Das entspannte Jahr nach dem Abi…

 

Ein Grund meiner Reise nach Belarus hierhin ist ein Einblick in das Lehrerdasein und weil ich Germanistik studieren möchte, ist das so ziemlich der einzig sichere Beruf, den ich zur Wahl habe.

Der Haken: Ich bin ungeduldig, habe nicht viel für aufwendigen Methodenunterricht übrig und komme einfach nicht gut mit Kindern -oder Menschen generell- klar.

Das Gute an meinem FSJ ist, dass ich erfahren darf, dass es doch gar nicht so schrecklich ist, wie ich befürchtet hatte. Wenn ich ein Unterrichtsvorhaben durchgeplant habe (man stelle sich Hausaufgaben in schlimm vor), es durchführe und sehe, dass es funktioniert, dann wirkt das wie Applaus nach einer Bühneninszenierung.

Das Beste sind aber eindeutig meine Lieblingsdrittklässler*innen, die sich jedes Mal freuen, wenn sie mich sehen. –Mal ehrlich; wer freut sich bitte über seine Lehrer*innen? Ich habe vor jeder Mathestunde gebetet, dass meine Lehrerin krank sei (leichte Grippe, nichts Ernstes, aber so, dass man lieber im Bett liegen bleibt).

Ich meine klar, ich bin die coole deutsche Praktikantin, da kann man schon mal Autogramme verlangen… ;D

Es gibt aber –logischer Weise-  auch negative Erfahrungen:

In den letzten zwei Wochen ist meine To-Do-Liste so sehr explodiert, dass ich nicht einmal den Hauch einer Chance hatte, alles zu erledigen, was ich eigentlich sollte.

Da sind PowerPoints, Grammatikregeln und –übungen (es ist unfassbar, was für eine Arschlochsprache –verzeiht mir den Ausdruck- Deutsch ist), eine Lehrer*innen-Konferenz, bei der ich Unterrichtsmethoden für den Sprachunterricht präsentieren soll, ein Seminar zu deutscher Literatur (Anna nimmt natürlich Max Frisch, weil sie sich noch nicht so gut mit ihm auskennt und alles andere ja billig wäre), die Planung des Freiwilligenprojektes und das Schlimmste: plötzliche Korrekturaufträge, die bis zum nächsten Tag fertig sein müssen.

Dazu kommen Andrey, Lisa, mein Russischunterricht bei Swetlana und das Fitnessstudio… die letzten 3 Wochenenden war ich in drei unterschiedlichen Städten.

-Von Baranowitschi habe ich ja schon erzählt.

Letztes Wochenende ging es mal wieder nach Minsk, um unser Freiwilligenprojekt zu planen; ich sitze also Donnerstagmittag im Zug und lese, damit ich eine Ausrede habe, nicht Russisch lernen zu müssen, warte am Bahnhof auf Lotti und nachdem wir unsere Sachen im Hostel abgeliefert haben, gehen wir mit Tabea, Zoe (zwei weitere Freiwillige aus Maladetschna und Sluzk) und Marina essen. Roman und Amelie (Pinsk und Maladetschna) stoßen später dazu, nachdem Amelie ihren Koffer in der Marschrutka vergessen hat und sie nach einer kleinen Verwechslung (es gibt ein zweites gleichnamiges Restaurant in der Stadt) zu uns gefunden haben. -Der Koffer taucht nach einigem Telefonieren aber wieder auf… 😉

Noch später am Abend kommen auch Henrike (Brest) und Chiara (Grodno) dazu und wir besuchen ein paar Bars mit sehr interessanten Cocktails (die  mehr oder weniger gut schmecken), um etwas zu spät schlafen zu gehen, was unserer Projektplanung am nächsten Tag aber sicher keinen Abbruch tut… 😀

Zumindest haben wir am Ende zwei Konzepte (eine Fotostory für die eine Gruppe und ein Musikvideo für die andere), die wir im Januar angehen werden.

Freitagabend treffen Lotti, Amelie, Roman, Chiara und ich uns dann mit einem von Tanjas Studenten –Vitali- und er zeigt uns Minsk, Zoe, Henrike und Tabea treffen sich mit einer anderen Studentin und streben einen eher ruhigen Abend an. –Nach der letzten kurzen Nacht sehr nachvollziehbar!

Heute trinke ich auch zum ersten Mal sehr süßes belarussisches Bier und esse ein absolutes Nationalgericht, nämlich einen Crêpe mit Nutella und Banane.

