Hoher Besuch

Langsam entwickeln sich Strukturen und Routinen in meinem Leben hier und langsam komme ich auch arbeitstechnisch in einen Alltag rein. Die letzte Woche hatte ich meine ersten Deutsch-Stunden; freiwillig und nach der Schule, für die Schüler, die Lust darauf haben, diese Woche habe ich sogar zweimal Unterricht übernommen. Noch ist es ein wenig holprig- das liegt vor allem an der Sprachbarriere, und daran, dass ich wegen mangelnder Erfahrung sozusagen wenig in der Hinterhand habe, mit dem ich arbeiten kann, wenn die geplanten Aufgaben erledigt sind. Alles in allem hatte ich, aber großen Spaß daran, mit den Kindern zu arbeiten, besonders mit der 4. Klasse. Den Kleinen hat man die Freude am Lernen und die Begeisterung sehr angemerkt, im Gegensatz zu den etwas apathischen 9. Klässlern konnten sie es kaum erwarten, ihre Deutschkenntnisse zu erproben.

Letzten Freitag sind Emma, Henrik und ich dann nach Yerevan gefahren, während die anderen Freiwilligen sich aufgemacht haben, um noch die letzten warmen Tage am Sewansee zu genießen. Alma und ich dagegen ziehen übers Wochenende in die WG ein; wir müssen „arbeiten“. Es ist Deutschlehrertag und so verbringe ich den Samstagvormittag an unserem Stand in einem pikfeinen Hotel und überwache, dass die Direktoren der Schulen sich ordnungsgemäß in die Anwesenheitslisten eintragen; ein Job, der genauso spannend ist, wie es klingt.
Hierbei treffen wir auch die Delegation der Oberschule Findorff in Bremen vor, die, wenn alles glatt läuft, eine Partnerschaft mit meiner Schule in Chambarack anstrebt. Um uns kennenzulernen sind sie für eine Woche aus Deutschland angereist; zwei Tage in Yerevan und drei Tage bei uns.

Dilijan

Dadurch, dass ich mitverantwortlich bin, mich um unsere Gäste zu kümmern, bekommen wir ein wenig das obligatorische Armenien-Sight-Seeing-Programm spendiert:

Quetscht man sich durch eines der Löcher in diesem Baum, gehen alle seine Wünsche in Erfüllung – so heißt es
  • Geghard, eine in Fels gebaute Klosteranlage
  • Garni, der am besten erhaltene heidnische Tempel Armeniens
  • Dilijan, mit dazugehörigem Kloster
  • Goshawank, ebenfalls ein Kloster (die gibt es hier wie Sand am Meer)

 

Dieser kleine Engel tollte mit seinen Geschwisterchen bei einem Restaurant herum, bei dem wir einen „Imbiss“ eingenommen haben

Ein Nachteil der armenischen Gastfreundschaft ist allerdings: Die Tage, in denen ich mit den Gästen aus Bremen unterwegs bin, erwachsen zwischen den Klosterbesuchen, zu einer einzigen Fressorgie. Nur die Tatsache, dass ich von dem in rauen Mengen ang

ebotenem Fleisch (für unserem Besuch beim Bauernhof mussten zwei Hühner ihr Leben lassen) und Fisch nichts anrühre, verhindert, dass ich nicht einfach platze.
Auch so gehe ich jeden Abend mit wie in der Schwangerschaft gespanntem Bauch und starken Magenschmerzen ins Bett. Nicht, weil das Essen nicht gut gewesen wäre, im Gegenteil, sondern weil es einfach zu viel ist.

Alles Liebe und bis zum nächsten Mal 🙂

Lucy