Archiv für den Monat: Januar 2018

Die Vorweihnachtszeit

Über die Zeitspanne des Zwischenseminars wurde im Kopf meiner Mitfreiwilligen eine Idee geboren. Warum machen wir nicht einen gemeinsamen Adventskalender?

Ja, warum eigentlich nicht?

Das Resultat dieser Idee war eine hektische und arbeitsreiche erste Woche zurück in Litauen. Zusätzlich zu der Arbeit, die in der vorherigen Woche liegengeblieben war, kamen die Absprache mit verschiedenen Lehrern und die Recherche nach Umsetzungsmöglichkeiten. Wie erstellt man einen Adventskalender für Schüler aus Estland, Litauen und der Ukraine?

Der erste Dezember rückte näher und die Zeit verging wie im Flug, doch wir stellten das Projekt auf die Beine. Beteiligt waren Anja Kraus und Anna Klostermann. Wir fanden eine Internetseite, auf welcher Adventskalender online selbst gestaltet werden konnten. Man konnte eigene Texte einfügen, Bilder und Videos hochladen und Links zu anderen Websites oder YouTube-Videos einfügen. Perfekt für unser Vorhaben.

Jedes Land erhielt genau sechs Türen, um die vierundzwanzig Türchen zu füllen und jeder war für sein Gastland verantwortlich. Die Inhalte für das vierte Land, Deutschland, teilten wir unter uns auf. Da alle Schüler deutsch lernten, musste Deutschland natürlich miteinbezogen werden.

Inhalte des Adventskalenders sollten landeseigenen Traditionen der Weihnachtszeit sein. Also alles von Rezepten über Lieder und Tänze bis zu eigens durchgeführten Projekten mit Schülern unserer Schulen. So bekamen die Schüler in jedem Land zum Beispiel die Aufgabe, aufzuschreiben, warum sie sich auf Weihnachten freuen. Die Antworten waren teilweise sehr aufheiternd.

Anja lud ebenfalls ein Video hoch, auf dem ihre Schüler das Märchen „Aschenputtel“ auf Deutsch aufführten und ein weiteres, wo sie zeigten, wie man Engel bastelt. Diese sind ein wichtiges Symbol Kiews. Meine Schüler sangen das Lied „Stille Nacht/Tyli naktis“ auf Deutsch und Litauisch und auch die ukrainischen Schüler gaben ihre Version des Liedes zum Besten.

Die Türchen des online Adventskalenders konnten erst am jeweiligen Tag geöffnet werden, also konnte keiner auf einmal den ganzen Kalender durchforsten.

Die Schüler erhielten dann am ersten Dezember einen Anmeldecode für unseren Adventskalender und wir waren glücklich. Das erste große Projekt war gelungen!

Zwischenseminar – Odessa

Fünf Tage können eine lange oder eine kurze Zeit sein, es kommt ganz auf die Umstände an. Für mich vergingen sie wie im Flug. Obwohl ich alle kulturweit Freiwilligen lediglich während des zweiwöchigen Vorbereitungsseminars kennengelernt hatte, fühlte sich das Wiedersehen wie das langjähriger Freunde an.

Allein der Komfort mit Muttersprachlern eine Konversation zu halten wird unterschätzt. Trotz hochqualifizierter Lehrer und leistungsstarker Schüler gibt es einen minimalen Unterschied in einer Unterhaltung. Vielleicht ist es der vertraute deutsche Akzent oder auch Umgangssprache und Slang, auf jeden Fall war es erfrischend.

Unsere Seminarthemen waren grundsätzlich von kulturweit vorgegeben, doch bestand die Möglichkeit auf individuelle Themen einzugehen. Wir verbrachten die ersten Treffen damit, unsere Erfahrungen auszutauschen, Probleme anzusprechen und Kekse zu essen.

Unsere Teamer bestanden aus Matze und Mika und insgesamt waren wir achtzehn Freiwillige. Ursprünglich sollten wir zwanzig sein, doch zwei Freiwillige aus Belarus hatten noch nicht das erforderliche Visum erhalten, was die erneute Einreise gestattet.

Die Berichte der anderen waren abwechslungsreich und in keinster Weise langweilig. Bestimmte Erfahrungen hatte zwar jeder von uns gemacht, aber jeder auf unterschiedliche Art und Weise. Besonders die Aktivitäten, die die Freiwilligen an ihren Schulen ausführten, weckten mein Interesse. Eine Freiwillige sprach beispielsweise von einem organisierten Briefwechsel zwischen einer Klasse in ihrer Einsatzstelle und einer Schulklasse ihrer alten Schule in Deutschland.

Auch Probleme konnten unterschiedlich auftreten. Speziell angesprochen wurden Probleme mit der Unterkunft, Kultur und Einsatzstelle. Wie sage ich nein? Mit dieser Frage waren erstaunlich viele der Freiwilligen konfrontiert.

Darüber hinaus war eins der größten Probleme tatsächlich Unterbeschäftigung und nicht Überarbeitung. Viele Freiwillige berichteten davon, stundenlang in der Schule zu sitzen ohne eine Aufgabe zu haben. Ansätze für Projekte werden abgelehnt. Auch nach einem Gespräch mit der Ansprechperson findet keine Veränderung der Situation statt. Was ist die Lösung?

Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach und individuell für jeden Freiwilligen, jedoch haben wir der Problematik viel Zeit gewidmet und hoffentlich manchen Freiwilligen weitergeholfen.

Wir richteten unseren Blick auch in die Zukunft und sprachen über unsere geplanten Freiwilligenprojekte. Manche hatten erst Ideen, andere waren bereits mitten in der Planung. Meine Idee, etwas mit Poetry Slam zu machen, wurde gut aufgenommen.

Abgesehen von der Arbeit hatten wir ebenfalls ein paar kreative Treffen am Abend. Improvisationstheater stand auf dem Programm! Schon während unserer gemeinsamen Treffen hatten wir die ein oder andere Übung, um Problematiken aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und dabei eine Menge Spaß. Für die Abendaktion existierte keine Anwesenheitspflicht, trotzdem erschien der Großteil der Freiwilligen.

Der aufregendste Programmpunkt war die Stadtführung durch Odessa. Das Hotel lag abseits vom Stadtzentrum. In der Nähe befanden sich mehrere Einkaufsmöglichkeiten für hungrige Personen, doch lohnenswert wurde der tägliche Spaziergang aufgrund der Nähe zum Meer. In der Mittagspause schlenderte man genüsslich am Strand entlang und bestaunte die mutigen Menschen, die sich trotz kalter Temperaturen ins Wasser wagten. Die Innenstadt zu erreichen war umständlich.

Mit dem gemieteten Bus machten wir uns auf den Weg und unsere Tourführerin erzählte bereits während der Fahrt von der Geschichte der Ukraine. Wir besichtigten zahlreiche besondere Plätze, genossen den Blick auf den Hafen, standen am Rande der potemkinschen Treppe und bestaunten das Opernhaus. Die Freizweit am Ende der Tour nutzen wir dazu, durch die Straßen des Zentrums zu spazieren und uns einen Eindruck von der Architektur und den Menschen auf den Straßen zu machen.

Das Zwischenseminar war ein anregendes Ereignis, man kam voller Erlebnissen, die man teilen wollte und ging voller neuer Ideen, die man starten wollte.