Time is your gun

Grüße und Hallo!

Nun ist die erste Woche schon vorbei und ich habe eine Menge erlebt. Am Montag war mein erster Arbeitstag im Kindergarten. Für alle, die es noch nicht wissen – ich arbeite im deutschen Kindergarten von St. Petersburg, der zur deutschen Schule, die gleich nebenan ist, dazugehört. Der Kindergarten hat drei Gruppen: Die Sonnen-, Sternen- und Mondgruppe. In jeder Gruppe sind circa 10-12 Kinder und zwei Betreuer. Ich war diese Woche in der Sonnengruppe – dort sind die kleinsten Kinder, also vorrangig die zwei- bis dreijährigen. Die ersten zwei Tage waren natürlich erstmal ein wenig schwierig, weil ich die Kinder alle noch nicht kannte und noch keine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen konnte. Insgesamt waren der Montag und der Dienstag sehr anstrengende Tage für mich, weil ich mich erstmal wieder in den Arbeitsrhythmus einfinden musste. Ich arbeite jeden Tag von früh um acht bis nachmittags um vier – da ist man dann schonmal schnell schlapp. Aber das ist auch irgendwo verständlich und geht allen Betreuern so, weil man rund um die Uhr auf die Kinder aufpassen muss und nicht, wie in der Schule, Pausen zwischen den einzelnen Stunden hat.

Trotzdem macht mir die Arbeit bis jetzt sehr viel Spaß. Deshalb erzähle ich euch einfach mal ein bisschen was vom groben Ablauf in der Sonnengruppe: Die Kinder können ab acht Uhr gebracht werden und spielen dann bis neun Uhr, dann beginnt der Morgenkreis – dort singen wir mit den Kindern oder wiederholen Lieder/Spiele über die Farben oder Fruchtarten. Danach gibt es Frühstück für die Kleinen, wo man auch viel mithelfen muss und schauen muss, dass sie auch alle etwas essen. Und dann folgt eine halbe Stunde Musik/Sport/Theater. Daraufhin gehen wir mit den Kindern für eine Stunde nach draußen, um zu „spazieren“ oder wie wir sagen würden – um zu spielen. Pünktlich halb zwölf gibt es dann Mittagessen im Speisesaal/столовая. Wer mich kennt (dieses Kommentar richtet sich vor allem an meine Geschwister) weiß, dass ich eigentlich die meisten Suppen nicht mag. Aber das hat sich ab jetzt schlagartig geändert – die Suppen, die es zu Mittag gibt sind wirklich sehr sehr lecker. Insgesamt ist das Essen wirklich sättigend, da es ein dreigängiges Menü gibt. Erst gibt es eine Suppe und dann kann man zwischen einem vegetarischen und einem fleischhaltigen Hauptgericht wählen und zum Nachtisch gibt es Melone oder anderes Obst.  Nachdem die Kinder gegessen haben, gehen sie für zwei Stunden schlafen. In dieser Zeit habe ich diese Woche vor allem mit Zhanna (eine Betreuerin) Sachen zum Basteln vorbereitet. Auf dem Gelände des Kindergartens haben wir sehr viele Eicheln gefunden, die wir durchbohrt haben und mit denen wir dann Tiere oder Schmuck gebastelt haben. Das war natürlich eine Menge Arbeit, denn wir haben fast 200 Eicheln durchbohrt und teilweise auch angemalt. Aber was macht man nicht alles, um einmal in seinem Leben in der Eremitage gearbeitet zu haben? Ja genau, richtig gehört, ich war heute auf der Messe der europäischen Sprachen in der Eremitage und habe dort mit Kindern und auch Erwachsenen Tiere gebastelt. Dafür hat sich die Mühe auf jeden Fall gelohnt, denn das war ziemlich interessant! Doch jetzt erstmal zurück zum Ablauf in der Sonnengruppe: Nachdem die Kinder geweckt werden, gibt es für alle Kuchen/Tee und dann spielen wir noch drinnen bzw. auch draußen, bis die meisten Kinder 16:00 Uhr von ihren Eltern abgeholt werden. So viel erstmal zu meiner Arbeit.