Vitali fährt mit uns in den 30. Stock des höchsten Gebäudes, nur um durch den gläsernen Aufzug das nächtliche Minsk bewundern. Eigentlich sollte man ihn nur benutzen, um in das Restaurant im 28. Stock zu gelangen, aber es kostet nichts und deswegen benutzt man ihn –laut Vitali- halt auch mal so…

Danach fahren wir mit dem Bus (schwarz) in eine Bar, in der es selbstgebrautes Bier und Livemusik gibt. Wie zu erwarten sind wir komplett underdressed: Die Frauen hier sehen teilweise so aus, wie die meisten von uns auf unseren Abschlussbällen. Die Männer tragen allerdings oft nur ein Hemd oder –wie wir- schlichte T-Shirts.

Vor allem aber gibt es hier Vodka-O (auf Russisch „Schraubenzieher“) für 5 Rubel (also etwas weniger als 2,50€), was uns sehr glücklich stimmt und mit der Zeit für noch bessere Laune sorgt.

Später kommt sogar noch Tanja dazu, allerdings nicht allzu lange und auch Vitali verlässt uns irgendwann, denn sein Wohnheim schließt schon um 00:00 Uhr und wer bis dahin nicht da ist, hat ein Problem, wenn er keine Vodkaflasche hat, um den Wärter zu bestechen.

Wir treffen übrigens auch Deutsche, die größtenteils da sind, weil Donnerstag ein Eishockeyspiel gegen die belarussische Mannschaft stattgefunden hat. –Und es ist kaum zu glauben, wie man angestarrt wird, wenn man Deutsch spricht. Viele Belarussen können ein paar Worte und wollen dann unbedingt mit uns reden und uns irgendwohin einladen, weil sie so begeistert von Deutschland sind. –Nichts, womit ich gut umgehen kann, aber man gewöhnt sich an alles.

Amelie, Roman und ich suchen gegen drei Uhr Nachts nach dem Feiern verzweifelt etwas zu essen und finden schließlich einen „Döner King“; KFC, McDonald‘s etc. sind in der Hauptstadt zu dieser Zeit längst geschlossen. –Kennt man ja aus Berlin. 😀

Für meine vegetarischen und veganen Freundinnen und Freunde: Ja, ich weiß, Fast Food ist böse und nein, ich hatte kein Fleisch.

Ich für meinen Fall bin am nächsten Tag endgültig zum Zombie mutiert und habe kein Problem damit, schon mittags wieder zurückzufahren.

Den Sonntag nutze ich zur Vorbereitung diverser Präsentationen, die diese Woche auf mich warten. Außerdem muss ich noch eine Unterrichtsstunde zum Thema Karneval planen (ich habe mir fest vorgenommen, das nächste Mal etwas zum Zuckerfest zu erzählen).

Die Woche verläuft ansonsten relativ unspektakulär, Mittwoch findet besagte Lehrerkonferenz statt, ich spreche mit ihnen eine Gruppenarbeitsmethode durch und das war es auch schon. Trotzdem ein seltsames Gefühl, vor einer Gruppe voll ausgebildeter Lehrkräften zu stehen, während meine einzige Qualifikation ist, dass ich deutsche Muttersprachlerin bin…

Abends fahre ich dann mit dem Nachtzug nach Gomel, wo ein viertägiges Seminar unter dem Motto „Deutschland entdecken“ vom DAAD stattfindet. Mittlerweile ist das Fahren kein Problem mehr; ich habe endlich herausgefunden, dass es am Bahnhof zwei Seiten gibt; eine Richtung Süden und eine Richtung Norden. Auf beiden Seiten werden die Gleise von 1 an gezählt. Meinen Wagen und meinen Platz finde ich mittlerweile auch ohne Schwierigkeiten.

Morgens um 06:30 Uhr komme ich an und fühle mich unfrisch und unausgeschlafen. In der Nacht hat es geschneit und zunächst freut mich das, ich habe glaube ich noch nie Schnee im Oktober erlebt, aber schon nach ein paar Minuten an der frischen Luft fällt mir auf, dass es dementsprechend kalt ist und ich krame Mütze, Schal und Handschuhe aus meiner Tasche.

Jetzt kommt der schwierige Teil: Ich muss mit dem Bus zu meinem Studentenwohnheim fahren und alles, was ich habe, sind zwei mögliche Busnummern und der Name der Haltestelle, an der ich aussteige.

