Archiv des Autors: Leandra Wegener

Die Weihnachtszeit

Egal wo man sich befindet, die Weihnachtszeit ist immer stressig. Wenn Menschen sich freudig versammeln sollen, um Plätzchen zu backen und Tee zu trinken, beginnt in Wahrheit wahrscheinlich die anstrengendste Zeit des Jahres. Geschenke müssen gekauft werden, Konzerte und andere Events werden organisiert und die letzten Klausuren vor den Ferien geschrieben, bevor das Halbjahr beendet ist.

Das mit den Klausuren war hier etwas anderes. Es werden reichlich davon geschrieben, aber sie dauern bis zur letzten Woche vor Halbjahrsende an.

Am ersten Dezember werden in allen Städten Litauens die Weihnachtsmärkte eröffnet. Sie existieren bis Anfang Januar. Da ich keinen eigenen Adventskalender hatte, beschloss ich zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Thibaut, jeden Tag eine kleine Nascherei auf dem Weihnachtsmarkt zu essen.

Die vorherigen Tage konnte man den Aufbau der Buden und vor allem die Konstruktion des Weihnachtsbaumes beobachten. Diese werden in Litauen nicht gefällt und geschmückt. Stattdessen werden einzelne Tannenzweige an einem Metallgestell befestigt.

Der Weihnachtsbaum in Vilnius gilt als einer der schönsten Europas und es gibt in Litauen einen regelrechten Wettbewerb um den schönsten Weihnachtsbaum. Die Eröffnung des Weihnachtsmarktes beinhaltet die Entzündung des Weihnachtsbaumes. In Vilnius findet dies auf dem Kathedralenplatz statt und wird von einer beeindruckenden audiovisuellen Show untermalt. Ein guter Grund das selbst mitzuerleben.

Ich wurde nicht enttäuscht. Hunderte von Menschen tummelten sich in den Straßen. Die Hauptstadt war festlich geschmückt und warme, gelbe Lichter leuchteten den Weg zur Hauptattraktion. Speziell für die Weihnachtszeit gibt es in Vilnius einen von Zwergen gefahrenen Weihnachtszug. Um den riesigen Weihnachsbaum im Zentrum des Platzes erstreckt sich das kleine Dorf aus Buden, die mit süßen Leckereien und Glühwein Besucher zu ihren Ständen locken.

Als der Weihnachtsbaum dann endlich anging, war ich fast geblendet von dem Licht. Weiß und pink geschmückt strahlt der Baum so hell, dass er sogar aus dem Flugzeug über Vilnius gesichtet werden kann. Für seine Beleuchtung werden rund 50.000 Glühbirnen verwendet.

Auch die Show war unterhaltend, nur leider waren meine Sprachkenntnisse nicht ausgereift genug, um den Worten des Moderators zu folgen. Gelohnt hatte sich der Ausflug aber auf jeden Fall!

Die Vorweihnachtszeit

Über die Zeitspanne des Zwischenseminars wurde im Kopf meiner Mitfreiwilligen eine Idee geboren. Warum machen wir nicht einen gemeinsamen Adventskalender?

Ja, warum eigentlich nicht?

Das Resultat dieser Idee war eine hektische und arbeitsreiche erste Woche zurück in Litauen. Zusätzlich zu der Arbeit, die in der vorherigen Woche liegengeblieben war, kamen die Absprache mit verschiedenen Lehrern und die Recherche nach Umsetzungsmöglichkeiten. Wie erstellt man einen Adventskalender für Schüler aus Estland, Litauen und der Ukraine?

Der erste Dezember rückte näher und die Zeit verging wie im Flug, doch wir stellten das Projekt auf die Beine. Beteiligt waren Anja Kraus und Anna Klostermann. Wir fanden eine Internetseite, auf welcher Adventskalender online selbst gestaltet werden konnten. Man konnte eigene Texte einfügen, Bilder und Videos hochladen und Links zu anderen Websites oder YouTube-Videos einfügen. Perfekt für unser Vorhaben.

Jedes Land erhielt genau sechs Türen, um die vierundzwanzig Türchen zu füllen und jeder war für sein Gastland verantwortlich. Die Inhalte für das vierte Land, Deutschland, teilten wir unter uns auf. Da alle Schüler deutsch lernten, musste Deutschland natürlich miteinbezogen werden.

Inhalte des Adventskalenders sollten landeseigenen Traditionen der Weihnachtszeit sein. Also alles von Rezepten über Lieder und Tänze bis zu eigens durchgeführten Projekten mit Schülern unserer Schulen. So bekamen die Schüler in jedem Land zum Beispiel die Aufgabe, aufzuschreiben, warum sie sich auf Weihnachten freuen. Die Antworten waren teilweise sehr aufheiternd.

Anja lud ebenfalls ein Video hoch, auf dem ihre Schüler das Märchen „Aschenputtel“ auf Deutsch aufführten und ein weiteres, wo sie zeigten, wie man Engel bastelt. Diese sind ein wichtiges Symbol Kiews. Meine Schüler sangen das Lied „Stille Nacht/Tyli naktis“ auf Deutsch und Litauisch und auch die ukrainischen Schüler gaben ihre Version des Liedes zum Besten.

Die Türchen des online Adventskalenders konnten erst am jeweiligen Tag geöffnet werden, also konnte keiner auf einmal den ganzen Kalender durchforsten.

Die Schüler erhielten dann am ersten Dezember einen Anmeldecode für unseren Adventskalender und wir waren glücklich. Das erste große Projekt war gelungen!