Nach der Arbeit war ich diese Woche zwar oft schon sehr müde, aber natürlich wollte ich die Stadt genauer erkunden. Deshalb habe ich schon angefangen die ersten sozialen Kontakte zu knüpfen, indem ich mich mit zwei Couchsurfern getroffen habe. Couchsurfing ist eigentlich eine Plattform auf der man eine Unterkunft in einer fremden Stadt finden kann, aber natürlich kann man sich auch einfach nur mit den Leuten treffen, um sich die Stadt anzuschauen oder sich zu unterhalten. Deshalb habe ich mich am Dienstag mit Andrey getroffen. Wir haben zusammen etwas gegessen und uns sehr gut unterhalten – vorrangig über Russland/Deutschland, Politik und Reisen. Er will mir auf jeden Fall noch seine Freunde vorstellen, also werden wir uns nächste Woche bestimmt nochmal sehen. Am Donnerstag habe ich mich dann noch mit einem zweiten Chouchsurfer – Iwan- getroffen. Wir hatten viel Spaß und er hat mir sehr viel von der Stadt gezeigt und ist mit mir in einen Park und zur Peter und Paul Festung gegangen. Dadurch habe ich endlich einen weiteren Teil der Stadt und der Newa gesehen. Iwan konnte glücklicherweise sehr gut Englisch sprechen, weshalb er mir auch viele Fragen über Deutschland und die Bildungspolitik etc. stellen konnte. Irgendwie haben voll viele Russen, früher Rammstein gehört? Total komisch, denn ich werde immer gefragt, was die Bedeutung der einzelnen Texte ist. Mit Iwan gehe ich morgen noch in ein Museum für moderne Kunst auf der Vasilevskyinsel – das soll ziemlich renommiert und gut sein, deshalb bin ich schon sehr gespannt, was mich erwartet.

Am Mittwoch habe ich mich außerdem noch mit Sarah (eine weitere Kulturweitfreiwillige in St.Petersburg) und ihrer Mitbewohnerin Kira getroffen. Wir sind zusammen essen gegangen – in einer столовая. Das Wort habe ich bereits oben schonmal erwähnt und bedeutet Speisesaal. In einer столовая kann man sehr günstig satt werden und wirklich frisches, leckeres Essen billig erwerben. Man kann es recht gut mit einer deutschen Kantine vergleichen. Dort haben wir uns also getroffen und vieles beredet. Danach sind wir noch am Newsky Prospekt entlanggelaufen und haben der Musik einigen Straßenbands gelauscht – ein wahrlich feierlicher Abschluss des Tages.

Warum der Titel Time is your gun? Das ist ein Lied der Band Fil Bo Riva. Ich kann nicht genau sagen, wieso ich genau dieses Lied als Titel gewählt habe, aber irgendiwe habe ich dieses Lied in den letzten Tagen öfters gehört und ich fand es zum Thema sehr passend. Es stimmt- Zeit ist unsere Waffe. Ich kann bestimmen, was ich aus der Zeit, die ich hier bin, mache; wie ich sie gestalte und wie ich sie benutze. Ich kann Heimweh haben, aber ich kann die Zeit auch nutzen, um mich selbst zu testen und auszuprobieren. Ich sehe dieses halbe Jahr immer mehr als eine sehr große Chance und ich fühle mich hier momentan sehr wohl. Ich bin froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe, hier zu wohnen und bin deshalb umso mehr gespannt, wie die weitere Zeit verlaufen wird. Denkt dran, Zeit ist eure Waffe – macht was draus ?

 

Bis Bald! Antonia

– funfacts –

Das Schönste, was mir diese Woche passiert ist: arbeiten in der Eremitage, Metro fahren

Das Schlechteste, was mir diese Woche passiert ist: zu merken, dass das Müsli alle ist

Das Witzigste, was mir diese Woche passiert ist: zu sehen, wie ein Mann an der Metrostation auf die entgegengesetzte Rolltreppe ( wo quasi alle herunterkommen) hochgehen will