Nach kurzer Wartezeit sehe ich erleichtert die Nummer 16 und steige ein. Um sicher zu gehen, gebe ich mein Ziel bei Google Maps ein und verfolge die Fahrt. Ich bewege mich zwar in die entgegengesetzte Richtung, aber es kann ja sein, dass er eine Runde fährt. Nach etwa 20 Minuten Fahrt werde ich am anderen Ende der Stadt im absoluten Nichts, aka Endstation, rausgelassen.

Ich versuche dem Fahrer zu erklären, wo ich hin muss,  er schüttelt den Kopf und deutet auf die Oberleitung des Busses. Ich hätte mit dem normalen Aftobus fahren müssen, aber darüber hatte ich vorher gar nicht nachgedacht… Nummer 16 ist Nummer 16, warum sollte der Trolleybus anders fahren?

Ich werde schließlich zu Marschrutka Nr. 17 geschickt, die mich zu Nr.14 weiterleitett.

Auch diesem Fahrer zeige ich mein Ziel bei Google und nenne die Adresse auf Russisch. Er zuckt mit den Schultern und sagt, er verstehe nichts. Nachdem ich die Straße dreimal wiederholt habe, nickt er und bittet mich, Platz zu nehmen.

Wieder verfolge ich die Fahrt über das Handy und jetzt sieht es sehr gut aus. Nach einer Stunde etwa sehe ich, dass ich mich von meinem Ziel entferne und bitte den Fahrer, mich an der nächsten Haltestelle aussteigen zulassen; besser ein längerer Fußmarsch als wieder vollkommen falsch zu sein. Google sagt, noch 37 Minuten bis zu meinem Ziel. Eingewickelt in Mantel, Mütze und Schal und dem Körpergefühl einer übergewichtigen Raupe stapfe ich durch den Schnee und frage mich, wie lange es wohl dauert, bis einem die Zehen abfrieren. Mein Handy hat noch 10% Akku.

Endlich finde ich die richtige Straße und auch fast die richtige Nummer (56). Ich sehe nur 54, 58 und 60, laufe zweimal um den Block und bekomme ein mulmiges Gefühl. Gut, dann eben Hilfe suchen, denke ich und rufe Antje, die Leiterin des Projekts an, aber auch nach mehreren Versuchen nimmt sie nicht ab. Die anderen Freiwilligen, die schon in Gomel sind, schlafen noch. Lotti, die Freiwillige, die in Gomel wohnt, stellt die Vermutung an, dass ich viel zu weit weg vom Zentrum bin und rät mir, einen Bus zurück zum Bahnhof zu suchen. Ich habe noch 3% Akku, deswegen schreibe ich jetzt erstmal Mama, die mir wenigstens sagt, dass ich ruhig bleiben soll. Ich frage die Passant*innen in furchtbar schlechtem Russisch nach dem richtigen Haus, aber niemand versteht mich und die Fragen, die sie mir stellen, kann ich wiederum nicht beantworten.

Jetzt ergreift mich die Panik. Das könnte der Inhalt eines Alptraums sein, es ist ein quälendes Gefühl, sich nicht ausdrücken zu können.

Dann kommt die Rettung: Ich sehe eine Schule und habe gleich mehrere Einfälle: Strom, Wärme und –das Beste- Englischlehrer*innen!

Ich komme also völlig aufgelöst in die Eingangshalle und versuche dem netten Herrn mit Wortfetzen und Zeichensprache zu schildern, was los ist und was ich möchte.

Er lächelt mich an, sagt, dass ich mich beruhigen soll (zumindest entnehme ich das seinem Tonfall, und seiner Körpersprache. Er könnte auch sagen, dass er dann jetzt die Pistole holt, um Russisch Roulette zu spielen), nimmt mir Tasche und Mantel ab und zeigt mir eine Steckdose. Dann verschwindet er und kommt nach fünf Minuten mit einer jungen Frau wieder, die mich mit den Worten „You‘ve asked for an English teacher?“ begrüßt und ich atme tief durch, bevor ich ihr erkläre, wer ich bin, was ich hier mache und vor allem, wo ich hin muss.

Sie nickt lächelnd, versichert, dass alles gut wird und nimmt mich mit ins Büro der Schulleiterin, wo mir Tee und Kekse angeboten werden. Dann ruft sie in der Uni an und erklärt, dass jemand kommt, um mich abzuholen. Dann entschuldigt sie sich, weil sie in ihren Unterricht muss, lässt mich aber nicht alleine, sondern sorgt für Gesellschaft und bietet mir sogar an, die Schulbibliothek zu besuchen, sagt aber dazu, dass ich mich auch einfach beruhigen und den Tee trinken kann, was ich dann auch mache.

