Reise über Weihnachten nach Hause antreten konnte, habe ich meine Arbeit in der Schule auf die erste Ferienwoche gelegt, sodass ich in der ersten Januarwoche frei habe und quasi Urlaub vom Urlaub mache (denn meine Arbeit hier ist so entspannt und macht mir so viel Spaß, dass der Begriff Arbeit eigentlich gar nicht passt). Deshalb geht es für mich morgen auch schon ziemlich früh los, zumindest für den 01. Januar, aber dazu dann beim nächsten Eintrag.

Spulen wir kurz zurück: Wie habe ich denn eigentlich die Adventszeit und Weihnachten fern von der Heimat in einem Land verbracht, in dem Weihnachten einen ganz anderen Stellenwert hat? Zum Glück war ich nicht alleine und Amelie und ich haben zusammen versucht, ein paar unserer Weihnachtstraditionen beizubehalten. Im Gegensatz zu mir hat Amelie auch ein Händchen für Dekoration, deshalb hat sie unseren improvisierten Adventskranz aus vier roten Kerzen auf einem Frühstücksbrettchen noch etwas verschönert und hat unsere neu gekaufte Lichterkette im Wohnzimmer aufgehängt, um zumindest ein kleines Weihnachtsgefühl zu schaffen. An den Wochenenden hatten wir entweder andere Freiwillige zu Besuch oder haben eine Freundin aus unserer Stadt eingeladen, um gemeinsam am Sonntag ein kleines Adventskaffee mit Plätzchen aus Deutschland und Tee zu machen.

Außerdem waren wir mal wieder beim Eishockey, dieses Mal sogar ein Länderspiel: Belarus – Kasachstan. Natürlich hat Belarus gewonnen – das Endergebnis von 3:0 konnte sich sehen lassen. Diesmal hat uns noch Anna, die Freiwillige aus Orscha begleitet und wir haben es sogar geschafft, ein Bild mit dem Maskottchen zu machen 😀

Später kam dann noch die Freiwillige aus Gomel und wir haben zu viert Annas Geburtstag nachgefeiert. Danach sind wir nochmal nach Minsk gefahren, um gemeinsam ein paar Weihnachtsgeschenke zu kaufen und den Weihnachtsmarkt zu suchen. Bei den Weihnachtsgeschenken wurden wir schnell fündig, aber den Weihnachtsmarkt hätten wir fast aufgegeben. Im letzten Moment haben wir dann aber die Spitze eines Tannenbaums gesehen und uns auf den Weg gemacht. Ich weiß zwar nicht genau, was ich erwartet hatte, aber das, was ich gesehen habe, war tatsächlich eine ziemliche Enttäuschung. Es standen etwa genausoviele Hütten da, wie bei mir am Dorf und dazwischen war ein Weihnachtsbaum und Ponyreiten für Kinder. Leider nicht so ganz mein Fall…Aber trotzdem hier ein Bild, damit ihr euch eure eigene Meinung bilden könnt: 

 

Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass es überhaupt einen Weihnachtsmarkt in Minsk gibt, aber im Vergleich zu Deutschland….

Ansonsten war diesen Monat noch die Weihnachtsfeier im Goethe-Institut, bei der wir Freiwilligen eigentlich helfen sollten, die Kinder zu bespaßen, allerdings mussten Amelie und ich spontan absagen, weil wir unsere Aufenthaltsgenehmigung abholen mussten. Dafür waren wir die einzigen Freiwilligen, die beim letzten Kulturmittlertreffen diesen Jahres anwesend waren, das gleichzeitig auch eine kleine Weihnachtsfeier war. Netterweise hatten Amelie und ich den ganzen Tag frei, aber anstatt ihn sinnvoll zu nutzen, waren wir in, ich glaube, drei Cafés, haben belorussisches Bier in einem Pfannkuchenladen getrunken und einen 100m-Sprint eingelegt, um den Bus zu bekommen, damit wir es noch rechtzeitig zum GI schaffen…Zeitmanagement ist nicht unsere Stärke. Dafür haben uns aber auch Glühwein, Christstollen, ein Schokoladennikolaus und andere Leckereien am Buffet erwartet.

In der Schule lief alles so ab wie immer, nur die letzte Schulwoche war etwas besonderes: Fast jeder Deutschlehrer hat eine Weihnachtsstunde gehalten und ich wurde zu vielen Stunden eingeladen. Vor allem die 3. und 4. Klassen haben es mir angetan! Außerdem war die ganze Schule weihnachtlich geschmückt und am letzten Schultag fand morgens eine Art Konzert statt und in den Pausen konnte man auf einem Jahrmarkt in der Mensa Plätzchen und kleine Geschenke bei den Schülern kaufen.

Außerdem hat es im Dezember sehr oft geschneit, allerdings ist der Schnee meistens schnell wieder weggetaut, erst kurz vor Weihnachten ist er liegen geblieben und immer mehr geworden. Zwei Abende gab es sogar einen kleinen Schneesturm. Zusammen mit der Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen sah es traumhaft schön aus! Pünktlich zu Weihnachten war allerdings Tauwetter gemeldet, sodass mir meine weißen Weihnachten am 24. Dezember weggetaut sind.

Am 23. Dezember hat sich Amelie schließlich auf den Weg nach Hause gemacht. Ich hingegen habe den Samstag noch ganz entspannt in unserer Wohnung verbracht und bin am Sonntag nach Pinsk aufgebrochen, um die Weihnachtstage mit dem einzigen anderen Freiwilligen zu verbringen, der auch im Land geblieben ist. Leider habe ich ziemlich verschlafen und die geplante Marschrutka verpasst. Glücklicherweise kann Roman Russisch und konnte es organisieren, dass ich den großen Reisebus zwei Stunden später nehme. Gesagt, getan. Erste Station: Maladetschna – Minsk, zweite Station: Minsk – Pinsk. Nach guten 5 Stunden Fahrt kam ich dann endlich an. Roman hat mich direkt an der Bushaltestelle abgeholt und dann ging es erstmal einkaufen. Abends haben wir in einem sehr guten italienischen Restaurant gegessen, bevor wir wieder in die Wohnung gegangen sind und den Abend mit Weihnachtsfilmen, Plätzchen, Stollen und Tee ausklingen haben lassen. Die zahlreichen Weihnachtsgrüße aus aller Welt wurden immer mit demselben Bild von uns beiden beantwortet. Am Montag haben wir dann erstmal ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt. Ansonsten waren wir in Pinsk spazieren, haben kurz mit der Familie geskypt, zusammen gekocht und noch mehr Weihnachtsfilme geguckt, denn irgendwo muss ja das Weihnachtsgefühl herkommen. 

Am Dienstag ging es für mich wieder zurück nach Hause, mit einem kurzen Zwischenstopp in Minsk. In Maladetschna angekommen, war mir die Lust aufs Kochen vergangen, also habe ich mich spontanerweise allein in ein Café gesetzt. Meine Angst, dass alles am zweiten Weihnachtstag voll sein würde, erwies sich als völlig unbegründet, denn in Belarus ist der 26. kein richtiger Feiertag. In den nächsten drei Tagen habe ich zweimal etwas an der Schule im Feriencamp für die Kinder geholfen und ansonsten die freie Zeit alleine in der Wohnung genossen. Am 29. hieß es allerdings schon wieder Sachen packen und auf nach Minsk, wo wir zu fünft Silvester feiern wollen und dann meine Reise startet.

Aber dazu im nächsten Beitrag mehr.