Nach einigen Minuten kommt eine weitere sehr sympathische Frau, die zwar nur Russisch spricht, aber so langsam und deutlich, dass ich mich schon fast richtig mit ihr unterhalten kann. Sie zeigt keine Spur von Ungeduld oder Entnervung, stattdessen hilft sie mir, meine Tasche zu tragen. Diese grenzenlose Gastfreundschaft beeindruckt mich zutiefst. Wäre das in Deutschland auch so selbstverständlich?

Ich betrete das Wohnheim, an dem ich vorher etwa zehnmal vorbeigelaufen war, sehe die deutsche Flagge auf dem Badge einer Studentin und freue mich wie noch nie über das Schwarz-Rot-Gold. Hier muss ich richtig sein.

Nach 5 Stunden sehe ich endlich Amelie und Tabea, die noch verschlafen und im Schlafanzug sind.

Am liebsten würde ich mich jetzt auch hinlegen und in Tränen ausbrechen, aber wir beschließen, etwas essen zugehen und danach findet eine private Führung durch eine Schokoladenfabrik statt (ich habe zwei Tage vorher beschlossen, weniger Zucker zu essen, um Diabetes zu vermeiden).

Aladdin und die Schokoladenfabrik

Nach dem Abendessen darf ich aber auch nicht schlafen; es findet ein Tanzworkshop statt, in dem wir unter anderem griechische Volkstänze lernen. Das Schönste, was ich mir in meinem Zustand vorstellen kann. Wäre ich wacher und fitter, hätte ich sicher mehr Spaß!

Freitag bleibt auch nicht viel Zeit, um auszuschlafen; der erste Seminartag beginnt.

Morgens kommt der Botschafter zu Besuch und es gibt eine kleine Podiumsdiskussion mit einer orthodoxen, einer katholischen und einer evangelischen Studentin (vorher hat Antje ein Seminar zum Thema Reformation geleitet).

Ich beschließe, dass es okay und allenfalls amüsant ist, wenn deutsche Muttersprachler, die fließend Russisch sprechen, bei einigen komplizierten Wörtern an ihre Grenzen stoßen und dass es im Grunde unwichtig ist, welcher Religion oder Konfession man angehört, trotz bestehender Unterschiede, die aber jeder für sich selbst ausmachen und definieren kann.

Ich soll mit Lotti mein Seminar zum Thema Trümmerliteratur halten. Allerdings muss ich dafür den Weg vom Wohnheim zur Uni finden, und zwar alleine. Der Goldfisch in mir erwacht und es endet damit, dass Lotti mir am Telefon verständlich macht, wo ich mich befinde, während sie mir gemeinsam mit einigen Teilnehmern aus dem Fenster zuwinkt. Ich schaffe es aber noch und das Seminar kann losgehen… Nach drei Minuten wird mir bewusst, dass die Idee, einfach mal ein Referat über das Individuum in der Gesellschaft vor dem Hintergrund der Werke Frischs vorzubereiten, nicht die beste war. Am Ende macht es aber trotzdem Spaß und ich merke, dass es doch  ganz cool sein kann, Lehrerin zu sein, wenn man  mal spannende Sachen thematisiert und interessierte Zuhörer*innen hat, die kreative Ideen entwickeln.

Hier lernen wir Ivan kennen, der ziemlich gut mitarbeitet und noch besser Deutsch spricht. Allerdings lächelt er uns durchgehend an – bei einem Vortrag über Trümmerliteratur dezent irritierend-, aber später erfahre ich, dass er in dieser Situation leicht angeheitert gewesen ist (das Seminar hat um 14:00 Uhr begonnen).

Nachmittags finden weitere Seminare statt; Amelie und Tabea haben glaube ich ein ziemlich aufregendes zum Thema Weihnachten samt selbstgemachten Schoko-Crunchies und Rezeptbuch.

An diesem Abend geht es in die Sauna in Antjes Hotel; wir waren eigentlich gar nicht eingeladen, was die Situation zunächst ziemlich unangenehm macht, aber das hat sich bald erledigt, weil sie uns herzlich gerne mitnimmt und dann wird es ein wirklich schöner Abend mit Pool, belarussischer Banja (inklusive Birkenzweig-Behandlung dank Antje) und leckerem Essen. Nachts fallen wir alle in unsere Betten und schlafen wie Steine.

Der nächste Tag wird entspannter: Amelie, Tabea und ich helfen Franziska (einer DAAD-Mitarbeiterin, die normalerweise in der Türkei arbeitet und nur zu Besuch da ist) morgens in einem Musikseminar, indem wir unter anderem mit den Teilnehmer*innen das Fliegerlied tanzen (man muss sich nur darauf einlassen). Nachmittags verfassen wir mit den Studierenden Bravo-Love-Stories in Jugendsprache („Lass ma‘ ’ne Pizza reinzieh’n.“ „Nee, von Salat schrumpft der Bizeps, lieber `n Game starten, Diggi.“ „Chill ma‘ deine Base, Bro, Pizza is‘ doch fresher Shit!“).

Im Anschluss geht es dann mit Ivan und Albert (ein weiterer Student, der laut meiner Deutschlehrerin in Orscha so ziemlich alle Kulturweitfreiwilligen kennt) in den nächsten Supermarkt, um dort für den Abend vorzusorgen, denn es wird eine Party geben. Vorher aber das Abendprogramm: Zu Beginn des Seminars waren alle Teilnehmenden in Gruppen aufgeteilt worden, um jeweils ein Märchen einzustudieren und jetzt werden ebendiese vorgeführt. Unser persönlicher Favorit ist ein sehr emanzipiertes Dornröschen, das genau weiß, was es will und diese Gruppe gewinnt dafür auch einen kleinen Preis.

Die Party ist deshalb ziemlich besonders, weil irgendwie alle mit allen tanzen; in einem großen Kreis und es ist dabei völlig egal, woher wir kommen und wie gut oder schlecht wir die Sprache der anderen verstehen. Ich glaube, das sind Momente, die es viel öfter geben sollte: Warum zieht man ständig die Grenzen in der Welt nach und isoliert sich, warum gibt es so viel Gegeneinander und warum muss ständig über Unterschiede gesprochen werden? Warum kann man nicht einfach zusammen feiern? Nachdem in der Uni Schluss ist, fahren wir  weiter in die Hotelbar (ein Taxi mit 13 Personen geht klar) in der eine Liveband spielt (ich gebe zu, dass mir an diesem Punkt ziemlich egal ist, welche Musik gerade gespielt, Hauptsache, ich kann tanzen).

Gegen drei laufen wir zurück ins Wohnheim (diesmal kann sich mein Goldfischinstinkt ja auf die anderen verlassen) und trotz Alkohol ist mir eiskalt, vermutlich hängt das auch mit meiner unglaublichen Müdigkeit zusammen. Wieder einmal schlafe ich schon, bevor mein Kopf das Kissen berührt. Eigentlich will ich Sonntagmorgen zurückfahren, aber erstens gefällt mir das Seminar so gut, dass ich auch noch gerne die Rallye mitbekomme, zweitens würde ich mich auch im nüchternen Zustand nochmal verabschieden und drittens habe ich so Menschen, sie mich sicher zum Bahnhof bringen; Ivan kauft mir in Minsk noch schnell ein Ticket für den Zug nach Orscha, der in drei Minuten abfährt.

Zu Hause (mittlerweile fühlt sich meine Wohnung in Orscha ein bisschen danach an) angekommen falle ich in einen tiefen, langen Schlaf.

Hier sind jetzt Ferien und für nächstes Wochenende haben Zoe, Amelie, Lotti, Tabea, Chiara und ich ein kleines Ferienhaus am Rande der Stadt (natürlich wieder mit Banja 😀 ) gemietet und ich freue mich jetzt schon. Irgendwie sind wir mittlerweile ein eingespieltes Team und Freunde geworden.

Ich melde mich, sobald ich die Zeit finde!

Bis dann und До свидания!

Eure Anna

Ein Gedanke zu “Das entspannte Jahr nach dem Abi…

  1. Servus Anna,
    du tappst ja wirklich von einem Abenteuer ins nächste! Respekt, du hast dich in deiner verkorksten Situation gut geschlagen! „Er könnte auch sagen, dass er dann jetzt die Pistole holt, um Russisch Roulette zu spielen“ ist der mit Abstand lustigste Satz den ich bisher in einem Blog lesen durfte 😀 Auf die Banjs bin ich voll neidisch, ich hoffe ich bekomme auch nochmal Gelegenheit…

    Ansonsten liebe Grüße, mach in dem Spirit weiter wie bisher!
    Roman

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